- Laplace-Gleichung
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Die Laplace-Gleichung (nach Pierre-Simon Laplace) ist die elliptische partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung
- ΔΦ = 0
für eine skalare Funktion Φ in einem Gebiet , wobei Δ den Laplace-Operator darstellt. Damit ist sie die homogene Poisson-Gleichung, das heißt, die rechte Seite ist null. Die Laplace-Gleichung ist der Prototyp einer elliptischen partiellen Differentialgleichung.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Das mathematische Problem besteht darin, eine skalare, zweifach stetig differenzierbare Funktion Φ zu finden, welche die Gleichung
- ΔΦ = 0
erfüllt. Die Lösungen dieser Differentialgleichung Φ werden als harmonische Funktionen bezeichnet.
Der Laplace-Operator Δ ist für eine skalare Funktion allgemein definiert als:
Koordinatendarstellungen
Ist ein spezielles Koordinatensystem gegeben so kann man die Darstellung der Laplace-Gleichung in diesen Koordinaten berechnen. In den am häufigsten gebrauchten Koordinatensystemen lässt sich die Laplace-Gleichung schreiben als:
- ,
woraus sich im dreidimensionalen Raum entsprechend:
ergibt.
- In Polarkoordinaten,
- In Kugelkoordinaten,
- .
Bedeutung in der Physik
Die Bedeutung der Laplace-Gleichung oder Potentialgleichung, wie sie in der Physik häufig genannt wird, umfasst viele Teilbereiche der Physik. Erahnen lässt sich dies möglicherweise an folgenden Beispielen:
Ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle kann die Laplace-Gleichung erfüllen.
Die Laplace-Gleichung an sich lässt sich auch aus der Wärmeleitungsgleichung erhalten. Im statischen Fall, also im Gleichgewichtszustand, ist die Zeitableitung in der Wärmeleitungsgleichung null. Diese Gleichung ist die Poisson-Gleichung. Sind nun weiterhin keine Quellen oder Senken vorhanden, findet also kein weiterer Wärmeaustausch – beispielsweise mit der Umgebung – als der betrachtete statt, so wird die Wärmeleitungsgleichung zur Laplace-Gleichung.
Beispiel hierfür ist ein Metallstab, unter welchem an einem Ende eine Kerze steht und dessen anderes Ende mittels Eiswasser gekühlt wird. Auf dem Stab wird sich nach einiger Zeit ein zeitlich konstantes Temperaturgefälle ausbilden, welches die Laplace-Gleichung erfüllt (Temperaturaustausch mit der Umgebung wird vernachlässigt). Das gleiche Beispiel etwas praktischer findet sich in der Isolierung von Häusern. Die Heizung im Inneren ist dabei die Kerze und die kalte Außenluft das Eiswasser.
In der Elektrostatik genügt das elektrische Potential im ladungsfreien Raum der Laplace-Gleichung.
Wird beispielsweise eine leitende Kugel in ein äußeres elektrisches Feld gebracht, so ordnen sich die Elektronen auf der Oberfläche um. Ergebnis dieser Umordnung ist, dass das Potential auf der Kugeloberfläche konstant ist. Nach dem Minimum-Maximum-Prinzip (siehe unten) ist somit das Potential innerhalb der Kugel konstant.
Dies ist das Wirkprinzip des faradayschen Käfigs. Da die elektrische Spannung als Potentialdifferenz definiert ist und das Potential wie eben gesagt konstant ist, ist man im Inneren vor Stromschlägen sicher.
Randwertprobleme
Es lassen sich drei Arten von Randwertproblemen unterscheiden. Das Dirichlet-Problem, das Neumann-Problem und das gemischte Problem. Diese unterscheiden sich durch die Art der zusätzlichen Randbedingungen.
Dabei ist generell ein beschränktes Gebiet und der Rand von Ω.
Dirichlet-Problem
Beim Dirichlet-Problem wird die stetige Abbildung φ(y) auf dem Rand vorgegeben. Es werden mit anderen Worten die Werte vorgegeben, welche die Lösung der Laplace-Gleichung auf dem Rand annehmen soll.
Formuliert werden kann das Dirichlet-Problem dabei auf folgende Weise:
Die Lösung des Dirichlet-Problems ist eindeutig.
Neumann-Problem
Beim Neumann-Problem wird die Normalenableitung auf dem Rand vorgegeben, welche die Lösung der Laplace-Gleichung annehmen soll.
Formuliert werden kann das Neumann-Problem dabei auf folgende Weise:
wobei die Normalenableitung von Φ, also die Normalkomponente des Gradienten von Φ auf der Oberfläche von bezeichnet.
Die Lösung des Neumann-Problems ist bis auf eine additive Konstante eindeutig.
Gemischtes-Problem
Das gemischte Randwertproblem stellt eine Kombination des Dirichlet- und des Neumann-Problems dar,
mit einer Konstanten c0, wobei zur Lösung dieses Problems weitere Bedingungen, wie beispielsweise Anfangswerte nötig sind.
Das gemischte Problem ist ohne bekannte Zusatzbedingungen, wie z.B. Anfangswerten, nicht eindeutig lösbar. Die Eindeutigkeit dieses Problems erfordert die eindeutige Lösbarkeit der Differentialgleichung der Werte auf dem Rand:
- .
