Jerzy Rybicki

Jerzy Rybicki

Jerzy Rybicki (* 6. Juni 1953 in Warschau) ist ein ehemaliger polnischer Boxer. Er war Olympiasieger 1976 in Montreal im Halbmittelgewicht.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Jerzy Rybicki begann 1968 bei Gwardia Warschau, dem Verein, dem er bis zu seinem Karriereende 1983 angehörte, mit dem Boxen. Er wurde dort von Michal Szczepan und Tadeusz Walasek trainiert. Sein erster großer Erfolg war der Gewinn der polnischen Meisterschaft bei den Junioren im Halbmittelgewicht im Jahre 1971. Im Jahre 1972 belegte er bei den Senioren im Weltergewicht nach einer Niederlage im Halbfinale gegen Andrzej Stawski den 3. Platz. Im Jahre 1974 wurde er dann mit einem Punktsieg über Zbigniew Kicka erstmals polnischer Meister bei den Senioren im Halbmittelgewicht. Bis 1981 gewann er diesen Titel dann noch insgesamt sechsmal in drei verschiedenen Gewichtsklassen.

Sein Debüt bei internationalen Meisterschaften gab er bei der Weltmeisterschaft 1974 in Havanna. Er startete dort im Halbmittelgewicht und traf nach Siegen über Keith Neil aus Guyana und Wilfredo Guzman aus Puerto Rico im Viertelfinale auf Anatoli Klimanow aus der UdSSR, gegen den er nach Punkten verlor.

1975 startete er bei der Europameisterschaft in Kattowitz. Er hatte in das Weltergewicht abtrainiert und gewann dort mit einem dritten Platz seine erste Medaille bei einer internationalen Meisterschaft. Auf dem Weg dorthin besiegte er Luigi Minchillo aus Italien durch technisches KO in der 2. Runde und Wjatscheslaw Bodnia aus der UdSSR nach Punkten. Im Halbfinale verlor er gegen den späteren Europameister Kalevi Marjamaa aus Finnland nach Punkten.

1976 verlor Jerzy Rybicki bei der polnischen Meisterschaft im Weltergewicht gegen Jozef Stachowiak durch techn. KO in der 1. Runde, weil er wegen einer Augenbrauenverletzung nicht weiterboxen konnte. Er genas aber noch rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Montreal von dieser Verletzung und startete dort im Halbmittelgewicht. Er galt in Montreal keinesfalls als Favorit in seiner Gewichtsklasse und doch feierte er mit Siegen über Charles Walker aus den USA, der mit 3:2 Punktrichterstimmen knapp ausfiel, einem erneuten Punktsieg über Wilfredo Guzman, einem Überraschungssieg über den sowjetrussischen Favoriten Wiktor Sawtschenko (mit 3:2 wieder sehr knapp) und einem überlegenen 5:0-Punktsieg über Tadija Kacar aus Jugoslawien den Gewinn der Goldmedaille.

Nach diesem großen Triumph war sein nächster Start bei einer internationalen Meisterschaft der bei der Europameisterschaft 1977 in Halle. Er siegte dort im Halbmittelgewicht über Günter Rostankowski aus der DDR und Miroslav Pavlic aus Jugoslawien nach Punkten und scheiterte im Halbfinale an Wiktor Sawtschenko, gegen den er nach Punkten verlor. Er kam damit auf den 3. Platz, womit er mit der Bronzemedaille seine zweite EM-Medaille gewann.

An Wiktor Sawtschenko scheiterte Jerzy Rybicki auch bei der Weltmeisterschaft 1978 in Belgrad, gegen den er diesmal im Halbfinale sogar eine bittere KO-Niederlage in der 1. Runde einstecken musste. Vorher hatte er Alfredo Lemus aus Venezuela nach Punkten und Markus Intlekofer aus der BRD durch Abbruch in der 2. Runde besiegt.

Bei der Europameisterschaft 1979 in Köln bestritt Jerzy Rybicki nur zwei Kämpfe. Im Achtelfinale gewann er über Detlef Kästner aus der DDR durch Abbruch in der 2. Runde und im Viertelfinale verlor er gegen Markus Intlekofer nach Punkten und blieb damit ohne Medaille.

Zum Abschluss seiner internationalen Boxerlaufbahn startete er auch noch bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau und gewann dort noch einmal eine Bronzemedaille. Er siegte dabei im Achtelfinale gegen Tarmo Uusivirta aus Finnland, weil dieser wegen einer Verletzung aus dem Ring genommen werden musste, schlug dann im Viertelfinale Peter Odhiambo aus Uganda und verlor im Halbfinale gegen seinen alten Konkurrenten Wiktor Sawtschenko durch RSC in der 3. Runde wegen einer Augenbrauenverletzung.

Nach den Olympischen Spielen in Moskau beendete Jerzy Rybicki seine internationale Laufbahn als Boxer. Er absolvierte eine Trainerausbildung an der Sporthochschule (AWF) in Warschau und war von 1984 bis 1989 Trainer bei Gwardia Warschaus. Von 1989 bis 1993 war er Trainer der polnischen Nationalstaffel der Amateurboxer.

