Ian Fleming

Ian Fleming

Ian Lancaster Fleming (* 28. Mai 1908 in London; † 12. August 1964 in Canterbury, England) war ein britischer Schriftsteller. Bekanntheit erlangte er vor allem mit der von ihm erdachten Roman- und Filmfigur James Bond sowie seinem Kinderbuch Chitty Chitty Bang Bang.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ausbildung

Geboren in Mayfair, London, wuchs Ian Fleming im Schatten seines Vaters Valentine Fleming, eines im Ersten Weltkrieg gefallenen Unterhausabgeordneten der Konservativen Partei, und seines Großvaters, des legendären schottischen Bankiers Robert Fleming, als jüngerer Bruder des Reiseschriftstellers Peter Fleming auf. Er war Schüler des Eton College, wo er Französisch, Russisch und Deutsch lernte und zweimal die Athletikauszeichnung erringen konnte, später allerdings wegen eines Vorfalls mit einem Mädchen die Schule verlassen musste. Auch sein Besuch der königlichen Militärakademie Sandhurst verlief nur mittelmäßig, und er verließ die Academy wegen eines ähnlichen Vorfalls.

Von seiner Mutter gedrängt, verließ Fleming England und bezog in Kitzbühel in Österreich seine neue Wohnung. Nun konnte er sich frei nach seinen Vorstellungen entfalten, studierte Sprachen und Psychologie an diversen europäischen Universitäten und schrieb seine ersten Kurzgeschichten und Gedichte, ohne allerdings zu diesem Zeitpunkt die Absicht zu haben, Schriftsteller zu werden. Vielmehr legte er alles daran, im Auswärtigen Dienst eine Anstellung zu bekommen, woran er jedoch scheiterte und deswegen vor dem Zweiten Weltkrieg vier Jahre lang Journalist bei Reuters wurde. Sein größter Erfolg als Journalist war ein Bericht zu einem Spionageprozess in Russland. Da der Beruf als Journalist allerdings nicht viel Geld zum Leben übrig ließ, avancierte Fleming zum Wertpapierhändler bei den Londoner Banken Cull & Co. und Rowe & Pitman. Später nahm er einen Korrespondentenposten bei der Times an, wo er bis 1933 angestellt war. Diese Aufgabe führte ihn in die Sowjetunion, wo er über eine Handelsreise berichten sollte – in Wahrheit spionierte er jedoch für das Auswärtige Amt.

Spion

1939 stieg Fleming in den Marine-Nachrichtendienst ein und arbeitete sich rasch zum Lieutenant und persönlichen Assistenten des Direktors John Godfrey hoch. Ab 1941 wurde er als Verbindungsoffizier zum US-Marinegeheimdienst eingesetzt, und ab Ende 1943 kommandierte er eine speziell ausgebildete Einheit der Royal Marines, die Fleming's Red Indians, für die er einige gefährliche Kommandos plante und durchführte, bei deren Aktionen er aber nicht unmittelbar dabei war. So war Fleming 1940 unter anderem dafür zuständig, Gibraltar und Südspanien vor der Radarüberwachung durch die Deutschen zu schützen. Dieser Auftrag hatte den Codenamen Operation Goldeneye. Er fühlte sich von den Möglichkeiten der Kriegsspionage inspiriert und schickte William Donovan Notizen, in denen er erläuterte, wie man den OSS aufbauen könnte. Donovan war davon so angetan, dass er Fleming einen .38 Special Colt Official Police mit der Aufschrift „For Special Services" überreichte.

In den 1940er Jahren war er auch als Verbindungsoffizier in Estoril und besuchte auch das "Casino Estoril", das damals größte Casino Europas. Beim Chemin de fer soll er sich die Inspiration zum Roman "Casino Royale" geholt haben.[1] Die Romanhandlung mit dem Casino verlegte er an die französische Atlantikküste; der 2006 erschienene Film spielte indes in Montenegro.

In den letzten Kriegsjahren verbrachte Fleming im Zuge einer Militärkonferenz offiziell etwas Zeit auf Jamaika und war dort von der üppigen Landschaft beeindruckt. Er erwarb ein Strandgrundstück, entwarf ein Haus und nannte es Goldeneye. Hier arbeitete er an Plänen zur Entführung von Martin Bormann,[2] verlebte dort von nun an die kalten Wintermonate, schrieb seine Geschichten und Romane und ging Liebschaften ein, unter anderem mit der verheirateten Anne Rothermere, die er 1952 heiratete. Noch im gleichen Jahr bekamen sie ihren Sohn Casper.

