Grevenbrück

Grevenbrück
Grevenbrück
Koordinaten: 51° 8′ N, 8° 1′ O51.1358333333338.0144444444445370Koordinaten: 51° 8′ 9″ N, 8° 0′ 52″ O
Höhe: 370–263 m ü. NHN
Fläche: 13,69 km²
Einwohner: 3.805 (30. Juni 2010)
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 57368
Vorwahl: 02721
Karte

Die Kölner Straße in Grevenbrück mit St. Nikolaus

Grevenbrück ist ein Ortsteil von Lennestadt im Kreis Olpe und liegt nahe der Mündung des Veischedebaches in die Lenne. Verkehrsmäßig ist Grevenbrück über die Bundesstraße 55 und die Bundesstraße 236 zu erreichen; in der Nähe liegen die Orte Elspe, Altenhundem und Bilstein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Altes Amtshaus in Grevenbrück, heute Museum der Stadt Lennestadt
Krieger-Ehrenmal Mälo
Glockenturm mit einem Nachguss der „Schweineglocke“

Der heutige Ort Grevenbrück ist aus den Teilen Förde und Grevenbrück entstanden. Der historisch bekanntere Ort ist Förde und dessen Burg. Förde lag um die katholische Kirche St. Nikolaus an der Veischede; heute erinnert daran noch der dortige Förder Platz. Grevenbrück lag gut 1 km weiter nördlich am Bahnhof in der Nähe der Lenne.[1] Am 24. Dezember 1930 wurde die damalige Gemeinde Förde in Grevenbrück umbenannt.[2] Grevenbrück verdankt seinen Namen der „Grafenbrücke“, einem wichtigen Lenneübergang, an dem sich die alten Fernwege „Römerweg“ und „Heidenstraße“ kreuzten. Eine erste hölzerne Brücke über die Lenne ist seit 1395 nachweisbar.

Im 12. und ersten Viertel des 13. Jahrhunderts war die Burg Förde Sitz der Edelherren von Gevore, welche die Grafengewalt im Bereich des südlichen Sauerlandes innehatten. Die Burg Förde war deshalb auch unter dem Namen Burg Gevore bekannt – später wurde der Name Peperburg allgemein gebräuchlich. Im Jahr 1225 verlegten die Edelherren von Gevore ihren Herrschaftssitz auf die neu errichtete Burg Bilstein. Die Burg Förde bzw. Peperburg wurde in der Folgezeit zunehmend dem Verfall überlassen. Heute sind nur noch Mauerreste des ehemaligen Herrschaftssitzes zu sehen. Auf Betreiben des Heimat- und Verkehrsvereins Grevenbrück e.V. konnten im Zeitraum 1980 bis 1986 unter der Leitung des Westfälischen Museums für Archäologie Ausgrabungen an der Burg durchgeführt werden. Die ca. 3000 zu Tage gebrachten Fundstücke konnten der Zeit zwischen 1150 und 1275 zugeordnet werden. Die Funde waren eine wichtige Grundlage für die Errichtung eines Heimatmuseums.

Das Museum der Stadt Lennestadt wurde schließlich im Jahr 1983 mit der Dauerausstellung „Moderne Zeiten – Vom Leben im Sauerland 1850 – 1955“ im Alten Amtshaus Grevenbrück eröffnet. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist im Jahre 1910 als Königlich Preußisches Katasteramt Förde im Kreis Olpe errichtet worden. Seit 1939 diente es über drei Jahrzehnte hinweg als Verwaltungssitz für das Amt Bilstein und wurde nach der Gemeindereform von 1969 noch von der Stadtverwaltung Lennestadt genutzt. Mit Fertigstellung des neuen Rathauses im Ortsteil Altenhundem im Jahr 1983 fand sich eine neue Verwendung des Gebäudes als Museum der Stadt Lennestadt. Wichtige Ausstellungsstücke sind neben einer Anzahl heimatbezogener Gegenstände, Bilder und Dokumentationen die bereits erwähnten Fundstücke der Grabungen an der Peperburg. Der Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück e.V. verpflichtete sich, den regelmäßigen ehrenamtlichen Aufsichtsdienst im Museum zu organisieren und sich um die Vervollständigung der Sammlung zu kümmern.

