Indian Railways

Indian Railways
Indian Railways
Indian Railway.svg
Rechtsform Staatsbahn
Gründung 16. April 1853
Sitz Neu-Delhi
Leitung Lalu Prasad Yadav (Verkehrsminister)
Mitarbeiter 1.400.000 (2006)
Umsatz 30,5 Mrd. USD (2006)
Branche Bahngesellschaften
Website www.indianrailways.gov.in/

Indian Railways (IRY) (Hindi: भारतीय रेल, bhāratīya rel, Bharatiya Rel) ist die staatliche indische Eisenbahngesellschaft. Als Staatsbahn hat sie das Monopol auf den landesweiten Schienenverkehr.

Die Indian Railways transportiert jährlich etwa fünf Milliarden Passagiere und fast 350 Millionen Tonnen Fracht. Die Eisenbahngesellschaft ist zudem mit 1,4 Millionen Angestellten in 17 Regionalgesellschaften einer der weltweit größten Arbeitgeber.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Indiens erster Zug verkehrte am 18. November 1852 zwischen Bombay und Thane. Bereits vier Jahrzehnte später verband das durch die britische Kolonialverwaltung aufgebaute Eisenbahnnetz alle wichtigen Landesteile miteinander.[1] Das Streckennetz vergrößerte sich von 1.350 km 1860 über 14.977 km 1880 auf 36.188 km im Jahre 1900. Daneben entstand ein umfangreiches Meterspurnetz, das seit den 1960er Jahren konsequent auf die indische Breitspur umgebaut wird. 1951 wurden die bis dahin existierenden verschiedenen Eisenbahngesellschaften des Landes verstaatlicht und zur Indian Railways zusammengefasst.

Streckennetz

2005 besaß die Gesellschaft 222.379 Güterwagen, 42.125 Personenwagen und 7910 Lokomotiven. Auf 63.465 Kilometer Gleislänge fuhren täglich 14.444 Züge, davon 8.702 Reisezüge.[2] Hauptprobleme sind die ungleichmäßige und großmaschige Erschließung des Landes, die zumeist veraltete Technik, die vier verschiedenen Spurweiten (Breitspur, Meterspur, zwei Schmalspurweiten) und der geringe Elektrifizierungsgrad. Nur 17.810 Kilometer Streckenlänge (Stand: März 2007) sind elektrifiziert.

Personen-Nahverkehr

Ein Vorortszug in Kolkata

In den Ballungsräumen von größeren Städten wie Mumbai, Delhi, Chennai und Kolkata lässt die indische Staatsbahn Vorortszüge fahren, die im Wesentlichen den S-Bahnen in Deutschland entsprechen. Es kommen elektrische Triebwagen zum Einsatz. Da die gewöhnliche indische Breitspur und die passende Stromversorgung (25 kV, 50 Hz) zum Einsatz kommt, können die indischen Vorortszüge die selben Gleise wie Fernzüge benutzen. In den Innenstädten verfügen sie aber teils wegen hohem Zugaufkommen über eigene, parallel verlaufende Gleispaare. Auf den Hauptsrecken in den Innenstädten verkehren die Züge im Takt von wenigen Minuten, auf den Seitenstrecken im Vorland teilweise unregelmäßig und in größeren Abständen.

Diese Züge verfügen über verschiedene Abteile und Wagenklassen. Um in dem Gedränge, das vor allem zu den Stoßzeiten herrscht, auch Frauen eine "faire Chance" zu geben in den Zug zu kommen gibt es spezielle Frauenabteile. Außerdem gibt es Gepäckabteile, die vor allem von Händlern benutzt werden, die Ihre Ware (Fische, Milchkannen, Gemüse, etc) in die Stadt bringen. Reservierungen sind in diesen Zügen nicht möglich.

Zum typischen Bild gehören die offenen Türen, die wenn überhaupt nur bei starkem Regen von den Fahrgästen zugeschoben werden. Auch bei leeren Zügen stehen Passagiere häufig während der Fahrt in den offenen Türen, weil hier immer ein frischer Wind weht.

