Uniform (Bundeswehr)

Uniform (Bundeswehr)
Soldaten der Bundeswehr im Feldanzug
Ein Soldat in Wüstentarn
Soldaten des Heeres im Dienstanzug
Koppelschloss der Bundeswehr

Die Uniformen der Bundeswehr regelt die Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradbezeichnungen und die Uniform der Soldaten sowie das Bundesverteidigungsministerium mit der Zentralen Dienstvorschrift ZDv 37/10 "Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr".

Uniformen gehören zu den nach dem Kriegsvölkerrecht vorgeschriebenen äußerlichen Kennzeichen, durch die sich Kombattanten von Nichtkombattanten unterscheiden. Außerdem dienen Uniformen dazu, Soldaten entsprechend ihren unterschiedlichen Aufgaben möglichst zweckmäßig zu bekleiden. Dazu gibt es verschiedene Uniformarten.

Das Kapitel 2 der ZDv 37/10 untergliedern die Uniformen der Bundeswehr teilstreitkraftübergreifend generell in Dienstanzug (Abschn. III) und Kampfanzug (Abschn. IV) sowie Gesellschaftsanzug (Abschn. V) und Sportanzug (Abschn. VI).

Inhaltsverzeichnis

Heer

Allgemein

Die meistgetragenen Uniformen des Heeres sind der Dienstanzug und der Feldanzug (als häufigster Kampfanzug).

Der Dienstanzug besteht in der Grundform aus Barett (bzw. Bergmütze für die Gebirgstruppe), grauer Dienstjacke (bzw. Skibluse) mit Diensthemd und Langbinder, grauer Hose und schwarzen Halbschuhen.

Der Feldanzug wird, soweit nicht besondere Umstände wie Ausbildung oder Wetterlage dem entgegenstehen, in der Grundform mit Feldmütze, Feldbluse (darunter ein olives T-Shirt) und Feldhose (alles in Flecktarn) sowie den Kampfstiefeln getragen. Übliche anlassabhängige Abwandlungen sind bei der Kopfbedeckung der Gefechtshelm und das Barett (bzw. Bergmütze für die Gebirgstruppe).

Barettfarben

Die Farbe des Baretts hängt von der Truppengattung bzw. der Verwendungsreihe ab, siehe Tabelle:

Grün: allgemeine Infanterie (Jäger und Panzergrenadiere) sowie Wachbataillon
Bordeauxrot: Fallschirmjäger, Angehörige der Luftlandeeinheiten, Kommando Spezialkräfte sowie Heeresflieger
Schwarz: Panzertruppen oder ehemals den gepanzerten Kampftruppen zugehörige Truppen (Panzeraufklärer/Heeresaufklärungstruppe) sowie die Feldnachrichtenkräfte
Korallenrot: einige kampfunterstützende Truppen, wie Artillerie, Heeresflugabwehr, Pioniere, ABC-Abwehr, OpInfo, Nachschub, Logistik, Instandsetzung, Feldjäger, Fernmeldetruppe EloKa, Fernmeldetruppe
Königsblau: Sanitätstruppe
Marineblau: Soldaten der drei Offizieranwärterbataillone (Munster, Hammelburg, Idar-Oberstein), jeweils mit dem Barettabzeichen der für sie geplanten Truppengattung, Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade, sowie Soldaten der Marineschutzkräfte und des Objektschutzregiments der Luftwaffe sowie Soldaten beim Eurocorps und beim 1. DEU/NLD Corps

Barettabzeichen

Die zweifelsfreie Zuordnung zu einer Truppengattung oder bei der Marine und Luftwaffe zu einer Verwendungsreihe, seltener stattdessen zu einem multinationalen Verband, ist über das Barettabzeichen möglich, welches über der linken Schläfe sitzt. Oft stellen die Abzeichen die stilisierten Arbeitsgeräte einer Truppengattung dar, siehe Tabelle unten.

