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Bentley Motors Ltd. (1919–1931)
Firmengeschichte
Bentley Motors Ltd.
Die Automarke Bentley Motors Ltd. wurde im Januar 1919 im Londoner Stadtteil Cricklewood von Walter Owen Bentley gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für den französischen Automobilhersteller DFP betrieben hatte. W. O. Bentley war leidenschaftlicher Rennfahrer und gewann einige Rennen mit selbstverbesserten Autos. Neben den Rennerfolgen wurden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen waren den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar. Die ersten Chassis-Auslieferungen waren ursprünglich für Juni 1920 geplant, verzögerten sich aber bis September 1921.
Rennerfolge und Verkaufsstrategie
Das Rennfahrtprogramm war für W.O. ein zentraler Bestandteil der Verkaufsstrategie: Race on sunday - sell on Monday[2]
Ein fixer Absatzmarkt waren die Bentley Boys, eine Gruppe junger Männer aus reichen Familien, die Autorennen fuhren. Sie kauften die Autos bei Bentley und finanzierten sich ihre Rennkosten selbst. Einer dieser Bentley-Boys, Woolf Barnato, der im Zuge der Firmenentwicklung zum Vorstandsvorsitzenden und größten Finanzier von Bentley wurde, trat dreimal in einem Bentley als Fahrer in Le Mans an und gewann jedes mal. Er ist damit einer der erfolgreichsten Le-Mans-Fahrer.
Rennerfolge in Le Mans
Das erste 24-Stunden-Rennen von Le Mans fand 1923 statt. Bei der Premiere konnte ein Bentley den vierten Platz erreichen. Auch in den Folgejahren wurden häufig gute Positionen erreicht, von 1927 bis 1930 stellte Bentley den Seriensieger.
- 1923: 4. Platz mit 3 litre Sport − Fahrer: J. Duff (GB) und F. Clement (F)
- 1924: 1. Platz mit 3 litre Sport − Fahrer: J. Duff (GB) und F. Clement (F)
- 1925: Keine Teilnahme
- 1926: Keine Zielankunft
- 1927: 1. Platz mit 3 litre Super Sport − Fahrer: D. Benjafield, S. Davis (GB)
- 1928: 1. und 5. Platz Bentley 4½ litre − Fahrer: W. Barnato, B. Rubin (GB)
- 1929: Plätze 1–4 für die vier Wagen des Bentley-Werks-Teams − Fahrer: W. Barnato, Sir H. Birkin (GB)
- 1930: 1. und 2. Platz Bentley 6.6 litre (Das Bentley Werks-Team bestand aus vier Fahrzeugen, die beiden Bentley Blower fielen aus) − Fahrer: W. Barnato, G. Kidston (GB)
1931 erfolgte aus finanziellen Gründen keine Teilnahme mehr. Erst 2003 war Bentley wieder in Le Mans vertreten. Der Bentley Speed 8 mit den Fahrern R. Capello (IT), T. Kristensen (DK) und G. Smith (GB) erreichte den ersten Platz vor einem weiteren Speed 8.
Finanzengpässe, Konkurs und Übernahme
Mythen und Fakten
Die Verkaufszahlen von Bentley schwankten im Laufe der Jahre. 1924 war das beste Jahr mit 462 Chassis. In den Folgejahren baute man zwischen 304 und 400 Chassis per Jahr. Rolls-Royce, zum Vergleich, baute vom 40/50 hp (Silver Ghost) und vom 20 hp jeweils ca. 400 Chassis pro Jahr.
Bereits Anfang 1930 zeigte sich, dass die Produkte von Bentley - straßentaugliche Rennmobile - nicht mehr gefragt waren. Der Markt brach buchstäblich zusammen. Waren 1928 noch 400 Chassis verkauft worden und 1929 noch 383, so erfolgte 1930 ein dramatischer Rückgang auf nur noch 221 Fahrgestelle.
1931 war bis Mitte Juli (Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit) ein normales Geschäftsjahr. Die Verkaufszahlen in diesen letzten sechs Bentley- Monaten waren - bezogen auf die traditionellen Modelle - katastrophal. So konnten vom 6½-litre nur drei Chassis (1930: 90 / 1929: 142 / 1928: 91), vom 4 ½-Litre nur 15 Chassis (1930: 79 / 1929: 232 / 1928: 274) abgesetzt werden. Das "race on sunday - sell on monday" - Marketing- Konzept funktionierte nicht mehr.
Aus dem Ladenhüter "4 ½-litre supercharged/Blower" machte Bentley ein Sonderangebot, und verkaufte dadurch in den sechs Monaten von 1931 immerhin 27 Chassis. Ursprünglich lag der Preis für ein Blower-Chassis bei £ 1,475, dieser wurde im Januar 1931 auf £ 1,150 gesenkt (er kostete damit nur £ 100 mehr als ein Standard-4½ litre).[3].
Bentley und Bernato hatten den Trend - weg von straßentauglichen Rennmobilen - offenbar früh erkannt, und mit der Entwicklung des 8-Litre auf das Marktsegment der Luxus-Reiselimousinen (analog Rolls-Royce Phantom) gezielt. Das Chassis wurde den neuen Marktanforderungen durchaus gerecht - was auch die Verkaufszahlen zeigten. Dieser sehr teure 8 litre war mit 62 Chassis sogar der Bentley-Bestseller der letzten sechs Monate in 1931[4]. Die Produktionszahl war ermutigend, baute doch Rolls-Royce vom Konkurrenzmodell Phantom II auch nur ca. 240 Stück per Jahr. Das Chassis war gut kalkuliert, der Verkaufspreis des Chassis bei £ 1850 (erheblich teurer als der Rolls-Royce Phantom II), während die Produktionskosten nur etwa 1000 £ betrugen.
Um den Zusammenbruch bei den Modellen 4½ litre und 6½ litre zu kompensieren, versuchte man in einem weiteren Marktsegment, den Oberklasse-Reiselimousinen anzutreten. Bernato stellte in aller Schnelle eine kostengünstige "Notlösung" in den Markt, den 4 litre. Chassis vom 8-litre, Motor von Ricardo - alles stand schnell zur Verfügung - aber leider (wie der 8-litre) doch zu spät. So wurden von dem erst ab Frühjahr 1931 verfügbaren 4 litre zwar 23 Chassis verkauft, obwohl das 4-litre-Chassis um £ 175,-- teurer als der Standard-4½ litre, und £ 75,-- teurer als der - preisgesenkte - 4½ litre supercharged/Blower war. Der 4-litre hatte keine Zeit mehr sich am Markt ein Image aufzubauen, denn schon kurze Zeit nach dem Produktionsanlauf wurde Bentley zahlungsunfähig.