Personen-Fernverkehr

Ein Fernzug unterwegs. Die Fußgänger im Gleis sind durchaus typisch für Indien.
Shatabdi-Express im Bahnhof Ahmedabad

Wagenklassen

In indischen Fernzügen werden dem Reisenden eine große Anzahl von verschiedenen Klassen angeboten. Das Angebot reicht von der sprichwörtlichen Holzklasse bis zur klimatisierten, bequem gepolsterten First Class - mit erheblichem Preisunterschied. Beispiel: Der Preis für eine Fahrkarte von Delhi nach Mumbai beträgt im Paschim Express in der "AC First Class" 2642 Rupien, in der "Sleeper"-Klasse 442 Rupien.[3]

Den größten Komfortunterschied gibt es im Allgemeinen zwischen den Wagen mit Klimaanlage (AC) und ohne. Das Interessante an den AC-Klassen ist aber nicht nur die Klimaanlage als solche - die Wagen der AC-Klassen haben statt Gittern Glasscheiben in den Fenstern, wodurch man nicht mehr durch Bettler und Verkäufer vom Bahnsteig aus belästigt werden kann. Auch wird man in den AC-Klassen durch eine recht gute Schalldämmung nicht mehr von Lokomotiven im Gegenverkehr aus dem Schlaf gehupt. An den Türen zu den klimatisierten Wagen halten die Schaffner meistens Verkäufer zurück und lassen nur Fahrgäste einsteigen, während die unklimatisierten Klassen von fliegenden Händlern, die lautstark auf sich aufmerksam machen, frequentiert werden. Außerdem stehen in den klimatisierten Wagen "westliche" Kloschüsseln zur Verfügung, während man in den anderen Klassen meistens auf Hocktoiletten stoßen kann.[4]

Da Bahnreisen durch die im Vergleich zu deutschen Verhältnissen niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeiten und weiten Entfernungen recht lange dauern - Fahrten über 24 Stunden sind keine Besonderheit, manche Züge sind 4 Tage lang quer durchs Land unterwegs - verreist man meistens im Schlafwagen. Kurze Fahrten, z.B. von Mumbai nach Pune, die man innerhalb eines halben Tages in einem Wagen mit Stühlen zurücklegt sind eher die Ausnahme. Die Shatabdi Expresse sind als vollklimatisierte, bestuhlte Züge, die nur tagsüber unterwegs sind, den deutschen Intercity-Zügen noch am ähnlichsten - verkehren aber auf jeder Strecke nicht öfter als einmal täglich.

Fahrkarten

Fahrkarten für Fernzüge sollten, vor allem wenn man zeitlich nicht flexibel ist, sehr lange im Voraus gebucht werden. Für Reservierungen gibt es einige Buchungsdienste im Internet. Manche Züge sind bereits 2 Monate vor Abfahrt ausgebucht. Kritische Termine sind z.B. Diwali, Holi oder die Durga Puja (letztere vor allem in Kolkata).

  • India Rail Info Ausführliche Fahrplanauskunft, unterstützt eine allgemeine "In welchem Zug von A nach B ist an meinem Reisetag noch etwas frei?"-Suche. Im Gegensatz zu den folgenden Seiten, dafür kann man hier noch keine Fahrkarten kaufen.

Buchung

Für die eigentliche Buchung (wenn man genau weiß, welche Klasse in welchem Zug man buchen möchte) gibt es unter anderem diese Buchungsdienste:

  • IRCTC Offizielle Buchungsseite der Staatsbahn - (Leider nicht Benutzerfreundlich)
  • Cleartrip.com Privater, aber funktionierender Buchungsdienst für indische Züge
  • MakeMyTrip.com Ein weiterer privater, funtkionierender Buchungsdienst
  • Touristen steht der Indrail Pass für Fahrten auf dem gesamten Netz der Indian Railways zur Verfügung. Dieser bringt allerdings keine Vorteile bei der überaus wichtigen Reservierung von Plätzen in den häufig Monate im Voraus ausgebuchten Zügen.
  • Alternativ kann man, wenn man schon in Indien ist, die Karten auch direkt am Bahnhofsschalter kaufen. Der Vorgang ist aber etwas bürokratisch. Dort muss man dem Fahrkartenverkäufer ein Antragsformular für seine Wunsch-Fahrkarte vorlegen.

Buchungsstatus und Gültigkeit

In jedem Fall wird eine Fahrkarte erst mit dem Buchungsstatus "Confirmed" und einer festen Wagen- und Platznummer wirklich gütlig. Nur in der "AC First Class" werden die Platznummern erst am Abreisetag am Bahnhof durch Aushänge bekannt gegeben. Die am PC ausgedruckte Internet-Fahrkarte kann man zusammen mit einem Lichtbildausweis dem Schaffner zeigen, der die Buchungsnummer und die Namen mit seiner Fahrgastliste abgleicht. Weitere Dokumente sind NICHT notwendig, auch wenn man am Bahnhof von Schleppern manchmal anderes hört.

Beim Status "RAC" (Reservation against Cancellation) hat man zwar Anspruch darauf, mitfahren zu dürfen - aber nicht auf einen Sitz- bzw. Liegeplatz, was bei Nachtfahrten sehr unbequem werden kann. "WL" (Wait List)-Fahrkarten berechtigen nicht zur Mitnahme und werden, falls es online-Tickets sind, automatisch auf die Kreditkarte des Buchenden zurückerstattet.