Abzeichen in rein deutschen Verbänden
ABC-Abwehr: Vom Eichenkranz eingefasste gekreuzte Retorten mit Eichenblatt Barett ABCAbwTr.jpg Artillerie: Vom Eichenkranz eingefasste, gekreuzte Kanonenrohre Artillerietrpmtl.jpg
Fernmeldetruppe EloKa: noch gleiches Barettabzeichen wie Fernmelder, geplant: umgedrehter Blitz (vgl. taktisches Zeichen) Fernmeldetrpmtl.jpg Fallschirmjäger: Vom Eichenkranz eingefasster, niederstürzender Adler Falschirmjägermtl.jpg
Feldjäger: Vom Eichenkranz eingefasster Stern des Ordens vom „Schwarzen Adler“ (Gardeadler) Fjgbarettmtl.jpg Feldnachrichten: gleiches Abzeichen wie Panzeraufklärer, sind durch die Eule am rechten Ärmel erkenntlich. Mit Auflösung der Truppengattung Abzeichen der Heeresaufklärungstruppe. AufklTr.jpg
Fernmeldetruppe Verbindungsdienst: Vom Eichenkranz eingefasster stilisierter Blitz von rechts oben nach links unten Fernmeldetrpmtl.jpg Fernspäher: Mit Eingliederung in die Heeresaufklärungstruppe vom Eichenkranz eingefasste gekreuzte Reiterlanzen. Als eigenständige Truppengattung vormals vom Eichenkranz eingefasster, niederstürzender Adler vor gekreuzten Reiterlanzen mit Blitzen in den Krallen. AufklTr.jpg
Gebirgsjägerbrigade 23: Edelweiß, wird an der Bergmütze sowie am Barett zusätzlich zum truppengattungsspezifischen Barettabzeichen getragen Edelweismtl.jpg Geoinformationsdienst der Bundeswehr: Vom Eichenkranz eingefasster Zirkel über einer schematischen Weltkugel mit dem Schriftzug GEO Milgeomtl.jpg
Heeresaufklärungstruppe: Vom Eichenkranz eingefasste gekreuzte Reiterlanzen AufklTr.jpg Heeresflieger: Vom Eichenkranz eingefasstes Schwert mit darübergelegten Fliegerschwingen Heeresfliegermtl.jpg
Heeresflugabwehrtruppe: Vom Eichenkranz eingefasste Rakete und gekreuzte, schmale Kanonenrohre Heeresflugabwehrmtl.jpg Instandsetzung: Vom Eichenkranz eingefasstes Feldzeugzeichen (Schraubenschlüssel, Kanonenrohr, Zahnrad) Instandsetzungmtl.jpg
Jäger: Von goldener Kordel eingefasste Eichenblätter („Eichenschlag“) Jägerabzeichen.jpg Kommando Spezialkräfte: Vom Eichenkranz eingefasstes Breitschwert KSK.jpg
Marinesicherung: Vom goldenen Eichenkranz eingefasster goldener Anker mit in der Mitte gekreuzten goldenen Gewehren. Msicherungmtl.jpg Militärmusikdienst: Vom Eichenkranz eingefasste Lyra Muskikorpsmtl.jpg
Nachschub: Vom Eichenkranz eingefasster Flügelstab (Caduceus) mit Eisenbahnrad Nachschubtrpmtl.jpg Objektschutz der Luftwaffe: Vom Eichenkranz eingefasste gekreuzte Gewehre mit einer im oberen Drittel eingefassten Luftwaffenschwinge. Objektschutzluftwaffemtl.jpg
Operative Information: Vom Eichenkranz eingefasster stilisierter Pfeil, der den grenzüberschreitenden Informationsweg symbolisiert. Opinfmtl.jpg Panzeraufklärer: Mit Eingliederung in die Heeresaufklärungstruppe vom Eichenkranz eingefasste gekreuzte Reiterlanzen. Als eigenständige Truppengattung vormals vom Eichenkranz eingefasster stilisierter Spähpanzer vor 2 gekreuzten Reiterlanzen Pzaufklmtl.jpg
Panzergrenadiere: Vom Eichenkranz eingefasster Schützenpanzer und gekreuzte Gewehre Panzergrenadiere.jpg Panzertruppe: Vom Eichenkranz eingefasster Kampfpanzer Pztrpmtl.jpg
Pioniere: Vom Eichenkranz eingefasste Brücke mit Eichenblatt Pioniertrpmtl.jpg Wachbataillon: Vom Eichenkranz eingefasstes gotisches „W" Wbtlmtl.jpg
Sanitätstruppe: Vom Eichenkranz eingefasste Aesculap - Schlange Zsanmtl.jpg
Abzeichen für multinationale Verbände
DF-Brigade: Silberner Ring, die französische und deutsche Trikolore diagonal nach links unten Dtfrzmtl.jpg D-NL Korps: Ring mit „Communitate Valemus“-Gravur, ein senkrechtes Schwert mit zwei Händen am Griff Dtndlmtl.jpg
Eurokorps: Von einem Ring mit 12 Sternen eingefasstes schematisch gezeichnetes Europa, über dem ein senkrechtes Schwert nach oben zeigt Eurokorpsmtl.jpg Vereinte Nationen: Wappen der Vereinten Nationen gold auf weißem Grund UN emblem gold.svg

Gefechtshelm

Bundeswehr-Stahlhelm, wie er von 1956 bis 1992 getragen wurde

Stahlhelm M56

Nach der Gründung der Bundeswehr wurde am 1. Oktober 1955 die Einfuhrgenehmigung für einen in Belgien hergestellten, leicht veränderten amerikanischen Stahlhelm M1 erteilt, der ab Juni 1956 zur Truppe kam. Kurze Zeit später wurde der Helm in Deutschland nachgebaut. Ausschlaggebend für diese Wahl war die Arbeit der Dienststelle Blank gewesen, die von Oktober 1950 bis 1955 unter anderem für die Uniformierung einer zukünftigen deutschen Armee tätig war. Die optische Annäherung an das US-Vorbild sollte auch die Positionierung der Bundeswehr während des Kalten Krieges deutlich machen. Der neue, rund 1,5 kg schwere, zweiteilige Helm, der aus Manganhartstahl[1] bestand, besaß einen grauen bzw. grünen, faserverstärkten Kunststoffinnenhelm mit einem Webband-Helmfutter; über den Innenhelm wurde die eigentliche Stahlhelmkalotte gestülpt. Im Gegensatz zu den ausgereiften einteiligen deutschen Stahlhelmen M35 bis M42 mit dem Innenfutter M31 bot das zweiteilige amerikanische Konzept weniger Schutz und konnte aufgrund von Konstruktionsmängeln dem Träger während des Schießens, Anschleichens oder anderen im Ernstfall lebensbedrohlichen Situationen leicht über die Augen rutschen.

Das Problem wurde rasch erkannt. Anfragen der Industrie noch 1957 zu einer Rückkehr zum deutschen Stahlhelm M35 wurden jedoch abgelehnt, da dieser nach Meinung damaliger Verantwortlicher „zu viele grade Flächen“ gehabt haben soll und somit ihrer Meinung nach den Anforderungen nicht mehr entsprach.[2] Diese politisch vorgeschobene Argumentation wurde jedoch nicht durchgehend vertreten, da der 1951 aufgestellte paramilitärisch organisierte Bundesgrenzschutz (BGS) mit seinem Gefechtshelm M35/53 direkt auf den einteiligen deutschen Stahlhelm M35 bis M42 zurückgriff.

