Kreuz.net

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kreuz.net ist ein privates Onlinemagazin mit dem Untertitel „katholische Nachrichten“. Es bietet kirchliche Informationen und verbindet diese mit kirchenpolitischen Zielen. Die Seiten sind in der römisch-katholischen Kirche und darüber hinaus umstritten, vgl. Abschnitt Kontroversen. Die im Aufbau einem Blog ähnelnde Internetplattform ist seit Oktober 2004 in Betrieb.

Inhaltsverzeichnis

Inhalte und Angebote

kreuz.net behandelt verschiedene Themenkomplexe. So unter anderem:

  1. Abtreibung und Euthanasie. kreuz.net bietet eine Plattform für entschiedene Abtreibungsgegner. Die vielfach aggressiv formulierten redaktionellen Beiträge werden regelmäßig von Fotos blutiger Abtreibungsleichen begleitet, was zu kontroversen Reaktionen selbst unter Pro-life-Gruppen führt.
  2. Homosexualität. Die dabei verwendete Ausdrucksweise wird von Polemik beherrscht.[1] Lesben und Schwule werden in der Regel als „Sodomisten“ oder „Homo-Perverse“ bzw. - sobald sie öffentlich für ihre Anliegen eintreten - als „Homo-Lobby“ oder auch als „Homo-Ideologen“ bezeichnet, zivilrechtlich anerkannte gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Konkubinat. Die entsprechenden Artikel werden oft mit Bildern vom CSDs illustriert, die tuntisch bekleidete Schwule (Travestie bis Drag Queens) zeigen, aber keinen aktuellen Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Der Vorschlag des anglikanischen Priesters Peter Mullen, „Homo-Unzüchtige“ (kreuz.net) mit „Sodomie gefährdet die Gesundheit“ am Gesäß und „Fellatio tötet“ im Gesicht zu tätowieren, wird als „sinnvoller Vorschlag“ tituliert.[2]
  3. Traditionalismus. kreuz.net ist tendenziell traditionalistisch ausgerichtet und lehnt die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, sowohl auf Gebiet der Theologie als auch der Liturgie entschieden ab.[3] Die Seite bietet katholischen Traditionalisten ein Forum, speziell manchen Anhängern der Priesterbruderschaft St. Pius X..
  4. Sedisvakantismus. Auch Sedisvakantisten, wie dem im Internet aktiven Rolf Hermann Lingen, wird bei kreuz.net eine Plattform für regelmäßige Artikel geboten.[4]
  5. Antisemitismus und Holocaustleugnung. Mehrfach äußerte sich kreuz.net in der Vergangenheit antisemitisch. So wird die israelische Außenpolitik und das Vorgehen in den Palästinensergebieten durchweg als negativ dargestellt und gar mit dem Holocaust gleichgesetzt.[5] Die Relativierung des Holocaust findet auch an anderer Stelle statt, etwa durch die Bezeichnung von Abtreibungen als "Baby-Holocaust".[6] Das Thema Holocaustleugnung wurde nach den diesbezüglichen Kontroversen um Äußerungen von Bischof Richard Williamson intensiv behandelt.[7][8] Weiter gibt kreuz.net Juden wiederholt die Schuld am Kreuzestod Jesu[9] und spricht von der "jüdisch-amerikanischen Finanzoligarchie".[10]
  6. Kreationismus. In zahlreichen Artikeln wird die Richtigkeit der Evolutionstheorie vehement in Abrede gestellt.[11]

Konzept

Die Redaktion von kreuz.net veröffentlicht täglich mehrere Artikel, die anschließend von registrierten Benutzern kommentiert werden können, darunter zunächst für jeden Tag die sog. kreuzmeldungen, in denen Meldungen aus aller Welt zusammengefasst werden, sowie Artikel in Kommentarform. Die Benutzer können auch eigene Beiträge in einem als Leserzeitung abgeteilten Bereich erstellen; weitere Bereiche mit den Bezeichnungen Termine, Gebete & Gedichte und Humorvolles stehen für Benutzerbeiträge zur Verfügung und sind ebenfalls mit Kommentarfunktionen versehen. Die einzelnen Bereiche sind durch Titelleisten unterschiedlicher Farbe gekennzeichnet.