Von den Sehenswürdigkeiten des Ortes ist zunächst das „Kriegerdenkmal Mälo“ in der Nähe der St. Nikolauskirche zu erwähnen. Es trägt die kniende Abbildung des legendären Germanenfürsten Mälo und eine Marmortafel mit den Namen Gefallener aus dem Amt Bilstein in den Kriegen 1866 und 1870/71. Das Ehrenmal mit der Figur des Mälo wurde im Jahr 1904 von dem Grevenbrücker Bildhauer Franz Belke geschaffen, die Gedenktafel aus Marmor ist von dem heimischen Steinmetz Anton Vogt gefertigt worden. Das Denkmal ist im Jahr 1981 von einem auswärtigen Restaurator komplett renoviert worden. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist ein von einem örtlichen Unternehmer im Jahr 2002 gestifteter Nachguss der „Schweineglocke“ am Förder Platz. Das Original der Glocke stammt aus dem 12. Jahrhundert und befindet sich als eine der ältesten Glocken Westfalens im Westfälischen Landesmuseum Münster. Einer Sage nach soll die sog. Schweineglocke als Burgglocke auf der untergegangenen Burg Förde ( bzw. Peperburg) gedient haben und von Schweinen in einer sumpfigen Wiese wieder freigelegt worden sein.

Die im Jahr 1861 eröffnete Ruhr-Sieg-Strecke von Hagen nach Siegen wirkte sich (wie in den nahe gelegenen Orten Meggen, Elspe und Altenhundem) sehr positiv auf das wirtschaftliche Umfeld von Grevenbrück aus und begünstigte die Entstehung von Unternehmen der Eisen- und Metallbe- und –verarbeitung. Auch Handel und Handwerk profitierten von der Entwicklung. Der Bahnhofsbereich in Grevenbrück wird derzeit grundlegend saniert und modernisiert. Für den Autoverkehr wurde im Gleisbereich im Jahr 2002 eine Unterführung geschaffen. Eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer folgte im Jahr 2009.

Am 1. Juli 1969 wurde Grevenbrück in die neue Stadt Lennestadt eingegliedert.[3]

1879 wurde das Amtsgerichts Bilstein nach Förde verlegt. Nachdem es zwischenzeitlich Amtsgericht Grevenbrück hieß, wurde es 1969 mit der Gründung der Stadt Lennestadt in Amtsgericht Lennestadt umbenannt. 2006 wurde ein neues Gebäude errichtet.

Auswirkungen auf das wirtschaftliche Umfeld hatten für Grevenbrück u.a. auch: die Gründung der Kalkwerke Grevenbrück (1902), die Abwanderung des Betriebes Kruse Recycling GmbH und damit das Ende der langen Ära einer chemischen Fabrik in Grevenbrück (2001) sowie der Beginn der Rodungs- und Erschließungsarbeiten für das 45.000 m² große Gewerbegebiet auf dem Gelände der ehemaligen Chemischen Fabrik (2001).

Das Vereinsleben in Lennestadt ist vielfach von langer Tradition geprägt. Auf ein mehr als hundertjähriges Bestehen können acht Vereine aus den Bereichen Musik und Gesang, Wandern, Sport und Schützenwesen zurückblicken. Der im Jahr 1982 gegründete Karnevalsclub Grevenbrück ist durch seine Karnevalsumzüge am „Veilchendienstag“ über die Grenzen Grevenbrücks hinaus bekannt geworden.

Mit 3.805 Einwohnern zum 30. Juni 2010 ist Grevenbrück nach Altenhundem der zweitgrößte Ortsteil von Lennestadt.

Religion

Katholische Kirche

Pfarrkirche St. Nikolaus Grevenbrück
Kreuzberg-Kapelle

Der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung von Grevenbrück bekennt sich zum katholischen Glauben. Schon im 13. Jahrhundert wird Förde/Grevenbrück als Kapellengemeinde verzeichnet. Die Kapelle war Eigenkapelle der Edelleute von Gevore. Als erster Patron der zu einer Kirche erweiterten Kapelle wird später der hl. Nikolaus genannt. Hinzu kam seit dem Ende des 16. Jahrhundert als weiterer Patron der hl. Blasius. Im Jahr 1683 wurde die Kapellengemeinde Förde zu einer selbständigen Pfarrei mit den Dörfern Förde, Bonzel und Maumke erhoben. Die alte Kirche musste im Jahr 1886 einem Neubau weichen, Die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus wurde im neugotischen Stil errichtet und im Juli 1887 geweiht. Die Kirche verfügt u. a. über kunstvolle Schnitzwerke (Kommunionbänke, Kanzel, Hochaltar und Seitenaltäre), einen komplett erhaltenen Kreuzweg aus neugotischer Zeit sowie eine eindrucksvolle, im Jahr 1908 geschaffene Pieta. Aus Anlass des 100 jährigen Bestehens ihrer Pfarrkirche haben die Grevenbrücker im März 1987 fünf neue Bronzeglocken gießen lassen. Eine vollständige Innenrenovierung der Kirche wurde mit der Weihe eines neuen Altares am 4. Advent 1998 abgeschlossen.[4] Die Kirchengemeinde St. Nikolaus Grevenbrück gehört neben den Kirchengemeinden in Bilstein und Kirchveischede dem Pastoralverbund Veischedetal an. Leiter des Verbundes ist Pfarrer Heinrich Schmidt (St. Nikolaus Grevenbrück).