Ergebnis der Gespräche war ein Kompromiss. Das bewährte einteilige deutsche Helmkonzept wurde wieder aufgegriffen, gleichzeitig aber an der politischen Entscheidung für den US-Stahlhelm nicht gerüttelt. Zudem sollten Schwächen beim Stahl der Kalotte beseitigt werden. Im August 1958 erteilte der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß die Genehmigung zur Einführung eines einteiligen Helms. Auf der europaweiten Suche nach einem geeigneten Hersteller für eine Kalotte aus besserem Stahl wurden die Verantwortlichen in Schweden fündig. Am 5. Januar 1959 wurde die Einfuhrgenehmigung für den neuen Stahlhelm ausgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren von dem Bundeswehr-Stahlhelm M56 zwischen Juni 1956 bis Oktober 1958 rund 190.000 Stück hergestellt worden.

Für Paraden und Postenstehen (Protokollhelm) wurde 1956 ein Helm der Firma Schuberth aus Kunststoff eingesetzt, der nur 235 Gramm wog.[3]

Stahlhelm M 1A1 (M60, M62, M62 modifiziert, M 1A1LL)

Für einen Großtest mit rund 40.000 Stück[4] wurde die von der schwedischen Eskiltuna Stålpressnings AB hergestellte Kalotte aus rostfreiem Nickelstahl 1959 eingeführt. Im Gegensatz zum bisherigen Stahlhelm M56 war das schwedische Erzeugnis aus einer Stahlplatte gefertigt. Man stellte zudem fest, dass bei der schwedischen Legierung weniger Echo beim Sprechen verursachte wurde als beim bisherigen Helm.[5] Das lederne Innenfutter M60 mit Zentralschraube, das von der Firma Römer hergestellt wurde (dort offiziell als Innenfutter FJ 60 bezeichnet), war als M53 (I 53) ursprünglich für die Helme des BGS entwickelt worden und somit dem Innenfutter M31 ähnlich. Im Oktober 1961 wurde der M 1A1 (M60) bei der Bundeswehr eingeführt. Das Gewicht des Helmes lag je nach Größe zwischen 1,2 bis 1,4 kg. Der M60 besaß wie seine Nachfolger einen matten Rauanstrich in Gelboliv RAL 6014.[6]

Neben dem Helmfutter FJ 60 der Firma Römer etablierte sich das Futter I 60 der Firma Schuberth, das in der Lederverarbeitung noch näher der Innenausstattung M31 angeglichen war. Jedoch wurde auch das Futter FJ 60 bis um 1985 hergestellt.

Bereits ab 1962 kam mit dem M62 und dem Helmfutter I 60 eine erste überarbeitete Version des M 1A1 an die Truppe. Hersteller der Helmkalotte war zunächst die Firma VDN/Busch Vereinigte Deutsche Nickelwerke AG, doch auch die Firmen PSL (Paul Schulze, Lübeck) und SW (Schuberth Helme) erhielten Großaufträge.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde mit verschiedenen Varianten des M 1A1 experimentiert. Im Februar 1981 wurde dann der M62 (modifiziert) vorgestellt. Er besaß einen Nackenriemen, der für einen noch zuverlässigen Halt des Helmes auf dem Kopf des Trägers sorgen sollte. Dieses von den Fallschirmjägern in den 1930er Jahren wiederentdeckte Konzept war erstmals erfolgreich von den römischen Legionen jahrhundertelang eingesetzt worden.[7]

Nach Einführung der in Belgien produzierten Variante des US-Helms bei den Fallschirmjägern wurde rasch deutlich, dass er den Anforderungen der Truppe nicht genügte. Neben dem unzulänglichen Infanteriehelm experimentierte die Bundeswehr daher ausgiebig auch an einem geeigneteren Helm für die Fallschirmjäger. Es erfolgte eine Reihe von Tests mit diversen Helmvarianten, speziell auch auf Basis des deutschen Fallschirmjägerhelms M38, dessen jüngste Weiterentwicklung aus Manganhartstahl 1957 bei einem Großtest von Fallschirmjägern und motorisierten Truppen erfolgreich getestet wurde. Dabei wurde festgestellt, dass sich die amerikanische Form des Helmes „praktisch nicht bewährt“ hatte und die Truppe „nur ,einen brauchbaren Helm‘ verlangte“.[8] Letztendlich setzte sich gegen besseres Wissen wiederum die amerikanische Helmkalotte, jetzt mit „eingedeutschter Innenausstattung“ als Stahlhelm M 1A1LL durch. Nachdem im November 1959 die Bestellung für einen Fallschirmjägerhelm erteilt worden war, erfolgte im August 1961 die Auslieferung mit einer Innenausstattung, welche die Firma Schuberth lieferte.

Gefechtshelm M92

Der 1992 eingeführte Gefechtshelm aus Aramid. Hier in der Version des ehemaligen Bundesgrenzschutzes
Innenausstattung desselben Helms

Bereits in den 1970er Jahren wurde geplant, einen Gefechtshelm aus Kunststoff in der Bundeswehr einzuführen. Gründe dafür waren der erwartete Gewichtsvorteil und dessen bessere ballistische Eigenschaften gegenüber Stahl. Da in den 1970er Jahren die Entwicklung geeigneter Kunststoffe für die Großserienproduktion noch in den Kinderschuhen steckte, konnte in diesem Bereich erst ab Mitte der 1980er Jahre weitergearbeitet werden. Man entschied, einen Helm aus Aramid zu projektieren, der nicht schwerer als der bisherige Stahlhelm, also rund 1,4 kg, sein sollte.

Die mit der Entwicklung befasste Firma Schuberth orientierte sich an dem Ende der 1970er Jahre eingeführten PASGT-Helm der US-Army, der aus der Aramidfaser Kevlar bestand. Da dieser moderne US-Helm bewusst die bewährte Form des deutschen Stahlhelms M35 aufgriff und modern interpretierte, gab auch der neue deutsche Gefechtshelm, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, die alte amerikanische Linienführung auf und näherte sich optisch dem M35 an.