8-litre und auch 4-litre hatten kaum Zeit um sich auf dem Markt zu positionieren. Man bedenke, die von Bentley verkauften Chassis wurden zu Karosseriebauern gebracht die die Karosserien montierten. Vom 8-litre gab es zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit nur 49 fertig aufgebaute/zugelassene Fahrzeuge, vom 4-litre gerade mal sieben. Beiden Modellen blieb keine Zeit sich einen Ruf zu machen[5].
Das weit verbreitete Urteil, dass die 4- und 8-litre- Modelle "zur falschen Zeit" bzw. "am Markt vorbei" entwickelt bzw. zeitlich positioniert wurden, scheint angesichts dieser Fakten nicht haltbar. Auch der Preis spielte nicht die zentrale Rolle (Wirtschaftskrise), wurden doch mehr von den teuren 4- und 8-litre verkauft als von den billigeren Traditionsmodellen.
Auch die immer wieder in vielen Publikationen auftauchende Vermutung Rolls-Royce hätte den unliebsamen Konkurrenten Bentley in den Konkurs getrieben scheint mit Fakten nicht belegbar. Rolls Royce hat auch nach der Übernahme von Bentley die Produktion des "übermächtigen" Phantom II- Konkurrenten, des Bentley 8-litre, keineswegs eingestellt, oder die Teile verschrottet[6]. Vielmehr wurden aus dem vorhandenen Produktionslager unter der Leitung von Rolls-Royce im Jahr 1932 noch 33 Chassis produziert. Diese 1932er-RR-Produktion macht immerhin ein Drittel der gesamten 8-litre-Produktion aus.
Weitere Ursachen:
- Marketing: Es wurden zwar grundsätzlich gute Fahrzeuge produziert, sie entsprachen in ihrer Ausführung jedoch nicht immer dem Kundengeschmack. Ettore Bugatti zum damaligen Bentley-Programm: "Le camion plus vite du monde" (der schnellste Lastwagen der Welt) …“[7]
- Rennsportprogramm: Bentley hatte ein sehr erfolgreiches aber auch sehr teures Rennsport-Programm.
- Modellvielfalt und Produktionskosten:
Die unterschiedlichen Rennstrecken hatten unterschiedliche Anforderungen an das Chassis der jeweiligen Fahrzeuge. Der Bentley 6 ½-litre war deshalb in sieben unterschiedlichen Chassis-Varianten erhältlich – bei nur 545 gebauten Chassis. Für die 182 Chassis der Speed-Six-Version wurden vier Chassis-Versionen hergestellt. Hieraus resultierten hohe Produktionskosten. Zum Vergleich: Rolls-Royce baute jeweils nur die Basisversion und die Langversion eines Chassis.
- Modellpolitik von 1930/31:
Es wurden zwei Modelle von Woolf Barnato gegen den Willen von W.O. Bentley platziert. Der Bentley 4½-litre Supercharged war ein technisches und finanzielles Desaster. Der Bentley 4-litre war wohlüberlegt in bester Absicht entstanden, hatte jedoch zu wenig Zeit sich auf dem Markt zu positionieren.
Finanzengpässe und Konkurs
Bentley verkaufte 1924 vom damals einzigen Modell, dem 3 litre 462 Chassis - die höchste Jahresproduktion während des gesamten Bestehens von Bentley Motors Ltd (1919-1931). 1925 war mit 304 Chassis durchschnittlich. Trotzdem war Bentley Ende 1925 in bedrohlichen finanziellen Schwierigkeiten. Den Konkurs verhinderte Woolf Barnato, der im Februar 1926 mit einer Finanzspritze die Liquidität Bentleys widerherstellte, und in diesem Zusammenhang Hauptaktionär und Vorsitzender des Vorstands (Chairman) von Bentley wurde. Diese Finanztransaktionen waren praktisch eine Übernahme, nach deren Abschluss Bernato 109.400 Vorzugsaktien und 114.000 normale Aktien. W.O.Bentley hielt noch 6.000 Vorzugsaktien und 3.000 normale Aktien.[8]
In den Folgejahren wurde das Überleben von Bentley durch große Finanzspritzen und Garantien von Woolf Barnato sichergestellt. So investierte Barnato im Juli 1927 £ 35.000 in Bentley und weitere £ 25.000 zu Beginn des Jahres 1929. Zusätzlich organisierte er einen Kredit bei der Versicherungsgesellschaft London Life über £ 40.000.[9][10]
Dennoch reichten die Einnahmen nicht aus. Daher musste Bentley Mitte Juni 1931 gegenüber der London Life Assurance Company ankündigen, dass die fällige Hypothekenrate per 30. Juni nicht gezahlt werden könne. Bentley war zu diesem Zeitpunkt bei London Life mit Hypotheken in Gesamthöhe von £ 65.000 verschuldet. Bernato hatte es abgelehnt, dafür weiterhin zu garantieren bzw. die Hypothekenraten zu bezahlen. London Life kündigte deshalb am 11. Juli 1931 an, dass sie für Bentley einen Käufer suchen würden.[11][12][13]
Nach knapp zehn Jahren, in denen von vier Basismodellen (und zwei weiteren Modellvarianten) insgesamt 3.051 Chassis gebaut wurden, war damit die selbständige Geschichte der Bentley Motors Ltd. beendet.[14]
Übernahme durch Rolls-Royce
Bentley war zahlungsunfähig und W.O. Bentley und Barnato hatten mit Napier & Son bereits Übernahmegespräche geführt. Napier hatte seinerzeit das British Racing-Green in die Rennsportwelt eingeführt. Das Unternehmen hatte die eigene Fahrzeugproduktion 1926 aufgegeben und baute zu diesem Zeitpunkt unter anderem Flugmotoren. Napier wollte Bentley für einen Preis von £ 103.675 kaufen, und diese Vorgangsweise sollte in einem Gerichtstermin fixiert werden.
Walter Owen Bentley in seiner Autobiographie: “I was feeling reasonably happy about our future plans – which also included a possible new aero engine – when the time came in November for the receiver to apply to the court for approval of the Napier contract. Terms had been agreed, everything seemed to be tied up, and this was to be nothing more than a formality.”[15].
