Josef Maximilian Petzval

Josef Maximilian Petzval
Joseph Petzval, Lithographie von Adolf Dauthage, 1854

Jozef Maximilián Petzval, auch: deutsch Josef Maximilian Petzval oder ungarisch: Petzval József (oder Józeph) Miksa, (* 6. Januar 1807 in Spišská Belá (dt. Zipser Bela, ung. Szepesbéla); † 19. September 1891 in Wien) war ein vielseitiger Mathematiker und Physiker slowakischer und/oder deutscher Abstammung aus dem Königreich Ungarn (und der Österreichischen Monarchie), dessen Karriere im Königreich Ungarn begann und im heutigen Österreich ihren Höhepunkt erreichte.

Er war einer der Begründer der geometrischen Optik, der modernen Fotografie und Kinematografie, Erfinder des Porträtobjektivs, des Opernglases, einer der Entdecker der Laplace-Transformation, und Entdecker des modernen anastigmatischen Linsensystems.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Nationalität

Geboren wurde er auf dem Gebiet der heutigen Slowakei (Komitat Zips), die damals ein Bestandteil des Königreichs Ungarn war, das zur Österreichischen Monarchie gehörte. Seine Muttersprache war Slowakisch. Seine Familie scheint in der Zips von der dortigen deutschen Bevölkerung stark geprägt worden zu sein. Die ersten 18 Jahre seines Lebens verbrachte er in der Slowakei, danach 11 Jahre im heutigen Ungarn. Die restlichen 53 Jahre verbrachte er in Wien, weshalb die meisten seiner Werke auf Deutsch erschienen.

Sein Vater Ján Fridrich Peczival (Petzval) (1775?–1852) war entweder ein Slowake oder Tscheche (Ján ist ein slowakischer Name und Peczival ein tschechischer oder slowakischer Name der wörtlich Faulenzer bedeutet) oder nach anderen Ansichten Deutscher[1]. Im ersten Fall wäre er identisch mit einem gewissen Ján Křtitel Pecival, der am 4. Juli 1775 in Mähren im Dorf Loděnice geboren wurde. Dieser bewarb sich 1799 erfolgreich um die Stelle des Lehrers an der evangelischen Schule in Spišská Belá. 1801 heiratete er Zuzana/Zsuzsanna Kreutzmann, die Tochter des vorherigen Lehrers von Spišská Belá. Über deren Nationalität ist lediglich bekannt, dass sie in Spišská Belá geboren wurde. Wenn aber die Muttersprache seines Vaters Tschechisch war, die von Jozef aber Slowakisch, muss ihre Muttersprache slowakisch gewesen sein. Sie hatten zusammen 6 Kinder: die vorzeitig gestorbenen Gustáv Adolf (1800 - 1803) und Nestor Aemilianus (1804–1806), sowie Josef Maximilián (1807–1891), Otto Baltazár (1809–1889) und drei Töchter. 1810 zog die Familie nach Kežmarok und 1819 nach Levoča um.

Josefs gesamte Familie zeichnete sich durch eine angeborene Begabung für Technik aus. Sein Vater arbeitete als Lehrer und Organist in Spišká Belá, dann als Lehrer und Kapellmeister in Kežmarok und schließlich als Kapellmeister und städtischer Geometer in Levoča. Er war in der Gegend als hervorragender Musiker, Komponist und Mechaniker bekannt, galt aber auch als ein sonderbarer Mensch. 1824 hatte er zwei Erfindungen patentieren lassen - zum einen eine Perfektionierung (nach manchen Quellen Entdeckung des Prinzips der) Schlaguhr, zum anderen den Entwurf einer als "Polygraph" bezeichneten Schreibmaschine. Josefs Bruder Otto Baltazár Petzval wiederum war ein bekannter Mathematiker, Mechaniker und Astronom.

