Ingrid van Bergen

Ingrid van Bergen
Ingrid van Bergen 2010

Ingrid van Bergen (* 15. Juni 1931 in Danzig) ist eine deutsche Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in Masuren (Ostpreußen). Bereits als Kind spielte sie in verschiedenen Theatergruppen Zoppots. Nach dem frühen Tod des Vaters als Soldat an der Ostfront zog die Familie nach Danzig. Kurz vor Kriegsende flüchteten ihre Mutter, sie und ihre drei Geschwister vor dem russischen Vormarsch per Schiff, welches durch einen Bombenangriff getroffen wurde. Sie und ihre Familie konnten von dem sinkenden Schiff gerettet werden. Zu diesem Zeitpunkt war Ingrid van Bergen gerade 13 Jahre alt. Nach ihrer Rettung gelangte die Familie nach Dänemark, wo sie 1945–1948 in dänischen Lagern interniert war.

1950 erfolgte die Rückkehr nach Deutschland, wo sie im gleichen Jahr ihr Abitur in Reutlingen ablegte. Im Anschluss daran ließ sie sich an der Staatlichen Hochschule für Musik Hamburg zur Schauspielerin, später auch zur Sängerin ausbilden und verwirklichte so ihren lang gehegten Traum.

Ein Engagement bei den legendären Berliner Stachelschweinen schloss sich direkt an ihre Zeit bei dem politischen Kabarett „Die kleinen Fische“ (welches sie 1953 in München mitbegründet hatte) an. Im folgenden Jahr 1954 wurde sie von Helmut Käutner für den Film entdeckt. Es folgten viele Film- und Fernsehproduktionen (ca. 200) auch auf internationalen Terrain – Filme mit Kirk Douglas, Robert Mitchum, William Holden, Giulietta Masina. Ihre Karriere entwickelte sich von da an kontinuierlich. Neben ihrer Filmtätigkeit ist das Theater bis heute stets ein wichtiger Aspekt in ihrem Leben. Sie spielte auf großen Bühnen in Berlin, Hamburg und München. Auch als Sängerin konnte sie Erfolge verzeichnen und veröffentlichte einige Schallplatten.

Ingrid van Bergen war unter anderen mit dem Kabarettisten Erich Sehnke, dem Vater ihrer Tochter Andrea, und dem Schauspieler Michael Hinz, dem Vater ihrer Tochter Carolin, die 1990 mit 26 Jahren an Krebs starb, verheiratet.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1977 erschoss sie ihren 33-jährigen Geliebten, den Finanzmakler Klaus Knaths im Affekt in einer Villa am Starnberger See. Knaths wurde von zwei Kugeln in Brust und Bauch getroffen und erlag kurz darauf seinen Verletzungen.[1] Ihre beiden Töchter waren damals 12 und 18 Jahre alt. Der folgende Prozess löste einen Medienrummel aus. Anwaltlich vertreten wurde sie von Rolf Bossi. Van Bergen wurde am 27. Juli 1977 wegen Totschlags zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.[2] Nach weniger als fünf Jahren verbüßter Haftzeit im Frauengefängnis Aichach in Bayern wurde sie wegen guter Führung 1982 vorzeitig entlassen.[3]

Langsam begannen die beruflichen Aufgaben der Ingrid van Bergen wieder zu wachsen und veranlassten sie dazu, 1994 ihre Autobiographie „Ingrid van Bergen“ zu veröffentlichen. Im selben Jahr zog sie nach Mallorca, wo sie sich dem Tierschutz widmete und auf ihrer Finca über 100 Tiere beherbergte, und wirkte dennoch gleichzeitig in verschiedenen TV-Produktionen in Deutschland mit. Nach sieben Jahren kehrte sie Mallorca den Rücken und zog mit den Tieren 2001 zurück nach Deutschland in die Lüneburger Heide.

Ausbildung und Karriere

Nach dem Abitur begann Ingrid van Bergen ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Ihre Karriere startete sie als Schauspielerin 1953 beim Kabarett Die kleinen Fische, danach wechselte sie zu den Berliner Stachelschweinen. Besonders in Berlin trat sie auch am Theater auf.

In den 1950er und 1960er Jahren gehörte van Bergen zu den bekanntesten deutschsprachigen Filmschauspielerinnen, sie ist bekannt für ihre „rauchige“ Stimme. Ihr Fach waren Frauen wie Bardamen, Prostituierte und untreue Hausfrauen. Sie spielte beispielsweise mit O. W. Fischer und Heinz Rühmann.

Nach der Haftentlassung gelang es ihr zunächst nicht, an ihre alte Schauspielkarriere anzuknüpfen. Eines ihrer ersten Engagements hatte sie in der Fernsehserie Losberg, in der sie bis 1988 die Parvenue Margot spielte. In den 1990er Jahren verkörperte sie die sympathische Sekretärin Liebscher in der erfolgreichen Familienserie Unser Lehrer Doktor Specht und wirkte später auch in den Fernsehserien Mobbing Girls und Bewegte Männer mit.