Überraschenderweise platzierte bei dieser öffentlichen – auch die Gläubiger waren anwesend – gerichtlichen Verkaufsverhandlung am 20. November 1931 ein völlig unbekanntes Unternehmen – British Central Equitable Trust Limited – ein höheres Gebot als Napier. Der Konkursrichter war von diesem Gebot so überrascht, dass er bemerkte, dass dies eine Gerichtsverhandlung und keine Auktion sei. Er ordnete an, dass am selben Tag um 16:30 Ortszeit in versiegelten Umschlägen die Letztgebote der Interessenten übergeben werden sollten. Das Trust-Gebot lag bei £ 125.256, während Napier nur £ 104.775 bot. Der Trust agierte im Namen von Rolls-Royce und übergab Bentley nur wenige Tage später an diese.[16][17]
Walter Owen Bentley in seiner Autobiographie: "I don’t know by how much precisely Napier were out-bidded, but the margin was very small, a matter of a few hundred pounds. All I knew that evening was that the deal would not be going through after all"[18].
Rolls-Royce änderte den Unternehmensnamen (Firma) in Bentley Motors 1931 Ltd. W.O. Bentley arbeitete noch bis 1935, als Rolls-Royce die Bentley-Rennsportabteilung schloss, in seinem ehemaligen Unternehmen. W.O. Bentley setzte dann seine Kenntnisse bei Lagonda und Aston-Martin ein, wo er noch große Rennerfolge feierte.
Modellgeschichte 1919–1931
- Motoren:
Für die Motorenentwicklung verpflichtete W.O. Bentley den ehemaligen Vauxhall-Motorenentwickler Harry Varley, der u. a. den 3.4 Liter V12 Vauxhall entworfen hatte. Herzstück aller Cricklewood-Bentleys war der 3-Liter-Motor. Dessen Basis war der Mercedes-Motor M93654 - ein Flugmotor, der für den Autobetrieb modifiziert worden war. Mercedes hatte mit diesem Motor im Juli 1914 den Großen Preis von Frankreich in Lyon-Givors (3-fach-Sieg) gewonnen. Das Siegerfahrzeug von Christian Lautenschlagen wurde zu Werbezwecken in die Mercedes-Niederlassung in Long Acre geschickt. Auf Anregung von W. O. Bentley wurde das Fahrzeug 1915 von der britischen Armee beschlagnahmt, bei Rolls-Royce zerlegt und einer genauen Prüfung unterzogen. Rolls-Royce verwertete die daraus gewonnenen Erkenntnisse u. a. auch im Flugmotorenbau.
Bentley - der im ersten Weltkrieg Flugzeug-Stern-Motoren entwicklte - verwendete das M93654-Know-how nach dem Krieg für den Bau seines eigenen Motors. So kopierte er in großen Teilen (4 Ventile per Zylinder, Ventilsteuerung, Nockenwellensteuerung und Platzierung, etc.).[19][20][21][22][23][24][25][26]
Vom 3-Liter-Basismodell wurden alle anderen Bentley-Motoren abgeleitet: Beim 4½-Liter-Motor handelt es sich um eine aufgebohrte Variante der 3-Liter-Ausführung. Für den 6½-Liter-Motor wiederum wurden dem 4½-Liter-Motor zwei Zylinder hinzugefügt, während es sich beim 8-Liter-Modell um einen modifizierten 6½-Liter-Motor handelt.
- Chassis:
Frank Burgess, ehemals Chef-Designer bei Humber, war für die Entwicklung des Chassis zuständig. Als Chassis-Basis nahm das Team "intensive Anleihen" beim Grand Prix-Peugeot L45 von 1914.[27][28][29]. Anzumerken ist, dass Bentley keine kompletten Fahrzeuge, sondern - wie damals üblich - nur die Chassis auslieferte.
1921–1930 Bentley 3 litre
Der erste eigene Wagen war der von 1921 bis 1929 produzierte Bentley 3 litre, dessen Chassis im Mai 1919 vorgestellt wurde – mit einer Motor-Attrappe. Die Entwicklung des Motors dauerte lange, weshalb der erste Bentley erst im September 1921 ausgeliefert wurde. Die schnellste Variante des 3 litre, der Super Sports, erreiche die damals sehr prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (etwa 160 km/h).
Das letzte bedeutende Produktionsjahr für den 3 litre war 1927 mit 117 Chassis. Danach wurden nur mehr kleine Stückzahlen produziert (1928: 34; 1929: 6; 1930: 1). Der 3 litre war in sechs Chassis-Varianten erhältlich, wobei insgesamt 1.622 Chassis produziert wurden. Er war damit der Bestseller im Modellprogramm der Bentley Motors Ltd. von 1919 bis 1931.
1926–1931 Bentley 6½ litre
Da die von den Kunden in Auftrag gegebenen Aufbauten immer größer wurden, kam der 3 Liter-Motor an seine Leistungsgrenzen. Der 6½ litre sollte diese Anforderungen erfüllen. Bei diesem Modell handelte es sich um einen 6½-Liter-Sechszylinder, dessen Sportversion mit höherer Verdichtung und zwei SU-Vergasern als Speed Six bezeichnet wurde. 1929 und 1930 wurde mit der Speed Six-Ausführung des 6½ litre Le Mans gewonnen. Das Fahrzeug war im Rennbetrieb sehr erfolgreich, brachte aber nicht die erwarteten Absatzzahlen, weshalb das Bentley das Modellangebot um den 4½ litre erweitern musste.
Die Jahresproduktion des 6½ litre lag zwischen 90 und 150. Der Absatzeinbruch 1931 war dramatisch - nur drei Chassis wurden innerhalb von 6 Monaten ausgeliefert. Der 6½ litre war in sieben Chassis-Varianten erhältlich, wobei insgesamt 544 Chassis produziert wurden.
1927–1931 Bentley 4½ litre
Mit Siegen auf den wichtigsten Rennstrecken erwies sich der Bentley 4½ litre als unerhört erfolgreich. Unter anderem konnte das Modell 1928 in Le Mans siegen. Die erzielten Absatzzahlen konnten die verlorenen Stückzahlen durch die Produktionseinstellung des 3 litre ersetzen. Der 4½ litre war auch der erste Bentley, bei dem die Produktionskosten durch die strikte Begrenzung auf 2 Chassis-Varianten in engem Rahmen gehalten wurden.
Die Absatzzahlen des 4½ litre waren gut - letztlich wurde aber auch dieses Modell Opfer der Wirtschaftskrise. So wurden 1929 noch 234 Chassis gefertigt. 1930 sank die Produktion auf 79 Einheiten. In den letzten sechs Monaten von 1931 sank sie gar auf 15 Chassis. Insgesamt wurden 669 Chassis produziert, darunter sechs Chassis die 1936/37 von Rolls-Royce noch aus Ersatzteilen hergestellt wurden.