Leben

In Kežmarok besuchte Petzval die Volksschule, dort und in Podolínec begann er auch seine gymnasialen Studien. Am 1. Oktober 1819 siedelte er mit seiner Familie nach Levoča um, wo er das dortige Progymnasium und Hauptgymnasium besuchte. Sowohl in der Volksschule, als auch im Gymnasium zählte er zu den Klassenbesten in den Fächern Latein (die damalige Sprache der Intelligenz im Königreich Ungarn) und Religion, hatte aber Probleme mit dem Fach Ungarisch. Vor seiner Ankunft in Levoča war er interessanterweise auch in der Mathematik ein sehr schwacher Schüler. Im Laufe seiner Studien in Levoča haben sich aber seine Leistungen in Mathematik deutlich verbessert. Anekdotisch wird dazu berichtet: Als seine Familie bereits beschlossen hatte, aus Josef einen Schuster zu machen, las er während der Sommerferien nach der vierten Klasse der Volksschule, während deren er sich für eine Wiederholungsprüfung aus Mathematik vorbereiten musste, das Buch "Analytische Abhandlung über die Elemente der Mathematik" des deutschen Mathematikers Hauser. Danach ist aus dem schwachen Mathe-Schüler schlagartig ein Mathe-Genie geworden.

Nach dem Abschluss seiner gymnasialen Studien beschloss er, am Institutum Geometricum, der Ingenieursfakultät der Pester Universität, weiter zu studieren. Dazu musste er aber zuerst ein zweijähriges Lyzeum absolvieren, was er auch 1823 bis 1825 in Košice tat. Als er 1823 nach Košice ging, kannte er sich bereits in den Fächern Latein, mathematische Analyse, klassische Literatur und Stilistik aus, und sprach neben Slowakisch und Latein auch schon ein perfektes Tschechisch, Deutsch und Ungarisch. Mit der Hilfe seines Vaters lernte er auch Französisch und Englisch.

Nach der Absolvierung des Lyzeums arbeitete er ein Jahr lang als Erzieher bei den Almássy Grafen im Heves Komitat, was ihm neben dem dringend notwendigen Geld auch wichtige gesellschaftliche Kontakte einbrachte.

1826 bis 1828 studierte er an dem vorstehend genannten Institutum Geometricum in Pest und erhielt 1828 ein Ingenieursdiplom. 1828 schrieb er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität ein und wurde 1831 zum Adjunkt am Lehrstuhl für Physik ernannt. 1828 bis 1835 arbeitete er dann parallel als städtischer Ingenieur im Dienste der Stadt Pest (vor allem als Fachmann für Hochwasservorbeugung und Abwasserkanäle) und studierte gleichzeitig Mathematik, Mechanik und praktische Geometrie weiter. Er war der Autor eines nicht umgesetzten Entwurfs eines Schifffahrtskanals, der Pest umgehen sollte. 1830 retteten seine Dammberechnungen Pest vor einer Überschwemmung durch ein Donauhochwasser. Nachdem er 1832 sein Doktorat an der Philosophischen Fakultät erhalten hatte, unterrichtete er als Suppleant des Professors der Budapester Universität in den Fächern Mathematik, Mechanik und praktische Geometrie. Während dieser Zeit erhielt er auch ein Diplom aus Mathematik. 1835 wurde er zum Universitätsprofessor für höhere Mathematik ernannt.

Nachdem er 1836 von der Wiener Universität eingeladen wurde, nahm er dort 1837 einen Lehrstuhl für Mathematik an und arbeitete bis 1877 als ordentlicher Professor für Mathematik. Neben der Mathematik befasste er sich aber auch mit der Mechanik, Ballistik, Optik und Akustik. Seine Vorlesungen aus der Theorie der algebraischen Gleichungen, der Integration von linearen und Differentialgleichungen mit konstanten und variablen Koeffizienten, Ballistik, Undulationstheorie und anderen Gebieten hatten ein hohes Niveau und wurden gut besucht.

Er zog in ein gemietetes verlassenes Kloster am Kahlenberg (nach manchen Quellen erst nach 1859) ein. Er hatte dort auch eine eigene Glasschleifwerkstatt, in der er Linsen produzierte, die bald weltberühmt waren. Er war ein geschickter Schleifer und Feinmechaniker.

