Kloster Ebrach

Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Kloster Ebrach
Lage DeutschlandDeutschland Deutschland
Bayern
Bistum Erzbistum Bamberg
Koordinaten: 49° 51′ N, 10° 30′ O49.84694444444410.494166666667Koordinaten: 49° 50′ 49″ N, 10° 29′ 39″ O
Gründungsjahr 1127
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1803
Mutterkloster Kloster Morimond
Primarabtei Kloster Morimond
Tochterklöster

Stift Rein, Kloster Heilsbronn, Kloster Langheim, Kloster Nepomuk, Kloster Aldersbach, Kloster Bildhausen

Das Kloster Ebrach ist ein ehemaliges Kloster der Zisterzienser in Ebrach in Bayern im Erzbistum Bamberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gertrud von Sulzbach; Gedächtnistafel in der Klosterkirche Ebrach

Das Kloster wurde 1127[1] als erstes rechtsrheinisches Zisterzienserkloster in Deutschland durch die Brüder Berno und Richwin, fränkische Edelfreie, im bewaldeten Tal der Mittleren Ebrach gegründet und dem Mutterkloster Morimond unterstellt. Der Gründungskonvent bestand aus zwölf Mönchen und dem Abt Adam. Als Mitstifter wird auch der spätere Stauferkönig Konrad III. genannt, dessen Gattin Gertrud 1146 und Sohn Friedrich 1167 in der 1134 geweihten ersten Klosterkirche zu Ebrach beigesetzt wurden[1]. Sie befand sich im Bereich des heutigen südlichen Seitenschiffs

Unter Abt Adam, der eine in kirchlichen und weltlichen Kreisen einflussreiche Persönlichkeit und ein Vertrauter des Heiligen Bernhard von Clairvaux war, erlebte das Kloster eine erste Blütezeit. Sechs Tochterklöster wurden gegründet: Stift Rein (1129), Kloster Heilsbronn (1132), Kloster Langheim (1133), Kloster Nepomuk (1145), Kloster Aldersbach (1146) und Kloster Bildhausen (1158).

Als Höhepunkt der mittelalterlichen Entwicklung des Klosters gilt der Bau der jetzigen (zweiten) Kirche, deren Grundstein 1200 gelegt wurde und deren Weihe 1285 durch den Würzburger Bischof Berthold v. Sternberg erfolgte[1].

Umfangreiche Schenkungen des fränkischen Adels begründeten den Wohlstand des Klosters. So beschenkten der Burggraf zu Nürnberg Friedrich III. und sein Sohn Johann das Kloster mit verschiedenen Gütern, ebenso die Grafen Heinrich und Friedrich von Castell, besonders aber Ludwig von Windheim, der dem Kloster seine Besitztümer in Burgwindheim überschrieb. Die meisten Wohltäter des Klosters fanden ihre letzte Ruhestätte in seinen Mauern. [2]

Zeitweise gehörten über hundert Mönche dem Kloster an, 37 von ihnen wurden als Äbte in andere Abteien berufen, zwei wurden Bischöfe. Anfang des 14. Jahrhunderts errichteten die Zisterzienser des Klosters Ebrach in Nürnberg unmittelbar neben einem bestehenden Karmeliterkloster einen Ebracher Hof genannten Pfleghof. 1480 erhielt dieses Anwesen zusätzlich eine St.- Michaels-Kapelle. Weitere Ebracher Höfe des Klosters gab es in Schweinfurt und Bamberg. [3]

Kloster Ebrach wurde mehrmals von Kriegen in Mitleidenschaft gezogen. Im Bauernkrieg wurde das Kloster 1525 niedergebrannt, Abt und Konvent mussten fliehen. Zum Ende des Markgrafenkrieges 1554 wurde das nur behelfsmäßig wieder aufgebaute Kloster erneut geplündert. Ein Streit mit dem Würzburger Fürstbischof um Reichsunmittelbarkeit erreichte kurz darauf 1556 seinen Höhepunkt. 1583 brannte die Klosterbibliothek nieder, konnte aber in den folgenden fünf Jahren wieder hergestellt werden[4]. Während der schwedischen Besetzung Frankens im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zwischen 1631 und 1634 wirtschaftlich ruiniert, wobei der in Würzburg versteckte Kirchenschatz in die Hände der schwedischen Truppen fiel und nach Stockholm gebracht wurde. [5]

