kreuz.net

kreuz.net
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Logo von kreuz.net
www.kreuz.net
Motto Katholische Nachrichten
Kommerziell nein
Beschreibung Onlinemagazin mit rechtsextremen und angeblich katholischen Inhalten[1][2]
Registrierung Ja
Sprachen Deutsch
Eigentümer unbekannt
Urheber unbekannt
Erschienen 2004
Status Online

kreuz.net ist ein deutschsprachiges, anonymes Onlinemagazin mit rechtsextremen, antisemitischen und homosexuellenfeindlichen Inhalten sowie religions- und kirchenbezogenen Texten, das sich im Untertitel als Plattform für „katholische Nachrichten“ beschreibt. Das Portal ist kein Angebot der römisch-katholischen Kirche; sowohl die deutsche und österreichische Bischofskonferenz wie auch die Redaktion von Radio Vatikan (als offizielles Medium des Heiligen Stuhls) distanzierten sich von kreuz.net.

kreuz.net bezeichnet sich selbst als eine „Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee“ unter dem Vereinsnamen Sodalitium for Religion and Information mit Sitz in El Segundo (Kalifornien). Die als Blog gestaltete Internetplattform ist seit Oktober 2004 in Betrieb und veröffentlicht sowohl namentlich als auch anonym eingereichte Beiträge.

Inhaltsverzeichnis

Konzept

Aufbau

Die Redaktion von kreuz.net veröffentlicht im redaktionellen Teil täglich mehrere Artikel, die von registrierten Benutzern kommentiert werden können. Darunter zunächst für jeden Tag die so genannten kreuzmeldungen, in denen Meldungen aus aller Welt zusammengefasst werden, sowie Artikel in Kommentarform. Die Redaktion von kreuz.net beeinflusst den Verlauf der Leserdiskussionen durch konsequente Zensur kritischer Leserkommentare.[2] Die Benutzer konnten auch eigene Beiträge in einem Leserzeitung genannten Bereich erstellen. Diese wurden teilweise in den redaktionellen Teil übernommen. Im Juli 2011 wurde die Leserzeitung gelöscht.[3]

Thematik

kreuz.net bietet nach Ansicht von Michael Sontheimer und Peter Wensierski „Eiferern“ ein Podium für die Verbreitung „rechtsextremer, vorgeblich katholischer Positionen“.[4] Themenkomplexe sind unter anderem: Militante Ablehnung der Abtreibung und der Euthanasie, der Homosexualität und des Zweiten Vatikanischen Konzils, Befürwortung des katholischen Traditionalismus, Berichte über Privatoffenbarungen und neue geistliche Gemeinschaften, Verbreitung von Antisemitismus und Holocaustleugnung (insbesondere unter Berufung auf den als „Heldenbischof“ titulierten Richard Williamson) sowie des Kreationismus. Die dabei verwendete aggressive Ausdrucksweise wurde von der FAZ als „Hetzvokabular des Stürmers“ bezeichnet.[5] Dazu werden in bestimmten Themenbereich gerne – meist pejorativeneologistische Eigenkreationen verwendet. Der Historiker und Publizist Volker Weiß stufte kreuz.net als Hass-Website ein.[6]

Anonymität

Das Impressum verweist auf eine Adresse in den USA: „Sodalicium for 'Religion and Information’, 1018 E. Mariposa Ave, El Segundo, CA 90245-3114 U.S.A.“ Bis Dezember 2004 wurde im Impressum noch „Prof. P. G. Ferocior“ als Verantwortlicher genannt; ob es sich dabei um ein Pseudonym handelte, ist unbekannt. In jüngeren Aufzeichnungen der Seite (seit Februar 2005) war dieser Name nicht mehr enthalten.[7] Die Betreiber von kreuz.net sind anonym und bezeichnen sich selbst als „Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind. 'kreuz.net’ akzeptiert ohne Namen eingereichte Informationen und betrachtet es als Ehrensache, die strikte Anonymität seiner Informanten zu wahren.“[8] Diese Anonymität erschwert die juristische Verfolgung strafbarer Beiträge[9] (siehe auch unter Rechtliche Aspekte).

Es wurde vermutet, dass Autoren von kreuz.net Mitglieder oder Anhänger der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind.[10] Darauf angesprochen antwortete Bischof Bernard Fellay: „Wir machen es nicht und ich weiß auch nicht wer es macht“. Weiter sagte er, es sei „nicht alles perfekt“ und er sei „kein Freund“ von kreuz.net, aber es sei gut zu sehen, dass „gewisse sich bemühen, irgendwie eine traditionellere oder konservativere Linie zu verteidigen in der Kirche, gerade im deutschen Sprachraum“. Er forderte, das Forum der Lesermeinungen von kreuz.net „sofort zu schließen“. Ein großes Problem sieht er aber „nicht direkt“ in kreuz.net, sondern im „Wirrwarr“ im Internet.[11][12] Der Theologe David Berger weist in diesem Zusammenhang auf den engen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Einstellung des Webauftritts www.trad.info der Piusbruderschaft und dem Erscheinen von kreuz.net hin[13] und wirft der Priesterbruderschaft und kreuz.net Vulgärtraditionalismus vor.[14]

