Kölliken

Kölliken
Kölliken
Wappen von Kölliken
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Zofingenw
Gemeindenummer: 4276i1f3f4
Postleitzahl: 5742
UN/LOCODE: CH KOL
Koordinaten: (644212 / 243125)47.3375018.02362430Koordinaten: 47° 20′ 15″ N, 8° 1′ 25″ O; CH1903: (644212 / 243125)
Höhe: 430 m ü. M.
Fläche: 8.89 km²
Einwohner: 4126 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.koelliken.ch
Karte
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Kölliken (schweizerdeutsch: ˈkχœ.lɪ.kχə)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Zofingen im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im unteren Uerkental und grenzt an den Kanton Solothurn.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf befindet sich am westlichen Rand der über drei Kilometer breiten und völlig flachen Hard-Ebene. Während die Uerke am östlichen Rand der Bebauung entlang fliesst, fliesst der Köllikerbach durch das Dorfzentrum. Im Westen erheben sich die bewaldeten, sanft ansteigenden Höhenzüge Köllikertann (512 m ü. M.) und Pfaffentann (514 m ü. M.). Im Süden trennt der bis zu 566 Meter hohe Ghürst die Täler der Uerke und des Köllikerbaches.[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 889 Hektaren, davon sind 385 Hektaren bewaldet und 204 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 566 Metern auf dem Ghürst, der tiefste auf 420 Metern am Köllikerbach.

Nachbargemeinden sind Oberentfelden im Norden, Muhen im Osten, Holziken im Südosten, Uerkheim im Süden, Safenwil im Westen sowie die solothurnische Gemeinde Gretzenbach im Nordwesten.

Geschichte

Besiedelt war die Gegend um Kölliken bereits während der Mittelsteinzeit vor rund 8000 Jahren. Im 1. Jahrhundert betrieben die Römer hier eine Ziegelei. Ein Brennofen und zahlreiche Ziegelstempel der in Vindonissa stationierten Legio XXI Rapax kamen bei Ausgrabungen im Jahr 1922 zum Vorschein.[4] Um das Jahr 700 liessen sich die Alamannen nieder. Die erste urkundliche Erwähnung von Cholinchove erfolgte im Jahr 864. Der Name stammt vom althochdeutschen Cholinghofun ab, was «bei den Höfen der Sippe des Cholo» bedeutet.[2] Kölliken war bis 919 königlicher Besitz und ging dann an das Kloster St. Gallen über.

Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Das Kloster übte die niedere Gerichtsbarkeit aus, verlieh sie jedoch zeitweise an die Herren von Büttikon und an einen Bürger der Stadt Aarau weiter. Um 1350 entstand das Muhenamt, ein gesonderter Gerichtsbezirk, dem auch Kölliken angehörte.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Kölliken gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Nachdem Solothurn im Jahr 1458 vom Kloster einen Teil des Lehens erworben hatte, fühlte sich Bern veranlasst, sämtliche Rechte in einer Hand zu vereinigen, was dann 1460 auch geschah. In der Folge bildete Kölliken einen Gerichtsbezirk innerhalb des Amtes Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Seither gehört Kölliken zum Kanton Aargau.

Handel, Industrie und Gewerbe verdrängten schon früh die Landwirtschaft, bedingt durch den Ausbau der Strasse Zürich–Bern in den 1770er Jahren und der Eröffnung der Bahnstrecke Zofingen–Wettingen durch die Nationalbahn am 6. September 1877. Die Überbevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die damit verbundene Armut führten zu zahlreichen Auswanderungen, vor allem nach Nordamerika. Seit 1900 hat sich die Bevölkerungszahl fast verdoppelt. Die Eröffnung der Autobahn im Jahr 1967 führte zu einem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung.