Journalist und Autor

Fleming arbeitete nun wieder als Journalist und verfasste 1953 seinen ersten Spionageroman Casino Royale mit der berühmt gewordenen Figur des Agenten James Bond. Die Figur war angelehnt an Dunstan Curtis, den Kommandeur der 30th Advanced Unit, an Patrick Dalzel-Job und seinen Bruder Peter Fleming. Er verkaufte die Rechte an seinem Erstling für 6.000 Dollar an den Hollywood-Schauspieler und -Regisseur Gregory Ratoff, der James Bond am 21. Oktober 1954 zum ersten Mal ins amerikanische Fernsehen brachte. Doch Casino Royale erhielt wenig Zuspruch vom Publikum, und Drehbücher zu einer geplanten Serie namens James Bond, Secret Agent landeten in der Versenkung. Davon unbeirrt verfasste Fleming drei weitere Romane, ehe er 1957 From Russia with Love herausbrachte. Später nannte John F. Kennedy diesen Titel in einer Liste seiner Lieblingsbücher.

Fleming hatte eigentlich die Absicht, damit seine Bond-Reihe zu beenden, um sich ernsthafteren Werken zu widmen. Doch aufgrund der enormen Popularität der Figur entschloss sich Fleming, noch weitere Erzählungen über den Geheimagenten zu schreiben. Bond rückte nun immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit; die Londoner Zeitung Daily Express veröffentlichte 1957 sogar einen kurzen 007-Comic-Strip.

Fleming ließ sich von seiner Reportage über Diamantenschmuggel für die Sunday Times für seinen Roman Diamonds Are Forever inspirieren, der ebenfalls 1957 erschien. Nachdem auch Goldfinger und Thunderball großen Erfolg hatten, trat Fleming allmählich vom Journalismus zurück und konzentrierte sich hauptsächlich auf seine Romane. In den Jahren 1958 und 1959 arbeitete er noch an einer Städte-Reihe der Sunday Times, die später auch als Buch unter dem Namen Thrilling Cities veröffentlicht wurde.

Mittlerweile hatte Filmproduzent Harry Saltzman eine Option auf fast alle Romane und Kurzgeschichten von Fleming erhalten (Ausnahmen waren zu diesem Zeitpunkt Moonraker und Casino Royale) und suchte nun nach einer Finanzierung für den ersten abendfüllenden James-Bond-Film. Erst Anfang der 1960er Jahre konnte durch das finanzielle Engagement von Albert R. Broccoli der erste Bond-Streifen James Bond jagt Dr. No in den Kinos anlaufen. Fleming erhielt 100.000 britische Pfund für jeden Titel und eine prozentuale Beteiligung auf Kinoeinspielergebnisse der produzierten Filme.

Insgesamt verfasste Fleming zwölf James Bond Romane (siehe unten). Dazu neun James Bond Kurzgeschichten (short stories), wobei diese bereits in England und den USA unter zum Teil unterschiedlichen Buchtiteln veröffentlicht wurden, entsprechend in den Übersetzungen dann häufig einzeln oder in neuen Zusammenstellungen.

Tod

Ian Flemings Grab in Sevenhampton.

1964 erkrankte Fleming an einer Brustgrippe, die sich schließlich zu einer Brustfellentzündung entwickelte, und auch generell verschlechterte sich sein Gesundheitszustand; seine Vorlieben Rauchen, Trinken, reichlich fette Kost und die Weltreisen zeigten erste Verschleißerscheinungen. Im August desselben Jahres ereilte ihn während einer Sitzung des Golfkomitees von St. Georges ein Herzinfarkt, und er starb wenig später am Sandwich Bay in der Grafschaft Kent.

Ian Fleming ist auf dem Friedhof von Sevenhampton, einem Dorf nord-östlich von Swindon in der Grafschaft Wiltshire, neben seiner Frau Anne und seinem Sohn Casper beerdigt, der 1975 an einer Überdosis Drogen starb.

Fleming verfasste bis zu seinem Tod zwölf Bond-Romane und neun Kurzgeschichten, die in 23 Sprachen übersetzt wurden. Sein Leben wurde mit einer in Großbritannien ausgestrahlten Fernsehbiografie, der Dokumentation Goldeneye sowie dem hauptsächlich fiktiven Spielfilm Das geheime Leben des Ian Fleming aufbereitet.

