Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) ist die wissenschaftliche Bibliothek der Freien Hansestadt Bremen und der Universität Bremen mit rund 30.000 Studenten und rund 1.200 Lehrenden und Wissenschaftlern. Sie hat ihren Sitz in Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Zweck

Sie stellt als Staatsbibliothek und Universitätsbibliothek Benutzern und Institutionen aus dem Lande Bremen und dem Unterweserraum wissenschaftliche und regional bezogene Literatur zur Verfügung. Besondere Sammelgebiete waren im Rahmen der Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft bis einschließlich 1997 Publizistik und Journalismus sowie Massenkommunikation und Theorie und Geschichte des Pressewesens. Als Bibliothek für das Land Bremen sammelt sie Bremensien. Als Archiv- und Landesbibliothek der Freien Hansestadt Bremen nimmt sie das Pflichtexemplarrecht wahr. Im Online-Katalog sind ca. 95% aller ab 1966 erworbenen Medien erschlossen.

Geschichte

1628 hinterließ Gerlach Buxdorff, Bremer Syndicus, der Stadt seine Bücher. 1646 kaufte der Bremer Rat die Bücher und Handschriften des Gelehrten Melchior Goldast von Haiminsfeld. Dazu gehörten 2.000 Bände, u.a. das berühmte Evangelistar von Kaiser Heinrichs III. 1660 wurde aus diesen Beständen die Bibliotheka Bremensis, Bremers erste wissenschaftliche, öffentliche Bibliothek im Dominikanerkloster St. Katharinen, dem Sitz der schon 1528 gegründeten Lateinschule und 1610 zum Gymnasium illustre, erweiterten Hochschuleinrichtung. Ende des 18. Jahrhunderts konnten die Bestände von Johann Philipp Cassel, übernommen werden. Diese regional und lokal interessanten Bestände bilden das Herzstück der Bremensien-Sammlung.

Bibliothekar Johann Georg Kohl fertigte zwischen 1863 und 1878 einen umfassenden Katalog an. Der Bibliothekar Heinrich Bulthaupt erreichte, dass ein Neubau errichtet wurde. 1897 konnte am Breitenweg (heute Standort CinemaxX-Kino) das nach den Plänen des Architekten Johann Georg Poppe repräsentative Bibliotheksgebäude gebaut und eingeweiht werden. 1922 wurde die Lesehalle der „Volksbücherei“ im Keller der Stadtbibliothek untergebracht. 1927 erhielt die wiss. Stadtbibliothek die Bezeichnung „Staatsbibliothek Bremen“. Von 1933 bis 1937 erfolgte eine Neuorganisation des Bibliothekwesens in Bremen. Die Volksbücherei übernahm die Funktion einer allgemeinen Versorgung und hieß nach dem Zweiten Weltkrieg dann ab 1969 Stadtbibliothek.

1939 hatte die Staatsbibliothek 284.000 Bände, 218 Inkunabeln und 1.660 Handschriften. Wertvolle Bestände wurden im Krieg ausgelagert, darunter in das Schloss Wernigerode. Das Bibliotheksgebäude wurde 1944 durch Bomben getroffen und notdürftig repariert. Von 1945 bis 1950 leitete Hermann Entholt als Direktor den Wiederaufbau der Bibliothek. 1948 konnte die Staatsbibliothek nach der Rückführung vieler ausgelagerter Bestände wieder den Betrieb aufnehmen. Die in der DDR verbliebenen ausgelagerten Bestände und die in der Sowjetunion (Universitätsbibliothek Tiflis, Georgien) lagernden Bestände konnten ab 1989 wieder zurückgeführt werden. Erst 1998 und 2000 folgten weitere Bestände wertvoller 575 Handschriften aus Jerewan (Armenien). Weitere Auslagerungsbestände lagern u.a. noch in St. Petersburg, Moskau und Tomsk.

Um 1964 hatte die Staatsbibliothek einen Bestand von 350.000 Bänden. 1965 wurde im Rahmen der Universitätsgründung beschlossen, dass die zukünftige Universitätsbibliothek mit der vorhandenen Staatsbibliothek verbunden würde. Der Direktor der Staatsbibliothek, Rolf Kluth, entwickelte die in Deutschland erstmalig realisierte Konzeption einer wissenschaftlichen Bibliothek mit einem erheblichen Bestand in einer Freihandaufstellung. Die Nutzer, die beratenden Bibliothekare und die freistehenden Bücher sollten sich dabei auf derselben Geschossebene befinden, damit durch dieses Nebeneinander ein möglichst nahtloser Kontakt entstehen könnte. 1975 wurde das neue Gebäude auf dem Universitätscampus eingeweiht.

1982 wurde der Bibliothek die Aufgabe der Literaturversorgung der bremischen Hochschulen übertragen.

Das alte Gebäude am Breitenweg diente noch einige Jahre dem Überseemuseum als Lager, bis es 1989 einem Großkino weichen musste.

Medien und Nutzer

Im Jahr 2007 haben rund 38.000 aktive Benutzer die Bibliothek aufgesucht und es gab 1.972.247 Entleihungen inkl. Verlängerungen.