1840 entdeckte er seine berühmte Porträtlinse (siehe weiter unten). 1845 begannen seine Streitigkeiten mit dem Unternehmer Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer (1812–1878, siehe weiter unten), der die Linsen im Auftrag Petzvals fertigen sollte. 1859 wurde in seine Wohnung eingebrochen, seine Handschriften und die Ergebnisse langjähriger optischer Forschungen wurden zerstört. Dem enttäuschten Petzval ist es nie mehr gelungen, die Unterlagen wiederzubeschaffen oder zu rekonstruieren. Sein bereits im Manuskript abgeschlossenes mehrbändiges Fachbuch über die Optik konnte dadurch nie erscheinen. Von da an befasste er sich mit der Akustik und begann sich zurückzuziehen. 1862 scheiterte sein Unternehmen mit Carl Dietzler (siehe weiter unten), der 1872 starb.

1869, im Alter von 62 Jahren, heiratete er seine Haushälterin, die jedoch vier Jahre später starb. 1877 stellte er seine Vorlesungen ein, zog sich in das Kloster am Kahlenberg zurück und wurde zum Einzelgänger.

Josef Maximilian Petzval starb 1891 fast vergessen, verbittert und arm in Wien. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 4). Seine Verbitterung gegen Lebensende erklärt sich wohl einerseits aus dem anhaltenden Streit mit Voigtländer, dem Verlust seiner Manuskripte und seinem unternehmerischen Scheitern; andererseits sicher auch daraus, dass er für seine lebenslange Arbeit im Bereich der Optik nie wirkliche Anerkennung fand. Aus dieser Zeit kurz vor seinem Tod stammt sein berühmter Satz:

"Ich habe das Licht bezwungen, ich habe es fest in der Hand, weil es in der Welt zu viel Dunkelheit gibt."

Privatleben und Hobbys

Petzval war ein guter Sportler und Reiter. Schon als Schüler in der Slowakei machte er mit seiner Familie oft Wanderungen in die Hohe Tatra und widmete sich auch der Athletik. In Wien war er lange Zeit der beste Fechter und Ringkämpfer der Stadt. Von seinem Vater erbte er auch ein ausgezeichnetes Musiktalent. Zu seinen Vorlesungen in Wien ritt er angeblich immer auf einem arabischen Rappen.

Petzval wollte nie etwas über seine privaten Verhältnisse mitteilen, deshalb blieb er auch zu seinen Lebzeiten relativ unbekannt. Wie es Dr. Ermenyi in seinem Buch "Dr. Josef Petzval’s Leben" schildert:

". . . er ging darin so weit, dass er beispielsweise in dem alljährlich erscheinenden Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, in welchem neben den Namen der Mitglieder auch das Datum und der Ort der Geburt angeführt erscheint, für sich in diese Rubrik stets einen blossen Punkt eingesetzt hatte."

Außerdem hatte er einen Hang zur Zurückgezogenheit. Am Ende seines Lebens lebte er sogar zunehmend in völliger Abgeschlossenheit mit einem Pferd in "seiner Burg" am Kahlenberg, obwohl ihn mehrere Akademien und gelehrte Gesellschaften zu ihrem Mitglied ernannten (Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien (1846/1849), externes Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1873), Ehrenmitglied der Union der tschechischen Mathematiker und Physiker (1881), Träger der französischen Charles Chevalier-Platinmedaille usw.).

Seine Streitigkeiten

Petzval stellte sehr hohe Ansprüche - sowohl an sich selbst als auch an andere. Das hing wohl mit seinem kritischen, streitsüchtigen und sarkastischen Wesen zusammen, das ihm vor allem in der Mathematik viele Konflikte einbrachte.

Petzval hatte u. a. einen Streit mit Christian Doppler über Probleme der Akustik (Doppler, Christian: Bemerkungen über die von dem Herrn Prof. Petzval gegen die Richtigkeit meiner Theorie vorgebrachten Einwendungen. Wien, Braumüller 1852).