Internationale Erfolge

(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Hw = Halbweltergewicht, We = Weltergewicht, Hm = Halbmittelgewicht, Mi = Mittelgewicht, damals bis 63,5 kg, 67 kg, 71 kg bzw. 75 kg Körpergewicht)

  • 1972, 1. Platz, 8. Freundschafts-Turnier in Nagykanizsa/Ungarn, We, durch einen KO-Sieg 2. Runde über Katona, Ungarn;
  • 1973, 1. Platz, "Czarne Diamenty"-Turnier in Kattowitz, We, durch einen Punktsieg über Zbigniew Kicka, Polen;
  • 1976, 1. Platz, Gryf Szczezcinski Turnier in Szczezcin, We, durch einen Punktsieg über Athanasios Iliadis, Griechenland;
  • 1977, 2. Platz, "Feliks-Stamm-Memorial" in Warschau, Hm, nach einer Punktniederlage gegen Roger Leonard, USA;
  • 1977, 3. Platz, EM in Halle, Hm, hinter Wiktor Sawtschenko u. Markus Intlekofer, BRD und gemeinsam mit Kalevi Marjamaa;
  • 1979, 5. Platz, EM in Köln, Hm, hinter Miodrag Perunovic, Jugoslawien, Wikto Sawtschenko, Markus Intlekofer und Rostsislav Osicka, CSSR;

Polnische Meisterschaften

(Finalergebnisse)

  • 1971, Junioren-Hw, Punktsieger über Antoni Rajczik,
  • 1974, Hm, Punktsieger über Zbigniew Kicka,
  • 1975, We, Punktsieger über Boleslaw Nowik,
  • 1976, We, RSC-Niederlage (Verletzung) 1. Runde gegen Jozed Stachowiak,
  • 1977, Hm, Punktsieger über Marian Wiaszek,
  • 1978, Hm, Punktsieger über Andrzej Krysiak,
  • 1979, Hm, Punktsieger über Wieslaw Niemkiewicz,
  • 1980, Mi, kampflose Niederlage wegen Verletzung gegen Marek Ejsmont,
  • 1981, Mi, Punktsieger über Zsigmunt Gosiewski

Länderkämpfe

  • 1971 in Lublin, Polen Jun. gegen DDR Jun., Hw, Punktsieger über Siegfried Vogelreuther,
  • 1972 in Lübbenau, DDR Jun. gegen Polen Jun., We, Punktsieger über Adam,
  • 1972 in Cottbus, DDR Jun. gegen Polen Jun., We, Punktsieger über Bohne,
  • 1972 in Mielec, Polen gegen DDR, We, Punktsieger über Peter Spilski,
  • 1973 in Zrenjanin, Jugoslawien gegen Polen, We, Punktniederlage gegen Marjan Benes,
  • 1973 in Berlin (Ost), DDR gegen Polen, We, Punktsieger über Manfred Weidner,
  • 1973 in Dessau, DDR gegen Polen, We, Punktsieger über Manfred Weidner,
  • 1974 in Lodz, Polen gegen Jugoslawien, Hm, techn.-KO-Sieger 1. Runde über Zivorad Jelisijevic,
  • 1974 in Warschau, Polen gegen USA, Hm, techn.-KO-Niederlage 1. Runde gegen Henry Bunch,
  • 1975 in Montreal, Kanada gegen Polen, We, Punktsieger über Incelot Ignis,
  • 1975 in Springfield/USA, USA gegen Polen, We, Punktniederlage gegen Ernesto Risto,
  • 1975 in St. Louis, USA gegen Polen, We, Punktsieger über Fred Tuttle,
  • 1975 in Milwaukee, USA gegen Polen, We, Punktsieger über Jeff le Mear,
  • 1976 in Belgrad, Jugoslawien gegen Polen, We, Disq.-Niederlage 3. Runde gegen Fahrija Sekularac,
  • 1976 in Warschau, Polen gegen USA, Hm, Punktsieger über Adolph Watts,
  • 1977 in Lodz, Polen gegen Finnland, Hm, Punktsieger über Kalevi Marjamaa,
  • 1977 in Las Vegas, USA gegen Polen, Hm, Punktniederlage gegen Clinton Jackson,
  • 1977 in Hartford, USA gegen Polen, Hm, Punktniederlage gegen Curtis Parker,
  • 1977 in Gera, DDR gegen Polen, Hm, Punktsieger über Günter Rostankowski,
  • 1977 in Erfurt, DDR gegen Polen, Hm, Punktsieger über Michael Seefeldt,
  • 1978 in Helsinki, Finnland gegen Polen, Punktsieger über Markku Lindholm,
  • 1979 in Slupsk, Polen gegen Finnland, Hm, Punktniederlage gegen Tarmo Uusivirta,
  • 1980 in Helsinki, Finnland gegen Polen, Mi, Punktniederlage gegen Tarmo Uusivirta

Quellen

  • Fachzeitschrift Box Sport aus den Jahren 1972 - 1981,
  • Box Almanach 1920 - 1980, Herausgeber Deutscher Amateur-Box-Verband e.V., 1980,
  • Website "www.sport-komplett.de",
  • Website "www.amateur-boxing.strefa.pl",
  • Website "www.olimpijski.pl"

Weblinks


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