An den Gefechtshelm M92 können multifunktionale Zusätze angebracht werden wie ein integriertes Funkgerät, ein Infrarotsichtgerät und ähnliches.

Zu dem Bundeswehr-Stahlhelm wurden vielfach Helmtarnnetze getragen. Für den M92-Gefechtshelm sind Überzüge aus diversen Tarnstoffen üblich.

Bekleidung

Die Oberbekleidung der Bundeswehr war seit ihrer Gründung mehreren Uniformmoden und unterschiedlichen Zwängen unterworfen.

Feldanzug

Schon vor Gründung der Bundeswehr und der öffentlichen Diskussion über deren Für und Wider hatte die Bundesregierung im Oktober 1950 die „Dienststelle Blank“ unter dem „Sonderbeauftragten des Kanzlers“, Staatssekretär Theodor Blank, eingerichtet, welche sich mit einer zeitgemäßen Uniformierung zukünftiger deutscher Soldaten befasste. Nach Aufstellung der Bundeswehr im Jahre 1955 wurde bei der Truppe sofort ein Feldanzug in leicht abgewandeltem Splittertarn M31 der Reichswehr bzw. Wehrmacht eingeführt. Der Stoff, aus dem dieser Feldanzug gefertigt worden war, war durch seine wasserabweisenden Eigenschaften nicht oder wenig atmungsaktiv. 1959 wurde die Produktion des Bundeswehr-Splittertarns M55 eingestellt, da 1960 ein neuer einfarbiger Feldanzug M60 eingeführt wurde, der auf das in Europa damals ungebräuchliche Tarnmuster verzichtete. Stattdessen griff die Bundeswehr auf eine von den USA inspirierte und bei den NATO-Partnern übliche Oliv-Variante im Farbton RAL 6014 (Gelboliv)[9] zurück.

Zum ersten getarnten Feldanzug der Bundeswehr wurde neben der bei Armee und Gebirgsjägern eingeführten Bergmütze in ihrer klassischen grauen Form auch eine weiche, vereinfachte olive Variante getragen, die es nicht in Tarnstoff gab. Zudem konnte der Stahlhelm befohlen werden.

Nur Helmtarnüberzüge mit dem Splittertarn M55 hielten sich noch bis in die 80er Jahre, und alte Anzüge mit diesem Tarnschema wurden bei der Luftwaffe noch in den 1990er Jahren aufgetragen. Bis 1990 verzichtete die Bundeswehr nun auf Tarnkleidung. Erst nachdem die im Bereich der NATO uniformtechnisch tonangebenden Amerikaner einen tarnfarbenen Feldanzug ("Woodland" als Nachfolger des nicht querschnittlich ausgegebenen ERDL - Tarnmusters) eingeführt hatten (wobei die Briten mit DPM schon seit Anfang der 70er Jahre alle Soldaten mit Tarnbekleidung ausstatteten) und andere Länder nachzogen, wurde mit fast zehnjähriger Verspätung 1990 das bereits seit 1976 erprobte Tarnmuster, die Flecktarnvariante (Flecktarn B -groß-) in der Bundeswehr eingeführt - mithin ein Muster, das im Sinne der "Political Correctness" durch seine (offiziell bestrittene) Ähnlichkeit mit einem der letzten Muster der Waffen-SS am stärksten belastet war. Militärhistoriker hatten zuvor hinter dem Schritt, die bewährte Tarnuniform abzuschaffen, politische Erwägungen vermutet, da sich die Tarnung der deutschen Soldaten wesentlich verschlechterte und in die Zeit vor 1931 zurückfiel. Allerdings ist diese Deutung umstritten. Der Feldanzug im modifizierten Splittertarnmuster verhinderte durch eine wasserabweisende Imprägnierung jede Atmungsaktivität, was zu Hitzestau führen konnte. Zudem war das Gewebe sehr steif und erzeugte in der Bewegung Reibungsgeräusche, die bestimmte Einsätze (Spähtrupp etc.) unmöglich machten. Das Flecktarn-Muster bestätigte mit computerunterstützten Mitteln die ab 1935 gemachten Versuche von Johann Georg Otto Schick. Schick gilt als Erfinder des Flecktarns[10] und entwarf als Direktor der Abteilung „T" (Tarnung) mit dem sog. Platanenmuster das erste Flecktarn weltweit.

Feldanzug M60

Der neuentwickelte dreiteilige gelbolive Feldanzug M60 („Filzlaus“) wurde 1959 von einigen Einheiten im Vorfeld der Einführung erprobt. Feldbluse und -hose bestanden aus einem lodenähnlichen Stoff. Die Hose war mit einer PTFE-ähnlichen Membran (Gore-Tex) unterlegt, die allerdings bei Bewegung Geräusche verursachte. Durch vermeindliches Kratzen des Stoffs auf der Haut war der Feldanzug bei der Truppe nicht beliebt. Die dazugehörige dreiviertellange Überziehjacke als Parka war aus wasserabweisendem Baumwollstoff gefertigt. Ihre Kapuze konnte über den Stahlhelm gezogen werden. Bei winterlichen Witterungsverhältnissen wurde in die Jacke ein Kunstfellfutter eingeknöpft. Dieser blieb auch nach Einführung einer neuen Felduniform in abgewandelter Form in Verwendung.[11] Über Feldbluse bzw. Überziehjacke wurde das schwarzgefärbte Lederkoppel mit dem Kastenschloss getragen. Dazu konnten weitere Ausrüstungsgegenstände wie Koppeltragegestell, kleine Kampftasche, ABC-Schutzmaske, Magazintaschen getragen werden.

