Hans Eltze

Hans Eltze

Hans Eltze (* 1880; † unbekannt) war ein deutscher Rüstungsunternehmer.

Leben

Eltze war Ingenieur bei verschiedenen Waffenherstellern und hatte seine berufliche Erfahrung vor dem Ersten Weltkrieg in Ländern wie England, Kanada und Mexiko gesammelt. Er wurde von Rheinmetall angestellt, leitete deren Fabrik in Sömmerda kurz nach dem Ersten Weltkrieg, vertrat die Notwendigkeit einer engen Koordinierung unter den verschiedenen Rüstungsunternehmen und hatte einen massgeblichen Anteil an der geheimen Aktivität der Rheinmetall, um die Bestimmungen des Versailler Vertrages zu umgehen: Waffen weiter zu exportieren, Maschinen ins Ausland zu schmuggeln, getarnte Filialen unter den Namen ausländischer Unternehmen zu organisieren, Joint-Ventures im Ausland zu gründen. Deswegen wurde er von den französischen Besatzungsbehörden kurzfristig verhaftet.

In mancher Hinsicht war Eltzes wichtigste Arbeit die Gründung der Waffenfabrik Solothurn in der Schweiz, wo er die Rheinmetall vertrat und Partner vom österreichischen „Patronenkönig“ Fritz Mandl wurde, dem Chef der Hirtenberger Patronenfabrik. Eltzes Priorität war dabei zu gewährleisten, dass die Rheinmetall-Flak unter schweizerischem Etikett weiter exportiert werden durften.

Er arbeitete in der Stega mit, einer geheimen Rüstungsorganisation des Heereswaffenamtes und des Reichsverbandes der Deutschen Industrie.

Als die Nazis an die Macht kamen und offen erklärten, sie würden von nun an die Versailler Bestimmungen missachten, konnte Eltze seine Exportierungen in Deutschland fortsetzen. Er warb diejenigen Techniker an, die er zuvor selbst in die Schweiz geholt hatte, schaffte es, sie für die inzwischen fusionierten und umbenannten Rheinmetall-Borsig zu gewinnen und liess sich in Berlin nieder. Politisch trat er dann, im Mai 1933, der NSDAP bei, geschäftlich fing er an, eng mit dem Waffenhändler Waldemar Pabst zusammenzuarbeiten. 1934 scheint Eltze seine Verbindung zur Rheinmetall gekündigt zu haben. Er ging dann nach Österreich als Generaldirektor des Waffenhersteller Steyr und liess die von ihm gegründete Solo GmbH in den Händen seines Partners Pabst.

Später wurde Pabst auch zum Chef der Waffenfabrik Solothurn (WfS), denn Mandl, von den Nazis als Jude bezeichnet, musste Österreich anlässlich des Anschlusses verlassen, und Eltze war 1936 auf die iberische Halbinsel gegangen. Pabst wurde in der Schweiz der Stellvertreter beider Gründungsväter der WfS. Es gibt Hinweise darauf, dass alle drei in den folgenden Jahren geschäftlich verbunden blieben, obwohl Eltze zum amtlichen Vertreter der Reichsgruppe Industrie und der Ausfuhrgemeinschaft Kriegsgerät in Spanien, dann in Portugal wurde, Mandl hingegen ein Flüchtling und Pabst ein den NS-Behörden politisch verdächtiger Geschäftsmann war.

Was Eltze betrifft, war er in einen Fall der Bestechung spanischer Beamten verwickelt und zwar noch Monate vor dem 17.-Juli-Putsch. Die Spur dieser Waffengeschäfte ist von der Forschung bisher nicht durchleuchtet worden, sie scheint aber die gemeingültige Erklärung zu relativieren, wobei Hitler von dem Putsch völlig überrascht worden wäre. Während des spanischen Bürgerkriegs besuchte auch Eltze Portugal, das Tarnungsland für die nach Spanien bestimmten Waffenexporte; ein kleines Land, das plötzlich zum weltweit drittwichtigsten Kunden für deutsche Waffen wurde.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, zog Eltze nach Portugal um und wurde sehr schnell zur grauen Eminenz der deutschen Gesandtschaft und zum persónlichen Freund Salazars, des allmächtigen portugiesischen Diktators. Insbesondere ab Juni 1941, während des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, mit Unterbrechung der chinesischen Wolframlieferungen über die transsibirische Eisenbahn, wurde Portugal zum wichtigsten, Spanien zum zweitwichtigsten Wolframlieferant Deutschlands. Die bedeutendste deutsche Gegenleistung waren Rüstungsgüter und Eltze war der geschickteste Unterhändler in der Branche überhaupt. Das erklärt seinen Einfluss in Portugal, das Vertrauen Salazars, den er allerdings an den RSHA-Spitzel Erich Schroeder verriet, und seine Auszeichnung durch den portugiesischen Diktator 1943.

Nach dem Krieg blieb Eltze von den Alliierten unbehelligt. Er ging in die Schweiz und soll dort gestorben sein.

Literatur

  • Ramón Bill: Waffenfabrik Solothurn. Schweizerische Präzision im Dienste der deutschen Rüstungsindustrie. In: Schriftenreihe des Kantonalen Museums Altes Zeughaus Solothurn. Heft 14, Solothurn 2002.
  • Peter Hug: Schweizer Rüstungsindustrie und Kriegsmaterialhandel zur Zeit des Nationalsozialismus. Unternehmensstrategien – Marktentwicklung – politische Überwachung. Chronos, Zürich 2002. (Band 11 der Publikationen der Unabhängigen Expertenkommission.)
  • António Louçã: Conspiradores e traficantes. Portugal no tráfico de armas e de divisas nos anos do nazismo. 1933–1945. Oficina do Livro, Lissabon 2006.
  • António Louçã: Nazigold für Portugal. Hitler und Salazar. Holzhausen, Wien 2002.

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