Arvid Lindman

Arvid Lindman
Arvid Lindman

Salomon Arvid Achates Lindman (* 19. November 1862 in Uppsala; † 9. Dezember 1936 über England bei einem Flugzeugabsturz) war ein schwedischer Konteradmiral, Politiker und zweimaliger Ministerpräsident von Schweden (Sveriges Statsminister).

Inhaltsverzeichnis

Berufliche Laufbahn

Der Sohn eines Fabrikdirektors begann zunächst von 1882 bis 1892 eine Laufbahn als Marineoffizier, deren Höhepunkt er 1907 mit der Ernennung zum Konteradmiral der Reserve erreichte.

Nach dem Ausscheiden aus dem Marinedienst wurde er 1892 Chief Operating Officer (CEO) des Holz- und Stahlindustriekonzerns AB Iggesunds Bruk in Hälsingland. Danach war er von 1903 bis 1923 in gleicher Position im Konzern AB Strömbacka Bruks tätig.

Zugleich wurde er 1904 Generaldirektor der staatlichen Telefongesellschaft Televerket und übte dieses Amt bis 1907 aus.

Politische Laufbahn

Abgeordneter und Minister

Im Juli 1902 lehnte er zunächst das Angebot von Erik Gustaf Boström ab, als Finanzminister in dessen Kabinett einzutreten.

1905 wurde er jedoch zum Abgeordneten der Ersten Kammer (Första kammaren) des Reichstages. Zugleich trat er im August 1905 als Marineminister in das Kabinett von Christian Lundeberg.[1] Dieses Amt übte er bis zum Rücktritt Lundebergs am 8. November 1905 aus.

Ministerpräsident von 1906 bis 1911

Nach dem Rücktritt der Regierung von Karl Staaff wegen der ungeklärten Frage des Wahlrechts wurde er von König Oskar II. am 29. Mai 1906 zu dessen Nachfolger als Ministerpräsident von Schweden (Sveriges Statsminister) ernannt. Zugleich war er 1907 kurzzeitig auch Kriegsminister in seinem Kabinett.[2]

Lindman, der eine moderat konservative Regierung bildete, bemühte sich wie seine Vorgänger Christian Lundeberg und Staaff um eine Lösung des Wahlrechtsproblems. In einer Wahlrechtsreform wurde schließlich 1907 das Allgemeine Wahlrecht für Männer (mit gewissen Beschränkungen) für die Zweite Parlamentskammer eingeführt und auch die Erste Kammer wurde teilweise demokratisiert. Die Klassengegensätze waren jedoch groß und der Generalstreik von 1909 vertiefte den Graben zwischen Sozialdemokraten und Liberalen beziehungsweise Konservativen.[3]

Andererseits setzte seine Regierung mehrere Reformen in der Industrie, Schulen und der Sozialpolitik durch. Zugleich bemühte er sich um eine Lösung der Verteidigungsfrage durch die Ernennung eines Verteidigungsausschusses, den Aufbau der Marine und eine internationale Stärkung Schwedens durch Abkommen von Nordsee- und Ostsee-Anrainerstaaten.

Durch die von seiner Regierung durchgesetzte Wahlrechtsreform gewannen jedoch bei den Reichstagswahlen von 1911 linksgerichtete Parteien, Liberale und die Sozialdemokratische Partei die Mehrheit.

Aus diesem Grund trat er am 7. Oktober 1911 zurück und wurde durch seinen Vorgänger Karl Staaff als Ministerpräsident abgelöst.

Oppositionsführer und Außenminister

Anschließend war er Abgeordneter der Zweiten Kammer (Andra kammaren) des Reichstages.

In dieser war er von 1912 bis 1935 als Vorsitzender der gemäßigten Sammlungspartei Allmänna Valmansförbundet (Allgemeiner Wählerbund) zugleich auch Vorsitzender der rechtsgerichteten Fraktionen des Reichstages.[4] Als solcher schlug er König Gustav V. sowohl Hjalmar Hammarskjöld als auch Carl Swartz als Ministerpräsident vor, um dadurch den wesentlich konservativeren Führer der rechtsgerichteten Fraktionen in der Ersten Kammer, Ernst Trygger, als Ministerpräsident zu verhindern.

Swartz berief ihn von März bis Oktober 1917 auch zum Außenminister in sein Kabinett.

Nach einer erneuten Wahlrechtsreform in den Jahren 1918 bis 1921, die letztlich auch zur Einführung des Frauenwahlrechts führte, begann er mit der Modernisierung des Allgemeinen Wählerbundes sowie der Wahlkämpfe. Hierzu setzte er nicht nur Flugzeuge zum Erreichen von Wahlkampforten sondern auch Wahlplakate ein.

