- Erik Gustaf Boström
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Erik Gustaf Boström (* 11. Februar 1842 in Stockholm; † 21. Februar 1907 ebenda) war ein schwedischer Politiker und zweimaliger Ministerpräsident von Schweden (Sveriges Statsminister).
Inhaltsverzeichnis
Familie, Studium und berufliche Laufbahn
Boströms Familie war verwandt mit dem Erweckungsprediger und Begründer des Laestadianismus, Lars Levi Læstadius. Sein Großvater nahm jedoch den Familiennamen Boström an. Sein Vater Eric Samuel Boström war Präsident des Bezirksgerichts Stockholm. Sein jüngerer Bruder Filip August Boström war Regierungspräsident der Provinz Södermanland. Sein Onkel Christopher Jacob Boström war Professor der Philosophie an der Universität Uppsala und hatte maßgeblichen Einfluss auf die Philosophie Schwedens.
Boström selbst begann 1861 ein Studium an der Universität Uppsala, das er jedoch bereits 1863 nach dem Tode seiner Mutter beenden musste, um den elterlichen Besitz in Östanå zu verwalten, da sein Vater bereits 1854 verstorben war. Als junger Mann wich er der Absolvierung der Wehrpflicht durch die Zahlung einer Freikaufsumme aus. Im Laufe der Zeit wurde er ein erfolgreicher Farmer.
Durch seine Heirat wurde er 1871 darüber hinaus Schwiegersohn des Richters und Kabinettministers Ludvig Almqvist.
Politische Laufbahn
Reichstagsabgeordneter
Boström begann seine politische Laufbahn im Januar 1870 mit der Wahl zum Mitglied des Provinziallandtages von Stockholm, dem er bis 1891 angehörte und deren Vorsitzender er sechs Jahre war. Daneben war er als Farmer auch Mitglied des Exekutivkomitees der Agrarischen Gesellschaft der Provinz Stockholm.
1875 erfolgte seine Wahl zum Abgeordneten der Zweiten Kammer (Andra kammaren) des Reichstages. Während seiner bis 1893 dauernden Parlamentszugehörigkeit war er schnell einer der führenden Befürworter der Schutzzollpolitik, die er insbesondere als Mitglied des Ausschusses für Wege und Meinungen sowie des Bankenausschusses forderte.
Des Weiteren war er von 1887 bis 1890 Vorsitzender des Bewilligungsausschusses.
Nach seinem Ausscheiden aus der Zweiten Kammer war er von 1893 bis zu seinem Tod als Vertreter des Bezirks Stockholms Abgeordneter der Ersten Kammer (Första kammaren).
Ministerpräsident von 1891 bis 1900
Am 10. Juli 1891 wurde er als Nachfolger von Gustaf Åkerhielm von König Oskar II. erstmals zum Ministerpräsidenten ernannt. Zwischen dem 6. November 1894 und dem 15. März 1895 war er darüber hinaus auch Finanzminister.[1]
Der Gutsbesitzer Boström, der konservativ und ein eifriger Vertreter von Schutzzöllen, war zugleich in staatsmännischen Fragen eine unbestrittene Kapazität. Er galt als Freund der Union mit Norwegen.[2] Doch erklärte sich die schwedische Regierung entschieden gegen die von Norwegen geforderte Einsetzung von besondern norwegischen Gesandten im Ausland, da dies mit der Union unvereinbar sei. Auf der Sitzung des Reichstages vom 20. Januar 1892 wurde eine neue Heeresordnung vorgelegt,[3] die jedoch erst nach einigen Änderung 23. Nov. zur Annahme gelangte. Danach wurde das Land in 6 Armeebezirke eingeteilt, die Wehrpflicht auf 20 Jahre ausgedehnt und die Übungszeit auf 90 Tage festgesetzt.
Wie in fast allen europäischen Staaten kam es auch in Schweden zu einem Anwachsen der Sozialdemokratie, die man unter der Regierung von Gillis Bildt 1889 durch ein Arbeiterschutzgesetz zu bekämpfen suchte sowie durch eine Verschärfung des Strafgesetzes, wodurch strengere Strafen für Aufforderungen zu Gewalttätigkeiten festgesetzt wurden. Sowohl die Sozialdemokraten als auch radikale Parteien setzten sich für ein allgemeines Wahlrecht ein. Um hierfür Propaganda zu machen, versammelte sich am 13. März 1893 ein so genannter «Volksreichstag» in Stockholm, der von allen vom Wahlrecht Ausgeschlossenen gewählt war und Petitionen zur Erreichung des allgemeinen Stimmrecht an den Ministerpräsidenten, die Kammern und den König richtete.
Die Antwort, die der König erteilte, war nicht direkt abweisend, dagegen setzte er um so energischern Widerstand den Bestrebungen der norwegischen Radikalen gegenüber, die auf eine Lösung des Unionsverhältnisses zwischen Schweden und Norwegen hinarbeiteten. Dabei bekam der König Unterstützung der beiden Kammern, die sich mit großen Mehrheiten im April 1893 gegen die norwegische Forderung der Trennung des Konsulatswesens aussprachen.