1929–1931 Bentley 4½ litre Supercharged („Blower“)
Henry Birkin, wie Barnato auch ein Bentley-Boy, baute in Eigeninitiative und mit finanzieller Unterstützung von Dorothy Paget ab Januar 1929 einen 4½ litre um.[30] Das Fahrzeug wurde mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet, und so zum Bentley 4½ litre Supercharged modifiziert. Birkin baute in seiner Werkstatt insgesamt fünf der heute Birkin-Blower genannten Modelle, wovon eines jedoch nicht fahrbereit war.
W.O. Bentley war von dem Fahrzeug nicht überzeugt. 1929 schrieb er zum Supercharged-Prinzip: "to supercharge a Bentley engine was to pervert its design and corrupt its performance", über die Paget-Birkin-Partnerschaft die den Supercharged geschaffen hatte "the organisation that gave us all a good deal of additional anxiety during our already anxious last months"[31] und über Birkin: "His gaily vivid, restless personality seemed to be always driving him on to something new and spectacular, and unfortunately our 4 1/2-liter car was one of his targets."[32]
Der ab April 1930 angebotene „Blower“ war ein technisches (Öldruck/Schmierung, Kühlung, etc.) und finanzielles Desaster. Geradezu abenteuerlich war der Treibstoffverbrauch des Blower: So lag der Verbrauch des 4½ litre bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bei 16 Liter/100 km, der Blower brauchte 102 Liter.
Auf das technische Desaster folgte das finanzielle. Um in Le Mans zugelassen zu werden, mussten mindestens 50 Fahrzeuge eines Typs produziert worden sein. Barnato ordnete den Bau der Fahrzeuge an – gegen den Willen von W.O. Bentley. Das Unternehmen produzierte die Einzelteile für die geforderten 50 Fahrzeuge und baute nach Eingang der Bestellung zusammen. Der Verkauf dieser „Lagerware“ verlief allerdings wegen der ausbleibenden Rennerfolge sehr schleppend. So wurde im Januar 1931 der Preis gesenkt, um den Verkauf anzukurbeln, was auch gelang.
1930 gewann Barnato Le Mans im von W.O. Bentley konstruierten Bentley 6.6 litre. Er fuhr dabei nicht den von ihm selbst in Auftrag gegebenen Blower. Zwei Blower waren bei diesem Rennen eingesetzt, von denen einer sogar die schnellste Runde des Rennens fuhr. Allerdings fielen dann beide eingesetzten Blower wegen technischen Defekts aus.[33][34]
Insgesamt wurden 55 Chassis produziert, davon fünf (einschließlich eines nicht fahrbereiten) bei Birkin, 49 von Bentley sowie ein weiteres im Jahre 1933 durch Rolls-Royce.
1930–1932 Bentley 8 litre
Mit dem 8 litre brach Bentley mit der Tradition, straßentaugliche Rennmobilie anzubieten. Der 8 litre sollte im Marktsegment der Luxus-Reiselimousinen Fuß fassen.
Der Bentley 8 litre war in seiner Langversion das damals größte Chassis aus britischer Produktion und in seinem motorischen Leistungsspektrum unerreicht. Der Motor verfügte über 7.983 cm³ Hubraum und erzeugte 160 kW (220 PS). Er erwies sich in Bezug auf Elastizität und Laufruhe als unschlagbar und konnte auch Fahrzeuge mit schweren Aufbauten auf über 100 Meilen pro Stunde (160 km/h) beschleunigen.
Der 8 litre war ursprünglich als limitierte Serie von 150 Chassis geplant. Entsprechend dieser Anzahl wurden Teile gebaut bzw. gekauft. Bernato entschied aber, Teile dieses Bestandes für die Produktion des 4 litre zu verwenden.
Der 8 litre war ab Herbst 1930 verfügbar, wobei in 1930 noch 5 Chassis gebaut wurden. 1931 wurden noch 62 Chassis unter Leitung von Benley hergestellt. Nach der Zahlungsunfähigkeit von Bentley im Juli 1931 und der Übernahme durch Rolls-Royce (November 1931) wurde die Produktion weitergeführt. 1932 wurden aus den vorhandenen Teilen weitere 33 Chassis gebaut.[35][36] Der erste Bentley 8 litre wurde im Oktober 1930 zugelassen, der letzte im Dezember 1932. 100 Chassis wurden von Bentley und Rolls-Royce gebaut (35 / 145-inch/3658.6mm (Standard-)Wheelbase und 65 / 153-inch/3963.4 mm (Extended-)Wheelbase, die jeweils einen Reifendurchmesser von 21 inch hatten.[37] 50 8-litre-Chassis wurden für den Bentley 4 litre verwendet.
1931–1932 Bentley 4 litre
Der mit dem 8 litre begonnene Wandel von straßentauglichen Rennmobilen hin zu sportlichen Reiselimousinen wurde mit dem 4 litre fortgesetzt. Das neue Modell sollte im Marktsegment der Oberklassen-Reiselimousinen mit überlegener Leistung neue Kunden gewinnen. Dazu wurden Chassis des Bentley 8 litre geringfügig modifiziert und mit einem Ricardo-F-Motor versehen.
Bei einem Preis von £ 1.225 war das Chassis des 4 litre um £ 175 teurer als der Standard 4½ litre und um rund £ 75 teurer als der 4½ litre supercharged („Blower“), dessen Preis man im Januar 1931 von £ 1.475 auf £ 1.150 gesenkt hatte.
Insgesamt wurden 50 Chassis in zwei Varianten (134 inches und 140 inches) von Bentley produziert.[38] Der erste Bentley 4 litre wurde im Mai 1931 zugelassen, der letzte im Juni 1933. Auch nach der Zahlungsunfähigkeit vom Juli 1931 wurden noch weitere Chassis aus lagernden Teilen gefertigt und unter Rolls-Royce-Führung zusammengebaut. (1932: 25 / 1933: 2 Chassis)[39]
1931–1933 Produktionsverlagerung nach Derby
Rolls-Royce hatte Bentley am 20. November 1931 gekauft und wollte das dortige Modellprogramm umgehend ersetzen. Der neue Bentley sollte auf Rolls-Royce-Technik basieren, was beim Bentley 3½ litre, der 1933 vorgestellt wurde, auch genau so umgesetzt wurde.