Das ehemalige Amtsschloss des Zisterzienserklosters Ebrach in Burgwindheim

Durch den Westfälischen Frieden 1648 kehrte wieder Ruhe und Ordnung in Franken ein. Es begann eine langsame Erholung, die unter Abt Degen und seinen Nachfolgern ab 1658 in eine ausgedehnte Bautätigkeit mündete. Aus dieser Zeit stammen die schlossartigen barocken Klostergebäude und Gärten, sowie die Amtshöfe in mehreren umliegenden Städten. So entstand zum Beispiel 1720 bis 1728 das Amtsschloss des Klosters Ebrach in Burgwindheim. Die Abteikirche erhielt ihre opulente Stuckausstattung.[5]

Die Abtei Ebrach wurde 1803 unter dem Abt Eugen Montag im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Zu dieser Zeit bewohnten noch 51 Mönche und 10 Laienbrüder das Kloster. Im gleichen Jahr wurden das Dorf Ebrach und dessen Pfarrei gegründet und die Abteikirche zur katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Seit 1851 dienen die restlichen Klostergebäude der Verwaltung der Justizvollzugsanstalt Ebrach. [1]

Äbte des Kloster Ebrach

Dem Kloster Ebrach standen im Verlauf seines Bestehens insgesamt 49 Äbte vor.[6][7] Die folgende Liste ist somit unvollständig.

  • Adam, 1127–1161 (nach anderen Quellen auch 1166 oder 1167)
  • Rapatho von Abenberg, 1165–1180
  • Hermann von Hochstadt, um 1200
  • Engelbert, um 1230
  • Winrich, 1276–1290
  • Hermann II., 1290–1306
  • Friedrich III. von Leuchtenberg, 1308–1328
  • Albert von Ansfeld, 1328–1344
  • Henricus II., 1344–1349
  • Otto, 1349–1385
  • Peter I., 1385–1404
  • Heinrich III. von Volkach, 1404–1426
  • Bartholomäus Fröwein, 1426–1430
  • Hermann von Kottenheim, 1430–1437
  • Heinrich IV. Wild, 1437–1447
  • Heinrich V. Blumentrost von Burgwindheim, 1447–1453
  • Burcard Schül, 1453–1474
  • Johann I. Kaufmann, 1474–1489
  • Nicolaus Angelis, 1489–1495
  • Vitus Vendt von Iphofen, 1495–1503
  • Johann II. Leiterbach von Burgwindheim, 1503–1531
  • Johann III., 1531–1543
  • Conrad Hartmann, 1543–1552
  • Leonard, 1552–1562
  • Paul Zeller, 1562–1563
  • Leonard Rosa, 1563–1591
  • Hironymus Hölein, 1591–1615
  • Caspar Brak, 1615–1618
  • Johann Dressel, 1618–1637
  • Johann Pfister, 1637–1641
  • Heinrich Pörtner, 1641–1646
  • Peter Scherenberger, 1646–1658
  • Alberich Degen, 1658–1687
  • L. Ludwig, 1687–1696
  • W. Sölner, 1714–1741
  • Held, 1741–1773
  • Roßhirt, 1773–1791
  • Eugen Montag, 1791–1802

Klosterbauten

Oberer Abteigarten mit Klosterkirche
Barocke Abteigebäude und unterer Abteigarten
Herkulesbrunnen

Ein Kapitellfund im Bereich des südlichen Seitenschiffs der heutigen Kirche lässt den Schluss zu, dass sich hier die erste, 1134 geweihte Klosterkirche befunden hat. [1] Mit der Errichtung der Abteikirche ab 1200 wurde die erste Kirche überbaut. Man begann den Bau der Abteikirche mit der Michaelskapelle, deren Altarweihe bereits 1207 erfolgte. [8] 1285 wurde die Abteikirche mit allen Nebenkapellen fertig gestellt und geweiht. Die bis auf die Abteikirche zunächst bescheidenen Klosterbauten wurden nach den Kriegswirren und –zerstörungen des 16. und 17. Jahrhunderts zwischen 1618 und 1791 in barockem und nachbarockem Stil prunkvoll neu errichtet. [5]

