- Kreß von Kressenstein
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Die Kreß von Kressenstein (auch Kress von Kressenstein oder Kreß von Kreßenstein) sind eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1270. Die Kreß waren ab 1418, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im Inneren Rat vertreten, gehörten nach dem Tanzstatut zu den neuen ratsfähigen Geschlechtern und waren wegen des Besitzes von Dürrenmungenau seit dem 18. November 1651 Mitglieder der Reichsritterschaft im Ritterkanton Altmühl.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Als einer der ersten nachweisbaren Angehörigen der Familie Kreß wurde im Jahre 1270 Heroldus Krezze unter den Rittergeschlechtern in der Nürnberger Gegend genannt. Die direkte Stammlinie begann mit Friedrich Kreß, der um 1300 den Kressenstein zu Kraftshof bei Nürnberg besaß. Er stiftete auch die 1315 geweihte Kraftshofer Kirche. Später wurde der Stammsitz Kressenstein in ein Kreßsches Kondominium umgewandelt. Zu dieser Zeit war das Geschlecht aber auch schon in der Stadt Nürnberg vertreten, wo es ab 1349 in die Reihe der regimentsfähigen Geschlechter aufgenommen wurde.
Zu Reichtum kamen die Kreß durch den Fernhandel. Um 1370 handelte die Kreß–Rummel-Gesellschaft mit Ochsen aus Ungarn und anderen Waren zwischen Venedig, Mailand und Krakau. Im Jahre 1388 trennten sie sich von den Rummel und führten die alte Handelsgesellschaft allein weiter. Um 1390 bezogen sie aus dem Karpatenraum Silber für die venezianische Münze. Mit den flandrischen Tuchzentren und dem nordwestdeutschen Wirtschaftsraum standen sie über die Flexdorfer in Verbindung. Auch Geldgeschäfte sind belegt. In Venedig besaßen die Kreß zusammen mit den Paumgartner ab dem späten 14. Jahrhundert eine eigene Handelskammer im Fondaco dei Tedeschi. Im Jahre 1430 löste sich die Handelsgesellschaft der Kreß auf. Einige Familienmitglieder blieben aber weiterhin im Handel und in Geldgeschäften tätig. Zwischen 1499 und 1511 beteiligten sich die Kreß an einer neuen Nürnberg–Mailänder Gesellschaft der Kreß–Köler–Saronno.
Im Nürnberger Stadtadel spielten die Kreß über Jahrhunderte eine bedeutende Rolle. Sie waren sehr häufig im Rat der freien Reichsstadt vertreten und stellten mit Hans Wilhelm Kreß († 1658) und Jobst Christoph († 1694) die Reichsschultheiße von Nürnberg. 1530 verlieh ihnen Kaiser Karl das Prädikat von Kressenstein. Seit 1651 waren die Kreß durch den Erwerb von Dürrenmungenau (heute ein Ortsteil der Stadt Abenberg) auch Mitglied der fränkischen Reichsritterschaft des Kantons Altmühl. Auf Grund dessen wurde das Geschlecht 1815 dem einfachen bayerischen Adel immatrikuliert und 1817 in die Freiherrenklasse der Adelsmatrikel des Königreiches Bayern erhoben.
Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert gelangten Angehörige der Familie in hohe militärische Positionen. Karl Freiherr Kreß von Kressenstein († 1856) war ein österreichischer General der Kavallerie. Friedrich Kreß von Kressenstein († 1920) war ein bayerischer General der Infanterie und dessen älterer Bruder Otto Freiherr Kreß von Kressenstein (*1850, † 1929) Generaloberst und von 1912–1916 bayerischer Kriegsminister. Ein weiterer Friedrich Kreß von Kressenstein (* 1870; † 1948) war ein deutscher General der Artillerie und Angehöriger jenes Offizierskorps, welches das osmanische Militär im Ersten Weltkrieg ausbildete und führte. Er wurde nach dem Ersten Weltkrieg Oberbefehlshaber der Gruppe 2 (West- und Süddeutschland) der Reichswehr. Im Jahre 1929 ging er in den Ruhestand und wurde 1937 in den Pegnesischen Blumenorden aufgenommen. Verschiedene Linien der Familie bestehen bis heute.
