Guillaume de Lamboy

Guillaume de Lamboy
Graf Wilhelm von Lamboy

Guillaume de Lamboy (* um 1590, vermutlich in Flandern; † 12. Dezember 1659 auf Schloss Dimokur in Böhmen; auch Graf Wilhelm von Lamboy) war ein kaiserlicher Heerführer und General im Dreißigjährigen Krieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Familiäre Abstammung und Verbindungen

Guillaume (Wilhelm) de Lamboy stammte aus einem südniederländischen Geschlecht. Er war Herr der heute zu Belgien gehörenden Ländereien Kortessem (Gemeinde der Flandern-Provinz Limburg), Desseneer (vermutlich Ort bei Kortessem), Wintershoven (heute Teilgemeinde von Kortessem) und Croonendaal (heute Groenendaal und eines ca. 80 ha großes Waldgebiet bei Heemstede). 1634 wurde er in den Freiherrenstand erhoben, 1649 wurde er Reichsgraf.

De Lamboy war mit Sibille Bemmelberg (Boyneburg) Freiin von Hohenberg aus dem Haus Markbissingen in Schwaben verheiratet. Seine Schwester war die Äbtissin Anna Catharina de Lamboy (* 1609; † 1675), die der Abtei von Herkenrode in Hasselt (Belgien) vorstand.

Seine militärische Ausbildung absolvierte er in den spanischen Niederlanden und er gehörte zur Ritterschaft des Hochstiftes Lüttich.

Militärische Karriere

Seine militärische Karriere begann, als er unter dem kaiserlichen General Bucquoy zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges nach Deutschland kam und in Böhmen kämpfte. In der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 befehligte Lamboy als Oberst ein Reiterregiment, geriet jedoch schwer verwundet in schwedische Kriegsgefangenschaft. Nach einem Gefangenenaustausch wurde Lamboy für seine Tapferkeit in der Schlacht von Lützen von Kaiser Ferdinand II. mit einem Landgut in Böhmen belohnt und mit einem Handschreiben geehrt.

Lamboy blieb im Heer Wallensteins und gehörte am 12. Januar 1634 zu den Unterzeichnern des ersten Pilsener Reverses. Im Anschluss sagte er sich jedoch von Wallenstein los und wurde nach dessen Absetzung zum Generalquartiermeister ernannt und in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Nach der Schlacht bei Nördlingen (6. September 1634) blieb er mit seinen Truppen im Bereich der oberen Maingegend und nahm Kulmbach sowie nach mehrmonatiger Belagerung Coburg ein.

Belagerung Hanaus

Daten der Belagerung Hanaus an einer Hauswand in der Hanauer Lamboystraße

Die Festung Hanau bildete einen strategisch wichtigen Punkt, der weiterhin schwedisch besetzt war. Er sollte durch kaiserliche Truppen eingenommen werden. Im September 1635 begann unter Oberst Götz die Belagerung und wurde mit de Lamboys Eintreffen wenig später als strenge Blockade, die über ein Jahr dauerte, fortgeführt. Das Hauptquartier der kaiserlichen Truppen lag auf der südlichen Mainseite im Steinheimer Schloss. Insgesamt wurde Hanau von einem Gürtel aus zwanzig Schanzen, die durch Laufgräben verbunden waren, eingeschlossen. Zudem wurde je eine Brücke über Main und Kinzig geschlagen. Der schottische General Ramsay in schwedischen Diensten verteidigte mit seinen Truppen die Stadt, konnten jedoch nicht verhindern, dass der Blockadering sich enger zog.

Die lange Zeit der Blockade und der Mangel an Nahrungsmitteln führten zu Krankheiten und Seuchen, die eine hohe Zahl an Opfern unter den Einwohnern, den Flüchtlingen sowie den Angehörigen des Militärs forderten. Im gesamten Zeitraum wurden zwischen de Lamboy und Ramsay Verhandlungen wegen der Übergabe der Stadt geführt. Da de Lamboy jedoch die Übergabe Hanaus auf Gnade und Ungnade verlangte, weigerte sich Ramsay zu kapitulieren. Die eingeschlossenen Truppen erhielten am 13. Juni 1636 durch ein hessisch-schwedisches Heer unter der Führung des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel Verstärkung. Da die von General Gallas versprochene Unterstützung durch kaiserliche Truppen nicht eintraf, konnte Lamboy den Einschließungskreis nicht mehr halten und musste sich über den Main zurückziehen.

Die meisten Schanzen wurden von dem schwedisch-hessischen Entsatzheer gestürmt und eingenommen. Zu nennenswertem Widerstand der Kaiserlichen kam es nur in der südöstlich der Stadt gelegenen Morastschanze, die schließlich in aussichtsloser Lage durch den Oberstwachtmeister von Buddingen gesprengt wurde. Hieraus entwickelte sich später die Hanauer Sage, Lamboy habe sich nach missglückter Belagerung, auf Pulverfässern sitzend, im Lamboywald (Teil der Bulau), in die Luft gesprengt.[1]

Weiterer militärischer Weg

Noch im selben Jahr, 1636, kämpfte Lamboy unter Gallas in Burgund und am Oberrhein gegen französische Truppen sowie Herzog Bernhard von Weimar. Als Oberbefehlshaber kämpfte er dann in den Niederlanden und erzielte 1640 bei Arras und wenig später bei La Marsée in der Nähe Sedans glänzende Siege. Diesen Vorteil konnte er jedoch nicht nutzen, denn im Januar 1642 unterlagen seine Truppen in der Schlacht auf der Kempener Heide bei St. Tönis (in der Nähe von Krefeld) der neu gebildeten Armee unter der Führung von Jean Baptiste Budes de Guébriant und Lamboy geriet erneut in Gefangenschaft. Auch diesmal wurde er wieder ausgelöst und stand 1643 erneut an der Spitze seines Heeres. Am 14. Juni 1648 wurden de Lamboys Truppen in der letzten Feldschlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Grevenbroich durch hessische Truppen unter General Johann von Geyso nach fünfstündigem Kampf vernichtend geschlagen. Trotzdem konnte de Lamboy das belagerte Paderborn noch befreien.

Die letzten Jahre

Wilhelm von Lamboy, den Kaiser Ferdinand III. 1649 zum Generalfeldmarschall ernannt und in den erblichen österreichischen Grafenstand erhoben hatte, kehrte nach dem Westfälischen Frieden auf seine böhmischen Güter zurück.

Bis zu seinem Tod war Lamboy ein heftiger Kämpfer für die Gegenreformation und erreichte mit der Hilfe von Jesuiten und Dragonern, dass seine protestantischen Untertanen wieder zum katholischen Glauben übertraten.

Sonstiges

Anlässlich der Befreiung Hanaus am 13. Juni 1636 durch die hessisch-schwedischen Truppen wird jedes Jahr in Hanau (in der Regel am zweiten Juniwochenende) das Lamboy-Fest gefeiert. Es gehört damit zu den ältesten Volksfesten Deutschlands.

Quellenangaben

Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten, Hanauer Geschichtsverein, 1919 "Het Limburgse Geslacht Lamboy", 3 delen, Nijmegen 1982-1987. P.Eijkhout

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eckhard Meise: Der Dreißigjährige Krieg und Hanau. In: Auswirkungen einer Stadtgründung. Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Hanau, Wallonisch-Niederländische Gemeinde, Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V., Hanau 1997, S. 115; derselbe: Bernhard Hundeshagen - kein Denkmalschutz im Hanau des frühen 19.Jahrhunderts. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2006, S. 24.

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