Insbesondere war er in langwierige Streitigkeiten mit dem Unternehmer Voigtländer verwickelt. Sie begannen 1845, als Petzval erstmals Betrugsvorwürfe erhob. Daraufhin verschob Voigtländer seine Produktion nach Braunschweig in Deutschland, wo er in den folgenden 20 Jahren etwa 60 000 Petzval-Linsen produzierte. Petzval seinerseits arbeitete seit 1854 mit dem österreichischen Optikproduzenten Dietzler zusammen, so dass die Petzval-Linsen sowohl in Österreich von Dietzler, als auch in Deutschland (auch für Österreich) von Voigtländer produziert wurden. 1857 wurde zudem Petzvals Landschaftsobjektiv von Dietzler unter der Bezeichnung "Photographischer Dialyt" verkauft, während es Voigtländer als das "Voightländer Orthoskop" verkaufte. Nach weiteren Machenschaften Voigtländers ging jedoch Dietzler 1862 pleite und nach Drohungen seitens Petzvals stellte Voigtländer 1866 all seine Betriebe in Österreich ein. Nach diesem Fehlschlag hätte Petzval eigentlich selber die Vermarktung übernehmen sollen, nach dem Einbruch in sein Haus im Jahre 1859 hat er sich jedoch nie mehr mit der Optik befasst und widmete sich fortan der Akustik. 1862 stellte er auch seine Vorlesungen über Optik ein.

Entdeckungen und Erfindungen

Optik

Seine größten Erfolge erreichte er auf dem Gebiet der geometrischen Optik. Am 19. August 1839 stellte Louis Daguerre in Paris seine Erfindung, die Daguerreotypie (die erste Form einer dauerhaften Fotografie) vor. Nach seiner Rückkehr aus Paris informierte Petzvals Kollege und Freund, der Wiener Professor Andreas von Ettingshausen, Petzval über das damals größte Problem der Daguerrotypie, nämlich dass die Belichtungszeit bei der Porträtierung bis zu 30 Minuten dauerte. Auf das Drängen von Ettingshausen hin richtete sich Petzval am Kahlenbergs in Wien eine Werkstatt und ein Laboratorium ein und entwarf 1840 nach sechs Monaten komplizierter Berechnungen ein vierlinsiges Porträtobjektiv sowie ein vierlinsiges Landschaftsobjektiv (beide Objektive werden in der Regel als die Petzval-Linse bezeichnet). Für die Berechnungen wurden ihm von Erzherzog Ludwig (Oberbefehlshaber der Artillerie) 8 Artillerie-Kanoniere und 3 Korporale zur Verfügung gestellt, da die Artillerie damals zu den wenigen Berufen gehörte, bei denen man mathematische Berechnungen vornahm.

Petzvals weltweit erstes Porträtobjektiv (Petzval-Porträtobjektiv) war ein nahezu verzeichnungsfreier anachromatischer Vierlinser (Doppel- Achromat, 4 Linsen in 3 Gruppen). Die Lichtstärke dieser flachen "Porträtlinse" war wesentlich höher als die des bis dahin gebräuchlichen Daguerre-Objektives von 1839, der sog. Wollaston-Chevalier-Linse (F=1:16). Die Blende F=1:3,6 bei einer Brennweite von 160 mm ermöglichte entscheidend kürzere Belichtungszeiten - je nach Lichtverhältnissen nur etwa 15-30 Sekunden gegenüber zuvor mehreren 10 Minuten. Damit wurden erstmals Momentaufnahmen möglich! Die Porträtlinse bestand aus einer verkitteten Doppellinse vorne (F=1:5) und einer Doppellinse mit Zwischenraum hinten. Die hintere Doppellinse war zur Korrektur des sphärischen Fehlers und des Komafehlers erforderlich. Die Chevalier-Linse verwendete zwar zwei verkittete Doppellinsen, wurde aber durch die Petzval-Linse sofort ersetzt, so dass die Petzval-Porträtlinse auch die erste allgemein verwendete verkittete Linse war. Die ersten Porträtlinsen waren eher klein und hatten einen Durchmesser von 2,6 cm. Der Optiker Dietzler produzierte dann aber seit 1856 Petzval-Linsen mit 15 cm-Durchmesser und einem Gewicht von 15 kg, mit denen man Porträts von 33x42 cm machen konnte.

