Ludwig von Benedek

Ludwig von Benedek
Ludwig Benedek (Lithographie von August Prinzhofer, 1849)
Ludwig von Benedek (Kupferstich von 1859
Ludwig von Benedek
Ludwig von Benedek, Fotografie von Ludwig Angerer, 1860

Ludwig August Ritter von Benedek (Ungarisch: Lovag Benedek Lajos) (* 14. Juli 1804 in Ödenburg, Ungarn; † 27. April 1881 in Graz) war ein österreichischer Feldzeugmeister. Er kommandierte die kaiserliche Armee im Jahre 1866 in der Schlacht von Königgrätz gegen die preußische Armee.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Ludwig von Benedek war der Sohn eines Arztes und wurde an der Militärakademie in Wiener Neustadt ausgebildet. 1822 trat er als Fähnrich in die Armee ein, wurde als Oberleutnant 1833 dem Generalquartiermeisterstab der Armee in Italien zugewiesen, 1835 Hauptmann, 1840 Major und Adjutant beim Generalkommando in Galizien, 1843 Oberstleutnant, 1846 Oberst. Er trug im Februar des Jahres wesentlich zur schnellen Unterdrückung eines Aufstandes in den westlichen Teilen Galiziens bei. Man nannte ihn danach den „Falken von der Weichsel“ und er erhielt das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. Durch die Verleihung des Ordens wurde er in den Ritterstand erhoben.

Kommandant in Italien

Im August 1847 wurde Benedek mit dem Kommando des Infanterieregiments Graf Gyulay Nr. 33 in Italien betraut. Zu Beginn der Aufstände in Mailand führte er sein Regiment aus seiner Garnison Pavia geordnet zur Hauptarmee zurück. Am 5. April 1848 übernahm er das Kommando über eine Brigade. Er zeichnete sich im ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg mehrfach aus, namentlich am 29. Mai bei Curtatone, wo er an der Spitze seiner Brigade den entscheidenden Sturmangriff leitete. Dafür wurde er mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet. Am folgenden Tag nahm er an der Schlacht von Goito teil.

Im Feldzug von 1849 erwarb er neue Lorbeeren bei der Einnahme von Mortara (21. März) und in der Schlacht bei Novara. Erzherzog Albrecht, der Divisionär Benedeks, überreichte ihm als Anerkennung den Degen seines Vaters, des Erzherzogs Karl, des Siegers von Aspern. Am 3. April 1849 wurde er zum Generalmajor befördert und zum Chef der Generalquartiermeisterstabsabteilung (Generalstabschef) bei der 2. Armee in Italien ernannt.

Ungarnaufstand

Während des Aufstandes in Ungarn wurde Benedek 1849 zur Armee in Ungarn beordert und nahm bei Raab an der Niederschlagung der Erhebung der teil. Nachdem er bei Szőny verwundet worden war, wurde er als Chef des Generalquartiermeisterstabs der zweiten Armee wieder nach Italien versetzt und 1853 zum Feldmarschalleutnant befördert. 1854 erhielt er das Kommando des IV. Armeekorps in Lemberg, das als Observationsarmee während des Krimkriegs in Galizien aufgestellt war.