Als Überbrückung produzierte man bei Bentley in Cricklewood bis Herbst 1932 weiter, da sowieso ein großer Bestand an lagernden Produktionsteilen verwertet werden musste. Die Produktion der auf Rolls-Royce-Technik basierenden Bentley sollte künftig im Rolls-Royce-Werk Derby stattfinden, weshalb man in dieser Zeit auch einen Käufer für die Bentley-Werksanlagen suchte. Die nach Produktionseinstellung noch verbleibenden Bentley-Teile wurden als Ersatzteile in Derby eingelagert.
Produktion unter Führung von Rolls-Royce:[40]
- Werk Cricklewood:
- Bentley 8 litre: 1932: 33 Chassis
- Bentley 4 litre: 1932: 25 Chassis
- Werk Derby:
- Bentley 4 litre: 1933: 2 Chassis
- Bentley 4½ litre Supercharged: 1933: 1 Chassis
1936–1937 Bentley RC-"ReCondicioned" Series
Mit dem Unternehmen Bentley erwarb Rolls-Royce auch den Lagerbestand. Teile dieses Bestandes wurden 1932 in der Fahrzeugproduktion verwendet, andere Bestände als Ersatzteile auf Lager gelegt. Für die dann unter Regie von Rolls-Royce ab 1933 präsentierten Bentley 3½-Liter und Bentley 4¼-Liter war aus diesem Bestand nicht ein einziges Teil kompatibel.
Rolls Royce vewertete 1936 den verbliebenen Lagerbestand, indem vier gebrauchte Bentley 3 litre eine komplette Überarbeitung erfuhren, wobei Verschleißteile durch Neuteile aus dem Lager ersetzt wurden. Die Rahmen erhielten neue Fahrgestellnummern (RC für "ReCondicioned") wurden mit Karosserien von Vanden Plas verkauft
1936/37 wurden sechs Bentley 4½ litre als "RC-Series" aus den seit Jahren bevorrateten Ersatzteilen neu aufgebaut. Sie unterschieden sich allerdings von der ursprünglichen Werksausführung, denn die Getriebe stammten aus dem Bestand für den Bentley 4½ litre Kompressor. Die Hinterachsen stammten teils vom Kompressor-Bentley teils vom Bentley 6½ litre. Die Vorderachsen dagegen waren ursprünglich für den Bentley 4½ litre bzw. für den 4 litre vorgesehen. Die Lenkung stammten ebenfalls 4 litre. Mit diesen sechs Chassis beläuft sich die Gesamtproduktion des Bentley 4½ litre auf 665 Chassis.
Mit Ausnahme eines Aufbaues von Corsica erhielten alle Wagen viersitzige Aufbauten von Vanden Plas und wurden mit fünfjähriger Garantie an Kunden ausgehändigt.[41]
Bentley und Rolls-Royce (1931–1988)
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Bentley Brooklands mit Drahtgitter-Kühler (1997)
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Bentley Flying Spur (rechts) mit Lamellen-Kühler
Die Marke Bentley war als Hersteller teurer Sportwagen bekannt geworden. Rolls-Royce pflegte diesen Ruf, indem sportlichere Modelle als Bentley, die großen Phantom-Limousinen nur als Rolls-Royce und die meisten Modelle sowohl als Rolls-Royce als auch als Bentley angeboten wurden, wobei sich diese doppelten Modelle im Wesentlichen nur durch Kühlergrill, Kühlerfigur und die Markenschriftzüge unterschieden.
Derby-Bentleys
Durchschnittlich hatte die Bentley-Bernato "Bentley Motors Ltd" in guten Jahren 350-400 Chassis produziert/verkauft. Rolls-Royce setzte von den Derby- Bentleys ca. 400 Chassis per Jahr ab. Rolls-Royce- Bentley verkaufte damit ungefähr gleichviel wie vorher Bentley-Bernato- Bentley. Behauptungen, der Erfolg des RR 20/25 hp beruhe vor allem darauf, dass es den selbstständigen Konkurrenten Bentley nicht mehr gäbe, sind mit den gegebenen Fakten nicht vereinbar.
1933–1937 Bentley 3½-Litre / 1.177 Chassis: Motor vom RR 20/25hp, Rahmen von einem nie in Serie gegangenen Rolls-Royce Modell. Zu diesem, unter dem Namen „The Silent Sports Car“ vermarktete 3-½-Liter, sagte W.O. Bentley, der noch bis 1935 in seinem ehemaligen Unternehmen mitarbeitete, und mit der Konstruktion des 3,5 Liter nichts zu tun hatte: „Taking all things into consideration, I would rather own this Bentley than any other car produced under that name“[33].
1936–1939 Bentley 4,25 Liter / 1.234 Chassis: Ab 1936 wurde das RR/Bentley 3,5 Liter Chassis für einen Aufpreis von 50 Pfund mit dem 4257 cm³ – Motor des RR 25/30 hp angeboten. Diese Version war so erfolgreich, dass die ursprüngliche 3,5 Liter-Version kurz darauf eingestellt wurde. Dieser Bentley sollte vor allem um auf den aufkommenden Autobahnen hohe Dauergeschwindigkeiten ermöglichen.
1939–1941 Bentley Mark V und die davon abgeleitete deutlich sportliche Variante Bentley Corniche. Die begonnene Entwicklung der Modelle wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. 15 Bentley Mark V wurden als Fahrgestell mit Motor fertiggestellt, elf davon erhielten auch Aufbauten. Lediglich vier Bentley Corniche-Fahrgestelle wurden fertiggestellt, nur der zuvor gebaute Prototyp hatte auch einen Aufbau erhalten.
Die Derby-Bentleys hatten obengesteuerte Stoßstangenmotoren (OHV) mit seitlicher Nockenwelle. Im Gegensatz dazu hatten die W. O. Bentley gebauten Motoren eine obenliegende Nockenwelle (OHC).
Crewe-Bentleys
Um den Bedarf an Merlin-Flugmotoren zu decken, baute Rolls-Royce eine neue Fabrik in Crewe. Baubeginn war Mai 1938 und die ersten Merlin-Motoren wurden 1939 geliefert.
1941 war die Produktion von zivilen Autos von Rolls-Royce und Bentley kriegsbedingt eingestellt worden. Nach dem Krieg entschloss man sich, deren Produktion in Derby nicht mehr aufzunehmen. Die Chassis-Fertigung wurde nach Crewe verlagert, während die Fabrik in Derby Strahltriebwerke bauen sollte.
1946 wurde der Produktionsbetrieb im heute noch genutzten Werk in Crewe aufgenommen. Bis 2002 wurden hier sowohl Rolls-Royce als auch Bentleys gefertigt. Die Fahrzeug-Produktionshallen gehören heute dem VW-Konzern und werden für die Produktion der Marke Bentley verwendet.
