Gregor Rabinovitch

Gregor Rabinovitch

Gregor Rabinovitch, eigentlich Grigori Idelewitsch Rabinowitsch (russisch Григорий Иделевич Рабинович; * 13. August 1884 in Oranienbaum (Russland) bei Sankt Petersburg; † 31. Oktober 1958 in Zürich) war ein Grafiker und Karikaturist. Er lebte ab 1914 in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Gregor Rabinovitch wurde als Sohn jüdischer Eltern im nahe Sankt Petersburg gelegenen Oranienbaum geboren, seine Eltern stammten aus Vilnius. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Minsk. Ab 1904 studierte er Graphik in München sowie Architektur in St. Petersburg. Dem Wunsch seiner Eltern folgend nahm er ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Moskau auf, das er 1911 mit dem Doktorat abschloss. Ab 1912 lebte er, künstlerisch tätig, in Paris. Bei einer Reise nach Österreich mit seiner späteren Frau, der Malerin Stefanie von Bach, blieb er wegen des beginnenden Ersten Weltkriegs in Genf stecken. Einige Jahre später ließ er sich in Zürich nieder. Gregor Rabinovitch und Stefanie von Bach heirateten hier 1917, die Tochter Isa kam in demselben Jahr zur Welt. Er war stark in die Künstlergemeinschaft der Stadt integriert und verließ im Gegensatz zu zahlreichen anderen Emigranten auch nach Ende des Krieges 1918 die Schweiz nicht. 1929 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Zürich.

Rabinovitch bewegte sich in Kreisen sozial und politisch engagierter Künstler, zu seinen Freunden gehörten unter anderem Eduard Gubler und Otto Morach. Zu den Zürcher Dadaisten um Hugo Ball hielt er aber Distanz. Aus der Ferne sympathisierte er mit der Russischen Revolution. Bald begann er, im sozialdemokratischen „Volksrecht“ zu publizieren, ab 1922 arbeitete er für die Satirezeitschrift „Nebelspalter“, dem er bis in die 1950er Jahre treu blieb. Inhaltlich waren die Zeichnungen von Pazifismus und einem starken Engagement gegen den Faschismus geprägt, auch die schweizerische Politik war vor seiner spitzen Feder nicht sicher. Beides führte wiederholt zu Protesten und zu Auseinandersetzungen mit der Zensur. Nach dem 2. Weltkrieg wandte er, der noch 1934 die Sowjetunion positiv eingeschätzt hatte, sich einem Stalin angreifenden Antikommunismus zu.

Einen wichtigen und auch finanziell einträglichen Aspekt seiner Arbeit stellen die Exlibris (Bucheignerzeichen) dar. Auf Beruf, Stellung oder Wohnort des Auftragsgebers ging er mit Witz und Poesie ein. Ebenso machte er sich einen Namen mit Porträts von Zeitgenossen, welche er im Nebelspalter oder als Auftragsarbeiten zeichnete.

In den letzten Jahren musste er mit zunehmender Bitterkeit den Niedergang der politischen Karikatur in der Nachkriegszeit beobachten. Nach seinem Tod 1958 wurde er auf dem Friedhof Enzenbühl begraben. Sein Nachlass befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich.[1]

Werkauswahl

Mappen

  • Schrecken des Krieges, 6 Radierungen, Zürich 1915.
  • Jewish Agency, 36 Köpfe (vom 16. Zionistenkongress Zürich 1929), Lithographien, Zürich 1929.
  • "12 Akte", Lithographie, 30 nummerierte Mappen, Zürich 1933.
  • Die Mitglieder des Stadtrates, der Präsident und die Fraktionschefs des Gemeinderates (der Stadt Zürich). Im Auftrag des Stadtpräsidenten porträtiert, 1 Blatt, 19 Tafeln, Zürich 1954.

Buchillustrationen

Eigene Schriften

  • Die Kunst des Radierens, in: Schweizerland 6 (1920), S. 418-423.
  • Erinnerungen aus Kindheit und Jugend (Mit 33 Zeichnungen), Zürich 1944.

Literatur

  • Stefan Hausherr, Charles Linsmayer (Hrsg.): Traumgestalten. Das Exlibris-Werk von Gregor Rabinovitch. Mit einem biografischen Essay von Charles Linsmayer. Limmat-Verlag, Zürich 2006, ISBN 3-85791-515-3.
  • Markus Britschgi, Doris Fässler, Eva Korazija (Hrsg.): Gregor Rabinovitch, 1884-1958. Diopter Verlag für Kunst und Fotografie, Luzern 1993, ISBN 3-905198-13-4.
  • Eva Korazija; Joseph Bättig, Stephan Leimgruber (Hrsg.): Gregor Rabinovitch 1884-1958. Menschenbild zwischen den Kriegen. Graphische Sammlung der ETH, Zürich 1982.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachlass Rabinovitch Gregor (abgefragt am 18. Mai 2010)

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