Leichte Infanterie

Leichte Infanterie

Leichte Infanterie sind leicht bewaffnete und leicht (aus)gerüstete Infanteristen, die zumeist in aufgelöster oder lockerer Formation als Plänkler kämpfen.

Inhaltsverzeichnis

Antike

Siehe dazu: Peltast, Velites, Schleuderer und Bogenschütze.

In der Antike bildeten sich Plänkler wie die griechischen Peltasten und Gastraphetesschützen, oder die römischen Velites heraus. Daneben gab es Schleuderer, Bogenschützen und Speerwerfer.

Mittelalter

Leichte Infanterie im Kampf mit Schwerer Infanterie in der Schlacht bei Altenesch 1234

Siehe dazu: Almogàvers, Bogenschütze und Schleuderer.

Das ganze Mittelalter hindurch gab es Bogenschützen, Schleuderer, Armbrustschützen und weiteres leicht bewaffnetes Fußvolk, das auf schwere Rüstung zugunsten höherer Mobilität verzichtete, oder aber sich keine leisten konnte. Im Hochmittelalter hatte man mit den Armbrustschützen einen kostengünstigen und schnell auszubildenen Truppentypen, der ein extrem teures „Waffensystem“ wie einen Ritter, der eine lange Ausbildung durchlaufen musste und dessen Rüstung, Ausrüstung, Waffen und Pferde extrem teuer waren, mit einem gut platzierten Schuss töten konnte. Eine denkwürdige Rolle während der Reconquista übernahmen die Almogàvers, Söldner aus dem spanischen Fürstentum Katalonien. Diese leichten Infanteristen schafften es sogar das französische Herzogtum Athen zu erobern. Im Spätmittelalter wurden während des Hundertjährigen Krieges die englischen Langbogenschützen eine echte Gefahr für schwer gepanzerten französischen Ritter und Kriegsknechte. Sie waren nur leicht gepanzert und schützten sich mit Spitzpfählen von gegnerischer Reiterei. Die Langbogenschützen wurden verstärkt in großen Kontingenten eingesetzt, sie waren so zahlreich dass die Zahl der Schweren Infanterie bei weitem überschritten. Die Schwere Infanterie, bestehend aus abgesessenen Rittern und Kriegsknechten, nahm dadurch eine nebensächliche Rolle im Gefecht ein, dazu abgestuft die Langbogenschützen zu beschützen.

Frühe Neuzeit

Siehe dazu: Musketier, Rodeleros, Verloreren Haufen und Forlorn Hope.

In der Frühen Neuzeit nahm die Bedeutung des Bogens und der Armbrust ab und die der Arkebusiere und Musketiere deutlich zu. Die Schwere Infanterie bestand überwiegend aus Hellebardenträger und Pikeniere. Um die Formationen dieser schweren Tuppen zu brechen, gab es Truppentypen wie die Rodeleros oder den Verloreren Haufen auch Forlorn Hope.

18. Jahrhundert

Siehe dazu: Jäger, Schützen, Füsilier und Tirailleure.

Mit der Herausbildung der Linientaktik wurden leichte Truppen für Vorposten-, Sicherungs- und Aufklärungsaufgaben erforderlich, die unabhängig von den in starrer Linientaktik kämpfenden Armeen operierten. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden auf Österreichischer Seite meist berittene leichte Verbände wie die Panduren und Kroaten für diese Aufgabe verwendet. Nach diesem Vorbild schuf Friedrich II. die Freibataillone, die nicht in der Gefechtslinie der Grossverbände operierten und durch plötzliche, überraschende Angriffe den Feind störten. Sie wurden außerdem zur Abwehr der Panduren Maria Theresias eingesetzt.

Einen vermehrten Einsatz erfuhr die leichte Infanterie durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und die Französische Revolution im 18. Jahrhundert. Während in allen anderen Armeen gut gedrillte Soldaten häufig unfreiwillig kämpften, gab es in diesen Armeen hoch motivierte aber schlecht ausgebildete Freiwillige. Durch die Taktik der leichten Infanterie konnte die fehlende Ausbildung zum Kampf in der Linie aufgewogen werden.

In der Österreichischen und Preußischen Armee gab es Jägerbataillone, in denen Jäger und Waldhüter als Scharfschützen eingesetzt wurden, um während der Schlacht auf gegnerische Offiziere zu schießen. Schützenbataillone wurden im 19. Jahrhundert durch bürgerliche Schützen mit dem gleichen Auftrag gebildet.

Napoleonische Kriege

Siehe dazu: Voltigeure und King’s German Legion.