Nach dem Krieg begann Rolls-Royce die Entwicklung einer eigenen Werks-Standard-Karosserie („Standard Steel“ genannt), die es ermöglichen sollte, komplette Fahrzeuge und nicht nur Fahrgestelle auszuliefern (dem Chassis wurde im Werk die Standard-Steel-Karosserie aufgesetzt).
1946–1952: Bentley Mark VI 1.012 Chassis + 4.190 mit Standard-Steel-Body. Der Mark VI war das Schwestermodell des Rolls-Royce Silver Wraith und gleichzeitig das erste Komplett-Fahrzeug, das vom Rolls-Royce-Konzern mit dem neuen „Standard-Steel-Body“ angeboten wurde.
Neben den Mark VI mit Werkskarosserien wurden auch 1.012 individuelle Aufbauten von renommierten Karosseriebauern wie Mulliner, Park Ward und vielen anderen realisiert.
1952 löste der nur geringfügig weiterentwickelte R-Type das Vorgängermodell ab. Mit dem R-Type begann auch die Tradition bei Bentley, besonders sportliche Ableger des Serienmodells als Continental anzubieten. Der Name beruht, aus britischer Sicht, auf den höheren Geschwindigkeiten, die auf dem Kontinent gefahren werden durften. Der nur 208 mal gebaute Bentley R-Type Continental mit überwiegend zweitüriger Fastback-Karosserie von H. J. Mulliner war zu seiner Zeit der schnellste viersitzige Sportwagen der Welt.
Die Ähnlichkeiten zwischen den Rolls-Royce-Modellen und den Schwestermodellen von Bentley nahmen weiter zu, als 1955 parallel der Rolls-Royce Silver Cloud und der Bentley S-Type vorgestellt wurden. Die beiden Typen unterschieden sich nicht mehr in der Motorleistung, sondern nur noch durch Kühler, Markenembleme und Karosseriedetails. Der Bentley S-Type beruhte immer noch auf einem separaten Fahrgestell, wodurch weiterhin Sonderaufbauten realisiert werden konnten. Auch von diesem Modell gab es eine mit sportlicher Sonderkarosserie ausgestattete Continental-Version und eine Variante mit verlängertem Radstand.
Der große Erfolg des S-Type wurde 1959 durch die Einführung des noch heute (2006) in weiterentwickelter Form gebauten Leichtmetall-V8 Motors mit 6,2 Litern Hubraum gekrönt. Das S2 genannte Modell war ansonsten baugleich und wurde ab 1962 bis zum Bauende der Serie 1965 von dem S3 mit Doppelscheinwerfern abgelöst.
Interessant ist die Verteilung der Bauzahlen zwischen den Schwestermodellen: Während von dem im Nachhinein so bezeichneten S1 mit 3.538 Stück deutlich mehr als vom Silver Cloud I mit 2.360 Stück gebaut wurden, betrug das Verhältnis beim S2 schon 2.308 zu 2.717 Silver Cloud II und beim S3 nur noch 1.630 zu 2.809 Silver Cloud III.
1965 wurde der für Rolls-Royce Verhältnisse geradezu revolutionäre Silver Shadow und das baugleiche Schwestermodell Bentley T-Series vorgestellt. Waren die Vorgängermodelle mit ihren geschwungenen Formen selbst für die damalige Zeit sehr konservativ, so waren die neuen Schwestermodelle nun technisch und optisch auf der Höhe der Zeit und wurden allgemein als äußerst gelungen anerkannt.
Erstmalig wurden technische Neuerungen wie eine selbsttragende Karosserie, Scheibenbremsen, eine unabhängige Radaufhängung und eine Niveauregulierung eingesetzt. Der neue T-Type war in seinen Außenabmessungen in allen Dimensionen kleiner und auch leichter, was allerdings relativ zu verstehen ist, dennoch konnte der Innenraum durch die selbsttragende Karosserie vergrößert werden.
Ab 1969 konnte eine Version mit langem Radstand und wahlweise mit einer Trennscheibe geordert werden. Gebaut wurden die Fahrzeuge bis 1980, wobei die Modelle von 1977 bis 1980 aufgrund der zahlreichen Veränderungen, wie ein anderes Armaturenbrett, kunststoffgepolsterten Stoßstangen sowie zahlreichen technischen Änderungen als Silver Shadow II bzw. T2 bezeichnet wurden. Dennoch ging der Anteil der Bentleys gegenüber den Rolls-Royce Versionen weiter zurück, lediglich rund 7 Prozent wurden als Bentley T-Series ausgeliefert. Der T2 wurde nicht mehr für den wichtigsten Exportmarkt USA homologiert. Seinerzeit wurde sogar erwogen, die Marke Bentley einzustellen.
Als Nachfolger wurden im Oktober 1980 der Rolls-Royce Silver Spirit und das Schwestermodell Bentley Mulsanne vorgestellt. Damit und insbesondere mit dem 1982 vorgestellten Bentley Mulsanne Turbo begann die Erholung der Bentley-Verkäufe. Die Turbo-Versionen, mit einer Leistung von „ausreichend plus 50 %“ deutlich leistungsstärker und wieder unterscheidbar gegenüber den Rolls-Royce-Schwestermodellen, erschlossen neue und vor allem jüngere Käuferschichten.
1984 wurde der für Rolls-Royce-Verhältnisse etwas günstigere Bentley Eight mit traditionellem verchromtem Drahtgeflecht-Kühlergrill vorgestellt. 1985 wurde dann das wichtigste Modell dieser Zeit, der Bentley Turbo R, vorgestellt, der in mehreren Evolutionsstufen bis 1997 gebaut wurde. Damit gewann Bentley wieder ein klares Profil als sportliche, aber dennoch luxuriöse Marke. Die Verkaufszahlen nahmen wieder zu, und seit 1990 wurden mehr Bentleys als Rolls-Royce produziert: Manche Kunden lehnten den pompösen Auftritt eines Rolls-Royce mit der Kühlerfigur („Spirit of Ecstasy“) ab und nutzten lieber das komfortgleiche, schnellere Bentley-Modell.
Verkauf an die Volkswagen AG
Die Marke Bentley wurde 1998 von Volkswagen für 1,44 Milliarden D-Mark erworben. Im Rahmen einer Übergangszeit, 1998 bis 2002, wurden Bentley und Rolls-Royce noch gemeinsam im Werk Crewe produziert. Danach wurden in Crewe weiterhin Fahrzeuge der Marke Bentley produziert, während die Modelle der Marke Rolls-Royce seit 2003 im Werk Goodwood gefertigt werden.
