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Oberst (Plural: Obersten; alt: Obrist) ist ein Dienstgrad in der Laufbahn der Offiziere. In der NATO hat der Oberst den Rangcode OF-5. Die englische und französische Bezeichnung lautet Colonel, die spanische Coronel, die russische Polkownik (Полковник).
Inhaltsverzeichnis
Historisches
„Oberster Feldhauptmann“, „Oberster Hauptmann“ oder auch „Obrister“ war im 16. Jahrhundert der vom Kriegsherrn ernannte Befehlshaber eines Regiments von 4.000 bis 5.000 Mann, bestehend aus etwa zehn Fähnlein von Landsknechten. Wegen der Zunahme der Heeresbestände und Waffengattungen wurde er aus der Gruppe der Hauptleute ausgewählt und zum „Obersten“ ernannt.
Der Oberst ist also die Kurzform, die sich im 18. Jahrhundert als Bezeichnung in Preußen und Österreich durch Modernisierung herausbildete.
Ab dem 17. Jahrhundert war er nicht nur militärischer Vorgesetzter, sondern auch Heeresunternehmer und damit Besitzer des von ihm bezahlten Regiments von Söldnern, der seine Dienste den Herrschern gegen entsprechende Bezahlung anbot.
Bis 1945 wurde die Bezeichnung Oberst üblicherweise mit „Obst.“ abgekürzt.
Der entsprechende Marinerang ist in Deutschland seit dem Kaiserreich der Kapitän zur See, dem entsprach in der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine der Linienschiffskapitän. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Begriff Kapitän jedoch auch für Heeresoffiziere verwendet, meinte hier aber die Stellung eines Hauptmanns.
Deutschland
Bundeswehr
In der Bundeswehr ist der Oberst der fünfthöchste Offiziersdienstgrad bei den Teilstreitkräften Heer und Luftwaffe. Er ist damit der höchste Dienstgrad der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere. Im Sanitätsdienst der Bundeswehr sind der Oberstarzt/Flottenarzt, Oberstapotheker/Flottenapotheker und Oberstveterinär, bei der Marine der Kapitän zu See ranggleich.
Als Stabsoffizier können sie innerhalb der durch die Vorgesetztenverordnung (VorgV) gesetzten Grenzen Mannschaften, Unteroffizieren ohne Portepee, Unteroffizieren mit Portepee, Leutnanten und Hauptleuten Befehle erteilen. Ein Oberst wird nach der Bundesbesoldungsordnung (BBesO) mit A 16 besoldet; in herausgehobenen Verwendungen (z. B. Referatsleiter im Verteidigungsministerium) ist die Besoldung nach B 3 die Regel.
Der Oberst trägt auf seinen Dienstgradabzeichen einen silbernen Eichenlaubkranz mit drei silbernen Sternen. Er wird zumeist als Regimentskommandeur oder als stellvertretender Brigadekommandeur oder in Stabsverwendungen in allen Führungsgrundgebieten auf allen Führungsebenen (Brigade, Division, Korps, bei der NATO, im Verteidigungsministerium oder internationalen Stäben und Hauptquartieren) eingesetzt.
Offiziere, die auf einem entsprechenden Dienstposten eingesetzt werden, führen den Dienstgradzusatz „im Generalstabsdienst“ („i. G.“). Sie haben im Regelfall den Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg besucht. Marineoffiziere mit Admiralstabsausbildung tragen keinen entsprechenden Dienstgradzusatz.
Die Beförderung zum Oberst kann frühestens nach 17 Jahren Dienstzeit als Offizier vollzogen werden, bei besonderen Verwendungen schon nach 15 Jahren.
Für Reserveoffiziere ist Oberst der höchste erreichbare Dienstgrad.
niedrigerer Dienstgrad
OberstleutnantOffizierdienstgrad
Obersthöherer Dienstgrad
BrigadegeneralEinordnung: Mannschaften - Unteroffiziere o.P. - Unteroffiziere m.P. - Leutnante - Hauptleute - Stabsoffiziere - Generale/Admirale
Alle Dienstgrade auf einen Blick: Dienstgrade in der Bundeswehr · Die Bundeswehruniformen: UniformenNationale Volksarmee der DDR
In der Nationalen Volksarmee und den anderen bewaffneten Organen der DDR war der Oberst der höchste Dienstgrad in der Gruppe der Stabsoffiziere. Der Dienstgradinhaber musste Berufsoffizier sein und eine akademische Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.
Das Dienstgradabzeichen bestand aus geflochtenen silbernen Schnüren, auf denen drei Sterne befestigt waren. Die Untergrundfarbe bezeichnete die Zuordnung zu den Waffengattungen.
Der dem Obersten entsprechende Dienstgrad der Volksmarine hieß Kapitän zur See.
Schweiz
In der Schweizer Armee steht der Oberst oberhalb des Oberstleutnant und unter dem Brigadier. In Friedenszeiten ist er der vierthöchste Offiziersdienstgrad. In Auslandseinsätzen wird er als Colonel (Col.) bezeichnet.