Unmittelbar an die Südfassade der Abteikirche mit den Nebenkapellen der Heiligen Bernhard und Johannes, der Katharinenkapelle, der Kapelle mit dem Sarkophag des ersten Abtes Adam und der Michaelskapelle baute man ein Gebäude mit Conventualenwohnungen für die Mönche und ein baugleiches mit Wohnungen für die Klosterbeamten an, wodurch in der Klosterkirche die Südfenster geschlossen wurden. Nach Westen schloss sich, verbunden durch die Offiziantenwohnungen mit Stallungen, als schlossähnliche Dreiflügelanlage die Abtswohnung mit Repräsentationsräumen und Klosterverwaltung an. Der Innenhof wurde beherrscht vom Abtsgartenn und Unteren Abteigarten mit einem Herkulesbrunnen. [9]

Um dieses kompakte Ensemble gruppierten sich nördlich der Abteikirche jenseits der Straße der höher gelegene Obere Abteigaten mit Orangerie, der Conventsgarten, die Fuchs’sche Kapelle, das Fischhaus, das Brauhaus und die Mühle, jeweils mit Garten, das Krankenhaus, die Wohnung des klösterlichen Forstmeisters und die Handwerkstätten. Nördlich des inneren Klosterareals befanden sich der Ökonomiehof mit Garten, Pferdestallungen und großen Scheunen sowie Torhaus und Oberes Tor. Ein Wirtshaus mit Stallungen gehörte ebenso dazu wie ein Friedhof östlich der Kirche und rund um den Klosterbezirk aufragende Wächtertürme. [9]

Michaelskapelle

Baugeschichte und Anlage

Rund 30 Meter nördlich der ersten Klosterkirche von 1134 begann man 66 Jahre nach deren Weihe mit dem Bau der Michaelskapelle in Ost-West-Ausrichtung (Grundsteinlegung am 4. Juni 1200.) 1207 erfolgte die Altarweihe, die Fertigstellung mit einer neuartigen Wölbung 1211oder etwas später. Unter dem kreuzförmigen, erhöhten Chor befand sich zunächst eine Krypta mit der Grablege des Klosterstifters Berno. Im 15. Jahrhundert wurde das Stiftergrab nach oben verlegt und die Krypta als Beinhaus mit Zugang zum Friedhof verwendet. [10] Die Michaelskapelle ist eines der bemerkenswertesten Bauwerke ihrer Zeit auf deutschem Boden, da sie zwar in der Gesamterscheinung noch durchaus romanisch verwurzelt ist, aber eine Reihe frühgotischer Formenelemente aus der Bausprache der Zisterzienser (Burgund) zeigt. Noch während der Fertigstellung der Michaelskapelle begann auch die Errichtung der neuen Abteikirche mit der Niederlegung der ersten Klosterkirche.

Innenraum

Den Innenraum der Michaelskapelle, dessen Langhaus ursprünglich als Laienraum vom Altarraum durch einen Lettner abgetrennt war,. beherrscht der Chor, in dem alle Kreuzrippen und die spitzbogigen Gurte auf gebündelten, von Schaftringen umfassten Diensten vom Boden aufsteigen. In der Vierung deckt eine Platte das Stiftergrab des Berno. Wände und Gewölbe zeigen Reste zisterziensischen Raumdekorationen spätromanischer Linearmalerei. In den Westjochen finden sich einfache Quaderlinien und Gewölbefelderungen, im Ostjoch zusätzlich mit Sternen, Lilien und Rosetten versehen. Der Altar ist neueren Datums. Am Boden des Langhauses sind die Grabplatten von Adligen des 14. Jahrhunderts (v. Windheim, Lisberg und Thüngfeld).eingelassen.