Schlacht von San Martino

Im Frühjahr 1859 nahm Ludwig von Benedek als Kommandierender General des VIII. Armeekorps (mit Sitz in Cremona) am Sardinischen Krieg in Italien teil. Am 27. Mai 1859 wurde er zum Feldzeugmeister (das entsprach in der österreichischen Armee dem zweithöchsten Rang nach dem Feldmarschall) befördert. Während am 24. Juni unter dem Kommando des jungen Kaisers Franz Joseph I. die blutige Schlacht von Solferino gegen die Truppen des französischen Kaisers Napoléon III. geschlagen wurde, stellte Ludwig von Benedek zeitgleich die gesamte Armee König Viktor Emanuels II. von Piemont-Sardinien wenige Kilometer nördlich von Solferino in der Schlacht von San Martino. Die österreichischen Einheiten warfen die Piemontesen zuerst zurück, so dass der König seine in Richtung Solferino marschierende Brigade „Aosta“, nach San Martino zurückbeordern musste. Während die Schlacht von Solferino mit einer fürchterlichen Niederlage Franz Josephs I. endete, blieb die Schlacht von San Martino lange Zeit unentschieden. Der Hügel von San Martino wechselte im Lauf des Tages sieben Mal den Besitzer. Feldzeugmeister Benedek hatte mittlerweile einen Rückzugsbefehl erhalten, dem er aber nicht nachkam. Erst gegen 21 Uhr konnten die letzten österreichischen Stellungen von den Piemontesen eingenommen werden. Er erhielt dafür das Kommandeurskreuz des Maria-Theresia-Ordens, das auch für Taten und Erfolge, die entgegen einem Befehl erzielt wurden, verliehen wurde.

Da Benedek, im Gegensatz zu den anderen österreichischen Generalen, im Sardinischen Krieg erfolgreich gekämpft hatte, wurde er am 30. Januar 1860 zum Chef des Generalquartiermeisterstabes, am 19. April 1860 zum Zivil- und Militärgouverneur von Ungarn und wenig später, am 20. Oktober 1860 zum Oberkommandanten der österreichischen Truppen in Venetien und den Alpenländern ernannt. Am 18. April 1861 wurde er auf Lebensdauer Mitglied des österreichischen Herrenhauses (Reichsrat).

Schlacht von Königgrätz

Schlacht von Königgrätz (Gemälde von Georg Bleibtreu)

Seine bisherigen Leistungen hatten ihm solches Vertrauen und solche Popularität erworben, dass er beim Ausbruch des Deutschen Krieg von 1866 zum Oberbefehlshaber der Nordarmee ernannt wurde, obwohl immer Erzherzog Albrecht dafür vorgesehen war. Benedek hatte sich gegen diese Ernennung gesträubt, da er weder das Terrain im Norden noch den Feind, den er bekämpfen sollte, kannte, schließlich aber gehorchte er aus Rücksicht auf die dynastischen Interessen der Habsburger, obwohl er selbst keine Generalstabsausbildung absolvieren konnte und daher weitgehend auf den Leiter seiner Operationskanzlei angewiesen war. Eine Niederlage Albrechts hätte nämlich auch den Rücktritt Franz Josephs bedeuten können.

Dazu kam, dass die Modernisierung der kaiserlichen Armee noch nicht abgeschlossen war, so dass jeder Feldherr Mühe gehabt hätte, mit ihr erfolgreich zu operieren. Die lange Zeit für überlegen gehaltenen Zündnadelgewehre verschafften den Preußen keinen so großen Vorteil wie häufig angenommen. Denn Benedek hatte die Stellung gut gewählt, da Königgrätz Schießplatz der österreichischen Artillerie war. Diese war der preußischen weit überlegen, da sie über Geschütze mit Drall verfügte. Allerdings hatte die österreichische Infanterie schon in den Vorgefechten von Skalitz, Trautenau, Hühnerwasser und Schweinschädel 77 Prozent Verluste durch die hohe Feuergeschwindigkeit der Preußen. Die Versäumnisse in der militärischen Rüstungsvorbereitung und die Fehler des Leiters der Operationskanzlei Henigkstein und der Unterführer waren jedoch letztlich noch entscheidender.

Die Schlacht von Königgrätz markierte einen Wendepunkt in der Militärgeschichte, indem sie dem Grundsatz „Getrennt (auf-)marschieren aber vereint schlagen“ zum Durchbruch verhalf und die Eisenbahntransportkapzität sowie telegraphische Fernmeldeverbindungen zu einem entscheidenden Faktor wurden.