Schließlich erregte ein Regierungsvorschlag umfangreiche Debatten, wonach die Zahl der Abgeordneten, die bisher mit der Bevölkerungszunahme ebenfalls zugenommen hatte, endgültig festgelegt werden sollten. Durch Beschluss des Reichstages vom 1. März 1894 die Mitgliederzahl der Ersten Kammer auf 150, die der Zweiten auf 230 festgesetzt (150 Abgeordnete von Städten, 80 vom Lande). Des Weiteren wurde am 9. Dez. 1894 der 300. Geburtstag von König Gustav II. Adolf als ein nationaler Festtag begangen.[4] 1897 wurde mit Karl Hjalmar Branting der erste Sozialdemokrat in den Reichstag gewählt. Im folgenden Jahr schlossen sich 16 Einzelgewerkschaften zur Landsorganisationen i Sverige (LO) zusammen, der als Gegenreaktion 1902 zur Gründung des Arbeitgeberverbandes führte.
Letzte wichtige Entscheidungen während seiner ersten Amtszeit waren der Beschluss des Reichstages im Jahr 1900 wegen der guten Verkehrsverbindungen und der günstigen geographischen Lage rund um Stadt Boden eine große Festung zu bauen sowie die Einrichtung eines Ministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Fischerei (Jordbruksdepartementet).
Am 12. September 1900 trat Boström nach Wahl- und Abstimmungsniederlagen zurück.
Nach dem Ende seiner ersten Regierungszeit war er von 1900 bis zu seinem Tod 1907 Vorstandsvorsitzender der Nobelstiftung.[5]
Ministerpräsident von 1902 bis 1905
Am 5. Juli 1902 wurde er vom König als Nachfolger von Fredrik von Otter zum zweiten Mal zum Ministerpräsident berufen.
Während seiner Amtszeit wurde 1903 die so genannte Erzbahn (Malmbanan) fertig gestellt, die von Südosten nach Nordwesten vom schwedischen Luleå am Bottnischen Meerbusen über die Eisenerzabbaugebiete von Malmberget und Kiruna (nördlich des Polarkreises gelegen) zum norwegischen Hafen Narvik, wo sich auf 68° 26' nördlicher Breite der nördlichste Bahnhof Westeuropas befindet, verläuft.
Seine zweite Amtszeit war jedoch schon bald geprägt von der Krise der Schwedisch-Norwegischen Union.
Aus diesem Grund trat er am 13. April 1905 zurück und wurde von Johan Ramstedt abgelöst.
Kanzler der Schwedischen Universitäten
Nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident wurde er 1905 Kanzler der Universitäten Lund und Uppsala.
In dieser Funktion bemühte er sich vergeblich um die Aufhebung des Lehrauftrages von Bengt Lidforss, der nicht nur außerordentlichen Professor für Botanik und Biologie an der Universität Lund, sondern insbesondere einer der ideologischen Führer der Sozialistischen Bewegung war.
Nach dem ihm der Entzug der Lehrbefugnis nicht gelang, trat er vorübergehend zurück, nahm aber bald darauf sein Amt als Kanzler wieder an und übte dieses dann auch bis zu seinem Tod aus.
Weblinks und Hintergrundliteratur
Allgemeine biographische Informationen
- Lexikoneintrag im Nordisk familjebok (1876–1926) (schwedisch)
- Biografien der Ministerpräsidenten und deren Kabinette
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Lista över Sveriges finansministrar – Liste der Finanzminister in der schwedischsprachigen Wikipedia
- ↑ Bedeutung des Friedens von Kiel für Norwegen
- ↑ Schweden. In: Meyers Konversations-Lexikon, Ergänzungsband 1891–1892, Seite 820f
- ↑ Schweden (Geschichte). In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 14. Band, Seite 693–698 (hier S. 698).
- ↑ Vorsitzende und Exekutivdirektoren der Nobelstiftung
De Geer sen. | A. Posse | C.J. Thyselius | R. Themptander | G. Bildt | G. Åkerhielm | E.G. Boström | F. von Otter | E.G. Boström | J. Ramstedt | C. Lundeberg | K. Staaff | A. Lindman | K. Staaff | H. Hammarskjöld | C. Swartz | N. Edén | H. Branting | De Geer jun. | O. von Sydow | H. Branting | E. Trygger | H. Branting | R. Sandler | C.G. Ekman | A. Lindman | C.G. Ekman | F. Hamrin | P.A. Hansson | A. Pehrsson-Bramstorp | P.A. Hansson | T. Erlander | O. Palme | T. Fälldin | O. Ullsten | T. Fälldin | O. Palme | I. Carlsson | C. Bildt | I. Carlsson | G. Persson | F. Reinfeldt
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