Als Kopfbedeckung wurde die 1959 eingeführte weiche, vereinfachte olivgrüne Version der Bergmütze, das Schiffchen oder der Stahlhelm getragen.

Überzählige Kammerware wurde nach der Aussonderung dieser Ausrüstung über Zwischenhändler an die Streitkräfte Pakistans verkauft. Dort ist der Feldanzug M60 („Filzlaus“) heute noch im Einsatz.

Feldanzug M90

Der Feldanzug ist mit dem 1990 eingeführten Flecktarn B -groß- einseitig bedruckt.

Über einem oliven Unterhemd wird die Feldbluse getragen. Auf den Schultern sind die Dienstgradabzeichen in Form von Aufziehschlaufen angebracht. Heeressoldaten tragen darunter noch Schlaufen aus 0,4 cm breiter geklöppelter Flachlitze in den Farben der Kragenspiegel. Auf der Feldbluse sind drei Taschen aufgenäht. Fast alle Taschen eines Feldanzuges sind nach einem bestimmten Taschenpackplan befüllt. In die Tasche auf dem Oberarm gehören demnach Gehörschutzstopfen für die Schießausbildung, in die linke Brusttasche Schreibzeug und Dokumente.

In den beiden Beintaschen der Feldhose befinden sich das Taschenmesser (rechts), Handschuhe (rechts), in geschlossenen Räumen die Kopfbedeckung (rechts), je ein Verbandpäckchen für Verbrennungen und Wunden sowie das Dreiecktuch (links), welches für mehrere Zwecke eingesetzt wird. Zur Feldhose gehört ein oliver Textilgürtel. Sie wird als Überfallhose getragen, d.h. die Hosenbeine werden über den Stiefeln nach innen umgeschlagen und durch Hosengummis fixiert. In den Stiefeln selbst werden Kniestrümpfe getragen.

Ergänzungen der Grundform erlauben das zusätzliche Tragen der Feldjacke, des Pullovers (oliv, „Der Pullover darf bei Übungen und im Einsatz nicht als oberstes Bekleidungsstück getragen werden“[12]), der Nässeschutzjacke, des Feldponchos, des Tarnschutzes, der Unterziehjacke, des Halstuchs (Tarndruck), des Hüftgurts. Außerdem Hosenträger, Fingerhandschuhe, Überhandschuhe, Nässeschutzgamaschen sowie auch privat beschaffte und in Form und Farbe der dienstlich gelieferten Ausrüstung entsprechenden Wäsche- und Ausrüstungsstücke, sofern für diese eine Tragegenehmigung erteilt wurde. Die Felduniform erlaubt einen Klimaschutz für die feucht-kalte Klimazone Sommer und bedingt Winter allerdings ohne Wintertarnung. Abwandlungen sind Feldanzug M90 trocken-kalte Klimazone Sommer und feucht-heiße Klimazone.

Abwandlungen der Grundform erlauben gewisse Änderungen an der Grundform. So wird je nach Einheit oder Auftrag statt der Feldmütze der Gefechtshelm, das Barett oder die Bergmütze getragen. Statt der Kampfstiefel sind Bergstiefel oder Bergskischuhe möglich.

Panzerkombination

Frontansicht einer Panzerkombination (Panzerkombi)

Soldaten, die ihren Dienst auf gepanzerten Fahrzeugen wie Kampfpanzern versehen, tragen dabei anstatt des Feldanzuges die sogenannte Panzerkombination. Diese unterteilt sich nicht in Hose und Bluse, sondern ist ein einteiliges Bekleidungsstück ähnlich einem Blaumann. Es unterscheidet sich vom Feldanzug in mehreren Details, so werden die Taschen nicht mit Knöpfen, sondern mit Reißverschlüssen geschlossen. Die Beintaschen befinden sich nicht an den Oberschenkeln, sondern kurz über den Knöcheln. Eine Ärmeltasche ist nicht vorhanden. Es werden auch keine Hosengummis verwendet, um die Hosenbeine oberhalb des Stiefelschaftes einzuklappen (Überfallhose), die Hosenbeine hängen ohne Halt bis zu den Füßen hinunter. Auch im Kragen unterscheidet sich die Panzerkombination vom Feldanzug, so hat sie keinen Umlegekragen, stattdessen lässt man im Kasernendienst die obersten Zentimeter des Reißverschlusses offen, um diesen optisch zu simulieren. Im Gefechtsdienst ist der Reißverschluss in der Regel bis nach oben zugezogen, um auch den Hals zu schützen. Dies wird dadurch gewährleistet, dass die Panzerkombination aus flammhemmendem Stoff hergestellt wird, der auch bei direktem Kontakt mit Feuer mehrere Sekunden lang nicht anfängt zu brennen und so die Überlebenschance bei einem Fahrzeugbrand erhöhen soll. Am Rücken der Panzerkombination befindet sich eine innenliegende Rettungsschlaufe, die unter einem Klettverschluss-Schlitz verborgen ist, an ihr kann ein verwundetes Besatzungsmitglied im Notfall einfacher ohne Hilfsmittel aus dem Fahrzeug gerettet werden. Ansonsten unterscheidet sich die Panzerkombination nicht weiter vom Feldanzug, Namenschild und Dienstgradschlaufen befinden sich an den gleichen Stellen. Neben den Besatzungen gepanzerter Fahrzeuge verwenden auch die Freifallspringer und die Absetzer (Soldaten die nach dem Besuch des Absetzerlehrgangs an der LL/LTS in Altenstadt die Kommandos und Zeichen an die Fallschirmspringer beim Fallschirmsprungdienst automatisch geben) der Bundeswehr eine einteilige Kombination. Parallel zur Panzerkombination wird auch eine passende, d. h. einteilige Kälteschutzkombination ausgegeben.

