Alfred Graf

Alfred Graf

Alfred Graf (* 30. April 1883 in Partenstein; † 24. November 1960 in Washington D.C.) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Rundfunkredakteur.

Leben

Alfred Graf wurde am 30. April 1883 in dem unweit Lohr am Main gelegenen Spessartdorf Partenstein als zehntes Kind des evangelischen Pfarrerehepaars August und Henriette Graf geboren und auf die Namen Alfred Georg Friedrich getauft. Sein am 9. Juni 1842 geborener Vater, war seit 1. Juli 1872 Pfarrer in Partenstein und Dekan des Bezirks Waizenbach. Ende Februar 1889 verließ er mit seiner Familie Partenstein und wurde am 1. März 1889 zum Pfarrer von St. Leonhard in Nürnberg bestellt. Den Umzug begründete er mit den besseren Bildungschancen in einer Großstadt für seine Kinder. Alfred Graf berichtet in seinem späteren Werk von einer glücklichen Kindheit und Jugend, die er zusammen mit seinen Geschwistern in dem kleinen Spessartdorf verleben konnte.

In Nürnberg besuchte Graf das Gymnasium, studierte anschließend in Tübingen und München und promovierte zum Dr. phil. Er unternahm ausgedehnte Reisen zu den klassischen Zielen des damaligen Bildungsbürgertums, so nach Italien, Griechenland, Ägypten und Palästina. Am Ersten Weltkrieg nahm er nach eigenen Angaben als Brigadeschreiber teil.

Graf heiratet am 2. April 1912 Johanna Zierlein. Am 16. März 1913 wurde dem Paar das einzige Kind Heinz geboren. Bis 1937 wohnte die Familie überwiegend in Nürnberg.

Graf arbeitete als freiberuflicher Schriftsteller und wurde am 18. Oktober 1912 Mitglied im Pegnesischen Blumenorden. Er war Vorstand der Nürnberger Volksbibliothek und betätigte sich als Theaterkritiker und Feuilleton-Redakteur beim „Fränkischen Kurier“. Die 1924 gegründete Sendestation Nürnberg des Bayerischen Rundfunks leitete Graf bis zu seiner Zwangsbeurlaubung 1933. Dieses faktische Berufsverbot hatte er seiner beharrlichen Weigerung zu verdanken, Mitglied der NSDAP zu werden. Da sich die politischen Verhältnisse in Deutschland nicht änderten, sondern sich immer radikaler entwickelten, entschloss Graf sich zusammen mit seinen inzwischen verheirateten Sohn Heinz, der in Dänemark studierte, 1937 nach Norwegen auszuwandern. Dort betrieben beide Familien einen Bauernhof in der Nähe von Oslo. Hier wurde auch Grafs Enkel Erlend am 21. Oktober 1939 geboren. Mit der Besetzung Norwegens durch die Wehrmacht am 9. April 1940 („Unternehmen Weserübung“), verließen die Grafs ihren Hof und gingen nach Schweden. In Stockholm bemühte man sich vergeblich um eine Aufenthaltserlaubnis für die USA oder Kanada. Nach monatelangem Waren erhielt Graf schließlich ein Reisevisa für Panama, so dass die Familien Stockholm im September 1940 verlassen konnten. Es folgte eine Reise um die halbe Welt über Leningrad, Moskau, Wladiwostok, Korea und Japan, bevor endlich das Reiseziel erreicht war. Aufgrund des nur zeitlich befristeten Visums für Panama, konnten die Grafs nur von Oktober 1940 bis September 1941 in Panama City verbleiben. Nach Erhalt eines unbegrenzten Visums für Ecuador, erfolgte der Umzug nach Quito im September 1941. Schließlich konnten beide Familien nach Ende des Zweiten Weltkrieges erst im Juni 1946 in ihr eigentliches Zielland, die USA, einwandern. Über New York City und Yonkers, wo die Familien bis 1947 lebten, zog man nach New Rochelle, das ihnen bis 1954 als Wohnort diente. Ein letzter Umzug erfolgte nach Takoma Park im Bundesstaat Maryland.