Bekannte Autoren

In der Vergangenheit erschienen auf kreuz.net Beiträge des inzwischen verstorbenen, als „Pornojäger“ bekannten Aktivisten Martin Humer, der rechtsnationalen Kölner Stadträtin Regina Wilden (Pro Köln), des Politikers Ewald Stadler, des Österreichers Alfons Adam (Bundesobmann der österreichischen Partei CPÖ) sowie des wegen Volksverhetzung verurteilten Erlanger Holocaustleugners Johannes Lerle.[15][16][17][1] Auch Reden des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, Texte der Psychotherapeutin Christa Meves und Artikel von Christian Bärthel, Aktivist einer selbsternannten „kommissarischen Reichsregierung“, wurden als Beiträge veröffentlicht.[18][19][20] Die meisten Texte sind nicht namentlich gekennzeichnet. Gelegentlich erscheinen Artikel verstorbener Personen wie Charles de Foucauld und Edgar Julius Jung, aber auch Joseph Goebbels und Heinrich Himmler.[21]

Distanzierungen aus der römisch-katholischen Kirche

Die deutsche und österreichische Bischofskonferenz distanzierten sich ausdrücklich von kreuz.net. Die deutsche katholische Bischofskonferenz warf kreuz.net antisemitische Äußerungen vor und ließ Pressesprecher Matthias Kopp erklären:

„Kreuz.net hat sich in Vergangenheit und Gegenwart durch mehr als fragwürdige Äußerungen hervorgetan. Die Seite hat keinen offiziellen Charakter. Kontinuierliche antisemitische Entgleisungen und andauernde billig-polemische Hetzereien gegen deutsche Bischöfe sind unerträglich.[22][23][24]

Die österreichische Bischofskonferenz kritisierte „sektiererische Hetzpropaganda“.[25] Ebenso distanzierte sich Radio Vatikan.[26]

Umstrittene Inhalte und die oft aggressive Ausdrucksweise haben kreuz.net vielfach Kritik, beispielsweise seitens des Theologen David Berger[27] und der Diözese Linz eingetragen. Das Internetportal verfüge aber „offenbar über gute Kontakte zu innerkirchlichen Kreisen“.[28] Berger nannte insbesondere „Frauenverachtung und extreme Schwulenfeindlichkeit“ als bigottes Motiv der „Vulgärtraditionalisten“, woraufhin ihm auf kreuz.net das Lebensrecht abgesprochen wurde.[29] Die auf dem Blog verbreiteten Drohungen gegen Berger sind polizeibekannt.[30]

Auf Vorhaltungen gegenüber dem Kölner Erzbischof Joachim Meisner, dass er vom schwulen-, islam- und judenfeindlichen kreuz.net zwar einerseits scharf angegriffen, andererseits aber „bejubelt“ worden sei, weil er dem homosexuellen kreuz.net-Kritiker und Verfasser des Buches Der heilige Schein, David Berger, die Missio canonica entzogen hatte, distanzierte sich Meisner im Juni 2011 von kreuz.net. Meisner kritisierte insbesondere den „gehässigen und beleidigenden Stil vieler Beiträge“ und erklärte, die bewusste Anonymität von Autoren und Betreibern widerspreche dem für eine offene Kommunikation notwendigen Verantwortungsbewusstsein. Meisner betonte noch einmal, dass die Webseite keine offizielle Internetplattform der katholischen Kirche sei, diese aber aufgrund des Server-Standortes außerhalb des deutschen Rechtsraums nicht juristisch gegen deren Eigenbezeichnung „katholisch“ vorgehen könne.[31] [32]

Gegenprojekte

Die Gegen-Websites kreuts.net (mit „ts“) und Kreuznetmythen sehen ihren Hauptauftrag darin, Kritik gegen kreuz.net vorzubringen.[33][34] Das Watchblog Watch Kreuz.Net dokumentiert Artikel und Kommentare von kreuz.net, die in besonderer Weise gegen die deutsche Gesetzgebung verstoßen. Insbesondere dokumentiert das Blog die homophobe Gesinnung von kreuz.net und dessen Autoren.[35]

Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung und Indizierungen

Im Januar 2008 musste ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen kreuz.net eingestellt werden. Wegen des Hostings in Arizona und des damit verbundenen abschlägig beschiedenen Rechtshilfeersuchens äußerte die Staatsanwaltschaft Berlin: „Im Zuge der Ermittlungen ist es nicht gelungen, einen Tatverdächtigen namhaft zu machen“.[36] Seit Oktober 2011 liegt die Website auf einem Server in Chicago, Illinois.[37]

Teile der Website wurden wegen Holocaustleugnung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert und dürfen damit in Deutschland weder offen beworben noch Kindern oder Jugendlichen zugänglich gemacht werden, sind aber weiter frei abrufbar.[38]

Wegen Verwendung des Hitlergrußes in einem kreuz.net-Artikel von Martin Humer zum Film Popetown hat Google Deutschland diesen Einzelartikel am 10. Januar 2007 aus den Suchergebnissen entfernt.[39]

Weblinks

Die Seite kreuz.net wird in der deutschsprachigen Wikipedia aus Rechtsgründen nicht verlinkt.