Verlinkungen

Regelmäßig verlinkt werden einige externe Websites, unter ihnen die von Radio Vatikan und Domradio Köln (jeweils gegen deren Willen),[12][13] die Seite Catholic Hierarchy News, die lateinische Internet-Zeitung Ephemeris sowie ein katholisch-traditionalistisch ausgerichtetes „Kreuzforum“, das seinerseits auf kreuz.net verlinkt.[14][15] Diverse Websites des konservativen katholischen Spektrums sind über wechselnde Werbebanner auf kreuz.net erreichbar.[16]

Zitate in anderen Medien

In einigen katholischen Internetpublikationen unterschiedlicher Ausrichtung wurde aus kreuz.net zitiert.[17][18] Vollständige Artikel mit der Quellenangabe kreuz.net finden sich darüber hinaus in Printmedien der Katholischen Pfadfinderschaft Europas und der Priesterbruderschaft St. Pius X..[19][20]

Kontroversen

Umstrittene Inhalte und die oft aggressive Ausdrucksweise haben Kreuz.net vielfach Kritik auch aus katholischen Reihen, beispielsweise seitens des Theologen David Berger und der Diözese Linz, eingetragen.[21][22][23] Kreuz.net ist auch darüber hinaus aufgrund seiner mitunter auch gegen den Papst gerichteten Polemik und der einseitigen Fixierung auf bestimmte Inhalte umstritten.

Eine Gegen-Webseite Kreuts.net (mit „ts“) sieht ihren Hauptauftrag darin, Kritik gegen Kreuz.net vorzubringen[24]. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), eine Einrichtung mit Beteiligung der Republik Österreich, meint, kreuz.net strotze nur so von antisemitischen Beiträgen.[25]

Die Bewegung „Homosexualität und Kirche“ (HuK) bezeichnet kreuz.net als konservativ katholischen Online-Nachrichtendienst[26].

Wiederholt wurden Lesermeinungen, in denen der Holocaust geleugnet wurde, im Kommentarbereich belassen und fand auch keine Sperrung der betreffenden Verfasser statt.[27] Derartige Lesermeinungen, die in mehreren Ländern (nicht aber am Serverstandort USA) den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen, hatten den Internetdienst Die Jüdische zu deutlicher Kritik veranlasst.[28]

Anonymität

Ein großer Kritikpunkt ist die faktische Anonymität des Portals. Das Impressum verweist auf eine Adresse in den USA: „Sodalicium for ‘Religion and Information’, 1018 E. Mariposa Ave, El Segundo, CA 90245-3114 U.S.A.“ Die Betreiber von kreuz.net sind anonym und verstehen sich selber als „Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind. ‘kreuz.net’ akzeptiert ohne Namen eingereichte Informationen und betrachtet es als Ehrensache, die strikte Anonymität seiner Informanten zu wahren.“[29] Diese Anonymität wird von Befürwortern als Schutz vor einer nach ihrer Ansicht in Deutschland eingeschränkten Meinungsfreiheit begrüßt; Kritiker sehen darin den Versuch, sich juristischen Konsequenzen zu entziehen (siehe unter Rechtliche Aspekte).

Bis Dezember 2004 wurde im Impressum noch „Prof. P. G. Ferocior“ als Verantwortlicher genannt; ob es sich dabei um ein Pseudonym handelte, ist unbekannt. In jüngeren Aufzeichnungen der Seite (seit Februar 2005) war dieser Name nicht mehr enthalten.[30]

Distanzierungen

Im Februar 2009 distanzierten sich Radio Vatikan sowie die deutsche und österreichische Bischofskonferenz ausdrücklich von kreuz.net. Die deutsche katholische Bischofskonferenz warf kreuz.net antisemitische und homophobe Äußerungen vor, die österreichische kritisierte „sektiererische Hetzpropaganda“.[12][31][32]

Bekannte Autoren

Einige bei kreuz.net veröffentlichte Autoren sind bekannt. So erschienen in der Vergangenheit Beiträge des als „Pornojäger“ bekannten Aktivisten Martin Humer, der rechtsnationalen Kölner Stadträtin Regina Wilden (Pro Köln), des Politikers Ewald Stadler, des Bundesobmanns der österreichischen Partei Die Christen, Alfons Adam sowie des wegen Volksverhetzung verurteilten Erlanger Holocaustleugners Johannes Lerle auf den Seiten des Dienstes.[33][34][35] Auch Reden des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad oder der Gesellschaftskritikerin Christa Meves wurden als Beitrag veröffentlicht.[36][37] Die meisten Artikel sind nicht namentlich gekennzeichnet.

