- Reinhard Mohn
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Reinhard Mohn (* 29. Juni 1921 in Gütersloh; † 3. Oktober 2009 in Steinhagen[1]) war ein deutscher Unternehmer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reinhard Mohn war ein Sohn von Heinrich Mohn und ein Enkel von Johannes Mohn, dem 1887 von seinem Schwiegervater Heinrich Bertelsmann die Leitung des Gütersloher Druck- und Verlagshauses Bertelsmann übertragen wurde. Mohn repräsentierte die fünfte Familiengeneration der Bertelsmann-Eigentümer. 1947 übernahm er das bis dahin mittelständische Unternehmen Bertelsmann, da sein älterer Bruder Heinrich im Krieg gefallen war und entwickelte es zu einem der größten Medienkonzerne der Welt. Das Familienvermögen der Mohns wird auf 5,7 Mrd. € geschätzt, damit liegen die Bertelsmann-Eigentümer auf dem 6. Platz in der Forbes-Liste der reichsten Deutschen (2008).
Reinhard Mohn leistete nach dem Abitur am Evangelisch Stiftischen Gymnasium in Gütersloh Arbeits- und während des Zweiten Weltkriegs Kriegsdienst. Als Leutnant der Luftwaffe geriet er 1943 in Tunesien in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Während seiner späteren Haft im Offiziersgefangenenlager von Camp Concordia[2] in Kansas (USA) konnte er sich dort an der Lageruniversität neben Englisch auch Management-Kenntnisse aneignen. Nach seiner Rückkehr nach Gütersloh 1946 absolvierte Mohn auf Wunsch seines Vaters eine Ausbildung im Buchhandel. 1947 übernahm er mit 25 Jahren die Leitung des Bertelsmann-Verlags, die er bis 1981 innehatte. 1950 gründete Mohn den Bertelsmann-Lesering, der in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von Bertelsmann bildete.
Reinhard Mohn entwickelte innerhalb der Bertelsmann AG eine Unternehmenskultur, die auf Dezentralität, Verantwortung des Einzelnen und partnerschaftliches Miteinander zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitern setzte. So beteiligte er seit 1970 die Bertelsmann-Mitarbeiter am Unternehmensgewinn, was ihm in der Wirtschaft den wohl nicht zutreffenden Beinamen „der rote Mohn“ [3] einbrachte. 1977 gründete er die Bertelsmann Stiftung, der er 1993 die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG übertrug.
Am 30. Juni 1981 gab Mohn wegen des Erreichens der konzerninternen Altersgrenze von 60 Jahren seine Funktion als Vorstandsvorsitzender ab und übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG. Ab 2000 war Mohn Vorsitzender des Präsidiums der Bertelsmann Stiftung. Während sich Mohn langsam aus dem aktiven Geschäftsleben zurückzog, wuchs seiner zweiten Frau Liz Mohn eine immer wichtigere Rolle in der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) und der Bertelsmann Stiftung zu. Nach seinem Tod kann Liz Mohn nach Angaben von Bertelsmann-Aufsichtsratschef Gunter Thielen ihren Einfluss im Unternehmen weiter ausbauen, da sie entsprechend der Nachfolgeregelung ihres Mannes bis zum Alter von 75 Jahren Vorsitzende der BVG und Sprecherin der Familie bleiben soll und die Vetorechte von Reinhard Mohn auf Liz Mohn übertragen wurden[4].
Reinhard Mohn war 33 Jahre mit seiner ersten Frau Magdalene verheiratet.[5] Aus dieser Ehe stammen seine Kinder Johannes, Susanne und Christiane. Erst nach dem Tod seiner Mutter Agnes ließ sich Reinhard Mohn von seiner ersten Frau scheiden und heiratete 1982 Elisabeth (genannt "Liz") Mohn. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei gemeinsamen Kinder des Paares Brigitte (* 1964), Christoph (* 1965) und Andreas (* 1968) bereits 18, 17 beziehungsweise 14 Jahre alt. Sie waren in dem Glauben aufgewachsen, dass der Kinderbuchlektor Joachim Scholz, mit dem ihre Mutter eine Scheinehe[6] eingegangen war, ihr Vater sei. Reinhard Mohn adoptierte später alle drei Kinder. Sie sind ebenso wie seine drei Kinder aus erster Ehe mit einem geringen einstelligen Prozentsatz an der Bertelsmann AG beteiligt. Brigitte Mohn war zum Zeitpunkt des Todes von Reinhard Mohn als einziges der Kinder in der Unternehmensführung tätig. Wie Bertelsmann-Aufsichtsrats-Chef Gunter Thielen bekannt gab, wird nunmehr Christoph Mohn den Sitz seines verstorbenen Vater in der BVG und im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung übernehmen.[4]
Mohn wohnte zuletzt in Steinhagen im Kreis Gütersloh, einen Zweitwohnsitz hatte er in Alcúdia auf Mallorca.
