- Kékfrankos
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Der Blaufränkisch, auch Lemberger oder Blauer Limberger (klassischer Name), ist eine rote Rebsorte.
Erstmals nachweisbar war die Sorte im 18. Jahrhundert in Österreich, danach tauchte sie auch in Deutschland unter der Bezeichnung Lemberger oder Limberger auf. In Württemberg ist sie die vierthäufigste aller Sorten. In Bulgarien heißt sie Gamé (ist jedoch, was lange vermutet wurde, nicht mit Gamay identisch), in Italien Franconia (was auf einen Ursprung in Franken hindeutet), in Ungarn Kékfrankos und in Rumänien "Burgund Mare". Durch die internationale ampelographische Kommission (gegründet 1873 in Wien) wurde 1875 europaweit der Name Blaufränkisch festgelegt.
Der Blaufränkisch bevorzugt mildes Klima und windgeschützte Standorte. Als früh austreibende Rebsorte ist sie immer vom Spätfrost gefährdet. Je nach Erntezeitpunkt lassen sich aus den Trauben leichte und fruchtige, aber auch tanninreiche Weine mit einer intensiv roten Farbe ausbauen, die einen kräftigen, fruchtigen, charaktervollen Rotwein mit Aromen von Kirschen und Beeren hervorbringt. Seine Lagerfähigkeit ist erheblich. Die vielen Vorzüge dieser Traube zeigen sich auch in Verschnitten mit anderen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Trollinger oder Spätburgunder, denen sie mit ihrer Fruchtigkeit zu mehr Komplexität verhilft. Ein sortenreiner Blaufränkisch ist ein hervorragender Begleiter zu Wildgerichten, stark mit Kräutern gewürzten Gemüsegerichten und Teigwaren sowie zu pikanten Käsesorten.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Die Anbaufläche in Deutschland hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Im Jahr 2007 waren 1702 Hektar ( = 1,7% der deutschen Rebfläche) [1] mit der Rebsorte Blaufränkisch (bzw. Lemberger) bestockt. Im Jahr 2006 waren noch 1664 Hektar [2] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 1999 nur 1118 Hektar [3] erhoben wurden. Diese liegen mit fast 1.581 ha im Jahr 2007 fast ausschließlich im Anbaugebiet Württemberg.[4] Seit 1. August 2000 ist die Bezeichnung Blaufränkisch anstelle von Lemberger auch in Franken wieder zugelassen.
Die Anbaufläche in Österreich umfasst 2.640 ha, das entspricht 5,44 % der gesamten Rebfläche und bedeutet den zweiten Rang unter den roten Trauben, nach dem Zweigelt. Davon werden 94 % im Burgenland angebaut, wo die Sorte speziell im Weinbaugebiet Mittelburgenland, das deshalb auch Blaufränkischland genannt wird, einige der besten österreichischen Rotweine hervorbringt. Seit 2006 wird dem mit dem sogenannten Mittelburgenland DAC Rechnung getragen. Das kontinentale Klima mit seinen langen trockenen Sommern sorgt für hervorragende Traubenqualität, wobei die tiefgründigen Lehmböden den tiefwurzelnden Rebstöcken ermöglichen, die extrem niederschlagsarme Zeit gut zu überstehen. Dabei wird der österreichische Blaufränkische entweder reinsortig ausgebaut oder gerne mit dem Zweigelt zu einer Cuvée verschnitten. Weitere wichtige österreichische Anbauflächen sind im Weinbaugebiet Carnuntum bei Göttlesbrunn und im Südburgenland am Eisenberg.
Die Ungarn bauen die Rebe als Kékfrankos hauptsächlich im Weinbaugebiet Sopron, am Südufer des Neusiedlersees, am Plattensee (Balaton) und im südlichsten Weinbaugebiet Ungarns, in Villány, an. Dort erbringt die Rebe, die auch oft als Gamay noire (nicht identisch mit der französischen Sorte Gamay) oder Nagyburgundi abgefüllt wird, seine national besten Ergebnisse. Der Kékfrankos hat auch weitgehend den Kadarka im Égri bikavér (Erlauer Stierblut) als Trägersorte abgelöst.
