- Köln-Riehl
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Riehl
Stadtteil 503 von KölnKoordinaten 50° 58′ 6″ N, 6° 58′ 27″ O50.9683333333336.9741666666667Koordinaten: 50° 58′ 6″ N, 6° 58′ 27″ O Fläche 2,39 km² Einwohner 11.211 (31. Dez. 2010) Bevölkerungsdichte 4690 Einwohner/km² Eingemeindung 1. Apr. 1888 Postleitzahl 50735 Vorwahl 0221 Stadtbezirk Nippes (5) Verkehrsanbindung Bundesstraße Stadtbahn-Linien 13 16 18 Bus-Linie 140 Quelle: Strukturdaten Stadt Köln Riehl ist ein Stadtteil im linksrheinischen Norden von Köln.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Grenzen des Stadtteils Riehl bilden im Süden die Innere Kanalstraße, im Osten der Rhein, im Norden die KVB-Trasse der Gürtelbahn und im Westen die Amsterdamer Straße (wobei Teile der Bebauung westlich der Amsterdamer Straße, vor allem um das Kinderkrankenhaus, noch zu Riehl gehören). Die angrenzenden Stadtteile sind Neustadt-Nord im Süden, Nippes im Westen und Niehl im Norden.
Riehler Aue
Die Riehler Aue erstreckt sich als ein sich verbreiternder Landstreifen am westlichen Rheinufer zwischen Zoobrücke und Mülheimer Brücke. Die notwendige Breite eines Ausstellungsareals hat sie neben dem als Allee bepflanzten Hochwasserdamm erst in ihrem Endstück. Ab dem vor etwa 20 Jahren in ein Gartenrestaurant umgewandeltem Betriebsgebäude des alten Riehler Freibades weitet sich das Gelände und wird dann, hinter der weiter landeinwärts liegenden Kölner Jugendherberge, parkartig. Das Hinterland der sich ehemals flach ins Land erstreckende Aue wurde schon 1955 bis zur heutigen Dammhöhe um etwa 8 Meter durch angefüllten Trümmerschutt auf ein hochwassersicheres Niveau gebracht und mit lockeren Baumgruppen bepflanzt. Anfang der 1970er Jahre stand hier der Freizeitpark Kölner Tivoli.
Geschichte
Das 972 erstmals urkundlich erwähnte Riehl war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts keine eigentliche Ortschaft, sondern eine Ansammlung verstreuter Bauernhöfe. Die Besiedlung schwankte im Lauf der Zeit infolge kriegerischer Ereignisse und häufiger Überschwemmungen, denen das flache Schwemmland des Rheins schutzlos ausgesetzt war. Seit dem 13. Jahrhundert war Riehl Sitz des ritterlichen Geschlechts der Schillinge von Rile; Meister Gerhard von Rile hieß der erste Dombaumeister des Kölner Doms. Das mittelalterliche Riehl, das auch Standort eines Leprosenhauses war, wurde 1474 fast ganz vernichtet, als die Kölner im burgundischen Krieg zerstörten, was ein verheerendes Hochwasser kurz zuvor übrig gelassen hatte. Damals fand auch ein erstmals 1226 erwähntes, von Erzbischof Engelbert von Berg gegründetes Kloster der Zisterzienserinnen sein Ende, 1474 wird ein Siechenhaus erwähnt. Riehl war nach dem Mittelalter eine Herrlichkeit, gehörte zum Amt Hülchrath war damit im Besitz des Kurfürstentum Köln.
Während der französischen Herrschaft zwischen 1798 und 1814 gehörte Riehl zur „mairie de Longerich“, anschließend bis 1886 zur preußischen Bürgermeisterei Longerich. Am 1. April 1888 wurde Riehl mit Nippes nach Köln eingemeindet.
