Graeme Obree

Graeme Obree
Graeme Obree

Graeme Obree, auch Graham OBree (* 11. September 1965 in Nuneaton, England) ist ein schottischer Bahn- und Straßenradrennfahrer.

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Lebenslauf

Graeme Obree wurde im englischen Nuneaton geboren, weil sein schottischstämmiger Vater dort als Polizist stationiert war. Kurz nach der Geburt von Graeme zog die Familie zurück nach Schottland. Wegen des Berufes des Vaters wurde er früh zum Außenseiter; eine Rolle, die er sein Leben lang beibehielt. Der Radsport vermittelte ihm ein Gefühl von Stärke und Freiheit. Trotzdem erkrankte er als Jugendlicher an einer schweren Depression und beging einen Selbstmordversuch. Als sein älterer Bruder 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam, wurde Obree, bei dem inzwischen eine bipolare Störung diagnostiziert worden war, bei einem weiteren Selbstmordversuch gerettet.[1]

Im Januar 2011 machte Graeme Obree seine Homosexualität öffentlich, um damit einer Veröffentlichung in einer britischen Zeitung zuvorzukommen. Die Angst vor dem Bekanntwerden seiner Homosexualität habe ihn lange gequält und auch eine Rolle bei seinen beiden Selbstmordversuchen 1998 und 2001 gespielt[2]

Obree war verheiratet und hat zwei Kinder, die Ehe ist geschieden.

Rekordleistungen

1993 und 1994 stellte Graeme Obree Stundenweltrekorde im Bahnradfahren auf. In der Folgezeit nahm er auch vereinzelt an internationalen Straßenradrennen und besonders Rennen des Zeitfahrens teil. Außerdem hielt er den Weltrekord in der Einerverfolgung und war 1993 und 1995 Weltmeister in dieser Disziplin.

Einem Bericht vom 21. Mai 2009 zufolge plante Obree einen neuerlichen Weltrekordversuch Ende 2009 – mit der Übersetzung von 67:13 (ca. 30-35% höher als gewöhnliche Übersetzungen für einen solchen Rekordversuch).[3] Dieses Vorhaben musste er aber aufgeben.[4]

Besonderheiten

Besonders hervorzuheben war neben Obress ungewöhnlicher Sitzposition auf dem Rennrad der Umstand, dass er das Rad selbst gebaut hatte und dabei sogar Lagerschalen einer alten Waschmaschine verwendet haben soll. Dieser Umstand ist nicht restlos geklärt, würde aber zu seinem unorthodoxen Typ passen, der des Öfteren zu Rennen mit dem Fahrrad anreiste und vor Ort im Zelt übernachtete.

Seine spezielle Sitzposition, bei der die Arme komplett an der Brust anlagen und der gesamte Oberkörper vornüber ragte, sorgte für besonders gute Strömungsverhältnisse und dürfte nebst seinen exzellenten Bahnqualitäten für die erzielten Rekorde hauptsächlich verantwortlich sein.

Regeländerungen

Obrees besondere Sitzhaltung gab der UCI Anlass zur Kritik und später einen Grund, seinen Rekord von 1993 im Nachhinein abzuerkennen. Von vielen Experten wurde bemängelt, dass die UCI speziell in diesem Fall zum Teil zu fadenscheinigen Argumenten gegriffen habe. So wurde im Nachhinein festgelegt, man müsse jederzeit zwischen den Armen und dem Brustkorb auf das Oberrohr sehen können, wogegen Obree verstoßen hatte. Internen Quellen war ferner zu entnehmen, dass einigen Verantwortlichen in der UCI der Selfmade-Man Obree nicht ganz geheuer war und man lieber einen repräsentativeren Fahrer, z. B. den smarten Briten und nachfolgenden Rekordinhaber Chris Boardman, an der Rangspitze gehabt hätte.

Obree gab sich jedoch nicht geschlagen und entwickelte ein neues Rad, das die Anforderungen der UCI erfüllte. Bei diesem Rad war der Lenker extrem weit nach vorne gebeugt, Obrees Arme waren nun gerade nach vorne gestreckt. 1994, ein Jahr nach seinem ersten Rekord, holte er sich mit der neuen Konstruktion den Weltrekord zurück.

Fakt ist, dass sich die UCI nach der explodierenden Zahl der Rekorde zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre veranlasst sah, der Rekordjagd etwas Einhalt zu gebieten, auch um den ständigen technischen Spezialanfertigungen entgegenzuwirken. Inzwischen wurden alle jüngeren Rekorde annulliert und festgelegt, dass neue Rekorde nur noch anerkannt werden, wenn sie mit weitgehend regulären Bahnrennrädern gefahren worden sind, die bestimmte äußere Merkmale einhalten müssen. Diese Merkmale entsprechen weitgehend dem Bahnrad von Eddy Merckx, mit dem er 1972 den Stundenweltrekord aufgestellt hatte.

Ehrungen

Im Dezember 2009 wurde Obree in die "British Cycling Hall of Fame" aufgenommen, im März 2010 folgte die Aufnahme in die "Scottish Sports Hall of Fame".[5] Ende Juli 2011 wurde in Auchincruive erstmals das Graeme Obree Classic Sportive ausgetragen.[6]

Verfilmung

Die Autobiographie von Graeme Obree wurde 2006 von Douglas Mackinnon unter dem Titel Flying Scotsman – Allein zum Ziel verfilmt.

Literatur

  • Graeme Obree: Flying Scotsman, Covadonga, September 2006, ISBN 3-936973-24-5 [Autobiographie aus dem Jahre 2003]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Graeme Obree: Flying Scotsman, Bielefeld 2006, S. 8ff.
  2. Obree: "Es war schwierig und es gab viele Tränen" auf radsport-news.com
  3. Weltrekordversuch Obree in bikeradar
  4. Aufgabe des Weltrekordversuches
  5. sshf.co.uk: "Six sporting legends honoured in Scottish Sports Hall of Fame" abgerufen am 25. August 2010 (englisch)
  6. Graeme Obree classic weekend auf carricktoday.co.uk, abgerufen am 14. August 2011 (engl.)

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