Haiders Buberlpartie

Haiders Buberlpartie

Haiders Buberlpartie bzw. Haiders Buberl-Partie ist eine Bezeichnung für eine Gruppe von ehemals jungen österreichischen Politikern, die während der Zeit des politischen Aufstiegs von Jörg Haider (1986 bis 1999) dessen engsten Kreis bildeten. In späteren Jahren wurde die Bezeichnung Buberlpartie wiederholt auch für andere Gruppen nach gleichem Muster angewandt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale und Erscheinungsbild

Allen Mitgliedern gemeinsam war, dass sie nicht aus dem Parteiapparat kamen und nur gegenüber Haider loyal waren. Sie trugen zum jugendlichen Erscheinungsbild der Partei und deren Erfolg in den 1990er Jahren bei und profitierten in Folge durch das Erreichen hoher Partei- und Regierungsämter. Der Umstand, dass um eine reine Männergruppe handelte, wurde von Kommentatoren oft als homoerotisch wahrgenommen, gleichzeitig tätigten einige "Buberl" homophobe Aussagen. Fast alle Mitglieder der Gruppe kamen im Laufe ihrer Karriere mit dem Gesetz in Konflikt oder wurden beschuldigt, von kriminellen Handlungen profitiert zu haben.

Mitglieder

Der Buberlpartie wurden Gernot Rumpold, Peter Westenthaler, Walter Meischberger und gelegentlich auch Karl-Heinz Grasser zugerechnet. Darüber hinaus kann man der Buberlpartie noch folgende Personen zurechnen: Karl-Heinz Petritz, Haiders Pressesprecher; Gerald „Gerry“ Mikscha, Haiders langjähriger Sekretär; sowie dessen Nachfolger Franz Koloini, der „schöne Franz“ wie er genannt wurde, ein ehemaliger Kellnerlehrling. Ebenso dazu gehören auch noch der Leibwächter Horst Binder, Harald Göschl als Kontaktmann zu Muammar al-Gaddafi, Martin Strutz als persönlicher Sekretär[1], Josef Moser, der ehemalige FPÖ-Klubdirektor, sowie der Klagenfurter Steuerberater Günther Pöschl.[2]

Im Rahmen von Interessenskonflikten kam es zwischen Mitgliedern der Buberlpartie und Haider später zu Brüchen und Wiederannäherungen.

Gernot Rumpold

Hauptartikel: Gernot Rumpold

Der Kärntner kam als 21-jähriger im Jahre 1979 erstmals in Kontakt mit Haider. Über einen Tankstellenbesitzer lernte er den eben in den Nationalrat gekommenen Jungpolitiker kennen und bekannte sich um drei Uhr in der Früh auf dieser Tankstelle im Gurktal zur Parteimitgliedschaft. „Bis dahin war ich unpolitisch“, sagt Rumpold von sich. Etwas später erzählte ihm Haider, dass in Kärnten etwas bewegt werden müsse und er die Leute brauche, weil die Partei kein Geld hätte. Rumpold gründete mit anderen den Klub 3, einen Jugendclub, der Parteiwerbung betrieb. Was Rumpold dabei gut fand, war das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das entstand.[3] Rumpold war von 1984 bis 1986 Landesgeschäftsführer der FPÖ Kärnten und von 1990 bis 1996 Bundesgeschäftsführer der FPÖ. Später profitierte er durch seine Werbefirmen von der Beschaffung der Eurofighter durch die Bundesregierung. Er erhielt Aufträge aus dem Umfeld der Herstellerfirma EADS. Haider hingegen gerierte sich als erklärter Eurofighter-Gegner, schwenkte aber später auf eine Pro-Linie um. Rumpold führte die Werbekampagnen für das neu gegründete BZÖ.

Walter Meischberger

Hauptartikel: Walter Meischberger

Im Jahre 1987 traf Haider, zu diesem Zeitpunkt bereits Parteiobmann der FPÖ, auf den 28-jährigen damaligen Tankstellenpächter Walter Meischberger. Er machte Meischberger zunächst zum Ortsgruppenobmann der FPÖ in Kematen in Tirol. Ein Jahr später wurde Meischberger Landesgeneralsekretär der FPÖ Tirol, wieder ein Jahr später Bundesgeschäftsführer und 1990 Bundesgeneralsekretär. Im April 1989 wurde er jüngster Abgeordneter der zweiten Republik im Bundesrat und zog 1990 in den österreichischen Nationalrat ein, wo er ab 1995 stellvertretender Klubobmann war.[4][5] Anfang 1999 wurde Meischberger letztinstanzlich wegen Anstiftung zur Steuerhinterziehung verurteilt. Auf öffentlichen Druck hin legte er im Februar 1999 sein Mandat nieder, kurz bevor Haider in Kärnten eine Landtagswahl zu schlagen hatte. Nach dem Mandatsverzicht einiger Abgeordneter wäre Meischberger im April desselben Jahres auf der Liste der FPÖ wieder in den Nationalrat eingezogen, doch noch vor der Angelobung wurde er aus der FPÖ ausgeschlossen. Er trat vom Mandat zurück, soll dafür jedoch von der FPÖ 2,5 Millionen Schilling (181.682 Euro) in Form eines Überbringersparbuchs erhalten haben.[6] Meischberger war in den folgenden Jahren mit seiner Werbefirma in der Privatwirtschaft tätig und in die BUWOG-Affäre verwickelt.