Nach dem letzten schweren Hochwasser von 1845 entstand in der Nähe des Rheinufers der „altkölnische Festplatz“, der wegen der zahlreichen umliegenden Ausflugs- und Vergnügungslokale im Volksmund „de jolde Spetz“ (die goldene Spitze) genannt wurde. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft wurden 1860 der Kölner Zoo und 1864 nach Plänen von Peter Joseph Lenné die Flora, eine Parkanlage mit repräsentativem Restaurationsgebäude, eröffnet, die 1914 durch die angrenzende Anlage des Botanischen Gartens der Stadt Köln auf mehr als das Doppelte erweitert wurde. Nicht weit davon entstand 1889 anlässlich der „Internationalen Sportausstellung“ die erste Kölner Radrennbahn, die für die Radweltmeisterschaften 1927 ausgebaut und erst nach dem Zweiten Weltkrieg für die Erweiterung des Zoos abgerissen wurde.
Eine geschlossene Bebauung begann jedoch erst 1874, nachdem der Bauunternehmer Steinbüchel mit der Stammheimer Straße und der Hittorfstraße die ersten Straßen über Hochwasserniveau angelegt hatte. An diesen beiden Straßen finden sich daher die ältesten erhaltenen Gebäude Riehls.
Riehl ab 1900
Um 1900 wurden auf dem großen unbebauten Gelände nördlich des inneren Festungsrings in Riehl Kasernen für Artillerie- und Pioniertruppen errichtet, an die heute noch die Straßennamen Pionierstraße und Barbarastraße erinnern (die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Artillerie). Seit 1908 war das 2. Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 24 in Riehl stationiert.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mussten die Kasernen wegen der Entmilitarisierung des Rheinlands „auf gelassen“ werden, soweit sie nicht von der britischen Besatzungsmacht übernommen wurden. Nach deren Abzug entstanden auf einem Teil des Geländes ab 1926 die Riehler Heimstätten (heutiger Name: Sozial-Betriebe Köln), ein nach Plänen des Kölner Stadtbaudirektors Adolf Abel errichteter riesiger Altenheimkomplex mit 2200 Betten. Trotz der Nutzung der alten Kasernenbauten wurden die veranschlagten Baukosten von 4,5 Mio. Reichsmark überschritten. Dieses neue sozialpolitische Konzept der Stadt Köln fand in vielen Städten Nachahmung.[1]
Die Reste der ehemaligen Artilleriekaserne nördlich der Barbarastraße, die nicht dem Bau des Bundesverwaltungsamtes zum Opfer gefallen sind, werden heute von kleineren Gewerbebetrieben genutzt.
Ebenfalls in den 1920er Jahren entstand zwischen dem Botanischen Garten und der nördlich davon in Ost-West-Richtung verlaufenden Allee Riehler Gürtel ein gehobenes bürgerliches Wohnviertel mit villenartiger Bebauung. Gleichzeitig wurden nördlich des Riehler Gürtels, hauptsächlich durch Wohnungsbaugenossenschaften wie den Erbbauverein Köln eG, große Wohnblocks für die arbeitende Bevölkerung errichtet, deren Ausstattung mit Bad und WC in jeder Wohnung für die damalige Zeit vorbildlich war, beispielsweise das „Naumannviertel“ um den Naumannplatz. Diese soziale Zweiteilung charakterisierte den Stadtteil bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Liebhaber der Wohnarchitektur der 1920er Jahre kommen im großbürgerlichen „Floraviertel“ auf ihre Kosten, da es dort noch zahlreiche Gebäude aus dieser Zeit gibt.
