Johannes Reinhard

Johannes Reinhard

Johannes Richard Reinhard (* 13. September 1870 in Loschwitz/Dresden; † 26. Februar 1964 in Hamburg) war ein deutscher Politiker (CDU) und Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Johannes Reinhard war der Sohn eines Chemikers und Fabrikdirektors und absolvierte das Gymnasium in Dresden. Er machte dort am 23. März 1889 seinen Abschluss und leistete im Anschluss in den Jahren 1889/90 seinen Militärdienst im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 ab. Seine Militärzeit beendete er als Vicefeldwebel der Reserve.

St. Johannis Kirche (Hamburg)

Er studierte von 1890 bis 1894 an den Universitäten in Erlangen und Leipzig Theologie und Philosophie. Am 9. März 1894 legte er die erste theologische Prüfung ab und trat sein Vikariat am evangelisch-lutherischen Missionshaus zu Leipzig an. Das zweite Examen folgte am 1. Juni 1896. Dort erhielt er auch im selben Jahr für seine Arbeit den Preis der Ammon'schen Stiftung. Er promovierte 1905 zum Lic. theol. und 1907 zum Dr. phil.

Theologischer Werdegang

Von 1894 bis 1898 war er als wissenschaftlicher Lehrer (Oberlehrer) am Königlichen Gymnasium in Leipzig tätig und 1898 wurde ihm das Pfarramt in Sachsendorf bei Wurzen/Sachsen zugewiesen. Von 1904 bis 1912 arbeitet er wieder als Oberlehrer und ab 1906 als Professor an der Fürstenschule zu Grimma. 1912 wechselte er im zweiten Anlauf als Pastor der St. Johannis-Kirche nach Hamburg-Harvestehude. Dort war er in dieser Stellung durchgehend bis 1947 tätig.

Er war klarer Gegner der Deutschen Christen und musste deshalb mit Protesten seitens der NSDAP leben. Er war aber nicht gegen den Nationalsozialismus eingestellt sondern stand eher hinter ihm. Er fertigte zum Beispiel 1940 einen kriegsfreundlichen, anti-englischen Artikel in der Hamburgischen Kirchenzeitung (Zum Entscheidungskampf) an. In dem Artikel wird Adolf Hitler zum „Vollstrecker eines von ihm nicht beabsichtigten leidvollen Schicksals“ stilisierte und die englische Haltung wurde als „angewandtes Judentum“ bezeichnet.[1]

Von 1925 bis 1933 gehörte er dem Kirchenrat sowie der Synode an und war von 1940 bis 1945 Vertreter des Landesbischofs Franz Tügel. Er folgte 1935 einer Berufung an den Kirchlichen Disziplinarhof und war 1940 war als Vertreter des geistlichen Beisitzers in die Disziplinarkammer berufen worden.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges setzte er sich erfolgreich für die Gründung einer theologischen Fakultät und die Schaffung eines missionswissenschaftlichen Lehrstuhls in Hamburg ein. Um dieses zu erreichen setzte er vor allem auf seinen Kontakt zu dem Senator Heinrich Landahl. Am 19. Mai 1954 wurde er von der Universität Hamburg zu ihrem Ehrensenator ernannt. Ein Jahr später machte ihn die Theologische Fakultät zudem zu ihrem ersten Ehrendoktor.

Politik

Während der Weimarer Republik war er Mitglied des extrem nationalistischen und antisemitischen Alldeutschen Verbandes und trat 1921 als Festredner beim rechtsradikalen Junglehrerbund Baldur auf. Zudem war er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und trat bei Versammlungen als Redner auf.

Nach Ende des NS-Regimes wurde Johannes Reinhard am 15. August 1946 in den CDU-Landesvorstand gewählt und 1960 Ehrenvorsitzenden seiner Partei ernannt.

Er wurde 1946 von der britischen Besatzungsmacht als Repräsentant der evangelischen Kirche in die Ernannte Bürgerschaft berufen. Zunächst der Fraktion der Parteilosen angehörend, schloss er sich im Juni 1946 mit der Gruppe um Bürgermeister Rudolf Petersen der CDU-Fraktion an. Am 13. Oktober 1946 zog er für die CDU in die erste frei gewählte Hamburgische Bürgerschaft seit 1933 ein und blieb bis 1953 ihr Mitglied. In dieser Zeit übernahm er von 1946 bis 1949 den Posten des Alterspräsidenten.

Er war zudem Deputierter der Schulbehörde, Vorsitzender des Ausschusses für das Schulgesetz und nach seiner Mandatszeit von 1953 bis 1963 Mitglied des Verfassungsgerichts.

Ehrungen

Weblinks

Literatur

  • Erich Lüth (Bearbeiter): Die Hamburger Bürgerschaft 1946–1971. Hamburg 1971.
  • Helmut Stubbe da Luz: Von der „Arbeitsgemeinschaft“ zur Großstadtpartei – 40 Jahre Christlich-Demokratische Union in Hamburg (1945–1985). Staatspolitische Gesellschaft Hamburg, Hamburg 1985, S. 263.

Einzelnachweise

  1. Zitat aus bautz.de (siehe Weblink)
  2. Ehrensenatorinnen und Ehrensenatoren der Universität Hamburg

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes Reinhard Grüninger — aus: Sebastian Brant, Stultifera Navis per Jacobum Locher in latinum traducta. Gedruckt von Johann Grüninger in Straßburg, 1. Juni 1497 Johannes Reinhard, alias Hans Grüninger (* um 1455 in Markgröningen; † um 1533 in Straßburg) war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhard — ist ein männlicher Vorname und ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist ein Kompositum, gebildet aus Ableitungen der altgermanischen Wörter ragina („Rat“),rain („rein, wahr“) und harti („Herz“, „hart“ bzw. „stark“). Er bedeutet etwa… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Grüninger — aus: Sebastian Brant, Stultifera Navis per Jacobum Locher in latinum traducta. Gedruckt von Johann Grüninger in Straßburg, 1. Juni 1497 Johannes Reinhard, alias Hans Grüninger (* um 1455 in Markgröningen; † um 1533 in Straßburg) war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhard Marx — Reinhard Kardinal Marx (2010) Erzbischof Reinhard Marx (2009) …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Blaskowitz — Naissance 10 juillet 1883 Paterswalde, Prusse Orientale Décès 5 février …   Wikipédia en Français

  • Reinhard Johannes Sorge — (* 29. Januar 1892 in Rixdorf, heute Berlin Neukölln; † 20. Juli 1916 in Ablaincourt, Somme) war ein deutscher Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhard Sorge — Reinhard Johannes Sorge auf Heimaturlaub in Berlin, 1915 Faksimile der Handschrift Sorges Reinhard Johannes Sorge (* …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Oberhof — Johannes Albert Eduard Oberhof (* 24. April 1905 in Löwenbruch (Landkreis Teltow Fläming); † 27. November 1987 in Uffing am Staffelsee) war ein deutscher evangelischer Theologe, Politiker und ein Anhänger des religiösen Sozialismus. Johannes… …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhard Mohn — (* 29. Juni 1921 in Gütersloh; † 3. Oktober 2009 in Steinhagen[1]) war ein deutscher Unternehmer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Reinhard Döhl — (* 16. September 1934 in Wattenscheid/Ruhrgebiet; † 29. Mai 2004 in Stuttgart; Pseudonym: Traugott Schneider) war ein deutscher Literatur und Medienwissenschaftler. Er war außerdem als Autor und Künstler tätig. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”