Namensgebung in Ungarn (Sage): Die napoleonischen Truppen sind während einer ihrer Feldzüge durch Ungarn gezogen und haben dort auch eine längere Station gemacht. Zu dieser Zeit hat Napoleon seine Truppen mit "roten" Francs bezahlt, wobei die offizielle Währung in Frankreich "blaue" Francs waren. Die Franzosen haben von den ortsansässigen Winzern auch Wein erstanden, wobei ein spezieller Rotwein es den französischen Truppen besonders angetan hatte. Die ungarischen Winzer hatten schnell begriffen, dass dieser spezielle Wein von den Franzosen bevorzugt wird und wussten über die zwei verschiedenen Währungen bescheid. Von da an wurde dieser spezielle Wein nur für "blaue" Francs verkauft (blau = kék, Francs = Frank), da die roten Francs viel weniger Wert waren. Aus der Zusammensetzung der Wörter entstand der Name "Kékfrankos".
Siehe auch die Artikel Weinbau in Deutschland, Weinbau in Österreich, Weinbau in Italien, Weinbau in Ungarn, Weinbau in Slowenien, Weinbau in Tschechien, Weinbau in Rumänien, Weinbau in der Schweiz und Weinbau in den Vereinigten Staaten sowie die Liste der Rebsorten.
Abstammung
Die Abstammung ist unklar. Es handelt sich um eine alte österreichische Sorte mit einem Elternteil Heunisch. Beim anderen Teil wird eine Abstammung von einer Fränkischen Rebsorte angenommen. Dr. Regner von der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau hält für den 2. Teil eine Abstammung von einem Blauen Groben oder Grobschwarzen für am wahrscheinlichsten. Andere Quellen nennen auch noch einen Blauen Zierfandler. Nach dem momentanen Stand der Technik kann dies mit DNA-Analysen nicht eindeutig geklärt werden. [5].
Neuzüchtungen
Blaufränkisch wurde aufgrund seiner frühen Reife und seiner Qualitäten gerne als Kreuzungspartner genutzt:
Im Jahr 1971 entstand an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg die Rebsorte Acolon als Kreuzung aus dem Blaufränkisch x Dornfelder. Bereits ein Jahr davor wurden an gleicher Stelle die Sorten Cabernet Cubin und Cabernet Mitos vorgestellt, die beide aus den Sorten Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon entstanden.
Ab 1923 züchtete Fritz Zweigelt an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg die Rebsorte Blauburger als Kreuzung zwischen Blauer Portugieser x Blaufränkisch. Die gleichen Elternpaare nutzte August Herold zum Züchten der Heroldrebe.
Österreichs bedeutendste rote Rebsorte Zweigelt entstand aus einer Kreuzung zwischen St. Laurent x Blaufränkisch. Gertrud Mayer nutzte den Zweigelt später zur Züchtung der Sorte Roesler. Eine weitere Züchtung von Gertrud Mayer unter Nutzung der Blaufränkisch ist die Sorte Rathay.
In Tschechien entstand in den 1960er Jahren die Rebsorte André die gleich dem Zweigelt vom Elternpaar St. Laurent x Blaufränkisch stammt.
In Beilstein (Württemberg) entstanden 1976 bei der Vermehrung von Lemberger-Reben durch Aussaat zwei Rebstöcke, deren Beeren ein ausgeprägtes Muskat-Aroma aufwiesen. Diese wurden ab 1983 durch Aufpfropfen weiter vermehrt, zunächst als "Muskat-Lemberger" bezeichnet und sind seit 2003 als Wildmuskat beim Bundessortenamt eingetragen.
Ampelographische Sortenmerkmale
In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:
- Die Triebspitze ist offen. Sie ist nur spinnwebig behaart. Die gelblichgrünen Jungblätter sind hingegen unbehaart und glänzend.
- Die großen Blätter sind relativ dick sowie dreilappig und wenig ausgeprägt gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist stumpf gezahnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten breit gesetzt. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist glänzend . Im Herbst rötet das Laub am Blattrand.