Sehenswürdigkeiten

Die erstmalige Erwähnung der reformierten Kirche erfolgte im Jahr 1258. Der heute bestehende Bau im spätgotischen Stil geht auf das Jahr 1507 zurück. 1920 erfolge eine Verbreiterung des Kirchenschiffs.[5]

Kölliken nennt sich das Dorf der Strohdachhäuser: Von den acht im Aargau noch vorhandenen Häusern dieser Art (heute mit Schilf gedeckt) stehen drei in Kölliken. Mitte des 19. Jahrhunderts waren in der Region fast alle Bauernhäuser mit Stroh gedeckt. Das so genannte Salzmehuus an der Hauptstrasse 43 ist heute ein Museum.[6]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Dreiberg grüne Tanne, die von gewendeter schwarzer Bärentatze aus dem linken Schildrand gehalten wird.» Erstmals verwendet wurde dieses Wappen 1811 auf dem Gemeindesiegel. Die Tanne weist auf die weitläufigen Wälder hin, die Bärentatze entweder auf die Stadt Bern oder (wahrscheinlicher) auf das Kloster St. Gallen.[7] Ein ähnliches Wappen führt die Gemeinde Rüschegg.

Bevölkerung

Salzmehuus

Bevölkerungsentwicklung:[8]

Jahr 1558 1798 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner ca. 140 1166 2021 2456 2884 3007 3219 3080 3577 3910

Am 31. Dezember 2010 lebten 4126 Menschen in Kölliken, der Ausländeranteil betrug 16,4 %. Bei der Volkszählung im Jahr 2000 bezeichneten 91,7 % Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,7 % Italienisch, 2,2 % Albanisch, 0,7 % Serbokroatisch, 0,6 % Französisch.[9]

Apostolische Gemeinde

59,8 % der Bevölkerung waren reformiert, 21,4 % römisch-katholisch und 2,8 % moslemisch; 1,4 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an. In der Schneidergasse 1 hat die zweitgrösste schweizerische Gemeinde der Vereinigung Apostolischer Christen seit 1963 ihr Kirchengebäude.

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zofingen zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Safenwil und Uerkheim verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Kölliken gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 1100 Arbeitsplätze, davon 7 % in der Landwirtschaft, 31 % in der Industrie und 62 % im Dienstleistungsbereich.[10] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den Regionen Zofingen und Aarau.

Eine Sondermülldeponie liegt am südwestlichen Dorfrand. Sie wurde im März 1978 in einer ehemaligen Tongrube eröffnet. Ungenügende Kontrollen hatten zur Folge, dass vor allem die Chemieindustrie aus Basel auch völlig ungeeignetes und gefährliches Material in der Deponie lagerte, was zu einer akuten Gefährdung des Grundwassers und starken Geruchsbelästigungen führte. Deshalb musste die Deponie bereits im April 1985 geschlossen werden; insgesamt waren 250'000 m³ Sonderabfälle deponiert worden. Zunächst war man bis 2002 damit beschäftigt, einer fortschreitenden Umweltbelastung vorzubeugen und zahlreiche Sicherungsmassnahmen durchzuführen. Anfangs 2006 begann die Sanierung mit dem Bau einer Entsorgungshalle. Der anschliessende Rückbau der Deponie mit Renaturierung wird voraussichtlich bis 2015 dauern. Die Gesamtkosten für die aufwändige Sanierung belaufen sich auf über 500 Millionen Franken.[11]

Verkehr

Autobahnrestaurant Migrolino in der Autobahnraststätte Kölliken Nord

Durch Kölliken verläuft die Hauptstrasse 1 (ZürichLenzburgOftringenBern), weitere Strassen führen nach Schöftland und Schönenwerd. Der Anschluss Aarau-West der Autobahn A1 befindet sich einen Kilometer östlich des Dorfes. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr erfolgt durch die SBB-Bahnlinie Lenzburg–Zofingen (mit dem Bahnhof Kölliken und der Station Kölliken Oberdorf).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über zwei Kindergärten und drei Schulhäuser, in denen sämtliche Stufen der obligatorischen Volksschule besucht werden können (Primarschule, Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule). Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Zofingen und Aarau.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Markus Widmer-Dean; Gemeinde Kölliken (Hrsg.): Kölliken, Geschichte eines Dorfes. Verlag Zofinger Tagblatt, Zofingen 1998.

Weblinks

 Commons: Kölliken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 234–235.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1089 und 1109, Swisstopo
  4. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 178.
  5. Michael Stettler; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 278–280.
  6. Dorfmuseum Kölliken
  7. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 194.
  8. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zofingen, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  11. Informationen zur Sondermülldeponie Kölliken

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