Gebirgstruppe

Bergmütze der Gebirgstruppe

Die Uniform der Gebirgstruppe bzw. der Angehörigen bestimmter Einheiten, die ehemals der 1. Gebirgsdivision unterstanden, unterscheidet sich im Dienstanzug (umgangssprachlich als Ausgehuniform bezeichnet). Die Skibluse, je nach Anlass mit Keilhose und Bergstiefeln ergänzt, ersetzt hierbei die Dienstjacke.

An Stelle des 1979 beim Heer eingeführten Baretts wird von den Soldaten der Gebirgstruppe die traditionelle Bergmütze getragen. Links seitlich an der Bergmütze ist ein metallgeprägtes Edelweiß befestigt. Ausnahme sind die Soldaten der drei Offizieranwärterbataillone, die für die Gebirgsjäger geplant sind oder aus der Gebirgsjägertruppe kommen. Sie tragen wie ihre Kameraden das marineblaue Barett mit Jägerabzeichen und dem Edelweiß als Zusatzzeichen.

Luftwaffe

Dunkelblaues Schiffchen der deutschen Luftwaffe von 1962

Der Dienstanzug der Luftwaffe besteht aus einem blauen Jackett (Dienstgradabzeichen auf der Schulter) mit blauer Hose. Unter dem Jackett wird ein langärmliges, hellblaues Hemd mit dunkelblauer Krawatte getragen. Kopfbedeckung ist das 1959[13] eingeführte Luftwaffenschiffchen. Es existieren verschiedene Ergänzungen und Abwandlungen, wie beispielsweise das Tragen eines kurzärmligen Hemdes ohne Jackett bei besonders warmer oder das Tragen eines Mantels bei besonders kalter Witterung.

Luftwaffensoldaten tragen üblicherweise das Schiffchen oder die Feldmütze. Angehörige der Objektschutzstaffeln der Luftwaffe sowie Soldaten des Wachbataillons in Luftwaffenuniform sind mit einem dunkelblauen Barett ausgestattet. Truppengattungsanzeigende Farblitzen wie beim Heer existieren nicht. An dieser Stelle findet sich stattdessen die Luftwaffenschwinge auf der Aufziehschlaufe. Anders als beim Heer tragen Luftwaffen-Rekruten im untersten Dienstgrad während der Grundausbildung bereits Dienstgradschlaufen mit den Schwingen auf den Schultern. Die verschiedenen Aufgabenbereiche (Dienstteilbereiche) sind bei der Luftwaffe nur an den Tätigkeitsabzeichen zu erkennen.

ZDv 37/10 Abs. 215 „Ergänzungen der Grundform“ (siehe „Heer“) erlaubt Luftwaffensoldaten außerdem das Tragen des Pullovers (blau, nicht jedoch oliv) - auch zum Feldanzug.

Sonderformen der Heeres- und Luftwaffenuniformen bei besonderer Verwendung

Soldaten der Heeres- und Luftwaffenmusikkorps sowie Heeres- und Luftwaffensoldaten des Wachbataillons beim BMVg tragen bei Einsätzen im protokollarischen Ehrendienst das sog. “Weißkoppelzeug” (weißes Lederkoppel mit silbernem Verschluss und einem zusätzlichen weißen Lederriemen, der unter der rechten Schulterklappe hindurchgezogen wird), weiße Handschuhe und glatte schwarze Stiefel ohne Schnürung (sog. Protokollstiefel). Diese Ergänzungen können je nach Bedarf sowohl zum Dienstanzug als auch zum Feldanzug getragen werden. Auch die Soldaten der Feldjägertruppe tragen im Formaldienst, sprich bei Gelöbnissen o.ä., das Weißkoppelzeug mit zusätzlicher Pistolentasche. Ansonsten tragen die Feldjäger das Schwarzzeug.

Eine Ausnahme von dieser Regel bildet hierbei das Gebirgsmusikkorps, bei dem aufgrund der besonderen Form des Dienstanzugs kein Weißkoppelzeug getragen wird.

Marine

Die Uniformen der Marine unterscheiden sich erheblich von denen des Heeres und der Luftwaffe.

Anzugarten

Schirmmütze, Ausführung für Maaten und Bootsleute

Der Dienstanzug besteht traditionell aus einem zweireihigen dunkelblauen Jackett mit gleichfarbiger Hose und weißem Diensthemd für die Offiziere und Unteroffiziere, inoffiziell auch Wäsche vorn genannt. Dazu werden schwarze Schuhe und Strümpfe und eine Schirmmütze mit weißem Bezug getragen. Im Winter wird die Uniform durch einen dunkelblauen zweireihigen Mantel ergänzt, im Sommer kann anstelle des Jacketts ein kurzärmliges weißes Diensthemd getragen werden. Es gibt keine Unterscheidung zwischen großem und kleinem Dienstanzug.

Mannschaften tragen den „Kieler Knabenanzug“ oder auch „Wäsche achtern“ genannten Matrosenanzug. Er besteht aus einer dunkelblauen Bluse, tief ausgeschnitten, ohne Knöpfe, und einer gleichfarbigen Seemannshose, die als Klapphose ausgeführt ist. Zur Bluse gehören ein mittelblauer Exerzierkragen und ein schwarzes Halstuch. Seitdem es weibliche Mannschaftsdienstgrade in der Marine gibt, gehört zur Bluse ein weißes T-Shirt mit blauem Rundkragen. Im Sommer wird eine Bluse getragen, die aus einem dünnen weißen Stoff besteht. Als Schuhwerk werden schwarze Halbschuhe und Strümpfe getragen, zum Wachanzug Seestiefel. Zu diesem Anzug gehört außerdem eine Tellermütze mit weißem Bezug und einem Mützenband mit dem goldenen Namenszug der Einheit des Soldaten. Im Winter wird ein kurzer, dunkelblauer Überziehrock getragen, der Colani. Mannschaften in besonderen Dienststellungen und ab dem 30. Lebensjahr (bei der heutigen Laufbahnverordnung fast unmögliche Kombination von Alter und Dienstgrad) können ebenfalls den Dienstanzug der Offiziere und Unteroffiziere tragen. Bis in die 1970er Jahre trugen auch Unteroffiziere (Maate und Obermaate) den Matrosenanzug.

