- Hannes Schneider
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Hannes Schneider eigentlich Johann Schneider (* 24. Juni 1890 in Stuben am Arlberg; † 26. April 1955 in North Conway, New Hampshire, USA) war ein österreichischer Skipionier und Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Jugendjahre
Schneider war das Älteste von fünf Kindern der Eheleute Josef Anton und Filomena Schneider. Sein Vater stammte aus dem Ort Marul im Großen Walsertal, seine Mutter war eine geborene Matdies aus St. Jakob am Arlberg. Johanns Vater war durch die Arbeiten am Arlberg-Tunnel nach Stuben gekommen und hatte sich dort niedergelassen. Die Schneiders bewohnten zunächst das Haus Nr. 14 in Stuben, später zog die Familie in das größere Haus Nr. 22 im selben Ort. Der junge Schneider wurde von seiner Familie stets „Johann“ gerufen. Seinen Rufnamen „Hannes“ erhielt er erst Anfang der 1920er Jahre mit knapp 30 Jahren; zu einer Zeit, als er bereits erfolgreicher Skilehrer in St. Anton am Arlberg war. Erstmals taucht der Name „Hannes Schneider“ in Zusammenhang mit dem Film „Wunder des Schneeschuhs“ auf.
Zur Zeit seiner Geburt herrschte große Armut am Arlberg. Der Bau des Arlbergtunnels hatte die geldbringenden Arlbergüberquerungen per Pferdegespann und Kraftwagen zurückgehen lassen, so dass die Dörfer entlang des Passes in wirtschaftliche Not gerieten. Um 1900 kamen die ersten Skiläufer nach Stuben und weckten das Interesse des jungen Schneider. Im Winter 1903 erhielt er seine ersten Skier geschenkt und im Winter 1905/06 nahm er am ersten Skikurs teil. Aufgrund seiner hervorragenden skifahrerischen Fähigkeiten, die sich schnell zeigten, wurde er im Herbst 1907 zu einem Skirennen in die Schweiz eingeladen.
Am 7. Dezember 1907 bekam Schneider vom Hotelier Carl Schuler eine Anstellung als Skilehrer im Hotel Post im schon damals bekannten Wintersportort St. Anton am Arlberg. Im Winter 1920/21 gründete er dort die erste Skischule Österreichs. Er organisierte als erster seine Skischule so, dass alle seine Lehrer in denselben logischen Schritten den Schülern das Skilaufen beibrachten. Während anderorts noch der Telemark-Stil gelehrt wurde, lehrte er schon Vorläufer des noch heute aktuellen Parallelschwunges, den sogenannten Stemmbogen.
Wehrdienst und Familienleben
1911 musste Schneider zum k.k. Artillerieregiment „Kaiser“ Nr. 14 einrücken, durfte jedoch schon Ende des Jahres wieder zum Arlberg zurückkehren. Im Ersten Weltkrieg war er unter anderem einer Bergführerkompanie zugewiesen, in der er als Instruktionsoffizier Skikurse abhielt. Den Krieg überstand er ohne schwerwiegende Verletzungen, so dass er nach seiner Rückkehr ins zivile Leben am 8. November 1918 unmittelbar wieder als Skilehrer arbeiten konnte.
Am 28. April 1919 heiratete er in Stams, die aus St. Anton stammende Ludwina Seeberger (* 19. Dezember 1890). Zusammen hatten die zwei Kinder Herbert (* 20. Mai 1920) und Herta (* 9. Juli 1921). 1922 errichtete die Familie Schneider, die zuvor zur Miete gewohnt hatten, an der Dorfstrasse und heutigen Fußgängerzone von St. Anton ihr neues Wohn- und Geschäftshaus, das „Sporthaus Schneider“.
Skirennen und Reise nach Japan
Schneiders rechter Oberschenkel war nach einem Skiunfall im Jahre 1925 circa zwei Zentimeter kürzer, so dass er stets orthopädische Skischuhe tragen musste. 1928 richteten er und der englische Skipionier Sir Arnold Lunn das erste Arlberg-Kandahar-Rennen in St. Anton aus – eine Kombination aus Abfahrtslauf und Slalom.
Schneiders Ruf war mittlerweile bis nach Japan vorgedrungen, was nicht zuletzt daran lag, dass sein Buch „Wunder des Schneeschuhs“ auf japanisch erschienen war. Im Januar 1930 erhielt er vom japanischen Kronprinzen Chichibu eine Einladung nach Japan. Am 24. Februar 1930 trat er die lange Reise per Zug an, quer durch die damalige Sowjetunion.
Er besuchte während seines Aufenthaltes u. a. Kōbe, Kyōto, Ōsaka, Tokio, Takata, Nagano und Nozawa Onsen. Auf fast allen Stationen seiner Japan-Reise hielt er Vorträge und Seminare und erläuterte seine Arlberg-Technik des Skilaufes, auch gab er Skikurse, insbesondere in dem Skiort Nozawa Onsen. Am 31. Mai 1930, nach über drei Monaten, kehrte Schneider wieder in seine Heimat am Arlberg zurück.