Der Oberst ist Kommandant eines Kommandos (Gren Kdo, Flpl Kdo's) oder eines Flab-Clusters. Diese Formationen sind vergleichbar mit Regimentern. Als Stabsoffizier nimmt der Oberst in den Stäben des Heeres, der Luftwaffe und den Terretorialregionen verschiedenen Fachfunktionen wahr. In den Brigaden nimmt der Oberst (im Generalstab - i Gst) die Rolle des Kommandanten Stellvertreter oder des Stabschefs wahr.
Niedrigerer Grad
OberstleutnantOffiziersgrad
OberstHöherer Grad
BrigadierEinordnung: Mannschaften - Unteroffiziere - Höhere Unteroffiziere - Subalternoffiziere - Hauptleute - Stabsoffiziere - Höhere Stabsoffiziere
- Oberbefehlshaber der Armee
Alle Grade auf einen Blick: Grade der Schweizer ArmeeÖsterreich
Im österreichischen Bundesheer ist der zwischen Oberstleutnant und Brigadier stehende Oberst der fünfthöchste Offiziersdienstgrad (Verwendungsgruppe M BO 1 und M BO 2). Oberst ist der höchste für einen Reservisten erreichbare Dienstgrad (Verwendungsgruppe M ZO 1).
Niedrigerer Dienstgrad
OberstleutnantDienstgrad
OberstHöherer Dienstgrad
BrigadierEinordnung: Rekruten - Chargen – Unteroffiziere – Offiziere
Alle Dienstgrade auf einen Blick: Bundesheer-DienstgradeAußerdem wird die Verwendungsbezeichnung Oberst für Leitende Beamte (E1) der Exekutive in Österreich, dazu gehören Bundespolizei und Justizwache, verwendet. Da es sich bei den genannten Wachkörpern um zivile Körperschaften handelt, die lediglich nach militärischem Muster organisiert sind, handelt es sich jedoch nicht um „Polizeioffiziere“, sondern sie führen lediglich Offiziersränge als Verwendungsbezeichnung.
Frankreich
Frankreich kennt im Vergleich zum Oberst den Rang eines Colonel.
Dieser Rang steht über dem Lieutenant-Colonel (Oberstleutnant) und unter dem „Général de brigade“. Ein Colonel führt u.a. ein Regiment.
Russland
Der Dienstgrad Oberst (russ.: Полковник) wurde im zaristischen Russland zur Zeit Iwans IV. im 16. Jahrhundert eingeführt. Die Befehlshaber der Regimenter trugen diese Bezeichnung. Sowohl in den ehemaligen Armeen, als auch im heutigen russischen Heer ist der Rang des Obersten zwischen dem Oberstleutnant und dem Generalmajor angesiedelt.
Colonel
Englische Aussprache
Im angelsächsischen Raum wird der Rang „Colonel“ als kernel ausgesprochen. Dies geht auf die Übernahme militärischer Traditionen durch mehrere Kulturen zurück. Seinen Ursprung hat der begriff im lateinischen columnella („kleine Kolonne [auch: Säule]“). Obwohl dieses Wort nie als römischer Rang existierte, übernahmen es italienische Militärs als colonello im 16. Jahrhundert. Dort wurde es vermutlich eher als Zustandsbeschreibung (colonello capitano, „Kapitän der Kolonne“) verwendet.
Ebenso verwendeten die Spanier unter König Ferdinand II. den Begriff in der Variante colunela. Diese Einheiten bestanden aus knapp 1.000 bis 1.250 Mann, ihr Anführer war der cabo de colunela („Kopf der Kolonne“). Da colunelas königliche Einheiten waren, kam später die Bezeichnung coronelia (sinngemäß: „zur Krone gehörig“) für die Einheit und coronel für den Kommandeur auf. Diese Begriffe übernahmen die Franzosen im 17. Jahrhundert. Die Briten wiederum übernahmen die daraus hervorgegangene Regimentsform von den Franzosen, verwendeten aber aus bisher nicht näher spezifizierten Gründen die spanische Aussprache. Diese schleifte sich im Laufe der Zeit von kerenel zu kernel ab und blieb durch die Verankerung der britischen Militärstrategie in den angelsächsischen Ländern und im Commonwealth bestehen. [1]
Vereinigte Staaten
Die United States Army, die US Air Force und das US Marine Corps kennen den Dienstgrad eines Colonels. In der Hierarchie steht dieser über dem Lieutenant Colonel und unter dem Brigadier General. Die US-Soldstufe ist O-6, der NATO-Rangcode jedoch OF-5.
Ein Colonel führt operativ eine Brigade mit sechs bis zu sieben Bataillonen und damit 3.000–4.000 Soldaten.
Belege
- ↑ vgl. Raymond, Oliver: Why Is The Colonel Called "Kernal"?, McClellan Aviation Museum, Office of History, Sacramento Air Logistics Center. August 1983. Zugriff am 20. April 2008.
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