Das gedruckte und elektronische Informationsangebot besteht (Stand 2007) aus 3.198.948 Bänden (Bücher, Zeitschriften und Zeitungen), 240.132 Dissertationen, 6.438 Karten, 13.596 Raritäten, 184 Inkunabeln, 66.963 Noten, 96.680 AV-Materialien, 8.257 laufend bezogene gedruckte Zeitschriften und 21.003 laufend bezogene elektronische Zeitschriften.

Der historische Altbestand umfasst heute 2.063 Handschriften, 3.800 historische Karten und Ansichten, 83 griechische Papyri, 64 Nachlässe und eine umfangreiche Autographensammlung. Um 70.000 bibliographischen Einheiten sind vor 1899 gedruckt worden.

2007 wurden 93.587 neue Medien im Wert von rd. 7 Mio. Euro erworben.

Im Hauptgebäude gibt es insgesamt 490 Arbeitsplätze, davon 112 zentrale Internetarbeitsplätze, 23 Einzelarbeitsräume und 6 Gruppenarbeitsräume mit 111 Plätzen.

Besondere Aktivitäten

Die SuUB hat folgende besondere Aktivitäten:

  • Elektronische Bibliothek (E-LIB) mit elektronischen Zeitschriften und Zugriff auf fachwissenschaftlichen Literaturdatenbanken (z.B. WISO, Web of Science, Psyndex, JURIS)
  • Bibliotheksbenutzung: Einführungen sowie Schulungen
  • Mediathek für audiovisuellen Medien Wiedergabe- und Aufzeichnungs- bzw. Kopiermöglichkeiten
  • Standortkatalog der deutschen Presse mit einer der größten deutschsprachigen Zeitungssammlungen auf Mikrofilm
  • Cibera: Virtuelle Fachbibliothek Ibero-Amerika
  • Historische Kartensammlung (über 3.800)
  • Sammlung von Handschriften (über 2.000), Raritäten und griechische Papyri (83)
  • Bremensien - Sammlung
  • Autographen - Sammlung
  • Bereits Anfang der 1990er Jahre begann die SuUB Bremen als eine der ersten Bibliotheken in Deutschland mit der systematischen Suche nach Büchern aus jüdischem Besitz.[1]

Gebäude

Der Campus der Uni-Bremen von oben

Auf der Grundlage von Strukturplänen von 1965 des Leiters der damaligen Staatsbibliothek Bremen, Rolf Kluth, wurde die Universitätsbibliothek vom Universitätsbauamt (Architekten Eberhard Kaiser, Roland Kutzki; Innenarchitekt Rainer Tietmann) planerisch entworfen und von 1971 bis Ende 1974 gebaut.

Es wurde dabei eine Fläche von rund 8000 m² überbaut und in rund 128.000 m³ umbauten Raum (BRI) 25.538 m² Flächen (BGF) geschaffen. Die Kosten beliefen sich auf rund 39 Mio. Mark.

Der fünfgeschossige Bau an der Zentralachse der Universität ist in den Obergeschossen ein rechteckiger Bau von ca. 70 x 80 m Ausmaß. Der Stahlbetonbau hat ein Rohbauraster der abgerundeten Stützen von 7,20 m und ein um 0,60 m versetztes Ausbauraster für die flexiblen Wände von 1,20 m. Ein erheblicher technischer Ausbau mit Klimaanlagen, Förderanlagen, Sicherheitsanlagen, Staubsauganlage, Rollregalanlage war erforderlich. Die für die Raumgröße erforderliche Klimaanlage und die Zuordnung des bibliothekarischen Fachpersonals in den Einzelräumen ohne Flurabtrennung auf den Ebenen 2 und 3 fand von Anfang an nicht die breite Zustimmung dieser Mitarbeiter.

Das Gebäude war für eine Kapazität von rund 2 Mio. Bänden (bei Kompaktaufstellung von 2,5 Mio. Bänden) ausgelegt, davon sollten über 0,8 Mio. Bände freihändig erreichbar sein. Weiterhin wurden bis zu 200 Mitarbeiterplatze und rund 750 Leseplätze geschaffen.

Untergebracht sind

  • in Ebene 0 das Magazin mit seiner schweren Rollregalanlage für die Bücher, die Verwaltung der Buchbearbeitung und die Technik.
  • in Ebene 1 der Eingang mit der Leihstelle, der zentralen Information (Zentralkataloge, Bibliographischer Apparat) und davon abgetrennt östlich und nördlich mit den Verwaltungsbereichen sowie ein Saal auf der Westseite
  • in Ebene 2 und 3 neben einer zentralen Fachauskunft der freihändig aufgestellte Bücherbestand und an den Rändern die Plätze für das jeweilige Fachpersonal und für die Nutzer
  • in Ebene 4 die Spezialbereiche der Deutschen Presseforschung mit den Zeitschriften, die Handschriften und Inkunabeln sowie die Tonstudios und die Musikmedien. Ein ursprünglicher Dachgarten fand nicht die erwartete Annahme.