Einzelnachweise

  1. a b Gebhard Schultz: kreuz.net - rechtsextreme Katholiken im Internet, Blogeintrag auf Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, 25. März 2009
  2. a b Jonas Nonnenmann: Gottes Vorschlaghammer, Berliner Zeitung, 28. September 2011
  3. Abrufe von kreuz.net am 30. und 31. Oktober 2010 sowie vom 29. Juli 2011
  4. Michael Sontheimer, Peter Wensierski: Zur Rechten Gottes. Spiegel Online, 16. Februar 2009
  5. Z.B. schrieb FAZ-Redakteur Daniel Deckers am 20. Juni 2010 in einem Artikel über den Rücktritt von Walter Mixa: „In dem von selbsternannten Rechtgläubigen betriebenen Internetportal „kreuz.net“. Dort wird das kirchliche Geschehen im deutschsprachigen Raum über Server in den Vereinigten Staaten tagtäglich im Hetzvokabular des „Stürmers“ kommentiert.“
  6. Volker Weiß: Rechter Bruder der Dschihadisten. In: Spiegel Online, 28. Juli 2011
  7. Impressum von kreuz.net bei archive.org, Stand vom 4. Dezember 2004; zum Vergleich Stand vom 19. Februar 2005
  8. Selbstaussage im Impressum von Kreuz.net: www.kreuz.net/imprint.html.
  9. Hans Kratzer: Lichtscheu und anonym. Süddeutsche Zeitung vom 11. Mai 2010
  10. Gernot Facius: Katholische Gotteskämpfer im Internet, Die Welt, 6. Mai 2009
  11. www.gloria.tv ab 08:20
  12. Pater Andreas Steiner, Seite 2
  13. Deutschlandfunk, 3. Mai 2011: Kreuz Net - umstrittenes katholisches Online Forum
  14. David Berger: "Über den 'Vulgärtraditionalismus" (kath.net), und "Lustvolles Entsetzen: Eine Glosse über den Traditionalismus" (kreuts.net) sowie Interview hierzu vom 22. Januar 2011
  15. kreuz.net/article.5860.html
  16. kreuz.net/article.3968.html
  17. Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth, Az 11 Ns 404 Js 45504/2006 in Verbindung mit kreuz.net/article.7724.html
  18. kreuz.net/article.9050.html
  19. kreuz.net/article.6469.html
  20. kreuz.net-Artikel Nr. 13703 und 13792, abgerufen am 1. September 2011
  21. So im Fall der Artikel Nr. 12740, 12702, 11249 und 8493
  22. Christine Schröpf: „Ketzer-Bischof“: Müller steht im Kreuzfeuer In: mittelbayerische.de vom 15. Juni 2010
  23. „Unsäglich und unerträglich“, Deutsche Bischofskonferenz, 6. Februar 2009
  24. Kirche distanziert sich von einer rechtsextremen Internetseite, kath.net, 9. Februar 2009
  25. „Sektiererische Hetzpropaganda“, stephanscom.at, 9. Februar 2009
  26. In eigener Sache: kreuz.net und wir, Radio Vatikan, 24. Februar 2009
  27. Lustvolles Entsetzen, Glosse von David Berger über den „Vulgärtraditionalismus“.
  28. Fromme Texte, raue Sitten und beste Kontakte nach Rom, KirchenZeitung Linz, 18. März 2009
  29. Claudia Keller: Die Reliquie der Vorhaut Christi, Tagesspiegel, 13. Januar 2011
  30. Joachim Frank: Schwuler Theologe wird bedroht, Kölner Stadt-Anzeiger, 11. November 2011
  31. Anfrage und Stellungnahme auf der Website von Kardinal Meisner, 29. Juni 2011
  32. Keine katholischen Nachrichten, Domradio Köln, 29. Juni 2011
  33. Selbstauskunft über den Auftrag von Kreuts.net.
  34. Kreuznetmythen
  35. Watch Kreuz.Net
  36. Staatsanwaltschaft Berlin: Kein Verfahren gegen kreuz.net rainbow.at 28. Januar 2008
  37. IP-Geolocation für kreuz.net
  38. Bericht im Deutschlandradio, Audiodatei vom 10. Februar 2011
  39. Google-Suchlauf und Erläuterung hierzu bei Chilling Effects

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