Ehemalige Abteikirche

Baugeschichte und Anlage

Grundriss der ehemaligen Klosterkirche
Mittelschiff der Klosterkirche

Die Grundsteinlegung der Michaelskapelle wird oft auch als Baubeginn der Hauptkirche angenommen[11], obwohl dies unwahrscheinlich erscheint. Der Versatz des Kreuzgewölbes der Michaelskapelle zu dem der Abteikirche schließt auf einen späteren Baubeginn der Hauptkirche, der an den südwestlichen Teilen von Chor und Querschiff der bereits bestehenden Michaelskapelle begann und von dort nach Westen und Süden fortschritt. Der Bauverlauf von Kapelle und Kirche konnte durch eine eingehende Untersuchung der Steinmetzzeichen sehr genau bestimmt werden. In ihrer 85jährigen Baugeschichte behielt die Kirche bis auf die hochgotische Westfassade im Wesentlichen die Frühgotik des Baubeginns bei. Der Historiker Wolfgang Wiemer, Autor der meisten neueren Veröffentlichungen über das Kloster Ebrach, berichtet von Computeranalysen der Maßverhältnisse der Kirche, die ergaben, dass ihre Proportionen bereits nicht nur Zahlenverhältnisse enthalten, die schon in der Antike als bedeutsam galten, sondern auch - wegen besonderer Konstruktionsverfahren äußerlich nicht zu erkennen - die geometrischen Figuren der antiken Planimetrie, die Formengrundlage der Hochgotik enthalten[1], also ihrer Zeit weit voraus waren.

Die Abteikirche weist als dreischiffige Basilika mit 7-jochigem Langhaus und im östlichen Drittel beiderseits mit drei Jochen ausladendem Querhaus und Rechteckchor mit Umgang ein typisch das klassische zisterziensische Bauschema auf. Querhaus und Chor werden von einem rechteckigen Kapellenkranz) begleitet. Geweiht wurde die Kirche den Heiligen Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus. In kleinen metallenen Kammern hinter dem Hauptaltar wurden bis ins 16. Jahrhundert die Herzen der Fürstbischöfe des Hochstifts Würzburg aufbewahrt. Ihre sonstigen sterblichen Überreste sind in der Marienkirche der Festung Marienberg in Würzburg beigesetzt.

Bei Georg Dehio ist über die Abteikirche zu lesen: Der großartigste frühgotische Bau, den Deutschland hervorgebracht hat. Beeindruckend sind allein die Ausmaße der Kirche von 87,8 auf 49,3 Metern[1].

Die seit der Erbauung nur wenig veränderte Außenansicht zeigt die über die Stufen des Kapellenkranzes und Umgangs ragenden Chor und das Querhaus. Der hochgotische Charakter entsteht erst in der Westfassade mit der an französische Vorbilder angelehnten 7,6 m breiten Fensterrose als Hochachtung für das Mutterkloster Morimond. Es handelt sich um eine Kopie, das Original wurde 1886 wegen Baufälligkeit ersetzt und befindet sich seither im Bayerischen Nationalmuseum München.

Das figurenlose Hauptportal der Kirche ist von naturalistischem Blattwerk umrahmt. Die flankierenden Figuren der Muttergottes und des hl. Johannes Evangelist wurden erst 1648 aufgestellt. Der Giebel der Westfassade wurde um 1580 nachgotisch erneuert und seine Vorderseite 1691 durch das heutige Walmdach ersetzt. Der barocke Vierungsturm wurde an Stelle eines vormals steinernen Dachreiters 1716/17 erbaut.

1778-1791 erfolgte durch den Würzburger Hofstuckator Materno Bossi eine grundlegende, auf prunkvolle Dekorationswirkung gerichtete Umgestaltung der Kirche. Ein großer Teil der Bildhauerarbeiten stammt vom Hofbildhauer Johann Peter Wagner. Die Umgestaltung hat den mittelalterlichen Raum stark verändert und laut Georg Dehio ästhetisch vernichtet. Der Historiker H. Mayer bemerkt dazu: Unersetzliches ist dabei verloren gegangen, doch muss zugestanden werden, dass mit viel Geschmack ein überaus festlicher Raum geschaffen wurde.[12]

