Pfingstwunder

Pfingstwunder
Darstellung der Ausgießung des heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar (586)
Pfingstdarstellung im Ingeborg-Psalter (um 1200)
Pfingstdarstellung von Giotto di Bondone (ca. 1305)
Pfingsten im StundenbuchLes Très Riches Heures“ des Herzogs de Berry (15. Jhdt.)

Pfingsten (von griech. πεντηκοστή [ἡμέρα], pentekostē [hēmera], „der fünfzigste Tag“) ist das christliche Fest der Entsendung des Heiligen Geistes. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird wie dieses am fünfzigsten Tag nach Ostern bzw. Pessach gefeiert.

Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum Pfingstfest (Schawuot) in Jerusalem versammelt waren (Apg 2,1-41 EU). Dieses Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt.

Inhaltsverzeichnis

Jüdischer Ursprung

Das christliche Pfingstereignis fand nach Apg 2,1 EU am jüdischen Fest Schawuot statt. Dieses Fest feiert die Offenbarung der Tora an das Volk Israel und gehört zu den Hauptfesten des Judentums. Schawuot bedeutet Wochen und weist mit diesem Namen auf die mit dem fünfzigsten Tag vollendeten sieben Wochen nach dem Pessachfest hin. Bereits aus dieser Tradition stammt der griechische Name pentekostē, aus dem der deutsche Begriff „Pfingsten“ hervorgegangen ist. Schawuot ist gleichzeitig ein Erntedankfest, da es den Abschluss der mit Pessach beginnenden Weizenernte markiert.

Pfingsten im Neuen Testament

  • Als der Pfingsttag gekommen war, geschah ein Brausen vom Himmel und sie wurden von dem heiligen Geist erfüllt:

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“

Apostelgeschichte 2,1-4

  • Durch den Propheten Joel hatte Gott vorausgesagt, dass er in den letzten Tagen von seinem Geist auf alles Fleisch ausgießen werde, und wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden:

„… das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5):, Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen … Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.‘“

Apostelgeschichte 2,15-18

  • Nach der Auferweckung Jesu wurde der heilige Geist ausgegossen und das ganze Haus Israel soll wissen, dass Gott diesen Jesus zum Herrn und Christus gemacht hat:

„Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört … So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.“

Apostelgeschichte 2,32-36

  • Als Petrus gefragt wurde, was getan werden solle, antwortete er: Buße zu tun und sich taufen zu lassen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, um den verheißenen heiligen Geist zu empfangen. Am Pfingsttag nahmen dreitausend Menschen sein Wort an:

„Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird … Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“

Apostelgeschichte 2,37-41[1]

Pfingsten als religiöses Fest

Das Pfingstfest, auch bezeichnet als „Geburtstag der Kirche“, ist sowohl ein eigenes kirchliches Fest, an dem das – von Jesus angekündigte – Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, als auch zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Nach dem christlichen Glauben - wie Petrus ihn in seiner Pfingstpredigt zum Ausdruck gebracht hat- folgt auf die Buße (Apg 2,38) die Taufe auf den Namen Jesu Christi. Das Empfangen des Heiligen Geistes kann durch Handauflegung wie in Apg 8,15-17 [2] oder auch während der Predigt wie in Apg 10,44 [3] geschehen. In jedem Fall ist aber der Glaube an Jesus Christus Voraussetzung. Jeder Christ ist nach dem Neuen Testament demnach ein „Tempel des Heiligen Geistes“.

Im Evangelium nach Lukas (Lk 24,49) heißt es, dass der Gottesgeist als „Kraft aus der Höhe“ herabkommen wird. [4].

Das Johannesevangelium (Joh 20, 19-23) [5] beschreibt, dass der Auferstandene am Abend des Ostertages in die Mitte seiner Jünger gekommen war, sie angehaucht und mit den Worten „Empfanget den Heiligen Geist!“ ihnen den Geist Gottes übertragen hatte.

Als „Pfingstwunder“ bezeichnet man die in der Apostelgeschichte beschriebene wunderbare Fähigkeit der Jünger, in allen Sprachen zu sprechen und alle Sprachen zu verstehen. Damit wurde aus christlicher Sicht die „Babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben, mit der Gott die Menschen für die Hybris des Turmbaus zu Babel bestraft hatte. Theologisch steht dies für die Mission der Kirche, alle Menschen unabhängig von ihrer Nationalität und Ethnizität anzusprechen.

Zur Liturgie der römisch-katholischen Kirche gehört das Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes in der Pfingstnovene, den neun Tagen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Das Hochfest selbst beginnt mit der Vesper am Vorabend und endet mit der zweiten Vesper des Pfingstsonntags. Zu den liturgischen Besonderheiten gehört die Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus („Komm, Heiliger Geist“), einer von insgesamt fünf noch verbliebenen offiziellen Sequenzen im Kirchenjahr. Der Pfingstmontag wurde in einigen Ländern als zweiter Feiertag und Oktavtag der früheren Pfingstoktav beibehalten, zählt aber liturgisch eigentlich nicht mehr zur Osterzeit, sondern bereits zum Jahreskreis.

Pfingsten als gesellschaftlicher Festtag

In vielen Regionen existieren Pfingstbräuche, so zum Beispiel das Pfingstbaumpflanzen in der Lüneburger Heide, in Oelde der Pfingstenkranz, in Mecklenburg das Schmücken des Pfingstochsen, in Frankfurt am Main der Wäldchestag, in Halle (Saale) der Knoblauchsmittwoch, die Geißbockversteigerung in Deidesheim oder die Heimensteiner Kirmes in Heilbad Heiligenstadt. Viele Jugendgruppen führen Pfingstzeltlager durch.