Lediglich einmal noch kehrte Alfred Graf zur Regelung persönlicher Angelegenheiten nach Deutschland zurück. In Washington D.C. ist er am 24. November 1960 einem Schlaganfall erlegen. Seine Frau starb 1976 in Sarasota/Florida. Wenige Monate später starb auch sein Sohn. Eine kleine Straße am Stadtrand von Nürnberg wurde „Alfred-Graf-Weg“ benannt.

Werke

  • Die soziale und wirtschaftliche Lage der Bauern im Nürnberger Gebiet zur Zeit des Bauernkrieges, in 56. Jahrbuch des „Historischen Vereins für Mittelfranken“, Nürnberg 1909
  • Schülerjahre. Erlebnisse und Urteile namhafter Zeitgenossen (Hrsg.), Berlin 1912
  • Sancte Laurenti! Die Geschichte eines Frankendorfes in der Franzosenzeit, 1916
  • Los vom Philologismus, 1921
  • Der Prophet (Drama), 1921
  • Gedichte, Nürnberg 1922
  • Muh, die Geschichte einer Kuh, Nürnberg 1922
  • Von der Minne Überlast. Die himmlische und irdische Liebe der Nonne Christina Ebnerin von Engelthal, Nürnberg 1922
  • König Frosch, 1924
  • Lebensspieler, 1924
  • Was Bubi werden will (mit Hans Dorner), 1925
  • Rumtumtibum, der große Windsheimer Weibersturm, 1925
  • Die Zwölf Raunächte, Nürnberg 1955
  • Das Haus im Tor, Nürnberg 1963

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alfred Graf von Waldersee — auf einer 1901 verschickten Postkarte Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von Waldersee (* 8. April 1832 in Potsdam; † 5. März 1904 in Hannover) war ein deutscher Offizier und preußischer …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Graf von Görtz-Wrisberg — (* 16. Februar 1814 in Hildesheim; † 29. Dezember 1868 in Dubuque, Iowa, USA) war ein deutscher Offizier und Politiker. Während der Revolution 1848/49 wirkte er zunächst als Abgeordneter der Zweiten Kammer der Preußischen Nationalversammlung und… …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Graf von Schlieffen — Alfred von Schlieffen Alfred Graf von Schlieffen (* 28. Februar 1833 in Berlin; † 4. Januar 1913 in Berlin) war ein Generalfeldmarschall im Deutschen Reich. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Graf von Schlieffen — [[Archivo:|thumb|Alfred Graf von Schlieffen.]] Alfred von Schlieffen Alfred von Schlieffen Mariscal Lealtad …   Wikipedia Español

  • Georg Friedrich Alfred Graf von Fabrice — Alfred von Fabrice Georg Friedrich Alfred Graf von Fabrice (* 23. Mai 1818 in Quesnoy sur Deûle bei Lille; † 25. März 1891 in Dresden) war ein sächsischer General der Kavallerie und von 1876 bis zu seinem Tod Vorsitzender des sächsischen …   Deutsch Wikipedia

  • Schlieffen, Alfred, Graf von — ▪ German military officer (count of) born Feb. 28, 1833, Berlin died Jan. 4, 1913, Berlin       German officer and head of the general staff who developed the plan of attack (Schlieffen Plan) that the German armies used, with significant… …   Universalium

  • Alfred Graf von Schlieffen — Jefe del Estado Mayor alemán en 1891. Su principal preocupación fue como enfrentar una posible guerra en dos frentes contra Rusia y Francia. En 1895 presentó su plan, el Plan Schlieffen, que fue aplicado por el ejército alemán en los primeros… …   Enciclopedia Universal

  • Alfred Waldersee — Alfred Graf von Waldersee auf einer 1901 verschickten Postkarte Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von Waldersee (* 8. April 1832 in Potsdam; † 5. März 1904 in Hannover) war ein deutscher Offizier und preußischer …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred von Waldersee — Alfred Graf von Waldersee auf einer 1901 verschickten Postkarte Alfred Heinrich Karl Ludwig Graf von Waldersee (* 8. April 1832 in Potsdam; † 5. März 1904 in Hannover) war ein deutscher Offizier und preußischer General …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred von Erbach-Fürstenau (1813–1874) — Alfred Graf von Erbach Fürstenau Raimund Alfred Friedrich Franz August Maximilian Graf von Erbach Fürstenau (* 6. Oktober 1813 in Fürstenau; † 25. Oktober 1874 in Bad Wildungen) war ein hessischer Standesherr und Politiker …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”