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Heisterburg Um 1930 ausgegrabenes Tor
Entstehungszeit: um 900 bis 1200 Burgentyp: Höhenburg Erhaltungszustand: Mauerreste, Wälle, Gräben Ort: Lauenau-Feggendorf Geographische Lage 52° 17′ 46″ N, 9° 24′ 37″ O52.2961111111119.4102777777778Koordinaten: 52° 17′ 46″ N, 9° 24′ 37″ O Bei der Heisterburg im Deister handelte es sich um die Reste einer Wallburganlage des 10. bis 12. Jahrhunderts in der Nähe des Lauenauer Ortsteils Feggendorf auf dem Gebiet der Samtgemeinde Nenndorf in Niedersachsen.
Inhaltsverzeichnis
Name
1875 veröffentlichte ein Heimatforscher und Pastor aus Barsinghausen-Hohenbostel seine Nachforschungen [1] zur Namensherkunft der Heisterburg. Demnach wurde die Anlage noch im 16. Jahrhundert Hoyer, Hoysburg oder Hoiesburg genannt. In alten Flurkarten wird das Gelände 1574 als hoiser Burch, 1651 Hoisburg und 1840 Heuser Burg genannt. Der Wortstamm Hoyer leitet sich vom alten Wort hoye für Hütung ab. Es ist sinnverwandt mit den in anderen Orten gebräuchlichen Bezeichnung Warte für derartige Anlagen. Hoysburg hat demnach die Bedeutung einer in erhöhter Position gelegenen Wächterburg, von der das Umland zu überblicken und zu überwachen ist.
Ausgrabungen
Archäologische Untersuchungen auf dem Gelände der Wallburg gab es 1887, 1891–92 und 1929–32. Die erste Grabung wurde 1887 von Bad Nenndorf aus durchgeführt. Im Juli 1891 führte ein Freiherr aus dem heutigen Barsinghausener Ortsteil Wichtringhausen eine Grabung mit 15 Arbeitern durch. Dabei wurde die Steinmauer innerhalb der Wälle im Bereich der Hauptburg freigelegt. Auch wurde ein Tor im Nordwesten der Hauptburg ausgegraben. Im Oktober 1891 ließ der hannoversche Archäologe Carl Schuchardt die Ausgrabung fortsetzen, um den Ursprung der Anlage ergründen zu können. Um 1930 fanden hauptsächlich Grabungen auf dem Gelände der großräumigen Vorburg statt.
Bauliche Beschreibung
Die Anlage liegt in einem Waldgebiet nahe dem Deisterkamm. Sie besteht aus einer kleineren, etwa 0,9 ha großen Hauptburg und einer geräumigen etwa 7,5 ha großen Vorburg. Die Hauptburg ergibt sich aus einem nahezu quadratischen Ringwall von 105 x 115 m. Der Wall ist heute noch 2 m hoch und etwa 10 m breit. Die Außenfront des Walls bestand aus einer gemörtelten Mauer von 1,70 m Stärke, von der unterirdisch noch Reste in einer Höhe von 1,5 m vorhanden waren. Die oberirdischen Steine der vermutlich mehrere Meter hohen Mauer wurden vermutlich in früheren Zeiten für Bauvorhaben in den nahegelegenen Dörfern abgetragen. Außen vorgelagert war ein Spitzgraben mit einer ursprünglichen Tiefe von ca. 2,50 m und etwa 8 m Breite. In der Südwest-Ecke der Hauptburg befanden sich Fundamente, die der Unterbau eines hölzernen Turms gewesen sein können. In der Nordwest- und der Südost-Ecke lagen Tore, die durch Mauern gut abgesichert waren.
Die Ausgrabungen im Innenraum der Hauptburg förderten zwei etwa 5,5 m tiefe Brunnen oder Zisternen zutage. Auch wurden die Fundamente mehrerer einräumiger Gebäude in der Größe von bis zu 5 x 10 m gefunden, die über Keller verfügten. Im Norden der Hauptburg fanden sich bei der Grabungen 1930 20 Steinpackungen, die als Herde zu deuten sind. In diesem Bereich lagerten Reste von Eisenschlacken, Eisenerzen und Hufeisen. Dies lässt auf Eisenverhüttungs- und Schmiedetätigkeiten schließen. In der Vorburg wurde ein eingetieftes Sechs-Pfosten-Grubenhaus mit Herdstelle und Keramikresten aus dem 10. Jahrhundert entdeckt.