Ministerpräsident von 1928 bis 1930

Arvid Lindman (links) auf dem Hof des Stockholmer Schlosses nach der Vereidigung seines 2. Kabinettes mit den Ministern Ernst Trygger (Außen), Claes Lindskog (Erziehung) und Sven Lübeck (Gesundheit und Soziales) im Jahr 1928.

Nach dem hart geführten Wahlkampf von 1928, der zu massiven Verlusten der Sozialdemokratischen Partei und mit 29,4 Prozent der Wählerstimmen zum besten Wahlergebnis in der Parteigeschichte führte, ernannte ihn König Gustav V. am 1. Oktober 1928 zum Ministerpräsidenten.

Allerdings konnte er lediglich ein Minderheitskabinett bilden, da die Liberale Partei und die Freidenkerpartei eine Regierungsbeteiligung ablehnten. Während seiner Regierung bemühte er sich insbesondere um die Beendigung der ständigen Streiks und Aussperrungen in der Zeit der aufkommenden Weltwirtschaftskrise.[5]

Am 6. Juni 1930 musste er als Ministerpräsident zurücktreten, nach dem die Freidenkerpartei und die Sozialdemokratische Partei seine Pläne zur Erhöhung der Verbrauchssteuer auf Getreide ablehnten.

Als er 1935 als Vorsitzender des Allgemeinen Wahlmännerbundes zurücktrat wurde er wegen seiner politischen Leistungen auch vom Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei und damaligen Ministerpräsidenten Per Albin Hansson gewürdigt.

Weblinks und Hintergrundliteratur

 Commons: Arvid Lindman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Allgemeine biographische Informationen

Hintergrundliteratur

  1. Liste der schwedischen Marineminister
  2. Liste der schwedischen Kriegsminister
  3. Der Durchbruch der Demokratie (1907–1920), in: Geschichte Schwedens
  4. Vorsitzende der Moderaten Sammlungspartei seit 1904
  5. Die Zwischenkriegszeit (1920–1939), in: Geschichte Schwedens

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Arvid Lindman — 12th Prime Minister of Sweden In office 29 May 1906 – 7 October 1911 Monarch Oscar II Gustaf V …   Wikipedia

  • Arvid Lindman — Saltar a navegación, búsqueda Arvid Lindman 12.º Primer Minis …   Wikipedia Español

  • Lindman — ist der Familienname folgender Personen: Åke Lindman (1928–2009), finnischer Fußballspieler und Schauspieler Arvid Lindman (1862–1936), schwedischer Konteradmiral, Politiker und Premierminister Bo Lindman (1899–1992), schwedischer Moderner… …   Deutsch Wikipedia

  • Arvid (given name) — For the data backup method, see ArVid. Arvid, Arved or Arnvid is a male given name, most common in Scandinavia. It is derived from Old Norse Arnviðr[1] and means forest of eagles .[2] People named Arvid include: Arvid Andersson, various Olympic… …   Wikipedia

  • Arvid Posse — Graf Arvid Rutger Fredriksson Posse (* 15. Februar 1820 auf Schloss Rosendal, Gemeinde Helsingborg; † 24. April 1901 in Stockholm) war ein schwedischer Politiker und …   Deutsch Wikipedia

  • Arvid Posse — Count Arvid Posse 2nd Prime Minister of Sweden In office 19 April 1880 – 13 June 1883 Monarch …   Wikipedia

  • Lindman — Lịndman,   Arvid, schwedischer Politiker, * Österby (bei Uppsala) 19. 9. 1862, ✝ (Flugzeugabsturz) Croydon (heute zu London) 3. 12. 1936; 1882 92 Marineoffizier, danach in der Industrie tätig; gehörte 1905 11 der Ersten Kammer des Reichstags an …   Universal-Lexikon

  • Wahl zum Schwedischen Reichstag 1908 — Arvid Lindman war Ministerpräsident von 1906 bis 1911 und von 1928 bis 1932 Im September 1908 fand eine Wahl zur Zweiten Kammer des Schwedischen Reichstags statt. Nach der Wahlrechtsreform von 1907 galt erstmals ein Allgemeines Wahlrecht für… …   Deutsch Wikipedia

  • Wahl zum Schwedischen Reichstag 1928 — Arvid Lindman, der bereits Ministerpräsident von 1906 bis 1911 gewesen war, begann nach dieser Wahl eine zweite Amtszeit von 1928 bis 1930 Die Wahl zur Zweiten Kammer des Schwedischen Reichstags fand am 15. September 1928 in Göteborg und einigen… …   Deutsch Wikipedia

  • ЛИНДМАН — (Lindman), Соломон Арвид Ахатес (19.IX.1862 9.XII.1936) швед. гос. и военный деятель, крупный промышленник. С 1907 контр адмирал. Избирался деп. 1 й (1905 11) и 2 й (с 1912) палат риксдага. В 1905 воен. мор. мин., в 1906 11 премьер… …   Советская историческая энциклопедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”