In den 1990er Jahren erfolgte eine vorgesehene Magazinerweiterung in der Ebene 0.

Im Rahmen eines Förderkonzeptes zur „energetischen Verbesserung der Bausubstanz“ wurde die Bibliothek von 2002 bis 2004 technisch modernisiert. Dabei wurden die Energieeinsparpotentiale von vollklimatisierten Gebäuden aus den 1960er und 1970er Jahren aufgezeigt. Die gesamten Sanierungsmassnahmen wurden mit 14.5 Mio. EUR vom Bund und dem Land Bremen finanziert. Die vordringlichen Ziele der Sanierung sind, den Energieverbrauch um mehr als 50% zu senken.

Standorte

Lage der Universität (rot)

Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen ist auf dem Campus der Universität Bremen angesiedelt. Der Campus bildet mit dem Technologiepark fast einen eigenen Stadtteil am Rande Bremens und liegt verkehrsgünstig an der A27 mit eigener Abfahrt. Darüber hinaus ist die Universität gut per Bus (Linien 20, 21, 22, 28, 630, 670) oder Straßenbahn zu erreichen. Auf dem Campus gibt es drei Haltestellen der Straßenbahnlinie 6.

Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen ist in einem zentralen Gebäude untergebracht. Neben dem Hauptgebäude (Uni; Bibliothekstraße, 28359 Bremen) gibt es die 8 weiteren dezentrale Standorte:

  • der Bereichsbibliotheken
    • für Wirtschaftswissenschaften (Uni – Hochschulring 4),
    • der Physik und Elektrotechnik (Uni – NW 1),
    • das Juridicum der Rechtswissenschaften (Uni – GW 1) sowie
  • die Teilbibliotheken

Informationen erhält der Nutzer bei der Zentralen Information, der Leihstelle, der Fernleihe, den fachlichen Beratern in den Fachbereichen, bei der Informationstechnik und bei der Presse- und Öffentlichkeitsstelle der Bibliothek (Aktuelle Adressen siehe dazu im WEB)

Die SuUB wurde bei der Gründung geleitet von Rolf Kluth. Zurzeit leitet Maria Elisabeth Müller die SuUB mit den Dezernenten für Benutzung und Verwaltung sowie den Fachabteilungsleitern für Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften und der Spezialabteilung sowie der Abteilung Informationstechnik.

Elektronische Bibliothek

Die Elektronische Bibliothek der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen ist eine seit 1998 bestehende virtuelle Bibliothek, die sowohl den physisch vorhandenen Bibliotheksbestand der SuUB Bremen als auch freie oder über Lizenzen verfügbare elektronische Medien verfügbar macht. Weiteres dazu siehe dort.

Literatur

  • Wolfgang Budach: Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. In: Rolf Fuhlrott, Gerhard Liebers & Franz-Heinrich Philipp (Hrsg.): Bibliotheksneubauten in der Bundesrepublik Deutschland. 1968–1983. Sonderheft 39 der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Klostermann, Frankfurt 1983, ISBN 3-465-01567-3, S. 37–46
  • Thomas Elsmann: Von der Bibliotheca Bremensis zur Staats- und Universitätsbibliothek: ein historischer Abriß. In: Thomas Elsmann (Hrsg.): Zurückgekehrte Kostbarkeiten der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. Schriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 4. Bremen 1998, S. 19–38
  • Rolf Kluth: Von der Staatsbibliothek zur Universitätsbibliothek. In: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 19. Bremen 1975, S. 207–216
  • Hans-Albrecht Koch: Zur Neuordnung der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. In: Reinhard Oberschelp & Karl-Heinz Weimann (Hrsg.): Bibliotheken im Dienste der Wissenschaft. Festschrift für Wilhelm Totok zum 65. Geburtstag am 12. September 1986. Klostermann, Frankfurt 1986, ISBN 3-465-01735-8, S. 47–70
  • Roland Kutzki: Erfahrungsbericht zur Universitätsbibliothek aus der Sicht des Architekten. In: Zentrale Hochschulbibliothek. München 1980
  • Annette Rath-Beckmann: Die Staatsbibliothek Bremen als Landesbibliothek: Einblick in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft aus der Sicht ihrer Bibliothekare. In: Dorothee Reißmann (Hrsg.): Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Bibliothek. Festschrift für Konrad Marwinski zum 65. Geburtstag. Saur, München 2000, ISBN 3-598-11438-9, S. 145–155.
  • Hans Wegener (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Staatsbibliothek Bremen. Schünemann, Bremen 1952
  • Thomas Elsmann, Maria Elisabeth Müller, Uwe Staroske (Hg.): Vom Katharinen-Kloster zum Hochschul-Campus: Bremens wissenschaftliche Literaturversorgung seit 1660. Festschrift zum 350 jährigen Jubiläum der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen. Edition Temmen, Bremen 2010, ISBN 978-3-8378-1018-9.

Einzelnachweise

  1. http://www.suub.uni-bremen.de/infos/ns-raubgut/ Restitution von NS-Raubgut

Weblinks




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