Sonstiges

  • Fleming hatte eine vergoldete Royal-Quiet-De-Luxe-Reiseschreibmaschine, die 1994 bei Christie’s versteigert wurde und für 56.000 Pfund an einen unbekannten Sammler ging.[3]
  • Für seinen James-Bond-Roman James Bond und der Mann mit dem goldenen Colt (The Man With The Golden Gun) überreichte der amerikanische Waffenhersteller Colt Defense Ian Fleming 1964 einen .357 Magnum Colt Python mit der Aufschrift "Presented To Ian Fleming By Colt's Patent Fire Arms Mfg. Co.", der am 28. März 2007 bei Bonhams versteigert wurde und für 12.000 Pfund an einen unbekannten Sammler ging.
  • Von 1934 bis 1945 wohnte Fleming in einer ehemaligen Baptistenkirche in der Ebury Street 33, London, die er von dem faschistischen Politiker Oswald Mosley erworben hatte. Der Antagonist aus dem 1955 erschienenen James-Bond-Roman Moonraker, Sir Hugo Drax, nutzt dieselbe Wohnung im Verlauf der Handlung als konspirativen Unterschlupf.
  • Der Schauspieler Christopher Lee ist ein Cousin von Ian Fleming und spielte im James Bond Film Der Mann mit dem goldenen Colt die Rolle des Scaramanga.
  • 1953 übernahm Fleming die berühmte Rolle des „Atticus“, des leitenden Kolumnisten der Sunday Times, den schon viele Autoren und Politiker verkörperten.
  • Ian Fleming lieferte Bond-Regisseur Terence Young die Grundidee zu dessen Film Mohn ist auch eine Blume (The Poppy Is Also a Flower) von 1966.
  • 2011 wurde der Flughafen Boscobel Aerodrome auf Jamaika umbenannt in Ian Fleming International Airport.[4]

Werke

James-Bond-Romane

James-Bond-Kurzgeschichten

  • For Your Eyes Only, 1960, fünf Kurzgeschichten (dt. 007 James Bond greift ein. Fünf Spezialfälle, Bern und München 1965), im Original mit "From a View to a Kill", "For your Eyes Only", "Risico", "Quantum of Solace" und "The Hildebrand Rarity".
  • Octopussy and the Living Daylights, 1966 posthum 007 James Bond, Riskante Geschäfte, Bern und München 1968; 8. Auflage 1983, ISBN 3-502-55914-7), im Original zuerst mit zwei Kurzgeschichten publiziert ("Octopussy" und "The Living Daylights", später wurde "The Property of a Lady" hinzugefügt).
  • From a View to a Kill (dt. 007 James Bond, Tod im Rückspiegel, Bern und München 1967; später unter dem Titel 007 James Bond, Im Angesicht des Todes, zuletzt 1993 unter ISBN 3-502-51457-7), war im Original bereits in der Kurzgeschichtensammlung "For Your Eyes Only" enthalten.

Kinderbücher

  • Chitty Chitty Bang Bang, the magical car, 1964 (dt. Tschitti-tschitti-bäng-bäng, 2 Bände, Bern 1965 und 1966; 10. Auflage in einem Band unter dem Titel Tschitti-Tschitti-Bäng-Bäng. Die Abenteuer eines Wunderautos, Ravensburg 1980, ISBN 3-473-39137-9)

Sachbücher

  • The Diamond Smugglers (1957)
  • Thrilling Cities (1963), inklusive der James Bond-Kurzgeschichte "007 in New York"

unveröffentlichte Bücher

  • The Black Daffodil (1921–1926)
  • The True Tale of Captain Kidd's Treasure (1921–1926)
  • Death, on Two Occasions (1927)
  • Mercury Refence Book (1945–1946)
  • State Of Excitement – Impressions of Kuwait (1960)

Literatur

Weblinks

 Commons: Ian Fleming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.welt.de/print/wams/reise/article12460887/Zwischen-Koenigen-und-Agenten.html
  2. Christopher Creighton, Operation James Bond, The Last Great Secret of the Second World War ISBN 978-0-684-81786-6
  3. Dietmar Grieser: Sie haben wirklich gelebt. Von Effi Briest bis zu Herrn Karl, von Tewje bis James Bond. Almathea, Wien und München 2001, S. 145
  4. focus.de: Jamaika benennt Flughafen nach 007-Erfinder Ian Fleming (13. Januar 2011)

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