Eine weitere architektonische Sehenswürdigkeit ist die katholische Pfarrkirche St. Engelbert. Sie wurde 1931 von dem Kölner Architekten Dominikus Böhm errichtet und war der erste moderne Kirchenbau Kölns. Die Kirche ist ein Zentralbau, der von acht parabelförmigen Giebelwänden begrenzt wird, wobei die nördliche Wand aus dem Gebäude herausgezogen ist, so dass ein Choranbau entsteht, der durch ein ebenfalls parabelförmiges wandhohes Seitenfenster Licht erhält. Aufgrund der dadurch bedingten charakteristischen Dachform wird die Kirche im Kölner Volksmund „de Zitronepress“ genannt. Der Kirchturm ist ein rechteckiger Campanile. Neben ihrer architekturhistorischen Bedeutung wurde die Kirche berühmt durch die an Silvester 1946 gehaltene Predigt von Joseph Kardinal Frings, in der er vor dem Hintergrund der Nachkriegsnot erklärte, es sei erlaubt, sich das Lebensnotwendige zu nehmen, wenn es auf andere Weise nicht zu erlangen sei. Daraus leitete der Kölner Volksmund das Verb „Fringsen“ für den Kohlenklau ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Riehl, verglichen mit anderen Stadtteilen, nur wenige Zerstörungen durch Bombenschäden erlitten hatte, wurden in den 50er und 60er Jahren die verbliebenen Baulücken des nördlichen Teils durch den Bau weiterer mehrgeschossiger Mietwohnungskomplexe geschlossen, so vor allem in den Karrees Esenbeckstraße/Philipp-Wirtgen-Straße/Pliniusstraße/Riehler Gürtel, Esenbeckstraße/Riehler Tal/Schachtstraße/Philipp-Wirtgen-Straße und Hildegardisstraße/Riehler Tal/Garthestraße/Philipp-Wirtgen-Straße sowie zwischen Brehmstraße und Barbarastraße und zwischen Riehler Straße und Rheinuferstraße. An der Amsterdamer Straße am Westrand Riehls – bis in die 1960er Jahre eine Allee mit altem Baumbestand, die dann zu einer vierspurigen Ausfallstraße mit Straßenbahntrasse ausgebaut wurde – entstand das städtische Kinderkrankenhaus, an der Barbarastraße die Blumengroßmarkthalle. In den 70er bis 90er Jahren wurde die Wohnbebauung an ihren Rändern durch weitere Großbauten ergänzt: an der Amsterdamer Straße das Bundesverwaltungsamt, am Rheinufer das Jugendgästehaus Köln des Deutschen Jugendherbergswerks, in der Nähe des Zoos der Verwaltungskomplex der DEVK-Versicherung und unmittelbar am Rhein das 1973 errichtete Colonia-Haus. Zur Bauzeit war es das höchste Wohnhochhaus Europas, heute ist es mit seinen 45 Stockwerken noch das höchste Wohnhaus Deutschlands. Nachdem die ursprünglich namensgebende Colonia-Versicherung 1997 vom AXA-Versicherungskonzern übernommen worden war, änderte sich die Leuchtreklame an der Spitze des Gebäudes. Seitdem wird es auch als AXA-Hochhaus bezeichnet. Der offizielle Name ist jedoch weiterhin „Colonia-Haus“.
Infrastruktur
Verkehr
Durch Riehl führen zwei wichtige Ausfallstraßen der Kölner Innenstadt: am östlichen Rand, zwischen Zoo und Rhein, die Riehler Straße, die von der Nord-Süd-Fahrt nach Nordosten zur Mülheimer Brücke führt, und am westlichen Rand die nordwärts führende Amsterdamer Straße, über die auch der Niehler Hafen erreicht werden kann.
Vom nördlichen Ende der Riehler Straße geht vor der Auffahrt zur Mülheimer Brücke in nordwestlicher Richtung die Boltensternstraße ab, die als Verlängerung der Rheinuferstraße an den „Riehler Heimstätten“ vorbei ebenfalls zum Niehler Hafen führt und dort auf das Nordende der Amsterdamer Straße stößt. Von dort führt die Industriestraße, eine vier- bis sechsspurige Schnellstraße, weiter nach Norden durch das Niehler Industriegebiet zur Autobahn A 1.
Aus dem Rechtsrheinischen erreicht man Riehl über die Mülheimer Brücke oder die Zoobrücke. In Verlängerung der Zoobrücke führt die Innere Kanalstraße in die westlichen Stadtteile. Die Zoobrücke fungiert darüber hinaus als Autobahnanschluss an den rechtsrheinischen Teil des Kölner Rings.
