Hochemmingen

Hochemmingen
Hochemmingen
Wappen von Hochemmingen
Koordinaten: 48° 2′ N, 8° 34′ O48.0294444444448.5675776Koordinaten: 48° 1′ 46″ N, 8° 34′ 3″ O
Höhe: 776 m ü. NN
Fläche: 9,81 km²dep1
Einwohner: 1.432 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1971
Postleitzahl: 78073
Vorwahl: 07726

Hochemmingen ist ein Stadtteil der Stadt Bad Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis in Baden-Württemberg (Deutschland) und damit als verwaltungsgemeinschaftsangehörige Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Stadt Bad Dürrheim eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Hochemmingen liegt am östlichen Ende der Hochebene der Baar zwischen dem südlichen Schwarzwald und der Schwäbischen Alb, unweit der Donauquelle und der Neckarquelle.

Die Ortschaft liegt oberhalb der Riedbaar und am westlichen Rand des nach Osten hin leicht abfallenden, nur von flachen Tälern durchzogenen Baaralbvorlandes, der "Ackerbauterrasse" der Baar. Die Böden sind zwar fruchtbar, aber durch das tonreiche, kalte Erdreich oft schwer zu bearbeiten. In Senken neigen die Böden außerdem leicht zu Versumpfungen, doch sind die früheren Niedermoore nahezu ganz entwässert worden.

Geologisch gesehen liegt Hochemmingen auf dem Sattel der zweiten Übergangsstufe zum Jura. Den höchsten Punkt erreicht die Gemarkung in einer nordwestlich gelegenen Anhöhe mit 799,2 m ü. d. M.

Hochemmingen liegt zudem am Ostrand der Baarhochmulde, deren tiefster und auf Grund der Muldenform damit kältester Punkt im Winter extreme Tiefstemperaturen erreichen kann (bis zu -33,6 Grad).

Die Ortschaft, ein alemannisches Haufendorf, liegt zentral in der 981 ha großen Gemarkung und erstreckt sich hauptsächlich von Nord nach Süd.

Ortsname

Der Name Emmingen soll von "Emo", dem ersten Siedler dieses Landstrichs kommen. Der Ort wird urkundlich erstmals als "Omingin" (Angehörige des Omo) 1120 erwähnt. 1256 ist die Schreibweise Emmingen, 1409 Emmingen vor dem Walde und 1579 Hochemmingen in der Herrschaft Höwen.

Wappen

Das Hochemminger Wappen ist ein goldener Löwe auf blauem Grund über goldenen Rauten auf blauem Grund.

Geschichte

Waldemar Flaig: Hochemmingen, 1930

Die ältesten Siedlungs- und Kulturreste und Funde stammen aus der Hallstattzeit. Dazu gehören die Abschnittsburg am Burgrain (Türnleberg), die sich in der Nähe von Schwenningen am Neckar etwa 25 m über die nächste Umgebung erhebt, und der etwa 3 m vom Fuße der Berg gelegene hallstattzeitliche Grabhügel.

Im Jahr 1113 wurde der Fronhof von Hochemmingen vom Freiherren von Hochemmingen dem Kloster St. Blasien geschenkt (erste urkundliche Erwähnung Hochemmingens). Dieser Fronhof kam 1739 an das Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald und wurde 1786 in zwei Höfe aufgeteilt. Da die einstige Zehntscheuer 1669 vollständig abbrannte, wurde der über dem Eingang eingesetzte Sandstein mit dem Wappen Kaspars I. vom Jahr 1549 (linke Seite mit Bläsischem Wappen mit dem springenden Hirsch gegenübergestellt) vermutlich beim Wiederaufbau der Zehntscheuer in den Neubau eingefügt.