Rechtliche Aspekte

Wegen Verwendung des Hitlergrußes in einem kreuz.net-Artikel von Martin Humer zum Film Popetown hat Google Deutschland diesen Einzelartikel am 10. Januar 2007 aus den Suchergebnissen entfernt.[38].

Im Januar 2008 musste ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen kreuz.net eingestellt werden. Wegen des Hostings in Arizona und des damit verbundenen abschlägig beschiedenen Rechtshilfeersuchens äußerte die Staatsanwaltschaft Berlin: „Im Zuge der Ermittlungen ist es nicht gelungen, einen Tatverdächtigen namhaft zu machen“.[39]

Trivia

Der sowohl auf kreuz.net selbst als auch im diesbezüglichen Diskurs auf anderen Seiten häufig verwendete Begriff Kreuznattern wird je nach Zusammenhang als Spitzname für Autoren, Redaktionsmitglieder, Anhänger oder User von kreuz.net gebraucht.[40]

Einzelnachweise

  1. Michael Sontheimer, Peter Wensierski: Zur Rechten Gottes. Spiegel Online, 16. Februar 2009
  2. www.kreuz.net/article.7967.html, 8. Oktober 2008
  3. kreuz.net/article.8612.html
  4. kreuz.net/article.8613.html
  5. kreuz.net/article.6784.html
  6. kreuz.net/article.8527.html
  7. kreuz.net/?search=richard+williamson
  8. "Kreuz.net": Judenhass, getarnt als Katholizismus, Christliches Medienmagazin Pro, 4. März 2009
  9. kreuz.net/article.7035.html
  10. kreuz.net/article.5827.html
  11. Beispiel: kreuz.net/article.8140.html
  12. a b In eigener Sache: kreuz.net und wir, Radio Vatikan, 24. Februar 2009
  13. kreuz.net/article.8752.html
  14. Kreuzforum
  15. kreuz.net, rechte Navigationsleiste
  16. kreuz.net, linke Navigationsleiste
  17. Beispiel: Zitierung bei Christliche Mitte
  18. Schluß mit dem Zölibat, Wir sind Kirche, 21. Februar 2008
  19. Pater Andreas Hönisch SJM: In „Darum gab sie Gott ihren schmählichen Begierden preis“. In: Pfadfinder Mariens, 3. Quartal 2005, Seiten 3f; kreuz.net/article.1377.html
  20. Anonymer Artikel Völlige Verbannung der Familie. In: Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X., Nr. 1/08, Seite 23; kreuz.net/article.6229.html
  21. Lustvolles Entsetzen, Glosse von David Berger über den „Vulgärtraditionalismus“
  22. Fromme Texte, raue Sitten und beste Kontakte nach Rom, KirchenZeitung Linz, 18. März 2009
  23. Josef Bossart: Kreuzderbe Dreckschleuder, Katholische Internationale Presseagentur, 30. März 2007
  24. Selbstauskunft über den Auftrag von Kreuts.net.
  25. DÖW im Rahmen der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich
  26. Beitrag bei HuK mit Zitierung von Kreuz.net.
  27. z.B. kreuz.net/reader.2846.html
  28. kreuz.net/article.4399.html, siehe Schluss des Artikels
  29. Selbstaussage im Impressum von Kreuz.net: www.kreuz.net/imprint.html .
  30. Impressum von kreuz.net bei archive.org, Stand vom 4. Dezember 2004; zum Vergleich Stand vom 19. Februar 2005
  31. „Unsäglich und unerträglich“, Deutsche Bischofskonferenz, 6. Februar 2009
  32. „Sektiererische Hetzpropaganda“, stephanscom.at, 9. Februar 2009
  33. kreuz.net/article.5860.html
  34. kreuz.net/article.3968.html
  35. Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth, Aktenzeichen 11 Ns 404 Js 45504/2006 in Verbindung mit kreuz.net/article.7724.html
  36. kreuz.net/article.9050.html
  37. kreuz.net/article.6469.html
  38. Google-Suchlauf
  39. Staatsanwaltschaft Berlin: Kein Verfahren gegen kreuz.net rainbow.at 28. Januar 2008
  40. etwa dort oder auf kreuz.net/article.4586-page.html

Weblinks

Die Seite kreuz.net wird in der deutschsprachigen Wikipedia aus Rechtsgründen nicht verlinkt.


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