In der WDR-Sendereihe „Kratzbürsten – Lust und Frust im reifen Alter“ sprach van Bergen 2007 zusammen mit Renate Schmidt, Hannelore Hoger, Jutta Speidel, Katja Ebstein und weiteren Frauen über das Älterwerden. Im selben Jahr war sie für vier Monate am renommierten Meininger Theater in Love And War zu sehen.

Im Januar 2009 nahm sie als Kandidatin an der RTL-Reality-Show Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! teil, in der sie von den Zuschauern auf den ersten Platz als „Dschungelkönigin Ingrid I.“ gewählt wurde.[4] In einem Interview mit der Zeitschrift Stern erklärte sie, sie sei bekennende Buddhistin.[5]

In den Sommermonaten der Jahre 2005 bis 2008 war van Bergen Mitglied im Ensemble der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek auf der Insel Rügen. Nach einer Pause im Jahr 2009, ist sie 2010 als „Signora de Rocca“ wieder mit dabei. Gespielt wird Der Fluch des Mauren.

2010 stand sie abermals als „Die Klatschmohnfrau“ erfolgreich auf der Bühne und war mit dem Stück Die Nadel der Kleopatra in ausverkauften Häusern auf Tour.

Ab 2009 spielte van Bergen in der Serie Doctor's Diary die Rolle der Mechthild von Buhren, welche Anfang 2011 den Serientod erlitt.

Filmografie (Auswahl)

  • 1954: Bildnis einer Unbekannten
  • 1955: Ingrid – Die Geschichte eines Fotomodells
  • 1955: Des Teufels General
  • 1955: Die Herrin vom Sölderhof
  • 1955: Banditen der Autobahn
  • 1956: Heute heiratet mein Mann
  • 1958: Grabenplatz 17
  • 1958: Wir Wunderkinder
  • 1958: Der Maulkorb
  • 1958: Der eiserne Gustav
  • 1958: Meine 99 Bräute
  • 1959: Der blaue Nachtfalter
  • 1959: Verbrechen nach Schulschluß
  • 1959: Rosen für den Staatsanwalt
  • 1959: Drillinge an Bord
  • 1960: Als geheilt entlassen
  • 1960: Bumerang
  • 1960: Kein Engel ist so rein
  • 1960: Das kunstseidene Mädchen
  • 1960: Ich schwöre und gelobe
  • 1960: Wir Kellerkinder
  • 1960: Verrat auf Befehl (The Counterfeit Traitor)
  • 1960: Der Rächer
  • 1961: Stadt ohne Mitleid (Town Without Pity)
  • 1961: Wer sind Sie, Dr. Sorge? (Qui êtes-vous, Monsieur Sorge?)
  • 1961: Das Geheimnis der gelben Narzissen
  • 1962: Dicke Luft
  • 1962: Tunnel 28 (Escape from East Berlin)
  • 1962: Genosse Münchhausen
  • 1962: Ich bin auch nur eine Frau
  • 1963: Erotikon – Karussell der Leidenschaften
  • 1963: Allotria in Zell am See
  • 1964: Freddy, Tiere, Sensationen
  • 1964: Heiß weht der Wind
  • 1965: Caroline und die Männer über vierzig (Moi et les hommes de 40 ans)
  • 1967: Katz und Maus
  • 1967: Jungfrau aus zweiter Hand
  • 1969: Willst du ewig Jungfrau bleiben?
  • 1969: Auf Scheißer schießt man nicht
  • 1969: Grimms Märchen von lüsternen Pärchen

Synchronisation

Als Synchronsprecherin lieh sie ihre Stimme unter anderem Honor Blackman (El Capitano), Annie Girardot (Die Novizinnen), Lee Grant (Hotelgeflüster) und Kathleen Turner (Californication).

Literatur

  • Karl Stankiewitz: Keiner will schuld sein. edition buntehunde GdBR, Regensburg 2005, ISBN 3-934941-13-3, S. 94–96.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Grusel-Geständnis im Dschungelcamp: Ingrid van Bergen über die Nacht, in der sie ihren Geliebten erschoss“ im Internetportal Bild.de vom 23. Januar 2009
  2. „Bossi will neuen Prozeß für Ingrid van Bergen“ in Hamburger Abendblatt vom 28. Juli 1977
  3. „Zieht Ingrid van Bergen ins Dschungelcamp?“ in Die Welt vom 14. November 2008
  4. „Dieses Dschungelcamp wird richtig schlimm“ in Die Welt vom 7. Januar 2009
  5. „Wir Alten lassen uns nicht unterkriegen“ im Stern vom 25. Januar 2009

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