Hasso von Boehmer

Hasso von Boehmer
Hasso von Boehmer (ca. 1935)

Hasso von Boehmer (* 9. August 1904 in Groß-Lichterfelde; † 5. März 1945 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Oberstleutnant im Generalstab und beteiligt am militärischen Widerstand gegen das NS-Regime, der zum Attentat vom 20. Juli 1944 führte.

Leben

Von Boehmer trat nach dem bestandenen Abitur, das er am Potsdamer Viktoria-Gymnasium ablegte, am 1. Oktober 1923 als Offiziersanwärter in das Potsdamer 9. Infanterie-Regiment der Reichswehr ein. Diesem gehörten auch zahlreiche weitere spätere Mitglieder des Widerstands an, so auch sein späterer Freund Henning von Tresckow. Boehmer nahm während des Zweiten Weltkrieges am Polen- und Westfeldzug teil und absolvierte eine verkürzte Generalstabsausbildung. 1941 nahm er als Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) einer Division am Angriff auf die Sowjetunion teil. Aufgrund mehrerer Kriegsverletzungen wurde er von Herbst 1941 bis August 1943 in Lazaretten behandelt. Durch von Tresckow wurde von Boehmer im Herbst 1943 für den Widerstand gewonnen.

Mittlerweile Generalstabsoffizier (Ia) wurde von Boehmer Verbindungsoffizier im Wehrkreis XX (Danzig), wo er sich im Rahmen der inzwischen durch von Treskow und von Stauffenberg für den geplanten Staatsstreich abgewandelten Operation Walküre zur Verfügung stellte.

Von Treskow hatte seine Einstellung zu möglichen Opfern der Verschwörung so geschildert haben: „Das Attentat muß erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“

Tatsächlich mussten den Verschwörern im Bendlerblock bereits wenige Minuten nach der Bombenexplosion in der Wolfsschanze begründete Zweifel am Tod Hitlers kommen: Nach der Explosion rief Mitverschwörer General Erich Fellgiebel etwa um 13 Uhr vereinbarungsgemäß im Bendlerblock an, teilte aber General Fritz Thiele mit „Es ist etwas Furchtbares passiert, der Führer lebt“, und kurz darauf bestätigte auch Mitverschwörer Oberst Kurt Hahn gegenüber Thiele in einem weiteren Telefonat ausdrücklich, dass Hitler das Attentat überlebt hatte. General Friedrich Olbricht und General Erich Hoepner beschlossen daraufhin, Walküre nicht auszulösen. Allerdings ließ Stauffenberg nach seiner Landung in Rangsdorf gegen 15:45 über seinen Adjutanten Oberleutnant Werner von Haeften mitteilen, Hitler sei tot. Daraufhin gingen etwa ab 16 Uhr die ersten Fernschreiben mit dem Stichwort „Walküre“ an die Wehrkreiskommandos heraus. Von Boehmer nahm die Fernschreiben an den Wehrkreis XX selbst entgegen, in dem seine Funktionen offen beschrieben waren. Er veranlasste erste Schritte, so ließ er seinen Vorgesetzten, den Befehlshaber im Wehrkreis XX General Bodewin Keitel, verhaften.

Eines der Fernschreiben der Verschwörer im Bendlerblock wurde versehentlich auch an die Wolfsschanze versandt. Daraufhin gingen von dort aus ab etwa 16 Uhr erste Fernschreiben heraus, dass Befehle aus dem Bendlerblock ungültig seien. Gegen 18:30 Uhr berichtete der Deutschlandsender, dass Hitler das Attentat nur gering verletzt überlebt hatte, gegen 20:20 Uhr bestätigte Keitel dies in Fernschreiben an die Befehlshaber und erklärte Befehle der Verschwörer Fromm, Hoepner und Erwin von Witzleben für ungültig.

Unter dem Verdacht, Teil der Verschwörung zu sein, wurde von Boehmer noch am selben Tag verhaftet und in das Gefängnis an der Lehrter Straße in Berlin gebracht, wo er am 19. September 1944 aus Sorge vor Repressalien gegen seine Familie ein Geständnis ablegte. Ende Januar 1945 wurde er wegen Komplikationen seiner Kriegsverletzungen in die Krankenstation des KZ Sachsenhausen verlegt. Am 5. März 1945 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Noch am gleichen Tag wurde er im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet.

Literatur

  • Winfried Meyer (Hrsg.): Verschwörer im KZ - Hans von Dohnanyi und die Häftlinge des 20. Juli 1944 im KZ Sachsenhausen. Berlin 1999, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten, Bd. 5: Edition Hentrich, ISBN 3-89468-251-5.

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