Ein zweiter Fronhof gehörte dem Kloster Amtenhausen, dem ältesten von St. Georgen gegründeten Frauenkloster. Dieser Hof wird in allen Urbaren von 1312 bis 1508 an erster Stelle aufgeführt und war immer bewirtschaftet. 1312 wurden zum Fronhof Äcker sowie Zinsgüter aufgezählt, 1329 wurden diese nicht mehr genannt und waren offenbar auf das bäuerliche Lehnsgut verteilt. Dieses war wahrscheinlich das Vogtslehen des Grafen Wolfgang zu Fürstenberg, von dem es in einer Urkunde vom 24. April 1497 heißt: „Heinrich von Buoch hat sich und seinen Bruder die nachgenannten Stücke vom Grafen Wolfgang zu Fürstenberg zu rechtem Mannslehen empfangen: die Vogtei zu Hochemmingen.“

Vom 11. Jahrhundert an hatten die Freiherren von Wartenberg (vormals Ritter und Edle von Geisingen genannt) die Herrschaft über Hochemmingen und andere Ortschaften der Baar inne. Im Jahr 1281 starb die männliche Linie dieser Freiherren aus, doch Anna, die Tochter des letzten Freiherren von Wartenberg, heiratete Heinrich I., Graf in Freiburg im Breisgau und Badenweiler. Ihre Tochter, Verena, wurde 1307 mit Heinrich II. von Fürstenberg-Baar getraut, sodass Hochemmingen an die Grafen von Fürstenberg kam.

1697 findet sich die erste Mitteilung über Lehrer und Schule in einer Kirchenfondsrechnung über eine Ausgabe an den „Schulmeister für geleisteten Fleiß im Kirchengesang“. Nach dem Urbar von 1788 wurde die „Normalschule“ eingeführt und 1858 wurde das ehemalige Schulhaus mit Rathaus und Lehrerwohnung erbaut.

Zweimal wurde Hochemmingen von schweren Bränden heimgesucht: bei dem großen Brandunglück von 1602 brannte das ganze Dorf ab, nur die Kirche blieb verschont und beim zweiten Brand 1669 wurden zahlreiche Gebäude wie die Zehntscheuer zerstört. Bei diesem zweiten Brand war auch die Kirche betroffen (nur das Bild der hl. Dreifaltigkeit blieb verschont). Schon 1632 wurde die Kirche bei der Besetzung durch die Schweden teilweise zerstört und ihrer Glocken beraubt.

Infolge der napoleonischen Kriege und der Mediatisierung im Reichsdeputationshauptschlusses wurde das fürstlich-fürstenbergische Hochemmingen 1805 kurzzeitig württembergisch, später dann badisch.

Die Gemeindevorsteher Hochemmingens und sieben anderer Gemeinden versammelten sich am 13. April 1848 in Sunthausen. Sie beschlossen, den Aufrufen von Friedrich Hecker und Gustav Struve keine Folge zu leisten; die Vertreter von Villingen und Dürrheim unterzeichneten den Beschluss als einzige nicht. Zur Zeit der 48er Revolution wohnen in Hochemmingen 458 Menschen, deren Zusammensetzung wie folgt aussah: 83 Familien, 7 evangelische Einwohner, 451 katholische Einwohner, 226 Männer, 232 Frauen.

1852 gehörte Hochemmingen zum Amt Donaueschingen und zum Kreis Seekreis.

Das ehemals selbstständige Dorf wurde im Jahre 1972 in die Gemeinde Bad Dürrheim eingemeindet.

Fasnet

Seit jeher hat die Fasnacht in Hochemmingen einen hohen Stellenwert und lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Dass die Narrenzunft auf eine lange Tradition zurückblickt, lässt sich durch ein "Narrenblättle" aus dem Jahr 1897 zeigen. Die Narrenzunft wurde im Jahr 1976 aus der alten Narrenzunft "Früh auf - Spät heim" neu gegründet, da das Interesse an der alten Zunft zu erlöschen drohte. Die Hauptaufgabe des neu geschaffenen Vereins ist es, das fasnachtliche Brauchtum im Ort zu erhalten und fortzuführen. Die Narrenzunft ist Mitglied in der Schwarzwälder Narrenvereinigung und nimmt an den Narrentreffen der Vereinigung teil.

Hauptfigur ist der Eckbühlblätz. Doch neben den Hästrägern gibt es noch die Narrenräte und Vorstandsmitglieder, den Eckbühlvogt, die Guggenmusik "Blosköpf" und eine Theatergruppe.

Fasnachtsfigur des Eckbühlplätz aus Hochemmingen

Das Häs des "Eckbühlblätz" wurde in der jetzigen Form 1973 geschaffen und trat an der Fasnet 1975 erstmals auf.