Noch im selben Jahr (1840) überließ Petzval sein Porträtobjektiv dem Wiener Unternehmer Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer gegen eine lächerliche einmalige Zahlung von 2000 Gulden, ohne Patentierung und ohne Vertrag, was später zu einem dauerhaften Streit zwischen Petzval und Voigtländer führte (siehe oben). Voigtländer, der auch selber ein Paar Berechnungen hinzufügte, baute die Objektive seit 1841 (Prototyp im Mai 1840) in die von ihm produzierten Daguerrotypie-Kameras ein und verdiente damit ein Vermögen. Es handelte sich um eine Röhrenkamera aus Messing, die runde Daguerreotypie-Platten von 8 cm Durchmesser belichtete (es ist das goldenfarbene Gerät auf [1]). 1841 wurde diese Kamera in einer Stückzahl von 600 gebaut, und zu einem Preis von 120 Gulden verkauft. Voigtländer erhielt für dieses Objektiv eine Medaille auf der Weltausstellung in Paris. Diese weltweit ersten Fotoapparate aus Metall waren Prototypen der heutigen modernen Fotoapparate. Es dauerte weitere etwa 50 Jahre bis ein besseres Objektiv auf den Markt kam. Petzvals Porträtobjektiv wurde bis in die 1920er (oft unter anderen Namen) in Fotoapparaten verwendet und wird auch heute noch in Projektoren eingesetzt. Das Objektiv spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Fotografie und Kinematografie.

Mit seinem Landschaftsobjektiv mit vier Linsen, das sich vor allem durch seine hohe Lichtstärke auszeichnete (Orthoskop), war Petzval hingegen unzufrieden und nach Verbesserungen ließ er es 1857 produzieren und patentieren. Der von Dietzler produzierte Fotoapparat mit dem neuen Landschaftsobjektiv besaß eine leichte zusammenklappbare Kammer mit einem doppelten Balg. Aber auch von diesem Objektiv hatte Petzval nie einen kommerziellen Gewinn.

Zu seinen weiteren Erfindungen zählen insbesondere die Erfindung des Opernglases, die Perfektionierung des Fernrohres und des Mikroskops (Berechnung entsprechender Linsensysteme, 1843), Berechnungen für leistungsfähige Feldstecher und Konstruktion neuartiger Scheinwerfer (1847). Sein Plan zur Konstruktion von Beleuchtungsanlagen zur Beleuchtung von Schiffen auf der Donau konnte nicht verwirklicht werden. Seine spezielle Spiegellampe (Petzval-Lampe), die eine maximale Ausnutzung von Lichtenergie ermöglichte, wurde vor allem für die von ihm entwickelten lichtstarken Projektionsapparate verwendet. Aufgrund einer in einem seinem Nachlass gefundenen Aufzeichnung muss man ihn auch als den Erfinder des modernen anastigmatischen Linsensystems ansehen. Um 1860 führte er mit einem von ihm konstruierten Gerät photogrammetrische Messungen durch.

Zudem wies er wissenschaftlich nach, dass glühende feste Körper mehr Licht ausstrahlen als brennende Gase. Dieses Prinzip wandte später Carl Freiherr Auer von Welsbach bei der nach ihm benannten Gasglühlampe an.

Petzvals Objektive werden heute noch vor allem in der Kinematographie, in der Astronomie und in der Messtechnik verwendet. In der Astronomie war vor allem das Astro-Petzval-Objektiv von Bedeutung. Dieses Objektiv hat eine verzerrungsfreie Abbildung eines großen Teils des Himmels, sowie das Fotografieren von Galaxien und Sternenfeldern möglich gemacht. Deutsche Optikfirmen (Töpfer, Voigtländer, Zeiss) haben das Astro-Petzval-Objektiv bis in die 1940er Jahre erzeugt.