Riehl ist gut an das Kölner Nahverkehrsnetz angeschlossen. Es wird von drei Stadtbahnlinien der KVB berührt, den Linien 13, 16 und 18. Hinzu kommt noch die Buslinie 140, die eine Zubringerfunktion zur Stadtbahn hat und sich daher im Zickzack durch das Viertel schlängelt, um möglichst viele Anwohner in ihren Einzugsbereich zu bringen. Von fast jedem Punkt in Riehl gelangt man in etwa 10 Minuten zum Kölner Hauptbahnhof, zum Bahnhof Mülheim sowie zum Neumarkt.
Die einzige Seilbahn über den Rhein führt vom Zoo in den rechtsrheinischen Rheinpark.
Gewerbe
Riehl ist im südlichen Teil zwischen Rheinuferstraße, Amsterdamer Straße, Barbarastraße und Boltensternstraße ein reines Wohngebiet. Das war nicht immer so: Dort, wo heute das Karl Imanuel Küpperstift ist, war die Produktionsstätte der 1931 stillgelegten „Ostermann & Flüs AG“. Dieses Unternehmen stellte schon zu dieser Zeit Schiffspropeller mit einem Gesamtgewicht von circa 20 t her. Heute befinden sich größere Gewerbeflächen nur am Nordrand des Stadtteils zwischen Barbarastraße, Amsterdamer Straße und Boltensternstraße.
Einkäufe, Gastronomie
Als Ortskern von Riehl kann man die Stammheimer Straße ansehen, die in Nord-Süd-Richtung vom Zoo zur Boltensternstraße verläuft und auf dem Abschnitt zwischen den Straßen Riehler Gürtel und Riehler Tal das örtliche Einkaufszentrum bildet. Hier befinden sich fast alle Geschäfte des Viertels.
Wie es sich für ein kölsches Veedel gehört, gibt es eine ganze Reihe von Gaststätten und Kneipen mit Kölschausschank. Der Monheimer Hof an der Kreuzung Boltensternstraße/Riehler Straße ist auch außerhalb von Riehl bekannt.
Unterkunftsmöglichkeiten sind in Riehl dagegen spärlicher gesät. Der größte Übernachtungsbetrieb ist das DJH-Jugendgästehaus direkt am Rheinufer, daneben bietet auch der Monheimer Hof einige Hotelzimmer an. Zwischen DJH-Gästehaus und Rhein finden Wohnmobilisten Übernachtungsmöglichkeiten auf den Stellplätzen des Reisemobilhafens.
Kirchen und Schulen
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war Riehl – wie ganz Köln – ein überwiegend katholischer Stadtteil. Der großen Katholischen Kirchengemeinde St. Engelbert stand eine relativ kleine evangelische Gemeinde gegenüber, die in der Kreuzkapelle auf der Stammheimer Straße beheimatet war. Während der Nazi-Zeit war hier eine so genannte Vertrauensstelle der evangelischen Kirche untergebracht. Sie betreute zum Protestantismus übergetretene Juden. Heute unterhält die Jüdische liberale Gemeinde Gescher Lamassoret im Souterrain der Kreuzkapelle ihre Synagoge.
Die örtliche Otfried-Preußler-Grundschule (damals: Volksschule) in der Garthestraße war und ist eine katholische Bekenntnisschule, neben der im selben Gebäude die Gemeinschafts-Grundschule Garthestraße existiert. Des Weiteren gibt es an der Ecke Stammheimerstraße/Riehler Gürtel eine Montessori-Grundschule.
In Riehl gibt es nur eine weiterführende Schule, die Hauptschule Brehmstraße.
Sehenswürdigkeiten
- Kölner Zoo
- Flora (Köln)
- Kath. Pfarrkirche St. Engelbert
- Riehler Rheinufer
- Liste der Denkmäler im Kölner Stadtteil Riehl
Literatur/Quellen
- Die Chronik Kölns, Chronik Verlag, Dortmund 1991, ISBN 3-611-00193-7
Anmerkungen
- ↑ Die Chronik Kölns, Seite 361
Weblinks
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