Peter Westenthaler

Hauptartikel: Peter Westenthaler

Westenthaler wurde 1988 als 20-jähriger von Jörg Haider auf einer Wahlveranstaltung entdeckt.[7] Er begann daraufhin als freier Mitarbeiter im FPÖ-Parlamentsklub. Wie er selbst ausführte, engagierte er sich aus Bewunderung für Haider bei der FPÖ. Im nächsten Jahr wurde er hauptamtlicher Pressereferent des FPÖ-Parlamentklubs (bis 1991), 1990 zum Obmann des Wiener Rings Freiheitlicher Jugend (wo er Heinz Christian Strache nicht aufnahm, da er zu rechtslastig war.[8]) Im Jahre 1991 zog er in den Wiener Gemeinderat ein (bis 1999) und gleichen Jahr wurde er Sekretär des damaligen Bundesparteichefs Haider (bis 1993). „Er erledigte im Sinne seines Chefs die unangenehme politische Arbeit, er attackierte politische Gegner, verteidigte seinen Parteichef auch in den unangenehmsten Situationen.“[9] Im Jahre 1996 wurde Westenthaler dann Leiter des neu installierten Kommunikationsbüros und im selben Jahr mit 28 Jahren Generalsekträr der FPÖ (bis 1999). Als Herbert Scheibner in die Regierung eintritt übernahm er dessen Posten als Klubobmann, wo er eng mit seinem ÖVP-Pendant Andreas Khol zusammenarbeitete, seinen bisherigen Stil ablegte und zum sachorientierten Politiker wurde. Im Jahre 2000 wurde er stellvertretender Bundesparteiobmann. Im Oktober 2000 gab es erste Hinweise, dass er bei Haider in Ungnaden gefallen war, und im FP-Klub regte sich erstmals im Juli 2001 Kritik an ihm wegen seiner ORF-Politik. Auch Haider entzog ihm damals das Vertrauen und attackierte ihn. Im Februar 2002 wurde Westenthaler entgegen aller Vermutungen auf einer Krisensitzung in seinem Amt bestätigt.[9][10] In Folge des von Haider mitgetragenen so genannten „Putsches von Knittelfeld“ im Jahr 2002 tritt Westenthaler von seinen Ämtern zurück. 2006 kehrte er zu Haider und dessen neuer Partei BZÖ zurück und übernahm den Posten als Bündnisobmann und Spitzenkandidat. [11] Am 29. Juli 2008 wurde Westenthaler wegen Falschaussage zu neun Monaten bedingter Haft verurteilt.[12][13][14] Das Urteil wurde nach einem Berufungsverfahren am 18. Juni 2009 auf sechs Monate bedingter Haft reduziert und ist rechtskräftig.[15]

Karl-Heinz Grasser

Hauptartikel: Karl-Heinz Grasser

Grasser brachte es während Haiders Zeit als Klubobmann im Nationalrat in Kärnten zum Landeshauptmannstellvertreter. Nach vorsichtiger Kritik an Haiders Führungsstil kam es zum ersten Bruch. Grasser wechselte zum Industriekonzern Magna. Haider holte ihn im Jahr 2000 im Zuge der Regierungsbildung als Finanzminister zurück. In Folge des „Putsches von Knittelfeld“ trat Karl-Heinz Grasser, wie Westenthaler, von seinem Amt zurück. Er wandte sich der ÖVP zu und wurde von dieser als „parteiunabhängiger“ Finanzminister bestellt. Gegen Grasser laufen zahlreiche Verfahren wegen Verdachts auf Amtsmissbrauch und Bruch des Amtsgeheimnisses[16], sowie wegen Verdachts auf Untreue.[17]

Literatur

Serge Pascal Morcevic: Haiders Freunde - Buberl-Partie oder Brain-Trust? in: Rolf-Josef Eibicht (Hrsg.): Jörg Haider - Patriot im Zwielicht?, DS-Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-9805844-1-0, S. 193

Weblinks

Wie die Buberln rafften Weltspiegel, Thomas Morawski, ARD Wien

Einzelnachweise

  1. „Strutz und Petzner: Ihre Karriere“, Kleine Zeitung vom 12. August 2008
  2. Standardartikel auf sbg.at (PDF)
  3. Christa Zöchling: Haider. Licht und Schatten einer Karriere, 2. Auflage, Molden, 1999, ISBN 3-85485-025-5, S. 107
  4. APA: Buberl, Trauzeuge, Steuersünder: Meischberger im Porträt, diepresse.com, 4. August 2010
  5. Lucian Mayringer: Haiders „Ur-Buberl“: Walter Meischberger im Mittelpunkt, nachrichten.at, 5. August 2010
  6. FPÖ soll 1999 Meischberger-Rücktritt erkauft haben, DerStandard, vom 23. Juni 2010
  7. Thomas Seifert: Sprungbretter zur Macht. Kaderschmieden in Österreich, Ueberreuter, 1998, ISBN 3-8000-3702-5, S. 47
  8. Thomas Mayer: Die FPÖ ist das Problem, Der Standard, 29. Jänner 2007; derstandard.at, 23. Juli 2007
  9. a b Erich Witzmann: Peter Westenthaler, diepresse.com, 9. September 2002
  10. Christa Zöchling: BZÖ/FPÖ: Rechtsbewusstsein, profil.at, 20. Mai 2006
  11. ORF: Prozess gegen Peter Westenthaler beginnt, 11. Juni 2008
  12. ORF: Ex-Leibwächter belastet BZÖ-Chef, 11. Juni 2008
  13. ORF: Finale im Westenthaler-Prozess am 29. Juli, 25. Juli 2008
  14. ORF: Neun Monate bedingt für Westenthaler, 29. Juli 2008
  15. ORF: Schuldspruch für Westenthaler bestätigt, 18. Juni 2009
  16. orf.at: 46 Investoren auf der Liste [ORF] online vom 14. Jänner 2010
  17. Profil: Grasser unter Untreue-Verdacht Profil online vom 10. Juli 2010

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