Bentley Motors Limited im Volkswagen-Konzern (seit 1998)
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen Rolls-Royce von der Mutter, dem Vickers-Konzern, nach einem Bietergefecht zwischen BMW und Volkswagen an Volkswagen verkauft. BMW kündigte daraufhin die bestehende Motorenlieferung und nutzte seine guten Beziehungen zum Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce plc., der nicht verkauft worden war, aber die Markenrechte an Rolls-Royce besaß, um sich für 40 Millionen Pfund die Rechte an dem Namen zu sichern. Volkswagen hatte damit zwar das Automobil-Werk in Crewe und den Namen Bentley erworben, aber eben nicht die Namensrechte an Rolls-Royce. So kam es zu einem Gentlemen's Agreement zwischen dem damaligen Chef von VW, Piëch und dem damaligen Chef von BMW und späteren VW-Chef, Bernd Pischetsrieder, dass VW im Stammwerk in Crewe bis Ende 2002 unter der Lizenz von BMW und mit Motoren von BMW weiter Rolls-Royce-Modelle bauen durfte und BMW mit dem Markennamen eine völlig neue Fertigung in Goodwood aufbauen werde.
Im Zuge des Übergangs der Markenrechte an Rolls-Royce an den BMW-Konzern wurde das Unternehmen Rolls-Royce Motors offiziell in Bentley Motors Limited umbenannt.
Im Jahre 2001 nahm Bentley nach 70 Jahren erstmals wieder mit dem Modell Bentley EXP Speed 8 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Für den Wiedereinstieg in das Renngeschehen nach dieser jahrzehntelangen Pause wurde auf Know-how der Konzernschwester Audi zurückgegriffen, die mit dem Audi R8 (Rennprototyp) Sportprototypen in den Jahren 2000, 2001, 2002 sowie 2004 und 2005 siegreich war. Im Jahre 2003 gewann das Sport Team Joest auf dem Bentley Speed 8 mit einem Doppelsieg zum sechsten Mal in Le Mans. Der Sieg ging an das Team Tom Kristensen/Rinaldo Capello/Guy Smith. Zweite wurden Johnny Herbert/David Brabham/Mark Blundell. Aus Marketinggründen wurde das Sport Team Joest als Bentley Werksteam geführt.
Für die Verwendung auf öffentlichen Straßen werden derzeit die große Limousine Arnage in drei Varianten, das sportliche Coupé Continental GT, die Limousine Continental Flying Spur, das große Cabrio Azure II und das Cabrio GTC auf Basis des Bentley Continental GT angeboten. Mit Ausnahme von Arnage und Azure basieren sie auf derselben Plattform wie der Konzernbruder VW Phaeton. Seit Ende 2007 ist zudem auf Basis des Bentley Azure (seit 2006) ein Coupé erhältlich, welches den Namen Brooklands trägt und mit rund 537 PS und über 1000 Nm Drehmoment nochmals mehr Leistung bietet als der stärkste Bentley Arnage. Das Fahrzeug ist als limitierte Serie (550 Stück) vorgesehen und feierte sein Febüt auf dem Genfer Autosalon 2007.
Während die Arnage-Modelle noch unter Rolls-Royce entwickelt wurden, ist die Continental-Reihe eine Neuentwicklung unter VW-Regie. Sie zeigen den Weg, der Bentley in die Zukunft führen soll. Mit dem Flying Spur und dem Continental GT Speed liefert Bentley wieder, wie schon in den 1950er Jahren, die schnellsten in Serie gefertigten Limousinen bzw. viersitzige Coupés.
Die Bentley State Limousine ist der Dienstwagen der britischen Königin Elisabeth II. Nur zwei Exemplare wurden für ihr goldenes Thronjubiläum im Jahre 2002 als Geschenk hergestellt. Somit ist der Bentley State Limousine seltener als der legendäre Rolls-Royce Phantom IV, von dem nur 18 Stück produziert wurden.
2009 hat die Produktion einer Kleinserie von GT-Zagato-Fahrzeugen in Zusammenarbeit mit dem italienischen Designunternehmen begonnen.[42]
Im Februar 2011 löste Wolfgang Dürheimer den langjährigen CEO Franz-Josef Paefgen ab und übernahm die Leitung des Unternehmens.
Markenzeichen, Kühlergrill und Namensgebung
Rolls- Royce verwendete sowohl die Bentley-Kühler als auch die Markenzeichen weiter. Dabei kamen und kommen unterschiedliche Varianten zum Einsatz.
Markenzeichen
Das Markenzeichen wurde von W.O. Bentleys Freund Freddie Gordon Crosby gestaltet, wobei die Urversion mehrmals modifiziert wurde (Anfang der 1930er Jahre, 1990er Jahre und 2002).
Die Hintergrundfarben für das geflügelte B („Winged B“) sind offenbar nicht auf Basis einer klaren fixierten Zuteilung verwendet worden. W.O. Bentley verwendete für sein erstes eigenes Auto einen blauen Hintergrund, wechselte dann bei anderen Modellen zu rot, grün und auch schwarz. So wurde blau auch für den 6½, 8 and 4 litre verwendet, rot für das “Speed” model, grün für das 100 m.p.h. und für viele Renn-4½’s (inclusive Blower), und schwarz für einige 4½ and 8 litre Chassis.
Die variable Farbwahl wurde sowohl unter Führung von Rolls-Royce als auch durch Volkswagen fortgesetzt.
Kühlergrill
Der Kühler wurde in zwei unterschiedlichen Varianten ausgeführt.
- Drahtgitter-Kühler
Dieser Ur-Kühler von Bentley wurde vor allem für sportliche Einsätze verwendet. Nach der Übernahme durch Volkswagen ist diese Variante seit 1998 wieder das alleinige „Markengesicht“.
- Lamellen-Kühler:
Bentley setzte den Lamellen- Kühler vor allem bei eleganten Modellen ein (zum Beispiel Bentley 8 Liter). Während der Jahre der Zugehörigkeit zu Rolls-Royce wurde der Lamellenkühler ebenfalls bei „eleganteren“ Modellen eingesetzt.