Besitzungen
- Schloss Neunhof
- seit ca. 1290 Grundbesitz in Kraftshof
- seit 1403 den Herrensitz Kressenstein in Kraftshof
- Als Verwalter der Schlüsselfelderschen Familienstiftung (im Wechsel mit den Volckamer - jeweils der älteste männliche Nachkomme der beiden Familien ist Administrator der Stiftung.):
- Schloss Kugelhammer in Röthenbach bei Sankt Wolfgang
- Nassauer Haus
Ehemalige Besitzungen (Auszug)
In und um Nürnberg herum hatten die Kreß von Kressenstein große Besitzungen. Unter anderem das Gartenanwesen an der heutigen Kressengartenstraße. Weiterhin besaßen sie:
- 1398–???? zwei Güter in Oberlindach bei Weisendorf[2]
- 1403–1848 die Grundherrschaft in Kraftshof
- 1468–1531 den Herrensitz Schoppershof
- 1482–1848 die Grundherrschaft in Neunhof
- 1450–1550 (ca.) das Hammergut Pechhof bei Dießfurt[3]
- 1479–1857 die Grundherrschaft und Schloss Rezelsdorf bei Weisendorf[4]
- 1490–1573 / 1743–ca. 1800 den Herrensitz Letten bei Lauf an der Pegnitz
- 1513–1614 den Herrensitz Oberveilhof in Nürnberg
- 1630–1818 den Herrensitz Kressengarten in der Tullnau
- 1664–1756 das Schloss Rohensaas südlich von Höchstadt an der Aisch in Uehlfeld-Peppenhöchstädt
- 1651–1878 das Rittergut Dürrenmungenau bei Abenberg.
- 1690–1823 den Kressenhof in Erlenstegen (Voßstraße 19a)
- 1741–1867/69 den Herrensitz Ödenreuth bei Roßtal
- 1744–1812 den Herrensitz Brezengarten in Nürnberg (Sulzbacher Straße)
- 1754–1773 den Herrensitz Rechenberg in Nürnberg
- 1763–1803 den Kressenhof in Erlenstegen
- 1790–1858 den Herrensitz Gleisbühl
- 1653–1736 den Herrensitz Flaschenhof
- 1416–1463 den Herrensitz Maiach (Tucherschloss)
- ????–???? Grundbesitz in Eibach
- ????–???? Grundbesitz in Förrenbach[5]
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot ein schrägrechtsgelegtes Schwert mit goldenem Griff. Auf dem Helm ist ein rotbekleideter Mannsrumpf mit schwarzem Hut und Hermelinkrempe, im Mund zwischen Eberzähnen das Schwert waagerecht haltend. Die Helmdecke ist rot-silbern.
Das Schwert aus dem Wappen der Familie Kreß von Kressenstein erscheint noch heute in einigen bayerischen Ortswappen.
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Wappen der Gemeinde Happurg
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Wappen der Gemeinde Schwarzenbach
Bekannte Familienmitglieder
- Christoph Kreß von Kressenstein (1484–1535), Oberster Hauptmann und Kriegsrat des Schwäbischen Bundes im Bauernkrieg, unterzeichnete für Nürnberg die Confessio Augustana.
- Jobst Christoph Kreß von Kressenstein (1597–1663) vertrat Nürnberg bei König Gustav Adolf und unterzeichnete für Nürnberg und andere Reichsstädte 1648 in Osnabrück den Westfälischen Frieden.
- Christoph Michael Kress von Kressenstein (1671-1752), ebenfalls Nürnberger Stadtpolitiker
- Georg Kreß von Kressenstein (1783–1880), Österreichischer Militär
- Georg Kreß von Kressenstein (1840–1911), führender Vertreter der Nationalliberalen im Nürnberger Kollegium der Gemeindebevollmächtigten und 1878 Mitgründer sowie bis 1911 Erster Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg
- Georg Ludwig Kreß von Kressenstein (1797-1877), bayerischer Maler, Kupferstecher und Galvanoplastiker
- Gustav Kreß von Kressenstein (1838-1898), deutscher Bildhauer und Galvanoplastiker
- Otto Freiherr Kreß von Kressenstein (1850–1929), königlich bayerischer Kriegsminister und Generaloberst.
- Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein (1870–1948), deutscher General
- Franz Freiherr Kreß von Kressenstein (1881–1957), General der Kavallerie und kommandierender General der XII. Armeekorps sowie königlich-bayrischer Kämmerer
- Hans Kress von Kressenstein (1902–1973), deutscher Mediziner
- Otto Kreß von Kressenstein (* 1949), österreichischer völkerverbindender Freigeist und Forstunternehmer
Siehe auch
- Patriziat (Nürnberg)
- Geschichte der Stadt Nürnberg
- Burgen, Schlösser und Herrensitze im Stadtgebiet Nürnberg
- Liste fränkischer Rittergeschlechter
Literatur
- Gerhard Hirschmann: Kreß von Kressenstein, Nürnberger Patriziergeschlecht. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 10–12.
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1929. Buch u. Kunstdruckerei AG, München / Regensburg 1929.
- Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hofmann, Nürnberg 1984, ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, 2000.
- Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
Weblinks
Einzelnachweise
Kategorien:- Adelsgeschlecht (Nürnberg)
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