Der Anzug der Mannschaften lehnt sich an britische Traditionen an. Drei weiße Streifen auf dem Exerzierkragen erinnern an die drei großen Seeschlachten Admiral Nelsons (Kopenhagen, Abukir und Trafalgar). Das schwarze Halstuch wird ähnlich wie eine Krawatte als Knoten getragen. Dieser Knoten hat einen blauen Streifen von rechts oben nach links unten. Früher zeigte der Streifen inoffiziell durch seine Richtung (links oben nach rechts unten oder links unten nach rechts oben) an, ob der Mannschaftsdienstgrad seinen Dienst an der Nord- oder Ostsee versah. Heute sind die Streifen immer gleich. In den unteren Teil dieses Knotens wird eine kleine weiße Schleife gebunden. Der schwarze Knoten symbolisiert die Trauerzeit nach Nelsons Tod bei Trafalgar, die weiße Schleife steht für die Aufhebung der Trauerzeit. Das Binden dieses Knotens aus einem dreieckigen Seidentuch erfordert viel Geschick und Geduld.

Im Seedienst wird der Bordgefechtsanzug (BGA, früher AGA für Arbeits- und Gefechtsanzug) getragen. Er besteht aus einer enganliegenden, dunkelblauen Reißverschlussjacke, einem mittelblauen Hemd und einer dunkelblauen Hose mit Beintaschen, zum besseren Schutz vor Entflammbarkeit ist der Stoff aus einer Mischung von Aramid und Viskose gewebt. Des Weiteren gehören zum Anzug schwarze Bordschuhe und als Kopfbedeckung das 1959[14] eingeführte Schiffchen oder die Schirmkappe. Für die kalte Jahreszeit gibt es einen dunkelblauen Parka und für den Decksdienst Nässe- und Kälteschutzkleidung. Auch für U-Boot-Besatzungen gibt es eine spezielle Schutzkleidung.

Dunkelblaues Schiffchen der Marine

Die Soldaten des Marinesicherungsdiensts und Soldaten, die im Geländedienst eingesetzt werden, tragen den gleichen Feldanzug wie das Heer. Lediglich Kopfbedeckung und Dienstgradabzeichen unterscheiden sich. Die Marine trägt bis auf die Soldaten der Marinesicherung kein Barett sondern die Feldmütze oder das Schiffchen. Die Dienstgradabzeichen der Mannschaften und Unteroffiziere entsprechen denen des Heeres, sind jedoch in Gold ausgeführt.

Für den Dienst in tropischen Regionen gibt es einen sandfarbenen Dienstanzug (Khaki) und einen komplett weißen Ausgehanzug. Der Khaki-Dienstanzug ist bei den Mannschaften derselbe wie bei den Unteroffizieren und Offizieren. Das Tragen des Ausgehanzugs für Tropengebiete auf deutschem Staatsgebiet ist verboten.

Im Gegensatz zum Heer wird zu sehr viel mehr Anlässen der Dienstanzug getragen, so zum Beispiel im Wachdienst, wobei zwischen „Erster Garnitur“ (umgangssprachlich „Erste Geige“) für den allgemeinen Dienstanzug und „Zweiter Garnitur“ („Zweite Geige“) für den Wachanzug unterschieden wird. Beim Wachanzug werden die Hosenbeine über den Stiefeln hochgekrempelt („zwei halbe Schläge“), dazu wird Koppel und/oder Wachabzeichen getragen. An Bord tragen Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee Dienstanzug, die Mannschaften und Unteroffiziere ohne Portepee BGA; in See tragen alle Soldaten BGA. BGA und Feldanzug dürfen - im Gegensatz zu Heer und Luftwaffe - außer Dienst nicht außerhalb militärischer Einrichtungen getragen werden.

Dienstgrad- und Laufbahnabzeichen

Die Dienstgradabzeichen der Marine werden beim Dienstanzug an den Ärmeln getragen. Die Offiziere führen goldene Streifen um den unteren Teil des Ärmels (Tressen, sog. Kolbenringe). Darüber befindet sich als Laufbahnabzeichen ein goldener Stern bei den Offizieren des Truppendiensts und des Militärfachlichen Diensts oder ein Sonderzeichen bei den Offizieren des Sanitätsdiensts, des Militärmusikdiensts und des Geoinfodiensts (s. Tabelle). Der von den Offizieren und Offizieranwärtern der Marine im Dienstgrad getragene Stern (auch als „Seestern“ bezeichnet) steht in der Seefahrtsymbolik für die Elemente der Führung, der Wegweisung und der Hoffnung.

Portepeeunteroffiziere tragen Winkel am unteren Ärmel, darüber das Abzeichen ihrer Verwendungsreihe (s. Tabelle). Unteroffiziere ohne Portepee und Mannschaften tragen Rauten bzw. Streifen am Oberarm, ebenfalls ergänzt um ein Verwendungsreihenabzeichen.

Am Diensthemd und am Mantel der Unteroffiziere und Offiziere werden dunkelblaue Schulterklappen getragen, die am oberen Ende dachförmig geschnitten sind. Bei den Offizieren sind sie mit goldenen Streifen entsprechend den Ärmelstreifen betresst, bei den Unteroffizieren mit Abzeichen, die denen des Heeres entsprechen. Auf den Schulterklappen wird stets ein Laufbahn- oder Verwendungsreihenabzeichen getragen.