Soldat der leichten Bataillone der King’s German Legion

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Freibataillone durch zusätzlich zur Linientaktik eingeführte Schützeneinheiten ersetzt. Große Bedeutung erlangte die leichte Infanterie (Tirailleure) bei den Truppen der Französischen Revolution, in deren Kolonnentaktik. Zunächst nur in eigenen Regimentern oder Bataillonen organisiert, wurden bald allen Bataillonen solche Schützen zugewiesen - entweder in eigenen Kompanien (zum Beispiel Voltigeure) oder - vor allem im deutschsprachigen Raum - in Form der dritten (hinteren) Glieder jeder Abteilung.

Im deutschen Heer wurde der Begriff Jäger für leichte Infanterie-Einheiten benutzt. Die Jäger sollten in kleineren Einheiten und lockerer Aufstellung operieren sowie Deckung aller Art zum gezielten Schuss ausnutzten. Dieser Einsatz von Büchsen war im Gegensatz zu den Musketen der Linieninfanterie, der wesentliche Unterschied. Eine Vielzahl dieser Jäger rekrutierte sich tatsächlich aus den Reihen der Forstleute und Jäger.

Schmerzliche Erfahrungen in Nordamerika, wie das Desaster von Monongahela 1755 und die Lehren des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zwangen England zu Versuchen mit speziell im aufgelösten Gefecht ausgebildeten Truppen. Daher wurde das King's Royal Rifle Corps aufgestellt, ursprünglich Royal Americans, in Nordamerika aus Kolonisten aufgestellt, später umbenannt in 60th Rifles. Das im Januar 1798 unter Oberstleutnant Francis de Rottenburg aufgestellte 5. Bataillon des 60. Regimentes gilt als Grundstein der britischen Leichten Infanterie. Dieser stark deutsch geprägten Einheit folgte im Januar 1800 das Experimental Rifle Corps, aus dem sich die 95th Rifles (Prince Consort's Own) entwickelten. Ihre Besonderheit war die Ausrüstung mit Büchsen (gezogener Lauf = treffsicher) statt Musketen (glatter Lauf = eher ungenau) und die von der generell roten Grundfarbe abweichende Uniformfarbe dunkelgrün. Auch die 1803 aufgestellten beiden Bataillone des King’s German Regiment, Grundstock für die King’s German Legion, erhielten grüne Uniformen und wurden sukzessive mit Büchsen ausgerüstet. Neben den sechs Rifle Bataillonen (5./60 Rgt., 1./95 Rgt., 2./95 Rgt., 3./95 Rgt und 1.und 2. Leichtes Bataillon KGL) in grüner Uniform wurden zahlreiche Linienregimenter in leichte Regimenter umbenannt. Sie behielten aber rote Uniform und Musketen.

Heute

Siehe dazu: Scharfschütze, Füsiliere, Jäger, Fallschirmjäger und Gebirgsjäger.

Zur leichten Infanterie gehören Jäger, Fallschirmjäger und Gebirgsjäger. Scharfschützen, deren Aufgabe früher neben dem zerstreuten Gefecht die Hauptaufgabe der leichten Infanterie war, sind heute in alle Truppengattungen der Infanterie oder infanteristischer Kräfte anderer Truppengattungen und Teilstreitkräfte eingebunden. Die leichte Infanterie ist besonders zum Kampf in schwierigen oder unwegsamen Gelände wie Häuser- oder Dschungelkampf sowie hinter feindlichen Linien befähigt und war meist mit leichten, ungepanzerten Fahrzeugen ausgestattet. Für das Gefecht in der asymmetrischen Gefechtsführung werden die Verbände der leichten Infanterie mit geschützten Radfahrzeugen ausgestattet.

Die United States Army unterhält Verbände der leichten Infanterie bis zu Divisionsstärke wie die 10. US-Gebirgsdivision, 82. US-Luftlandedivision, 101. US-Luftlandedivision sowie die United States Army Rangers und die 32nd Infantry Brigade (Light) der Wisconsin Army National Guard. Die British Army unterhält Verbände der leichten Infanterie mit dem British Parachute Regiment, dem The Rifles Regiment vormals Royal Green Jackets und in der Royal Navy die Royal Marines. Die Bundeswehr verfügt mit dem Jägerregiment 1 (luftbeweglich), den Jägerbataillon 292, dem neu aufgestellten Jägerbataillon 291, zwei Fallschirmjägerbrigaden und einer Gebirgsjägerbrigade über umfangreiche leichte Infanteriekräfte.

Literatur

Napoleonische Kriege

  • Colonel J.F.C. Fuller: British Light Infantry in the Eighteenth Century. London 1925.

Gegenwart

  • Uhle-Wettler, Franz: Leichte Infanterie im Atomzeitalter. Die Gefahr der Übertechnisierung moderner Streitkräfte. Darmstadt, 1966.

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