Auszeichnungen
- Ehrenbürger der Stadt Gütersloh (1981)
- Freund der Stadt Jerusalem (1987)
- Hall of Fame (Manager Magazin) (1992)
- Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1994)
- Europäischer Stifterpreis für Kultur-Mäzene (1996)
- Ehrenmitglied des Club of Rome (1996)
- Schumpeter-Preis der Schumpeter-Gesellschaft (1997)
- Unternehmer des Jahrhunderts (1998) [7]
- Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland (1998)
- Prinz-von-Asturien-Preis 1998, Kategorie Kommunikation und Geisteswissenschaften
- Goldmedaille des Bundesverbands Deutscher Stiftungen (1998)
- Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1999)
- Hanns Martin Schleyer-Preis 1999
- Spanisches Großkreuz (1999)
- Bernhard-Harms-Medaille des Instituts für Weltwirtschaft (2000)
- Jakob-Fugger-Medaille des Verbandes der Bayerischen Zeitungsverleger (2000)
- Ehrendoktor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (2001)
- Zukunftspreis 2002 der CDU Sozialausschüsse (2001)
- Teddy-Kollek-Preis 2003, für Verdienste um die Stadt Jerusalem
- Ehrenbürger von Alcúdia (2005), für Verdienste um den Aufbau der Bibliothek Can Torró
- Deutscher Gründerpreis 2007
- Medalla d´Or des Illes Balears (Goldmedaille der Balearen), für den Aufbau der Bibliothek Can Torró in Alcúdia und sein Engagement für die Leseförderung in Spanien (2010, postum)
Nach Reinhard Mohn sind das Reinhard-Mohn-Berufskolleg in Gütersloh und das Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance an der Universität Witten/Herdecke benannt. Zudem verleiht die Bertelsmann-Stiftung seit 2011 den mit 150.000 Euro dotierten Reinhard-Mohn-Preis zum Gedenken an ihren Gründer.
Verfilmungen
- Reinhard Mohn – Es müssen mehr Köpfe ans Denken kommen (Regie: Roland Suso Richter), teamWorx, München 2006
Literatur
- Saul Friedländer, Norbert Frei, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich. C. Bertelsmann, 2002, ISBN 3-570-00713-8.
- Thomas Schuler: Die Mohns. Vom Provinzbuchhändler zum Weltkonzern: Die Familie hinter Bertelsmann. Campus Verlag, 2004, ISBN 3-593-37307-6.
- Frank Böckelmann, Hersch Fischler: Bertelsmann. Hinter der Fassade des Medienimperiums. Eichborn Verlag, 2004, ISBN -3821-85551-7.
- Werner Biermann, Arno Klönne: Agenda Bertelsmann. Ein Konzern stiftet Politik. Papy-Rossa-Verlag, 2007, ISBN 978-389438-372-5.
- Ulrich Viehöver: Die EinflussReichen: Henkel, Otto und Co - wer in Deutschland Geld und Macht hat. Kapitel 8 (S. 169 - 191): Mohn - Die Gutmenschen aus Gütersloh. campus sachbuch 2006. Auszug
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung der Bertelsmann AG vom 4. Oktober 2009 (aufgerufen am 4. Oktober 2009).
- ↑ http://en.wikipedia.org/wiki/Camp_Concordia
- ↑ taz: Abschied von einem Scheinlinken vom 4. Oktober 2009
- ↑ a b FAZ: Liz Mohn übernimmt Hoheit bei Bertelsmann vom 9. Oktober 2009
- ↑ Artikel im Focus, abgerufen am 12. Juni 2010
- ↑ Tagesspiegel: Die komplizierte Romanze der Liz Mohn vom 8. Dezember 2003
- ↑ DIE ZEIT: Fit für die Zukunft 01/1998
Weblinks
Wikiquote: Reinhard Mohn – Zitate- Literatur von und über Reinhard Mohn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage von Reinhard Mohn
- Dossier zum Tod von Reinhard Mohn – Neue Westfälische Oktober 2009
- Uwe Jean Heuser: „Die Familie kann nichts durchsetzen“ – Interview in: Die Zeit Nr. 32 vom 31. Juli 2003
- Uwe Jean Heuser: "Man fällt mit Menschen schon mal rein" – Interview in: Die Zeit Nr. 25/2001
- Kritische Beiträge zur Person Reinhard Mohn und Bertelmann-Stiftung Nachdenkseiten
Kategorien:- Verleger (20. Jahrhundert)
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