Ist diese Differentialgleichung jedoch auf Grund von weiteren Informationen eindeutig lösbar, so kann das gemischte Problem in ein Dirichlet-Problem überführt werden, welches eine eindeutige Lösung besitzt.
Mittelwertsatz von Gauß
Ist Φ im Gebiet Ω harmonisch, so ist ihr Funktionswert Φ(x0) an der Stelle gleich dem Mittelwert von Φ(y) auf der Oberfläche jeder Kugel B(x0,r) um x0 mit Radius r, sofern die Kugel in Ω liegt und die Funktionswerte von Φ(y) auf der Oberfläche stetig sind,
Hierbei ist S(x0,r) die Kugeloberfläche der Kugel mit Mittelpunkt und Radius
mit dem Flächeninhalt ωn der Oberfläche der n-dimensionalen Einheitskugel
Hierbei ist Γ die Gammafunktion, die analytische Erweiterung der Fakultät auf nicht-natürliche Zahlen, wie sie für jedes nicht-gerade n auftreten.
Minimum-Maximum-Prinzip
Aus dem Mittelwertsatz von Gauß ergibt sich, dass die Lösung der Laplace-Gleichung Φ(x) in einem beschränkten Gebiet Ω weder ihr Minimum noch ihr Maximum annimmt, sofern die Werte Φ(y) auf dem Rand stetig und nicht konstant sind. Dies bedeutet:
Somit liegen die Funktionswerte in Ω immer zwischen dem Minimum und dem Maximum der Werte auf dem Rand:
- für alle .
Ausnahme von oben genanntem Prinzip ist der triviale Fall, dass die Randwerte konstant sind, weil in diesem Fall die Lösung insgesamt konstant ist.
Lösung der Laplace-Gleichung
Im Folgenden wird die Lösung des Dirichlet-Problems diskutiert. Dabei ist zu beachten, dass das Neumann-Problem und das gemischte Problem durch Lösung der Differentialgleichung der Randwerte in ein Dirichlet-Problem überführt werden können.
Lösung mittels Greenscher Funktion
Kernproblem ist die Konstruktion der Greenschen Funktion, welche nicht in jedem Fall existieren muss. Die Auffindung dieser ist im Allgemeinen schwierig, zumal die Greensche Funktion vom Gebiet Ω, auf welchem die Laplace-Gleichung erfüllt ist, abhängt. Ist die Greensche Funktion jedoch bekannt, so kann mit ihrer Hilfe die Lösung des Dirichlet-Problems eindeutig erfolgen.
Grundlage der Bestimmung der Greenschen Funktion ist die Fundamentallösung γ(r) der Laplace-Gleichung
mit dem Flächeninhalt ωn der Oberfläche der n-dimensionalen Einheitskugel
- .
Hierbei ist Γ die Gammafunktion, die analytische Erweiterung der Fakultät auf nicht-natürliche Zahlen, wie sie für jedes nicht-gerade n auftreten.
Nun erfolgt die Konstruktion einer Hilfsfunktion h(x,y), welche in Ω zweifach stetig differenzierbar ist und stetig auf mit , welche folgende Bedingungen erfüllt:
Das Auffinden dieser Hilfsfunktion ist der zentrale Schritt bei der Ermittlung der Greenschen Funktion.
Die Greensche Funktion G(x,y) ergibt sich gemäß:
- G(x,y) = h(x,y) + γ(x,y),
woraus sich die Lösung des Dirichlet-Problems Φ(x) in Ω berechnen lässt:
Lösung in zwei Dimensionen
Grundlage bei dieser Lösung ist die Fouriermethode. Das Dirichlet-Problem wird dabei in Polarkoordinaten betrachtet
und die gesuchte Funktion Φ(r,ϕ) mittels der Trennung der Variablen in zwei unabhängige Funktionen gespalten. Der gewählte Ansatz lautet somit:
Die Einsetzung dieses Ansatzes in die Laplace-Gleichung und Nutzung eines Separationsansatzes führt das Problem auf zwei gewöhnliche Differentialgleichungen zurück.
Die Lösungen dieser gewöhnlichen Differentialgleichungen lauten:
Dabei sind , , , Konstanten und , wobei λ -die Konstante aus dem Separationsansatz- positiv und reell ist, wodurch (bei der Erlangung der Lösungen) die 2π-Periodizität des Winkels erfüllt wird. Diese Periodizität kann auch als die Stetigkeit der Werte von Φ(r,φ) auf dem Rand interpretiert werden.
Wäre , so würde in r = 0 eine Singularität vorliegen, was wiederum der Stetigkeitsvoraussetzung in Ω widerspricht. Somit ist d2 = 0.
Werden diese Lösungen in den oben gewählten Separationsansatz eingesetzt und nach dem Superpositionsprinzip über alle möglichen Lösungen aufsummiert, so ergibt sich die Lösung der Laplace-Gleichung,:
wobei , und die Fourierkoeffizienten der Werte von Φ(r0,ϕ0) sind.
Literatur
- Klemens Burg, Herbert Haf, Friedrich Wille: Partielle Differentialgleichungen. Höhere Mathematik für Ingenieure, Naturwissenschaftler und Mathematiker. 1. Auflage. = 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Teubner, Stuttgart u. a. 2004, ISBN 3-519-22965-X.
Kategorien:- Partielle Differentialgleichungen
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