- Karl Gayer
-
Johann Christian Karl Gayer, auch Geyer genannt (* 15. Oktober 1822 in Speyer, Rheinland-Pfalz; † 1. März 1907 in München, Bayern) war ein deutscher Forstwissenschaftler. Gayer wirkte zunächst als einfacher Förster, später als Professor für Forstwissenschaft und Fachbuchautor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl Gayer war der Sohn des Kreisarchivars und Zeichners Peter Otto Bernhard Franz Gayer (1793-1836). Während seiner Gymnasialzeit in Speyer wurde Gayer im Alter von zwölf Jahren zum Vollwaisen. Nach Auszahlung seines Erbteils begann er sein Studium der Architektur und Mathematik am Polytechnikum in München. Aus finanziellen Gründen musste er sein Studium jedoch wieder aufgeben und ab 1843 als Forstgehilfe in Bobenthal und im Bienwald arbeiten. 1845 wurde er Forstamtsaktuar. Kurz darauf folgte die Versetzung an das Regierungsforstbüro in Speyer. 1851 wurde er zum Revierförster ernannt und ihm das Revier Weisenheim am Berg zugeteilt. Schon 1855 vertrat er den Kreisforstmeister in Speyer.
Im selben Jahr erhielt er eine Professur für Forstwissenschaft an der Königlich-Bayerischen Nationalen Forst-Lehranstalt in Aschaffenburg und betrieb nebenbei etliche praktische Studien im Schwarzwald, Spessart und im Odenwald. Eine Berufung nach Gießen lehnte er 1868 ab.
Im Jahr 1878 kam Gayer mit der Verlegung eines ersten Teils der Aschaffenburger Forst-Lehranstalt an die Ludwig-Maximilians-Universität nach München (die vollständige Verlegung folgte erst 1910). Man ernannte ihn dort zum Ehrendoktor der Staatswirtschaftlichen Fakultät und berief ihn zum ordentlichen Professor für forstliche Produktionslehre. Am 23. November 1889 wurde er (bis 1890) Rektor der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität.
Seine beiden Hauptschriften Die Forstbenutzung (1868) und Der Waldbau (1880) waren lange Zeit Standardwerke der Forstliteratur und erlebten zahlreiche Auflagen. Um 1890 wurden Gayers Lehren und Forderungen in die Wirtschaftsregeln für die Staatswaldungen Bayerns übernommen. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1892 – zu seinem Nachfolger wurde Heinrich Mayr berufen – blieb er noch Mitglied seiner Fakultät. Gleichzeitig wurde er aufgrund seiner großen Verdienste zum Geheimen Rat ernannt und erhielt zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und Orden. Im Ruhestand schrieb er noch etliche Bücher.
Ehrungen
- Der Bildhauer Karl Kiefer schuf das Denkmal für Karl Gayer, das 1920 im Garten der Forstwissenschaftlichen Versuchsananstalt in München aufgestellt wurde.
- Heute befindet sich im Salinenhof der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Karl-Geyer-Denkmal, das zugleich an die forstwissenschaftliche Lehre und Forschung an der LMU von 1878 bis 1992 erinnert.
- Nach Gayer ist die Karl-Gayer-Straße in 80997 München benannt.
- Nach Gayer ist die Karl-Gayer-Straße in 67273 Weisenheim am Berg benannt.
- Die Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der TU München verleiht zur Erinnerung an den Vordenker und Vorkämpfer für den naturgemäßen Waldbau in Europa die Karl-Gayer-Medaille. Damit zeichnet sie in unregelmäßigen Abständen Forstleute und Waldbesitzer aus, die sich in vorbildhafter Weise für einen naturgemäßen Waldbau eingesetzt haben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Bayern (BUND) verleiht darüber hinaus bereits seit 1977 die Karl-Gayer-Medaille des BN.
Schriften (Auswahl)
- Die Forstbenutzung, 1868
- Der Waldbau, Berlin 1880
- Die neue Wirthschaftrichtung in den Staatswaldungen des Spessarts, München 1884
- Der gemischte Wald, seine Begründung und Pflege, insbesondere die Horst- und Gruppenwirtschaft, Berlin 1886
Literatur
- Josef Nikolaus Köstler: Gayer, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 109 f.