Auf dieser Seite lässt sich prüfen, ob eine Fahrkarte tatsächlich gütlig ist: Statusabfrage mit PNR-Buchungsnummer

Essen an Bord

An Bord der indischen Züge serviertes Menü

Im Shatabdi Express und Rajdhani Express ist ein komplettes Menü im Fahrpreis inbegriffen und wird am Platz serviert - von der Menge her mit Flugzeug-Essen vergleichbar.

In anderen Fernzügen wird das Essen vom Zugpersonal am Platz zu niedrigen Preisen verkauft. Typischerweise gehen neben einem Tee- und einem Kaffee-Verkäufer auch Verkäufer durch die Wagen, die frisch zubereitete Speisen verkaufen - unter anderem sind Dosa, Samosa, Idli, Gulab Jamun und Pakora im Angebot. Trinkwasser in Plastikflaschen und Softdrinks werden teils zu niedrigeren Preisen als am Bahnhof verkauft.

In unklimatisierten Wagenklassen kommen auch fliegende Händler und Bauern, die ihr Obst anbieten, in die Wagen.

UNESCO Weltkulturerbe

Neben den Hauptstrecken betreibt die Indische Staatsbahn auch einige Schmalspurbahnen. 3 Strecken wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Zu den Gebirgseisenbahnen in Indien im UNESCO Weltkulturerbe gehören die Darjeeling Himalayan Railway, die Kalka-Shimla Railway sowie die Nilgiri Mountain Railway.

Der Betrieb auf diesen Strecken, auf denen unter anderem auch noch Dampfzüge verkehren, hat sich seit dem Bau der Strecken nicht wesentlich verändert – der Regelbetrieb ging quasi fließend in den Museumsbetrieb über.

Regionalgesellschaften

Eisenbahnnetz Indiens
Die verschiedenen Spurweiten in Indien


Die Indian Railways ist in 17 Regionalgesellschaften unterteilt.

Nr. Name Abk. Hauptsitz Gründung
 1. Northern Railway NR Delhi 14. April 1952
 2. North Eastern Railway NER Gorakhpur 1952
 3. Northeast Frontier Railway NFR Guwahati 1958
 4. Eastern Railway ER Kolkata April 1952
 5. South Eastern Railway SER Kolkata 1955
 6. South Central Railway SCR Sikandarabad 2. Oktober 1966
 7. Southern Railway SR Chennai 14. April 1951
 8. Central Railway CR Mumbai 5. November 1951
 9. Western Railway WR Mumbai 5. November 1951
10. South Western Railway SWR Hubballi-Dharwad 1. April 2003
11. North Western Railway NWR Jaipur 1. Oktober 2002
12. West Central Railway WCR Jabalpur 1. April 2003
13. North Central Railway NCR Allahabad 1. April 2003
14. South East Central Railway SECR Bilaspur 1. April 2003
15. East Coast Railway ECoR Bhubaneswar 1. April 2003
16. East Central Railway ECR Hajipur 1. Oktober 2002
17. Konkan Railway KR Navi Mumbai 26. Januar 1998

Unfälle

Der größte Unfall der Indian Railways ereignete sich am 6. Juni 1981 als 7 von 9 Wagen eines Fernzuges von einer Brücke in den Bagmati River fielen. Der Unfall ereignete sich im Bundesstaat Bihar in der Nähe der Stadt Mansi.[5] Die Zahl der Todesopfer wird zwischen 500 und 800 geschätzt.[6]

Auch heutzutage ereignen sich regelmäßig Unfälle. Häufige Unfälle sind Entgleisungen, Auffahrunfälle und Zusammenstöße mit Fußgängern und Straßenfahrzeugen an Bahnübergängen. In der englischen Wikipedia gibt es eine ausführliche Liste von indischen Eisenbahnunfällen

Einzelnachweise

  1. R.R. Bhandari: Indian Railways: Glorious 150 years, S. 1-19, Ministry of Information and Broadcasting, Government of India, ISBN 81-230-1254-3
  2. IR Statistics from the IR Yearbook 2004-2005
  3. http://www.cleartrip.com/trains Preisanfrage für den 12. Januar 2011 bei cleartrip.com
  4. http://www.seat61.com/India.htm#classes Online-Reiseführer zu indischen Zügen
  5. http://www.nytimes.com/1981/06/09/world/around-the-world-toll-from-train-crash-reaches-215-in-india.html
  6. Vgl. Stephen J. Spignesi: Catastrophe!: the 100 greatest disasters of all time. Kensington Publishing Corporation, 2004, ISBN 0-8065-2558-4.

Weblinks

 Commons: Indian Railways – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikiquote: Indian Railways – Zitate (Englisch)

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