Die Vorburg schließt sich nach Norden an und fasst mit ihren Wällen einen Bachlauf ein. Sie ergibt sich im Osten durch einen 500 m langen Wall, der am untersten Ende ein Tor besaß. Im Westen schützte ein nur 100 m langer Wall. 400 m nördlich der Vorburg befindet sich ein Vorwall mit Graben. Außerdem finden sich mehrere Wallzüge östlich und westlich des Kernwerks sowie in weiterer Umgebung. Es könnte sich um Vorwälle oder Bestandteile der jüngeren Bückethaler Landwehr handeln.
Bei den Grabungen wurden verschiedene Fundstücke, wie Nägel, Reste von Keramikgefäßen, Hufeisen, Knochenreste, entdeckt. Aus Scherbenresten konnten zwei Kugeltöpfe rekonstruiert werden. Die Funde sind im Museum Rinteln ausgestellt.
Nutzungsdeutung
In der schriftlichen Überlieferung finden sich keine Erkenntnisse zu den Erbauern oder Nutzern der Heisterburg. Die frühen archäologischen Untersuchungen konnten keine zweifelsfreien Erkenntnisse zur Entstehungszeit und Nutzung erbringen. Dies ist auch auf die mangelhafte Befundaufnahme während der Arbeiten zurückzuführen. Die Fundstücke, insbesondere die vorgefundene Pingsdorfer Keramik aus dem 10. Jahrhundert, führten zu der Annahme, dass die Anlage im Wesentlichen im 11. Jahrhundert benutzt wurde. Sie könnte als Fliehburg gedient haben. Demnach wäre sie auf Geheiß von herrschenden Grundherren, deren Besitzungen im Flachland lagen, errichtet worden. In Zeiten von Krieg oder Gefahr konnte die Bevölkerung mit ihrer beweglichen Habe, insbesondere dem Vieh, hier Schutz finden. Ähnliche Wallanlagen (siehe: Ähnliche Befestigungsanlagen der näheren Umgebung) finden sich in und um den Deister, die nächste ist die nur 600 m südlich gelegene Wirkesburg. Alle diese Anlagen sind vermutlich im Zeitraum zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert entstanden, was in einigen Fällen anhand der 14C Datierung nachgewiesen werden konnte.
Der Theorie einer Fluchtburg widersprechen im Fall der Heisterburg früh- und hochmittelalterliche Aktivitätszonen, die sie als befestigte Höhensiedlung erscheinen lassen.
Ähnliche Befestigungsanlagen der näheren Umgebung
- In der Ebene:
- Isenburg bei Barsinghausen-Landringhausen
- Düsselburg bei Rehburg
- Lüningsburg bei Neustadt am Rübenberge
- In der Höhe:
- Wirkesburg bei Lauenau-Feggendorf
- Barenburg bei Eldagsen
- Heisterschlösschen bei Beckedorf
- Kukesburg bei Springe-Altenhagen I
- Bennigser Burg bei Bredenbeck-Steinkrug
- Sachsenwall bei Nordstemmen
Befestigungswerke dieser Art wurden von der archäologischen Forschung ursprünglich als sächsisch oder als Heinrichsburgen angesehen. Die neuere Forschung ordnet die Bauwerke im Raum der Mittelweser und der Leine dagegen einer Zeitspanne vom 8. bis 12. Jahrhundert zu. Wegen fehlender Besiedlung dürften die Anlagen nur sporadisch genutzt worden sein und als Fliehburgen gedient haben. Bei den im Deisterraum gelegenen Anlagen (Heisterburg, Wirkesburg, Bennigser Burg, Heisterschlösschen) ist typisch, das sie auf abfallenden Bergrücken und in der Nähe eines Bachlaufs errichtet wurden.
Literatur
- Heinrich Ohlendorf: Die Heisterburg im Deister, Sonderveröffentlichung des Vereins für Orts- und Familienkunde Barsinghausen e. V., Hannover 1997
- Hans-Wilhelm Heine: Burgen um 1000 zwischen Mittelweser und Leine. Sonderveröffentlichung anlässlich des Kolloquiums in Porta Westfalica aus: Archäologie in Ostwestfalen, Band 4, ISBN 3-89534-289-0, 1999
Quellen
- ↑ Rudolf Th. Fromme: Idiotikum der fünf Bördedörfer, 1875, handgeschrieben
Weblinks
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