In Österreich und Teilen von Deutschland ist in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag die Unruhnacht (Bosheitsnacht). Ursprünglich sollten in dieser Nacht böse Geister ausgetrieben werden, jetzt werden in der „Unruhnacht“ den Mitbürgern verschiedene Streiche gespielt, zum Beispiel wird die Gartenbank des Hauseigentümers versteckt, oder seine Haustür wird mit Blumenstöcken verstellt. Diese Aktivitäten werden auch als Pfingststehlen bezeichnet. Alles, was nicht durch ein Dach geschützt ist, darf mitgenommen und versteckt werden.

Ein weiterer Brauch zu Pfingsten, der in Deutschland praktiziert wird, ist das sogenannte „Birkenstecken“. In der Pfingstnacht machen sich Junggesellen auf, um ihrer Liebsten eine Birke an die Hauswand zu stellen. Dies symbolisiert seine Zuneigung zu ihr. Zudem ist es in einigen Landstrichen üblich, eine Kalkspur von der gesteckten Birke bis zum Haus des Junggesellen zu streuen, um die Herkunft der Birke aufzuklären.

Feiertag

Der Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich, Luxemburg und weiten Teilen der Schweiz. In Deutschland forderten Wirtschaftsverbände 2005 seine Abschaffung. Sämtliche im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich ebenso wie die Kirchen und Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus.

In Frankreich ist 2005 der Versuch der Regierung Raffarin, den Pfingstmontag zum unbezahlten Feiertag zu machen, am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Ein für die Regierung erstellter Bericht kam allerdings zu dem Schluss, dass trotz der Abschaffung des Pfingstmontags zuletzt rund 52 Prozent der Erwerbstätigen an diesem Tag nicht gearbeitet hätten. Schulen und öffentliche Dienststellen blieben meist geschlossen. Der Pfingstmontag ist daher seit 2008 wieder Feiertag.

In Schweden wurde der Pfingstmontag als Feiertag im Jahre 2005 abgeschafft. Stattdessen ist ab demselben Jahr der schwedische Nationalfeiertag, der 6. Juni, nunmehr auch ein gesetzlicher und damit arbeitsfreier Feiertag. In Italien (mit Ausnahme von Südtirol) wurde der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren abgeschafft, man will ihn aber wieder einführen, zusammen mit anderen kirchlichen Feiertagen. Es liegt ein diesbezüglicher Gesetzentwurf im römischen Parlament auf. (Senat: Nr.940; Kammer: Nr. 1647).

Pfingstdatum

Pfingstsonntage
von 2009 bis 2017
Jahr Westliche
Kirchen
2009 31. Mai
2010 23. Mai
2011 12. Juni
2012 27. Mai
2013 19. Mai
2014 8. Juni
2015 24. Mai
2016 15. Mai
2017 4. Juni

Auf welchen Tag Pfingsten fällt, hängt ganz vom Osterdatum ab. Gemäß antiker Praxis wird bei der Zählung der fünfzig Tage der Ostersonntag als erster Tag berücksichtigt. Damit fällt der Pfingstsonntag stets auf die Zeit zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni. Wenn Ostern beispielsweise auf den 23. März fällt (wie im Jahr 2008), dann wird Pfingsten am 11. Mai gefeiert. Seit der Einführung des Gregorianischen Kalenders fiel das Pfingstfest nur viermal auf den 12. Juni, und zwar in den Jahren 1639, 1707, 1791 und 1859 (nächstes Auftreten: 2011). Das gleiche gilt auch für den 10. Mai (frühester Termin) und 13. Juni (spätester Termin). Hier waren es für den 10. Mai die Jahre 1598, 1693, 1761 und 1818 (nächstes Auftreten: 2285). Die Jahreszahlen für den 13. Juni lauten: 1666, 1734, 1886, 1943 (nächstes Auftreten: 2038). Noch seltener, nämlich nur zweimal, fiel der Feiertag auf den 12. Mai. Das geschah 1799 und 1940, und erst im Jahre 2391 wird es wieder so weit sein.

Siehe auch

Literatur

  • Christel Dhom: Unser Frühjahrs- und Osterbuch. Mit Kindern den Jahreslauf erleben von Fasching bis Pfingsten; Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2004, ISBN 3-7725-2025-1
  • Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums?; Brennpunkt: Die Bibel, Bd. 4; Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinsche Bibelanstalt, 2000, ISBN 3-7461-0144-1 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
  • Katholisches Bibelwerk (Hrsg.): Gottes Volk. Bibel und Liturgie im Leben der Gemeinde; Teil 4; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2005, ISBN 3-460-26635-X
  • Joseph Ratzinger: Komm, Heiliger Geist! – Pfingstpredigten, ISBN 3879042993
  • Maria Schwabe (Hrsg.): Pfingsten statt Babel. Zur Mystik und Spiritualität im Weltsozialforum; Bonn: Missionszentrale der Franziskaner, 2004
  • Alfons Weiser, Karl-Heinrich Bieritz, Henning Schröer, Petra Sevrugian: Art. Pfingsten/Pfingstfest/Pfingstpredigt I. Neutestamentliche Grundlagen des Pfingstfestes II. Das Pfingstfest in der Kirchengeschichte III. Praktisch-theologische Aspekte IV. Pfingstpredigt V. Ikonographisch; in: Theologische Realenzyklopädie 26 (1996), S. 379-398 (enzyklopädischer Überblick mit weiterer Literatur)

Einzelnachweise

  1. Apostelgeschichte, Kapitel 2
  2. Die Apostelgeschichte, Kapitel 8
  3. Die Apostelgeschichte, Kapitel 10
  4. Lukasevangelium, Kapitel 24
  5. Evangelium nach Johannes, Kapitel 20

Weblinks


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