Karel Schwarzenberg

Karel Schwarzenberg
Karl zu Schwarzenberg

Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena Prinz zu Schwarzenberg (* 10. Dezember 1937 in Prag) ist seit 2007 Außenminister der Tschechischen Republik und seit 1979 Oberhaupt des Hauses Schwarzenberg. Während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2009 ist er außerdem Präsident des Rats der Europäischen Union. In Tschechien benutzt er den bürgerlichen Namen Karel Schwarzenberg. Als Oberhaupt des Hauses Schwarzenberg trägt er, wenn auch nicht bürgerlich-rechtlich, den Titel Seine Durchlaucht Fürst zu Schwarzenberg, Graf zu Sulz, gefürsteter Landgraf im Kleggau und Herzog zu Krummau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Karl zu Schwarzenberg kam 1937 als zweites von vier Kindern in der katholischen Familie des Karl zu Schwarzenberg (1911–1986) und der Antonie zu Fürstenberg (1905–1988) zur Welt. Seine Geschwister sind Marie Eleonore von Bredow (* 1936), Friedrich Prinz zu Schwarzenberg (* 1940) und Anna Maria Freifrau von Haxthausen (* 1946).

Schwarzenberg war von 1967 bis 1988 und ist erneut seit 2008 mit Therese Gräfin von Hardegg (* 1940) verheiratet, mit der er drei Kinder hat: Johannes (* 1967), Anna Morgan (* 1968) und Karl Philipp (* 1979). Letzterer ließ sich Ende der 1980er Jahre von Thomas Prinzhorn adoptieren. Schwarzenberg ist Forstwirt und Hotelier und hat seinen Wohnsitz wahlweise in der Schweiz, in seinem Stammschloss Schwarzenberg in Scheinfeld in Mittelfranken, in der Burg Orlík nad Vltavou in Böhmen, im Schloss Obermurau in der Steiermark, in Prag oder im Palais Schwarzenberg in Wien. Er bezeichnet sich selbst als Mitteleuropäer mit Schweizer Pass.

1948 mussten die Eltern Karl zu Schwarzenbergs aus der Tschechoslowakei fliehen, wo sie bis 1947 elf Schlösser und 30.000 Hektar Land besaßen. 1960 wurde Karl durch Heinrich, den jüngeren Bruder Josephs III., adoptiert, wobei letzterer seinerzeit als Oberhaupt des Hauses Schwarzenberg amtierte.

Karl Schwarzenberg absolvierte in Wien das Gymnasium und schloss dieses 1957 mit Matura ab. Er ist seit 1953 Mitglied der Schülerverbindung Tegethoff Wien im MKV. Danach begann er Studien der Forst- und Rechtswissenschaft, schloss diese aber nicht ab. 1969/1970 war Schwarzenberg gemeinsam mit Oscar Bronner an der Gründung des österreichischen Wirtschaftsmagazines „trend“ beteiligt. 1979 trat er das Erbe seines Onkels Joseph an, wurde Patron des Hauses Schwarzenberg und vereinigte in seiner Person die beiden Linien des Hauses. Schwarzenberg ist schweizerischer und tschechischer Staatsbürger.

Gemäß dem Wirtschaftsmagazin Bilanz verfügt Karl zu Schwarzenberg über ein Vermögen von etwa 200–300 Mio. Schweizer Franken.

Politik

In den sechziger Jahre war Schwarzenberg in Österreich politisch tätig. So war er gemeinsam mit Hermann Withalm und Josef Klaus hinter den Kulissen an der Reform der ÖVP in Österreich in den Jahren vor der Nationalratswahl 1966 beteiligt, bei der die ÖVP die absolute Mehrheit erzielte[1]. Paul Lendvai berichtet auch von seinerzeitigen Bestrebungen innerhalb der ÖVP, Schwarzenberg Mitte der 1960er Jahre das österreichische Außenministerium oder ein Staatssekretariat zu übertragen.

Schwarzenberg unterstützte frühzeitig den Widerstand in der Tschechoslowakei gegen die kommunistische Herrschaft. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings setzte er sich für die Oppositionellen mit dem ganzen Gewicht seines Namens ein und engagierte sich auf internationaler Ebene für die Menschenrechte. Unter anderem war er von 1984 bis 1991 Präsident der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte. 1986 gründete er in Scheinfeld das „Dokumentationszentrum zur Förderung der unabhängigen tschechoslowakischen Literatur“. 1989 erhielt er zusammen mit Lech Wałęsa den Menschenrechtspreis des Europarates.

Nach der politischen Wende und der Übernahme des Präsidentenamtes in der Tschechoslowakei durch Václav Havel wurde Schwarzenberg am 10. Juli 1990 dessen Kanzler. Diese Funktion ist nicht mit der österreichischen oder deutschen Funktion des Bundeskanzlers vergleichbar, sondern entspricht jener des Büroleiters des Stabes des Staatspräsidenten. Dieses Amt bekleidete er bis 1992.

1996 erwarb er die seit 1990 in Prag erscheinende liberale Wochenzeitschrift „Respekt“. Im November 2004 wurde er in Prag (Stadtteil Prag 6) für sechs Jahre in den tschechischen Senat gewählt (nominiert von US-DEU). Er war bis zu deren Auflösung im Jahre 2007 Mitglied der ODA.

Am 9. Januar 2007 wurde Schwarzenberg von Staatspräsident Klaus (der zuvor aufgrund der Verbundenheit Schwarzenbergs mit Österreich Bedenken gegen diese Ernennung geäußert hatte) zum Außenminister (nominiert von den tschechischen Grünen) in der Regierung von Mirek Topolánek vereidigt. Er ist seitdem einer der populärsten tschechischen Politiker und war auch zeitweise als Gegenkandidat gegen Präsident Klaus im Gespräch.

Im Zusammenhang mit der Privatisierung des Likörherstellers Becherovka wurden aus den Reihen der Opposition Vorwürfe laut, dass sich Schwarzenberg durch seine Tätigkeit in der tschechischen Politik Vorteile an der Privatisierung des Werkes verschafft hätte. 1997 erwarb das von Pernod Ricard, zu dessen Aktionären Schwarzenberg gehörte, getragene Salb-Konsortium 30 % der Aktien zuzüglich eines Stimmrechts für weitere 21 % vom tschechischen Staat. 59 % der Anteile verblieben beim Staat. Im Jahre 2001 erfolgte der Verkauf von 89 % des Staatsanteils an die Value Bill GmbH, deren Gesellschafter neben der Bankgesellschaft Patria Finance und Pernod Ricard mit jeweils 40 % auch Schwarzenberg ist, der die restlichen 20 % der Gesellschafteranteile besitzt.

Ehrungen, Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Literatur

  • Barbara Tóth: Karl von Schwarzenberg. Die Biographie. Carl Ueberreuter, Wien 2005, ISBN 3-8000-7119-3.

Einzelnachweise

  1. Paul Lendvai: Mein Österreich - 50 Jahre hinter den Kulissen der Macht 4. Auflage, Ecowin Verlag, 2007, ISBN 3902404469, S. 89
  2. Karl Johannes Fürst zu Schwarzenberg, eingesehen am 2. Januar 2009
  3. Eintrag von Karel Schwarzenberg (Webseite CZ), eingesehen am 2. Januar 2009
  4. „Senator Karl Schwarzenberg erhält das Große Silberne Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“, eingesehen am 2. Januar 2009
  5. „Tschechischer Außenminister Schwarzenberg erhält das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, Auswärtiges Amt 12. Dezember 2008

Weblinks


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