Ausstattung

Altarraum mit Hochaltar

Chor

Der 1778/80 errichtete Hochaltar weist in Aufbau und Figuren deutliche Rokoko-Nachklänge auf. Das Altarblatt der Himmelfahrt Mariens lehnt sich an die Variation eines Bildes von Peter Paul Rubens. Es wurde bereits 1650-1652 von H.G. Heyden gemalt und schmückte schon den vorherigen Hochaltar. J. P. Wagner schuf die Holzfiguren der Unterzone, die die heiligen. Bernhard, Petrus, Johannes Evangelista, Nikolaus, Benedikt und Bernhard darstellen.[13][14] Die Stuckverkleidungen der Chorschranken weisen Medaillons mit Apostelköpfen.auf. Hinter dem Hochaltar an der östlichen Kirchenwand befinden sich überarbeitete Epitaphien der Würzburger Fürstbischöfe Berthold von Sternberg und Mangold von Neuenburg. 1650 ließ man an der südöstlichen Schranke die Nachbildungen zweier Sarkophagdeckplatten der staufischen Königin Gertrud von Sulzbach und ihres Sohnes Herzog Friedrich von Schwaben ein.[15]

In den beiden Kapellen rechts uns links der Epitaphien stehen Altäre von J.B. Brenno aus den Jahren 1695 und 1697. Die beiden Kapelleneingänge wurden 1741 der barocken Ausgestaltung dieser Altäre angepasst. Durch die linke Kapelle gelangt man zur Katharinenkapelle, deren Streublumenbemalung noch aus dem beginnenden 17. Jahrhundert stammt. Der Terrakottaaltar in der Katharinenkapelle datiert auf das Jahr 1608. Am Sockel sind Beschneidung und Taufe Christi dargestellt, im Hauptfeld die heilige Katharina und im Aufsatz die heilige Elisabeth.

Querhaus

Zugang zur Sakristei und Darstellung des Pfingstwunders

An der nördlichen Stirnwand des Querhauses zur Michaelskapelle hin befindet sich der Altar des heiligen Bernhard. Der 1623 bis 1626 durch Veit Dümpel aus Nürnberg erschaffene Altar zeigt in vier Ebenen unten den Leichnam Christi mit Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes, im mittleren Teil die drei Visionen des heiligen Bernhard, darüber den heiligen Bernhard vor der Muttergottes und ganz oben die Kreuzigungsgruppe mit Maria als Bekrönung.

In der Kapelle rechts des Bernhard-Altars steht der Johannesaltar mit der Hauptfigur des Johannes, flankiert vom Propheten Jesaja und dem Evangelisten Matthäus, sowie als Bekrönung die Apokalyptische Frau aus der Offenbarung des Johannes.

In der gegenüberliegenden Querhauswand ist die Tür zur Sakristei eingelassen. Sie ist zu einem mächtigen Portalrahmen ausgeweitet, auf dessen Balkon die Jünger Jesu mit Maria stehen, auf die der Heilige Geist strahlenförmig herabströmt. Das als "Pfingstwunder" bezeichnete Portal wurde von J.B. Brenno 1696/1697 geschaffen. Rechts und links der Portalsäulen aus Alabaster stehen die Figuren des Stifters Berno und des ersten Abtes Adam, dessen Sarkophag sich in der Kapelle links des Portals befindet. Daneben steht das Grabdenkmal des letzten Ebracher Abtes E. Montag. Es zeigt als Relief die Heilige Dreifaltigkeit und im Sockel ein Chronogramm, aus dem das Todesjahr des Abtes 1811 hervorgeht. In der benachbarten Kapelle sind die Denkmäler der Äbte L. Ludwig und W. Sölner und an der gegenüberliegenden Wand die Grabplatte des Laienbruders Teufel und seiner Mutter.

Mittelschiff

Vor dem Querhaus befindet sich bereits im Langhaus der Mönchschor mit dem um 1782/1784 errichteten klassizistischen Chorgestühl, über dessen Sitzreihen Darstellungen aus dem Leben und der Passion Jesu zu sehen sind. Vor dem Chorgestühl steht an zentraler Stelle seit 2005 der Volksaltar von Klaus Backmund.