- Die walzenförmige Traube ist groß, geschultert und mäßig dichtbeerig. Die Beeren sind recht groß und von blauschwarzer Farbe. Die Beerenhaut ist dick. Aufgrund ihres schönen Aussehens werden sie auch als Tafeltraube genutzt.
Die Beeren reifen ca. 5 – 8 Tage nach denen des Gutedels. Sie gilt nach internationalem Maßstab somit als früh reifend, kann im kühlen Weinbauklima Deutschlands jedoch nur in guten, hängigen Lagen zur Vollreife kommen.
Der wuchsfreudige Blaufränkisch treibt früh aus und ist daher im Frühjahr frostgefährdet.. Die Winterhärte ist jedoch ausreichend hoch. Gegenüber dem Echten und Falschen Mehltau ist die Rebsorte anfällig. Sie neigt aufgrund der dicken Beerenhaut jedoch kaum zu Grauschimmelfäule, sodass die Ernte nach der des Spätburgunders eingeholt warden kann.
In tiefen Böden kann der Ertrag bis auf 200 Hektoliter/Hektar steigen. Die Erträge sind meist zu hoch, sodass durch eine gezielte Reberziehung eine Ertragsminderung durchgeführt werden muss, um gute Weinqualitäten zu erzielen.
Synonyme
Die Rebsorte Blaufränkisch ist auch unter den Namen Blanc doux, Blau Fränkisch, Blau Fränkische, Blauer Limberger, Blaufränkische, Blaufranchis, Blaufranchisch, Blue French, Burgund Mare (Rumänien), Cerne Skalicke, Cerne Starosvetske, Cerny Muskatel, Chirokolistny, Cierny Zierfandler, Crna Frankovka (Kroatien), Crna Moravka, Fernon, Fränkische, Fränkische schwarz, Franconia (Italien), Franconia nera, Franconia nero, Franconien bleu, Franconien noir, Frankinja, Frankinja modra, Frankovka, Frankovka cerna, Frankovka crna, Frankovka modra, Imbergher, Jubiläumsrebe, Gamay noire (irrtümlich), Gamé (Bulgarien), Karmazin, Kék Frankos, Kékfrank, Kékfrankos (Ungarn), Lampart, Lemberger, Limberg, Limberger, Limberger blauer, Limberger noir, Limburske, Maehrische, Modra Frankija, Modra Frankinja, Modry hyblink, Moravka, Moravske, Muskateller schwarz, Nagy burgundi, Nagyburgundi, Neskorak, Neskore, Neskore cierne, Noir de Franconie, Oporto, Orna Frankovka, Portugais lerouse, Portugais rouge, Portugieser rother, Pozdni, Pozdni skalicke cerne, Schwarz Limberger, Schwarze Fraenkische, Schwarzer Burgunder, Schwarzgrobe, Serina, Shirokolistnyi, Sirokolidtnyj, Sirokolstnii, Skalicke cerne, Starovetsky hrozen, Szeleslevelü, Teltfürtü Kékfrankos, Vaghyburgundi, Velke bugundske und Vojvodino bekannt.
Weblinks
- Rebsortenverzeichnis
- http://www.vivc.bafz.de/datasheet/dataResult.php?data=1459 Blaufränkisch in der Datenbank des Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Weininstitut: Statistik 2008/2009, (PDF Datei). Mainz 2008.
- ↑ Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008, (PDF Datei). Mainz 2007.
- ↑ Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005, (PDF Datei). Mainz 2004.
- ↑ Deutsches Weininstitut: Statistik 2008/2009, (PDF Datei). Mainz 2008.
- ↑ Lemberger-Wein
Literatur
- Horst Dippel, Cornelius Lange, Fabian Lange: Das Weinlexikon. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-5961-5867-6.
- Dagmar Ehrlich: Das Rebsorten ABC. Reben und ihre Weine. 3. Auflage. Gräfe & Unzer, München 2005, ISBN 978-3-7742-6960-6.
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette, Paris 2000, ISBN 978-2-0123-6331-1.
- Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13. Auflage. Fraund, Mainz 2003, ISBN 978-3-9211-5653-7.
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