Filmkarriere
Schneider spielte in fünfzehn, der damals sehr populären Skifilme mit. Dazu zählten „Der weiße Rausch“ von Dr. Arnold Fanck, der im Winter 1930/31 in St. Anton gedreht wurde, ferner die Dokumentationsfilme „Das Wunder des Schneeschuhs“ und „Die weiße Kunst“. Auch aufgrund der großen Erfolge dieser Filme erfuhr das Skilaufen in den 1930er Jahren im deutschsprachigen Raum eine rasch steigenden Popularität. Bei den Dreharbeiten zu dem Film „Der heilige Berg“ von 1926 überlebte er nur knapp einen Sturz in eine Gletscherspalte.
Verhaftung und Ausreise in die USA
Am 13. März 1938 wurde Schneider von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen verhaftet und ins Gefängnis nach Landeck gebracht. Er hatte sich nach dem Anschluss Österreichs mehrfach öffentlich gegen das Nazi-Regime und seine Methoden ausgesprochen und jüdischen Freunden beigestanden. In seiner Skischule verwahrte er sich vor jeglichen Nazi-Parolen und Ideologien zudem entließ er einen Skilehrer, der NS-Propaganda betrieb. Auch weigerte er sich, in seiner Skischule nur Arier zu unterrichten.
Aufgrund internationalen Drucks und nicht zuletzt aufgrund von Bemühungen von Arnold Lunn, wurde er am 10. April 1938 wieder freigelassen. Man entzog ihm jedoch das Skilehrerpatent; damit war er praktisch mit einem Berufsverbot belegt. Er verkaufte sein Sportgeschäft in St. Anton und emigrierte mit seiner Familie im Januar 1939 in die USA, wo er im Bundesstaat New Hampshire eine Skischule übernahm und am Mount Cranmore ein beachtliches Skigebiet nach seinen Vorstellungen schuf.
Im 2. Weltkrieg war er als Ausbilder für die 10. US-Gebirgsdivision tätig, in der sein Sohn Herbert als Soldat diente.
Schneider baute das Ski-Resort am Mount Cranmore weiter aus. Trotz einiger Reisen auch in seine alte Heimat am Arlberg blieb sein Wohnsitz in den USA, wo er im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb.
Filme (1920–1933)
- Wunder des Schneeschuhs
- Die weiße Kunst
- Der Kampf mit dem Berge
- Eine Fuchsjagd durchs Engadin
- Der Berg des Schicksals
- Der heilige Berg
- Der große Sprung
- Der Kampf ums Matterhorn
- Die weiße Hölle vom Piz Palü
- Der weiße Rausch – neue Wunder des Schneeschuhs
- Mit den Skiern in den Alpen
- Stürme über dem Mont Blanc
- Abenteuer im Engadin
- SOS Eisberg
- Der König des Mont Blanc
Ehrungen
Ehrenbürger
- Ehrenbürger der Gemeinde St. Anton am Arlberg
- Ehrenbürger der Gemeinde North Conway, NH (USA)
Denkmäler
Gedenksteine und Denkmäler stehen in folgenden Gemeinden:
- An seinem Geburtshaus Nr.14 in Stuben am Arlberg
- St. Anton am Arlberg
- Nozawa Onsen und fünf weiteren Orten in Japan
- North Conway, NH (USA)
Straßennamen
- In der Gemeinde St. Anton am Arlberg ist nach ihm der „Hannes-Schneider-Weg“ benannt.
- In der Gemeinde Stuben am Arlberg ist nach ihm die „Hannes-Schneider-Promenade“ benannt.
- In der Gemeinde North Conway, NH (USA) sind nach ihm die „Schneider-Road“ und der „Hannes-Schneider-Square“ benannt.
Sonstiges
- Im Skigebiet von North Conway wird jährlich „The Hannes Schneider Meister Cup Race“ ausgetragen.
- Nahe North Conway gibt es seit 1992 ein Skimuseum, das als Ausstellungs-Schwerpunkt das Leben und Wirken von Hannes Schneider in den USA hat. (siehe Weblink)
- Hannes Schneider war Ehrenmitglied des Ski Club Arlberg.
Literatur
- Hans Thöni: Schneider, Hannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 294 f.
- Hans Thöni: Hannes Schneider. Zum 100. Geburtstag des Schipioniers und Begründers der Arlbergtechnik. Tyrolia, Innsbruck 1990, ISBN 3-7022-1779-7.
- Christian Mähr: Skiclub Arlberg. Ein Jahrhundertbericht. Skiclub Arlberg, St. Anton am Arlberg 2000, ISBN 3-9501375-0-5.
Weblinks
- Museum in den USA über Hannes Schneider und sein Wirken
- Heimatmuseum St. Anton
- Stefan Schomann: Zwoa Brettln im Schnee, Artikel über Hannes Schneider in „die tageszeitung“ vom 28./29. Januar 2006
- Hannes Schneider, father of modern skiing
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