Ab 1677/1682 trennten die heute unter der Empore stehenden Barockgitter als Lettner den Mönchschor vom westlich angrenzenden Laienschiff, an dessen Mittelschiffpfeilern sich insgesamt vier Altäre befinden, die Bossi in den Jahren 1778 bis 1787 schuf, deren Altarblätter aber aus verschiedenen Epochen stammen. Aus älterer Ausstattung stammen einzig die Altarblätter mit Darstellung des heiligen Hieronymus, während die Blätter der Eingangsaltäre der Heiligen Sebastian und Petrus und Ruhe auf der Flucht nach 1790 erworben wurden.[6] Die Stuckreliefs über den Arkadenbögen rechts und links des Mittelschiffs stammen wahrscheinlich ebenfalls von Bossi[16]. Sie stellen Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard und dem Leben Jesu dar. Die Spätrokokokanzel an der linken Seite des Mittelschiffs wurde erst bei der Umwandlung der Abteikirche zur Pfarrkirche 1803 aus dem Kloster Himmelspforten hierher gebracht.

Am westlichen Ende des Langhauses erhebt sich über dem Hauptportal der Klosterkirche die um 1704 errichtete Orgelempore mit der Hauptorgel, deren Prospekt wirkungsvoll eine große Fensterrose umfängt. Unter die Empore wurde der wahrscheinlich 1747 vom Würzburger Hofschlosser J.G. Oegg[16] überarbeitete Mittelteil des ursprünglichen Lettnergitters versetzt. Auf ihm sind Wappenkartuschen mit krönendem Ritter (Wappen des Abtes Held) zu sehen.

Seitenschiffe

Nördliches Seitenschiff, gesehen durch das schmiedeeiserne Rokokogitter

Der Mittelteil des Gitters wurde 1682 als Erweiterung des Lettners durch zwei Flankenteile ergänzt, die 1754 ebenfalls unter die Empore versetzt wurden. Sie verschließen die Seitenschiffe gegen den Haupteingang und weisen ein feines Linienspiel und Wappen des Abtes Degen auf.

Im nördlichen Seitenschiff befinden sich die Epitaphien von Äbten und Prioren des 16. Jahrhunderts und die Grabplatte des Abtes Degen. Im südlichen Seitenschiff steht das von N. Lenkhardt 1618/19[16] aus Alabaster gefertigte Grabmal des Abtes Hölein. Über einer Konsole erhebt sich ein viersäuliger Aufbau, in dem unten der kniende Abt vor der Kreuzigungsgruppe und neben ihm die Heiligen Hieronymus und Katharina zu sehen sind. Darüber erscheint der heilige Bernhard und wiederum darüber eine Ädikula mit dem Propheten Ezechiel und den Darstellungen von Glaube und Stärke. Bekrönt wird das Grabmal von den Darstellungen der Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit. An den Wänden beider Seitenschiffe befinden sich ovale Ölgemälde mit Portraits aus der Ordensgeschichte.

Orgelwerk

Gotische Fensterrose und Teilansicht des Orgelprospekts der Hauptorgel

Die Kirche besaß zunächst nur eine Orgel aus der Werkstatt des Würzburger Hoforgelbauers Johann Philipp Seuffert, die 1742/43 auf der bereits seit 1704 bestehenden Sänger- und Orchesterempore über dem Hauptportal eingebaut wurde und dabei einen Orgelprospekt von A. Gutmann erhielt.[17] Das Seuffert-Orgelwerk wurde zunächst 1901 in ein romantisches umgewandelt und von der Passauer Orgelbaufirma Eisenbarth 1984 anhand vorhandener Pfeifen rekonstruiert und zu einer großen Konzertorgel (IV/56) erweitert.[16]

Zur Begleitung des Chorgesangs erweiterte man bereits 1753 und 1759/60 das Werk durch zwei Chororgeln in den gegenüberliegenden Nischen des Mönchschors. Sie wurden in der Werkstatt des Frankfurter Orgelbauers Johann Christian Köhler gefertigt. Die Evangelienorgel auf der Nordseite des Mönchschors besitzt 22 Register auf zwei Manualen und Pedal, die Epistelorgel auf der Südseite des Mönchschors 13 Register auf einem Manual mit Pedal. Die Anordnung der Spieltische ermöglicht ein Musizieren mit jeweils beiden Chororgeln. Vom Spieltisch der Hauptorgel aus können die Chororgeln mit eingeschlossen werden.