Im Jahr 1859 hatte die frühere Pfarrgemeinde Förde einen Kreuzweg mit 14 Stationen angelegt, der von Förde aus bis zum heutigen Kreuzberg in der Gemarkung Bonzel führte. Die letzte Station wurde ursprünglich als „Heiliggrab-Kapelle“ (heute: Kreuzberg-Kapelle) mit einer Darstellung „Christus auf dem Ruhebett“ errichtet. 1867 wurde mit einem Erweiterungsbau begonnen, doch wurde das Bauwerk noch im selben Jahr durch einen heftigen Sturm wieder zerstört. Der Wiederaufbau konnte im September 1870 vollendet werden. Aufgrund der schlechten Bausubstanz und des drohenden Zerfalls entschloss man sich im Jahr 1895 zu einem Abriss und kompletten Neubau.

Die dann in den Monaten Januar bis Juni 1898 unter Verwendung des alten Materials errichtete Kapelle hat die Zeit bis heute überstanden; sie wurde 1981 von Bonzeler Bürgern renoviert. Die Kapelle liegt einsam auf dem Kreuzberg zwischen Maumke und Grevenbrück; es handelt sich um einen kleinen neogotischen Putzbau mit dreiseitigem Chorabschluss, zweifach gestuften Strebepfeilern und offenem Glockendachreiter.

Zweimal im Jahr steht die Kreuzwegkapelle im Mittelpunkt. Bei der Blasius-Prozession zum Grevenbrücker Schützenfest bildet sie die zweite Station, am 15. August findet hier die traditionelle Feldmesse statt.[5]

Evangelische Kirche

Evangelische Kirche in Grevenbrück

Mit dem Bau der Ruhr-Sieg-Bahn kamen auch evangelische Eisenbahner- und Unternehmerfamilien aus dem Siegerland und aus Hessen in den östlichen Teil des Kreises Olpe. 1895 erbaute man in Grevenbrück eine evangelische Kapelle mit Schulhaus. 1927 wurde die evangelische Kirchengemeinde selbständig. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden zahlreiche evangelische Familien hier eine neue Heimat. Diese Entwicklung führte schließlich dazu, dass in Grevenbrück im Jahre 1965 eine neue evangelische Kirche errichtet wurde. Der schlicht gehaltene Innenraum bietet 150 Gläubigen Platz. Im Jahr 1988 wurde eine neue 27 Register umfassende Orgel installiert. Im Kirchturm befinden sich 3 Glocken, die Glockenschläge der Turmuhr künden den Bewohnern die Stunden.[6]

Panoramablick auf Grevenbrück

Blick auf Grevenbrück, links die Brennöfen der Kalkwerke

Einzelnachweise

  1. Preußische Kartenaufnahme 1:25000 (1891–1912, Neuaufnahme); online: Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  2. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  4. Höffer,Otto und Breer, Ralf, Kirchen und Kapellen in Attendorn, Lennestadt und Kirchhundem, Attendorn 1999 S. 88,89
  5. Höffer,Otto und Breer, Ralf, Kirchen und Kapellen, ebenda S. 104,105
  6. Höffer,Otto und Breer, Ralf, Kirchen und Kapellen, ebenda S. 92,93

Literatur

  • Zeittafel zur Geschichte von Grevenbrück-Förde (PDF-Datei), zusammengestellt von Jürgen Kalitzki, Herausgeber Heimat- und Verkehrsverein e.V., Grevenbrück 2007.
  • Der SWA zu Gast in Grevenbrück, In:Siegerland-Sonntagsanzeiger, 7. September 2008
  • Einst strategisch gut gelegen, In:Westfalenblatt Zeitung für den Kreis Olpe,30. Juli 2009
  • Lennestadt. Ein Platz zum Leben, Herausgeber Stadtmarketing Lennestadt e.V., Lennestadt, 2008
  • G. Becker: Grevenbrück. Zur Geschichte eines Kreuzungspunkts alter Fernwege im Sauerland; in: Jahresheft des Heimat- u. Verkehrsvereins Grevenbrück e.V., Heft Nr. 26/2007, S. 19ff.

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