Das Häs benannten seine Narren nach der höchsten Erhebung Hochemmingens - dem Eckbühl. Auf seiner Spitze thronen weithin sichtbar zwei Eschen, die unter Naturschutz stehen. Schon in der alemannischen Sprache wurde der Begriff "Blätz" verwendet. Das einfache Volk konnte für die alltägliche Arbeit nicht die besten Gewänder tragen. So wurde aus allen noch verwendbaren Stoffteilen, den so genannten "Blätzle" ein Arbeitsgewand zusammengenäht. Der Eckbühl-Blätz dagegen ist nicht aus lauter Resten zusammengesetzt, sondern besteht für einen Erwachsenen Hästräger aus ca. 4000 roten und schwarzen, mit der Handschere ausgeschnittenen Blätzle. Nach festgelegtem Muster werden die Blätzle auf Kittel und Hose aufgenäht. Die Haube wird ebenfalls mit Blätzle bestückt. Über die Rückseite der Haube wird ein Kamm aus rotem Filz befestigt, welcher die Artenvielfalt der Vogelwelt symbolisiert. Als Zeichen für die Eschen auf dem Eckbühl wird vom Hästräger ein gedrechselter Stock in der Hand getragen. Der rote Fuchsschwanz und die vielen auf das Häs genähten Glöckchen symbolisieren die Narrenschläue.

Die Entstehung des Eckbühlvogts basiert auf der Geschichte Hochemmingens: Der Vogt des Fronhofs, welcher die Aufgabe hatte, den Zehnten einzutreiben, wurde in Hochemmingen fast ausschließlich mit Getreide abgefunden. Als Zeichen für den Reichtum der Kornernte aus den Reutefeldern am Eckbühl trägt der Eckbühlvogt Ähren am Hut. In seinem mitgeführten Korb befinden sich weitere Güter, die in Hochemmingen erwirtschaftet bzw. geerntet wurden: unter anderem Brot, Speck, Wurst, Most. Der Eckbühlvogt hat auf der Rückseite seines roten Kittels das Vogtshaus mit dem Stufengiebel gestickt und auf der Vorderseite kann man den Eckbühl mit den Eschen erkennen.

1998 wurden die Ried-Hexen Hochemmingen gegründet. Ihr Häs besteht aus einem lila Rock, der die "dunklen Mächte" über die die alte Frau verfügt symbolisiert; aus einer orangefarbenen Schürze für das Feuer, in dem die Zauberin verbrannt wurde; aus einer grünkarierten Bluse, die für den morastigen und sumpfigen Lebensraum der Frau steht; aus einem schwarzen Tuch an der Holzschemme, das für Trauer steht. Die Holzschemmen werden von einem regionalen Maskenschnitzer in Handarbeit gefertigt.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul sowie der Fron-Vogtshofs des ehemaligen Klosters Amtenhausen und der nahegelegene Türnleberg, auf dem sich eine hallstattzeitliche Fliehburg befand, sind sehenswert. Die Abschnittsburg war in ihrem nach Westen gerichteten Sporn rundum durch Wallgräben gesichert, deren äußere Aufschüttung Palisaden trug. In der Nähe lag auf einem isolierten Plateau ein mittelalterlicher Burgstall (urkundliche Erwähnung 1349, 1570 und 1703 als Burg Falkenstein), der im Mittelalter einen von Villingen kommenden und an die Donau führenden Handelsweg sicherte. Außerdem finden sich umliegende hallstattzeitliche Hügelgräber; im größten Grabhügel südlich des Türnlebergrückens wurde ein Oberhaupt der keltischen Abschnittsburg bestattet ("Burgherrengrab").

St. Peter und Paul in Hochemmingen

Literatur

  • Paul Revellio: Der Landkreis Villingen, Karlsruhe 1951
  • Kurt Hochstuhl, Regine Schneider: Politische Vereine in Baden 1847-1849
  • Kurt Hochstuhl: Unveröffentlichte Datensätze, 1997.
  • Martin Münzer: Die Geschichte des Dorfes Neudingen, Neudingen 1973

Weblinks


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