Im Zuge der letzten Kirchensanierung 2004 wurden die beiden original erhaltenen Chororgeln zerlegt und ausgebaut. Sie befinden sich seither in der Restaurierungsabteilung der Bonner Orgelbaufirma Klais und werden voraussichtlich 2012 wieder an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort installiert.

Heutige Nutzung der Klosteranlage

  • Die ehemalige Abteikirche dient als Veranstaltungsort für den Ebracher Musiksommer.
  • Die Kirche kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. In der ehemaligen Prälatur befindet sich ein kleines Museum zur Klostergeschichte mit kostbaren Sakralgegenständen, Schriften und einem Modell der Klosteranlage um 1555.
  • Der untere und der obere Abteigarten mit Orangerie sind zwischen Ostern und Oktober geöffnet.
  • Die restlichen Gebäudetrakte und die Gärten sind nicht zugänglich (Justizvollzugsanstalt).

Literatur

  • Georg Heinrich Weigand: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, Verlag der Krüll’schen Universitätsbuchhandlung, Landshut, 1834
  • Adelhard Kaspar: Chronik der Abtei Ebrach, Vier Tuerme GmbH, Münsterschwarzach, 1971.
  • Wolfgang Wiemer: Zisterzienserabtei Ebrach. Geschichte und Kunst. Verlag Schnell & Steiner, München und Zürich 1992 (= Schnell & Steiner, Große Kunstführer Band 177). ISBN 3-7954-0852-0
  • Wolfgang Wüst: "... im flor der reichs-ohnmittelbarkeit": Die Zisterzienserabtei Ebrach zwischen Fürstendienst und Reichsfreiheit unter Abt Eugen Montag (1791-1802), in: Jahrbuch für Fränkische Landesforschung 57, 1997, S. 181-198. ISSN 0446-3943
  • Wolfgang Wiemer: Die Gärten der Abtei Ebrach, Berlin: Gebr. Mann, 1999. ISBN 3-7861-1541-9
  • Wolfgang Wiemer: Festschrift Ebrach - 200 Jahre nach der Säkularisation 1803, Forschungskreis Ebrach (Hrsg.), 2004. ISBN 3-9301-0411-3
  • Wolfgang Wiemer: Harmonie und Maß - Ergebnisse der Proportionsanalyse der Abteikirche Ebrach, in: J.J. Emerick and D.B. Deliyannis (Hrsg.): Archeology in Architecture - Studies in Honor of Cecil L Striker, Philipp von Zabern, Mainz, 2005, S. 199-216.
  • H. Mayer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach (Schnell Kunstführer Nr. 274), Verlag Schnell & Steiner, Regensburg, 1. Auflage 1938. 2.-22. Auflage (1955-2008) von Wolfgang Wiemer, ISBN 978-3-7954-4211-8

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 3-6
  2. Georg Heinrich Weigand: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, S. 19
  3. Georg Heinrich Weigand: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, S. 32-33
  4. Georg Heinrich Weigand: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, S. 69
  5. a b c Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 23
  6. a b Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 16
  7. Georg Heinrich Weigand: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, verschiedene Fundstellen
  8. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 20
  9. a b Stich eines unbekannten Künstlers um 1803, Repro auch als Postkarte um 1900.
  10. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 19-20
  11. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 19-20
  12. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 10
  13. Iris Ch. Visosky-Antrack: Materno und Augustin Bossi, in Band 83 von Kunstwissenschaftliche Studien, Deutscher Kunstverlag, 2000, S. 131, ISBN 3-4220-6298-X
  14. Joachim Hotz: Zisterzienserklöster in Oberfranken in Band 98 von Großer Kunstführer, Schnell & Steiner, 1982, S. 16
  15. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 12, 14
  16. a b c d Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 18
  17. Wolfgang Wiemer: Kleiner Kunstführer – Ehemalige Zisterzienserabteikirche Ebrach, 22. Auflage, 2008, S. 17

Weblinks


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