Namensgebung
- Brooklands: 1912 gründete W.O. Bentley zusammen mit seinem Bruder H.M. Bentley ein Unternehmen zum Vertrieb von französischen DFP-Autos. W.O. Bentley verbesserte den DFP-Motor und gewann mit diesem Fahrzeug auf der Rennstrecke in Brooklands 1913 und 1914 mehrere Rennen. 1921 gewann der Bentley 3 Liter Experimental 2 hier als erstes Bentley-Fahrzeug das erste Rennen. RR-Bentley-Modelle: 1992–1997 Brooklands, 1996–1998 Brooklands R und seit 2006 VW-Bentley: Brooklands Coupé.[43]
- Le Mans/Mulsanne: Die „Mulsanne“ ist das Teilstück der Rennstrecke von Le Mans, auf dem die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden. Bentley feierte beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans seine größten Erfolge – so zum Beispiel 1929 einen Vierfach-Sieg. RR-Bentley ehrte diese Renntradition: 1980–1987 Bentley Mulsanne (incl. Turbo) 1980–1987, 1987–1992 Mulsanne S, und VW-Bentley ab 2010 der „New“ Mulsanne.
- Le Mans/Arnage: Arnage bezeichnet die anspruchsvolle Arnage-Kurve des berühmten französische Rennkurses. Seit 1998 wird der Name Arnage sowohl von RR-Bentley als auch von VW-Bentley verwendet.
- Eight: Mit der Startnummer 8 gewann ein Bentley 3 litre 1924 erstmals das 24-Stunden-Rennen von Le Mans – 8 ist seither die magische Bentley-Zahl. W.O. Bentley konstruierte einen 8-Liter-Motor und nannte dieses Spitzenmodell im Jahr 1931 Eight, RR-Bentley baute 1984–1992 den Bentley Eight und VW-Bentley verwendete 2001–2003 das Spitzen-Rennmodell Bentley Speed 8.
Modelle
- Vorkriegsmodelle
Modelle aus der Produktion von Bentley Motors Ltd in Cricklewood:
- Bentley 3-litre
- Bentley 4-litre
- Bentley 4,5-litre
- Bentley 6,5-litre
- Bentley 8-litre
Einige Bentley 4 Liter und Bentley 4½ Liter Supercharged wurden auch von Jack Barclay in London produziert. 1936/7 wurden sechs Bentley 4½ Liter-Chassis von Rolls-Royce in Derby aus Ersatzteilen gefertigt.
Modelle nach der Übernahme durch Rolls-Royce (Produktion im Rolls-Royce-Werk Derby):
- Bentley 3,5-litre
- Bentley 4,25-litre
- Bentley Mark V
- Nachkriegsmodelle in der Zeitleiste
Zeitleiste der Bentley-Modelle von 1945 bis heute Typ Rolls-Royce Rolls-Royce Motor Cars Vickers Volkswagen AG 1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 Limousine Eight Continental Flying Spur Mark VI R S1 S2 S3 T1 T2 Mulsanne Mulsanne S Brooklands Arnage Mulsanne Mulsanne Turbo Turbo R Turbo RT Arnage Red Label Arnage R/Arnage T Coupé R
ContinentalS1
ContinentalT1 Corniche Continental R Continental GT Continental T Brooklands Cabrio T1 Corniche Continental Azure Azure Continental GTC - Basiert auf Mark VI bzw. ist baugleich mit Rolls-Royce Silver Dawn
- Basiert auf bzw. ist baugleich mit Rolls-Royce Silver Cloud
- Basiert auf bzw. ist baugleich mit Rolls-Royce Silver Shadow
- Basiert auf bzw. ist baugleich mit Rolls-Royce Silver Spirit
- Basiert auf Turbo R
- Basiert auf bzw. ist baugleich mit Rolls-Royce Silver Seraph
- Basiert auf VW-Plattform PL62
- Rennsportwagen
- Bentley Speed Six
- Bentley Speed 8
- Bentley 4,5-litre Blower
Literatur
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Die Geschichte der Marke Rolls-Royce und Bentley. Sonsbeck: Brinkmann, 1981
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley,Geschichte-Daten-Fakten. BLV-Verlag, 1988
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley Automobile, Vom Anfang des Jahrhunderts bis ins Neue Jahrtausend. Eigenverlag, 1998
- Jonathan Wood: Rolls-Royce & Bentley, die Geschichte einer legendären Marke, Heel, 2001, ISBN 3-89880-106-3
- Andrew Frankel: Bentley – Die Geschichte, Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-1658-3
Weblinks
Commons: Bentley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website von Bentley Motors Limited (englisch)
- Das Roßfeldt-Archiv mit allen Bentley Modellen seit 1919
Einzelnachweise
- ↑ Bentley Motors Key Facts & Figures (engl.); abgerufen am 21. Februar 2011
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- ↑ Sportscarmarket [2]
- ↑ Bentley Vintage [3]
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- ↑ Conzeptcarz [5]
- ↑ Sportscarmarket [6]
- ↑ CloudCoach [7]
- ↑ CV [8]
- ↑ Bentley History Seite 51 [9]
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- ↑ Unique - Bentley Heritage [12]
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- ↑ RR-Foundation S 80/Bentley Autobiographie [14]
- ↑ Bentley [15]
- ↑ Classic Cars [16]
- ↑ RR-Foundation S 80/Bentley Autobiographie [17]
- ↑ Mercedes [18]
- ↑ Gericke [19]
- ↑ Unique - Bentley Heritage [20]
- ↑ vintage [21]
- ↑ benjafield [22]
- ↑ autosport [23]
- ↑ autosport [24]
- ↑ hemmings [25]
- ↑ BentleyHistory Seite 31 [26]
- ↑ RREC [27]
- ↑ Unique - Bentley Heritage [28]
- ↑ History [29]
- ↑ History [30]
- ↑ Sportscarmarket [31]
- ↑ 1926-1930 Bentley Blower (englisch). TopSpeed.com. Abgerufen am 5. März 2011.
- ↑ The Automotive history of Bentley. (englisch). Justgoodcars. Abgerufen am 5. März 2011.
- ↑ Bentley Vintage [32]
- ↑ Bentley Vintage [33]
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- ↑ Bentley Vintage [36]
- ↑ Bentley Vintage [37]
- ↑ RRAB [38]
- ↑ Bentley Zagato GTZ – Das Unikat, 4. Februar 2009
- ↑ [39]
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Bentley — (spr. béntlĭ), 1) Richard, einer der größten philologischen Kritiker, geb. 27. Jan. 1662 in Oulton bei Wakefield in Yorkshire, gest. 14. Juli 1742 in Cambridge, studierte seit 1676 in Cambridge, wurde 1683 Lehrer zu Spalding in Lincolnshire, 1684 … Meyers Großes Konversations-Lexikon
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