Der größte Beitrag Petzvals sind jedoch die theoretischen Grundlagen für die Konstruktion und Korrektion von optischen Linsensystemen. Er leistete grundlegende Arbeiten zur Theorie der Abbildungsfehler optischer Systeme. Einige zentrale Begriffe dieses Felds sind später nach ihm benannt worden:

Das von ihm vorbereitete mehrbändige Werk über die Optik ist zum größten Bedauern aller Physiker nie erschienen.

Mathematik

In der Mathematik betonte er immer ihre praktische Anwendbarkeit. Er sagte dazu:

"Die Menschheit existiert nicht um der Wissenschaft willen, sondern die Wissenschaft sollte betrieben werden, um die Bedingungen der Menschheit zu verbessern.".

Er arbeitete unter anderem an Anwendungen der Laplace-Transformation, der sie und ihre Anwendung in gewöhnlichen linearen Differentialgleichungen als erster systematisch studierte. Seine Arbeit war sehr gründlich, aber noch nicht ganz zufriedenstellend, da er keine Randintegration verwenden konnte, um die Transformation zu invertieren. Er schrieb darüber eine Abhandlung in zwei Bändern sowie eine lange Arbeit. Ein Streit mit einem Studenten (Simon Spritzer), der Petzval zu Unrecht des Plagiates von Pierre Simon de Laplace bezichtigte, führte jedoch dazu, dass die zweifellos von Spritzer beeinflussten Mathematiker George Boole and Jules Henri Poincaré die Transformation später nach Laplace benannten.

Petzval versuchte aber praktisch alles in seiner Umgebung mathematisch darzustellen. So versuchte er auch das Fechten oder den Gang des Pferdes mathematisch zu lösen. Diese seine Mathematik-Besessenheit führte schlussendlich auch zur Entdeckung des Porträtobjektivs.

Akustik

Im Bereich der Akustik befasste er sich vor allem mit Saitenschwingungen, Differentialgleichungen der Saitenschwingungen, mit der mathematischen Theorie der Musikinstrumente. Er konstruierte auch ein Klavier mit drei Tastenreihen. Er stellte eine Theorie für die Schwingungen gespannter Saiten sowie eine eigene Theorie der Tonsysteme auf.

Nach ihm benannte Objekte

In seinem Geburtshaus befindet sich seit 1964 das Jozef Maximilián Petzval-Museum der Geschichte der Foto- und Kinematografie (Teil des Slowakischen Technischen Museums in Košice). Ein Krater auf der Kehrseite des Mondes (Durchmesser: 150 km, Breite: 63° D, Länge: 113° Ny), sowie Straßen und Statuen in der heutigen Slowakei, Österreich und Ungarn tragen seinen Namen. 1980 wurde auf Antrag des Astronomischen Instituts in Tatranská Lomnica auch ein in Tschechien entdeckter Planetoid nach ihm benannt (3716 Petzval, 1980 TG), da Petzvals Porträtobjektiv am Ende des 19. Jahrhunderts die Entdeckung vieler Planetoiden ermöglichte. Das österreichische Unterrichtsministerium verleiht seit 1928 die Petzval-Medaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Fotografie.

Werke

  • Bericht über die Ergebnisse einiger dioptrischen Untersuchungen. Pest 1843.
  • Integration der linearen Differentialgleichungen mit einem konstanten oder variablen Koeffizienten. 1847.
  • Integration der linearen Differentialgleichungen. 2 Bände. Wien 1853–1859.
  • Bericht über optische und dioptrische Untersuchungen. Sitzungsberichte, Wien, 1857.
  • etwa 90 Mathematikstudien und -arbeiten
  • Manuskripte (teilweise zehn Jahre nach seinem Tod gefunden, hier aus einer slowakischen Quelle frei übersetzt):
    • Theorie der Tonleitersysteme.
    • Theorie der Stützlinien.
    • Petzvals siebenstellige Logarithmen.

Literatur

Weblinks

 Commons: Jozef Petzval – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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