- Heinrich Rubner: Karl Gayer, in ders.: Hundert bedeutende Forstleute Bayerns (1875 bis 1970). Mitteilungen aus der Staatsforstverwaltung Bayerns. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, München 1994
- Karl Hasel und Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. 3. Auflage. Kessel, Remagen 2006, ISBN 3-935638-26-4
- Karl Gayer. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 20, E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 258
Weblinks
Commons: Karl Gayer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Karl Gayer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literaturliste im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
- Biografie
- Stiftung Karl Gayer Institut
Rektor bzw. Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität MünchenRektor (1826–2007): … Karl Gayer | … Karl Vossler | … Albert Rehm | Leo von Zumbusch | Karl Escherich | … Leopold Kölbl | Philipp Broemser | Walther Wüst | Albert Rehm | Karl Vossler | Georg Hohmann | Aloys Wenzl | Walther Gerlach | Michael Schmaus | Mariano San Nicolò | Josef Nikolaus Köstler | Alfred Marchionini | Melchior Westhues | Friedrich Klinger | Egon Wiberg | Joseph Pascher | Eugen Ulmer | Julius Speer | Gerhard Weber | Ludwig Kotter | Carl Becker | Audomar Scheuermann | Peter Walter | Nikolaus Lobkowicz | Wulf Steinmann | Andreas Heldrich | Bernd Huber
Präsident (seit 2007): Bernd Huber
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Karl-Gayer-Medaille — Die Karl Gayer Medaille ist sowohl eine forstwirtschaftliche Auszeichnung, verliehen von der Technischen Universität München, als auch ein Umweltpreis, vergeben vom Bund für Umwelt und Naturschutz Bayern (BUND). Beide Medaillen erinnern an den… … Deutsch Wikipedia
Gayer — ist der Name folgender Personen: Albert Gayer (1881–1930), deutscher Marineoffizier Catherine Gayer (* 1937), US amerikanische Sopranistin Edmund von Gayer (1860−1952), k.k. österreichischer Innenminister Karin Gayer (* 1969), österreichische… … Deutsch Wikipedia
Karl Escherich — Karl Leopold Escherich (* 18. September 1871 in Schwandorf; † 22. November 1951 in Kreuth, Oberbayern) war ein deutscher Forstwissenschaftler und Entomologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften (Auswahl) … Deutsch Wikipedia
Karl Vossler — (* 6. September 1872 in Hohenheim; † 19. September 1949 in München) war ein deutscher Romanist. Er war ab 1902 Professor für romanische Philosophie, Literatur und Sprachgeschichte an der Universität Heidelberg, ab 1909 Professor für Romanistik an … Deutsch Wikipedia
Karl Friedrich Sinner — (* 16. April 1946 in Aschaffenburg) ist ein deutscher Forstmann und Naturschützer. Von 1998 bis 2011 leitete er die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald. Leben Karl Friedrich Sinner studierte Forstwissenschaften an der Universität München und… … Deutsch Wikipedia
Karl von Brzesowsky — Karl Freiherr von Brzesowsky (* 7. September 1855 in Brünn; † 1945 in Wien) war 1907 bis 1914 als Polizeipräsident Leiter der k.k. Polizeidirektion in Wien. Brzesowsky absolvierte das … Deutsch Wikipedia
Karl Krticzka von Jaden — Karl Krticzka Ritter von Jaden (* 19. Mai 1824 in Prag; † 17. November 1885 in Wien) war von 1882 bis 1885 als Polizeipräsident Leiter der k.k. Polizeidirektion in Wien. Die Jadengasse im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim Fünfhaus ist nach… … Deutsch Wikipedia
Gayer — Gayer, Johann Karl, Forstmann, geb. 15. Okt. 1822 in Speyer, studierte zu München Mathematik und Naturwissenschaften, trat 1843 in die bayrische Staatsforstverwaltung, wurde 1848 Forstaktuar in Langenberg, 1851 Revierförster in Weisenheim, 1855… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Gayer — Gayer, Karl, Forstmann, geb. 15. Okt. 1822 zu Speyer, 1878 92 Prof. zu München, begründete ein neues System des Waldbaues; schrieb: »Die Forstbenutzung« (8. Aufl. 1894), »Der Waldbau« (3. Aufl. 1889) u.a … Kleines Konversations-Lexikon
Karl Reidinger — war von 1972 bis 1988 Polizeipräsident und somit Leiter der Bundespolizeidirektion Wien. In seine Amtszeit fielen einige Ereignisse, die besondere Anforderungen an die Wiener Polizei stellten: der arabische Opec Überfall 1975, der Einsturz der… … Deutsch Wikipedia