Kunschak

Kunschak

Leopold Kunschak (* 11. November 1871 in Wien; † 13. März 1953 in Wien) war ein österreichischer Politiker (CS).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Fuhrwerksunternehmer musste schon als Kind in Heimarbeit Dochte in Wachskerzen einziehen. Der Vater hatte finanzielles Unglück gehabt und war früh gestorben, so musste die Mutter ihn und seine Geschwister als Wäscherin alleine durchbringen. Zuerst sollte Kunschak Schriftsetzer, dann Sattler werden und fand schließlich in der Simmeringer Waggonfabrik Arbeit, wo er im Jahr 1889 zum ersten Mal als Unbeteiligter mit einem Streik - dem der Wiener Tramwaybediensteten, in Berührung kam.[1]

Als gelernter Sattler gründete Kunschak 1892 den christlichsozialen Arbeiterverein, dessen Vorsitzender er bis 1934 war. Er selber durfte seinem eigenen Verein vorerst gar nicht beitreten, da er noch nicht das gesetzlich geforderte Beitrittsalter von 24 Jahren hatte. In dieser Zeit hatte er verschiedene politische Funktionen inne:

  • 1904-34 Mitglied des Wiener Gemeinderats
  • 1907-11 Reichsratsabgeordneter
  • 1913-19 Landesrat von Niederösterreich
  • 1919-20 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung
  • 1920-34 Abgeordneter zum Nationalrat
  • 1920-21 Obmann der christlichsozialen Reichsparteileitung.

Aufgrund seiner demokratischen Einstellung war Kunschak ein Gegner der Heimwehr und von Engelbert Dollfuß. Er war auch gemeinsam mit Johann Staud der wichtigste politische Exponent des Freiheitsbundes und trat während der Februarkämpfe 1934 als Vermittler zwischen den Parteien auf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg unterzeichnete er am 27. April 1945 gemeinsam mit Karl Renner die österreichische Unabhängigkeitserklärung. Ab 1945 war er wieder Mitglied des Wiener Gemeinderates und Vizebürgermeister. Auch an der Gründung des ÖAAB und der ÖVP beteiligte er sich. Von 1945 bis 1953 amtierte er als Präsident des Nationalrates. Er war Mitglied der K.A.V. Norica Wien im CV, heute ÖCV.

Kunschak, den mit Bürgermeister Lueger eine enge Freundschaft verband, trat Zeit seines Lebens als Antisemit in Erscheinung. So geißelte er die „Judenliberale Presse“, sah die Christlich-Sozialen Arbeiter von jüdischen Arbeitgebern gefährdet. Auch nach der NS-Zeit rühmte er sich noch damit, so schrieb das Zürcher Israelitische Wochenblatt am 7. Dezember 1945:

„In Wien fand eine Kundgebung statt, die von vielen tausend Personen besucht war, um gegen die Einreise polnischer Juden zu protestieren.“ Leopold Kunschak von der Volkspartei „erklärte unter heulendem Beifall, er sei immer Antisemit gewesen und bleibe es weiterhin. In Österreich hätten weder einheimische noch fremde Juden etwas zu suchen.“

Seit 1965 wird jährlich am 13. März von der ÖVP der Leopold-Kunschak-Preis verliehen.

Ehrungen

  • 1946 wurde er anlässlich seines 75. Geburtstags vom Wiener Gemeinderat einstimmig zum Ehrenbürger Wiens ernannt und war damit der Erste im neuen Österreich, der derart gewürdigt wurde.

Schriften

  • Arbeiterfrage und Christentum, 1905
  • Volkstum und Arbeiterschaft, 1928
  • Österreich 1918-34, 1934
  • Steinchen vom Wege, 1937

Literatur

  • Leopold Kunschak als Politiker, F. Bauer, Dissertation, Wien 1950
  • Leopold Kunschak, 1950, F. Stamprech
  • Leopold Kunschak und seine Zeit, G. Blenk, 1966
  • Stand oder Klasse, Anton Pelinka, 1972
  • Politik für den Menschen - 15 Jahre Leopold-Kunschak-Preis, 1980
  • Leopold Kunschak, L. Reichhold, 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Große Österreicher, Ueberreuter, Hrsg. und Autor Thomas Chorherr

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