Laufbahnabzeichen
Offiziere und Offizieranwärter des Truppendiensts und des
militärfachlichen Diensts
fünfzackiger Stern, eine Zacke oben Lfbabz mar offz.svg
Militärmusikdienst dreisaitige Lyra Lfbabz mar musik2.svg
Militärgeographischer Dienst stilisierter Globus mit Schriftzug „GEO“ Lfbabz mar geo.svg
Arzt oder Sanitätsoffizieranwärter Äskulap-Stab, 2 Windungen der Schlange
um den Stab
Lfbabz mar arzt.svg
Zahnarzt Äskulap-Stab, 1 Windung der Schlange
um den Stab
(Schlange bildet ein 'Z')
Lfbabz mar zahnarzt.svg
Apotheker Äskulap-Schlange, darunter eine Schale Lfbabz mar apotheker.svg
Verwendungsreihenabzeichen
Seemännischer Dienst (11er) Anker mit Ankertau Verwdgrabz mar seem dienst.svg
Marineführungsdienst (20er) Anker mit stilisiertem Blitz Verwdgrabz mar feuhr dienst.svg
Marinewaffendienst (30er) Anker mit stilisierter Granate Verwdgrabz mar waffen dienst.svg
Marinetechnikdienst (40er) Anker mit Zahnrad Verwdgrabz mar technik dienst.svg
Marinefliegerdienst (50er) Anker mit Schwingen Verwdgrabz mar flieger dienst.svg
Logistik. und Stabsdienst (60er) Anker mit Schlüssel Verwdgrabz mar log stab dienst.svg
Verkehrswesen und
Marinesicherungsdienst (70er)
Anker ohne Zusatz Verwdgrabz mar sicherg dienst.svg
Sanitätsdienst (81) Anker mit Äskulap-Schlange Verwdgrabz mar san dienst.svg
Militärmusikdienst (85) Anker mit Lyra Verwdgrabz mar musik dienst.svg

Auszeichnungen und Ehrenzeichen

Bandschnallen u. a. mit Großem Bundesverdienstkreuz und Ehrenkreuz der Bundeswehr

Den Soldaten ist das Tragen verschiedener Auszeichnungen erlaubt. Neben den streitkräftetypischen Abzeichen wie dem Fallschirmspringerabzeichen, dem Seefahrerabzeichen oder Tätigkeitsabzeichen für bestimmte Qualifikationenen orientiert sich hierbei die Bundeswehrvorschrift streng am Ordensgesetz (Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen).

Hauptartikel: Ehrenzeichen der Bundeswehr

Bezug und gesetzliche Regelungen zum Tragen

Seit August 2002 werden Soldaten und zivile Mitarbeiter durch die LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mit Uniformen und Bekleidung ausgestattet. Für Offiziere und Unteroffiziere besteht die Möglichkeit, sich als Selbsteinkleider oder Teilselbsteinkleider selbst einzukleiden.

Aussehen und Tragen der Uniformen der Bundeswehr innerhalb und außerhalb eines aktiven Wehrdienstverhältnisses sind grundsätzlich durch § 4 III und § 4a Soldatengesetz, die BPräsUnifAnO des Bundespräsidenten sowie die Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 37/10 (Anzugsordnung) der Bundeswehr geregelt. Für Reservisten gelten außerhalb des Dienstes besondere Bestimmungen zum Tragen von Uniformen und ausgeschiedene Soldaten benötigen zum Tragen der Uniform eine Uniformtrageerlaubnis (Verordnung über die Berechtigung zum Tragen der Uniform außerhalb eines Wehrdienstverhältnisses).

Das unerlaubte Tragen einer Uniform der Bundeswehr stellt einen Straftatbestand nach § 132a IV StGB dar.

Einzelnachweise

  1. Die Zeit, 4. Oktober 1956 Nr. 40, S. 2
  2. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1957, S. 57
  3. Die Zeit, 4. Oktober 1956 Nr. 40, S. 2
  4. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1959, S. 36
  5. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1959, S. 36
  6. Johannes Denecke: Tarnanstriche des deutschen Heeres 1914 bis heute. Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-5990-5
  7. Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus Verlag Phillipp von Zabern, Mainz 1986, ISBN 3-8053-0886-8, S. 171
  8. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1957, S. 91
  9. Johannes Denecke: Tarnanstriche des deutschen Heeres 1914 bis heute, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1999, ISBN 3-7637-5990-5, S. 89
  10. Andrew Steven, Peter Amodio: Waffen-SS- Uniformen in Farbe, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 2. berichtigte Auflage, Düsseldorf 1992, ISBN 3-924753-44-X, S. 4
  11. Wehr und Wirtschaft, Stuttgarter Verlagskontor, Stuttgart 1959, S. 20
  12. ZDv 37/10, Download von www.reservistenverband-bayern.de, 20. Juni 2009, 19:40 MESZ
  13. Rainer Ditté: 30 Jahre Bundeswehr 1955-1985, v. Hase & Koehler Verlag, KG, München 1985, S. 42 ISBN 3-7758-1109-5, S. 71
  14. Rainer Ditté: 30 Jahre Bundeswehr 1955-1985, v. Hase & Koehler Verlag, KG, München 1985, S. 42 ISBN 3-7758-1109-5, S. 71

Literatur

  • Walter Kunstwadl: Von der Affenjacke zum Tropentarnanzug - Die Geschichte der Bundeswehr im Spiegel ihrer Uniformen und Abzeichen. Bonn 2006. ISBN 3-932385-24-1

Weblinks

 Commons: Uniform (Bundeswehr) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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