- Ludwig Hohlwein
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Ludwig Hohlwein (* 27. Juli 1874 in Wiesbaden; † 15. September 1949 in Berchtesgaden) war ein bedeutender Plakatkünstler, Grafiker, Architekt und Maler. Er zählte neben Lucian Bernhard, Ernst Deutsch-Dryden, Hans Rudi Erdt und Julius Klinger zu den prominentesten und stilbildenden Vertretern der Reklamekunst.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Während seines Architekturstudiums an der Technischen Hochschule München fertigte Hohlwein erste Illustrationen für die Zeitungen des Akademischen Architektenvereins. Nach dem Studium in München und Dresden und Studienreisen nach London und Paris ließ er sich in München als Architekt nieder und entwarf neben Inneneinrichtungen von Privathäusern auch Aufträge zur Ausstattung des Hotels Continental und für Ozeandampfer. Im Jahr 1901 heiratete er Leoni Dörr. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ab 1904 stellte Hohlwein regelmäßig Graphiken, Aquarelle und Temperagemälde im Münchner Glaspalast aus.
Im Jahr 1905 nahm Hohlwein mit Tierbildern an der Berliner Großen Kunstausstellung teil. Im gleichen Jahr war er Preisträger im Preisausschreiben um Reklameentwürfe für Gemeinschaftswerbung von Ludwig Stollwerck und Otto Henkell. Weitere Preisträger waren die Künstler Julius Diez, Eugen Kirchner, Friedrich Stahl, Albert Klingner, Fritz Klee, Bernhard Halbreiter, Elly Hirsch, Anton Kerschbaumer, Johann Baptist Maier, Georg v. Kürthy, Fritz Helmuth Ehmcke, Paul Leuteritz, Otto Kleinschmidt, Ulrich Hübner, Anton Hoffmann, Otto Ludwig Naegele, Peter Würth, Ernst Oppler, A. Altschul, Ant. Jos. Pepins und August Geigenberger. [1] Später entwarf er Plakate für Jagdausstellungen. Schon 1924 umfasste sein künstlerisches Schaffen 3.000 Titel, sodass es bis heute unmöglich ist, sein Werk in seiner Gesamtheit abzubilden.
Stil
Parallel zu dem sogenannten Sachplakat entwickelte Hohlwein seinen eigenen, leicht wieder erkennbaren, typischen Stil. Die Themen Tier, Jagd, Technik und Landschaft dominieren seine Plakate. Hohlwein baute immer wieder dramatisch auf wirkungsvollen Hell-Dunkel und Vordergrund-Hintergrund-Kontrasten auf. Das Objekt wird auf farbige Flächen und Punkte reduziert. Erst durch die Darstellung der gesamten Grundfläche erhält der Körper wieder seine Gestalt. Der Doornkaat-Zecher ist ein gutes Beispiel für diese Technik. Hohlweins Plakate sind bei vielen seiner Auftraggeber auch heute noch nahezu unverändert in Gebrauch und gehören zu den Klassikern deutscher Werbung.
Beispielhafte Darstellung des künstlerischen Werkes
Insbesondere in Süddeutschland sind Hohlweins Werke auch heute noch häufig im täglichen Leben anzutreffen. Im Münchner Hauptbahnhof wird man durch einen mehrere Meter hohen Franziskanermönch empfangen, der dem Reisenden in seiner braunen Kutte zuprostet und der noch heute den Hauptwerbeträger für die Franziskaner Brauerei darstellt. Der Mönch, der jedes Flaschenetikett, jeden Bierdeckel, Kronkorken und diverse andere Produkte der Franziskaner Brauerei unverkennbar werden lässt, entstand bereits 1935. 1980 wurde der Franziskaner minimal verändert. Um ihn freundlicher aussehen zu lassen, zog man ihm die Mundwinkel nach oben. Für den Münchner Tierpark Hellabrunn fertigte Hohlwein mehrere Plakate, unter anderem einen sitzenden Geparden, hinter dem ein Panther mit grünen Augen schleicht. Das Plakat des Tierparks Hellabrunn existiert in dieser Form bereits seit 1912 und wird in regelmäßigen Abständen vom Zoo als Werbemittel wieder aufgelegt.
Schon 1924 umfasst sein künstlerisches Schaffen 3.000 Titel, sodass es bis heute unmöglich ist, sein Werk in seiner Gesamtheit abzubilden. Die Liste seiner Auftraggeber liest sich wie das A–Z der deutschen Wirtschaft. So fertigte er unter anderem für Audi, Bahlsen, BMW, Daimler Benz, Erdal, Ernemann, Görtz Schuhe, Kaffee Hag, Kulmbacher, Leitz, Lufthansa, Märklin, M.A.N., Pelikan, Henkel („Persil“), Pfaff, Reemtsma, Sulima, Zeiss (Jena). Sehr bekannt ist auch sein Plakat zur Weltausstellung in Brüssel (1910).
Tätigkeit während des Nationalsozialismus und in den letzten Schaffensjahren nach 1945
1931 lehnte er das Angebot ab, in die USA zu emigrieren. 1933 trat Hohlwein der NSDAP bei, für die er bereits vor der „Machtergreifung“ zahlreiche Arbeiten angefertigt hatte. Während der Zeit des Nationalsozialismus prägte Hohlwein ähnlich dem Fotografen Heinrich Hoffmann das visuelle Erscheinungsbild des „Dritten Reiches“, etwa durch seine Werke für die Olympischen Spiele 1936. Nach einem seiner Plakate wurde 1937 im Deutschen Reich eine Briefmarke zum Thema „Luftschutz“ gedruckt, 1942 gestaltete er eine Briefmarke anlässlich des Reitsportwettbewerbs um das „Blaue Band“.
Im Zuge der Entnazifizierung erhielt Hohlwein, als Vorteilsnehmer des Regimes politisch belastet, bis Februar 1946 Berufsverbot. Danach nahm er bis zu seinem Tode die Arbeit als Gebrauchsgrafiker in einem kleinen Atelier in Berchtesgaden wieder auf.
Einzelnachweise
- ↑ Hofacker, Prof. Karl: Kunstgewerbeblatt 16. Jahrgang, Leipzig, 1905.
Literatur
- Ludwig Hohlwein 1874–1949 – Kunstgewerbe und Reklamekunst, herausgegeben von Volker Duvigneau und Norbert Götz, München: Klinkhardt & Biermann
- Biografie in J. Meißner (Hrsg.): Strategien der Werbekunst. 1850–1933. Deutsches Historisches Museum, Berlin, 2004.
- Hermann Karl Frenzel: Ludwig Hohlwein. Berlin, 1926.
- Bahlsen Festschrift 1964. H. Bahlsen Keksfabrik KG. Hannover, 1964.
- Ausstellungskatalog Ludwig Hohlwein. Stadtmuseum München. München, 1970.
Weblinks
Commons: Ludwig Hohlwein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Janca Imwolde: Tabellarischer Lebenslauf von Ludwig Hohlwein im LeMO (DHM und HdG)
- Biographie NDB 9 (1972), S. 506-507
- Posterbeispiel
- Beispiele des Schaffens von Ludwig Hohlwein
- Weitere Kunstbeispiele von Ludwig Hohlwein
- Künstlerzeichen/Signaturen von Ludwig Hohlwein
- Folkwang Museum
- Biografie und Photo
- Plakatbeispiele
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