Benedeks Heeresleitung war daher nicht so planvoll und entschlossen wie bisher. Von dem raschen Vordringen der Preußen überrascht, beging er den Fehler, seine Truppen zu zersplittern; er setzte ferner der Armee des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm beim Einmarsch in Böhmen nicht den gehörigen Widerstand entgegen und wählte für die Entscheidungsschlacht am 3. Juli 1866 bei Königgrätz eine Stellung, welche bei einer Niederlage die besiegte österreichisch-ungarische Armee in die größte Gefahr bringen musste, indem diese die Elbe im Rücken behielt.

Nachdem die österreichische Armee bis zur Vernichtung geschlagen war, rettete Benedek den Rest des Heers mit Geschick nach Olmütz und von da nach Ungarn.

Verlust des Kommandos

Büste im Heeresgeschichtlichen Museum Wien.

Die Stellung Kaiser Franz Josephs I. wurde durch die Niederlage bei Königgrätz außen- und innenpolitisch außerordentlich geschwächt. Unter Inanspruchnahme der „kleindeutschen Lösung“, also dem Ausschluss Österreichs aus dem Deutschen Bund war Preußen endgültig zur Führungsmacht in Deutschland geworden.

Ludwig von Benedek verlor sein Kommando und wurde durch Erzherzog Albrecht in der Oberbefehlshaberstelle ersetzt. Der oberste Militärjustizsenat verhängte gegen ihn und einige Offiziere eine kriegsgerichtliche Untersuchung, die jedoch auf Befehl des Kaisers eingestellt wurde. Es wurde ihm jedoch das Versprechen abverlangt, über die Umstände der Niederlage für immer zu schweigen.[1]

Benedek wurde in einem Artikel der Wiener Zeitung aufs Schärfste verurteilt, der Kaiser habe Gnade walten lassen, denn es gibt kein Gesetzbuch, das den Mangel höchster geistiger Begabung straffällig erklärt.[1] Tief gedrückt durch diese Demütigung, zog er sich nach seiner Verabschiedung nach Graz zurück, wo er in größter Zurückgezogenheit lebte und am 27. April 1881 in seiner Villa, Beethovenstraße 4, starb.[2] Er liegt in einem Ehrengrab am Friedhof St. Leonhard in Graz begraben.

Würdigung

Die Kaserne des Österreichischen Bundesheeres in Bruckneudorf ist nach FZM Benedek benannt.

Literatur

  • Gordon A. Craig: Königgrätz. DTV, München 1987, ISBN 3-423-10820-7.
  • Gerd Fesser: 1866, Königgrätz - Sadowa. Bismarcks Sieg über Österreich. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1994, ISBN 3-89488-069-4.
  • Heinrich Friedjung (Hrsg.): Benedeks Nachgelassene Papiere. Carl Reißner, Dresden 1904.
  • Heinrich Friedjung: Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859–1866, zehn (!) Auflagen, Stuttgart-Berlin 1897 ff.
  • James G. Huckenpöhler: From Cracow to Königgrätz: Feldzeugmeister Ludwig Ritter von Benedek and the shifting balance of power in Central Europe. Washington 1990.
  • Arnd Preil: Österreichs Schlachtfelder Band 4 - Trautenau 1866, Nachod 1866, Skalitz 1866, Königgrätz 1866. Weißhaupt, Graz 1993, ISBN 3-900310-62-9.
  • John Presland: Vae victis. The life of Ludwig von Benedek, 1804–1881. London 1934.
  • Slavomír Ravik: Tam u Hradce Králového. Verlag REGIA, Prag 2001, ISBN 80-86367-10-X.
  • Emil Schmedes: Geschichte des k. k. 28. Infanterie-Regimentes F. Z. M. Ludwig Ritter von Benedek. Wien 1878.
  • Frank Zimmer: Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen. Styria, Graz/Wien/Köln 1996, ISBN 3-222-12377-2.
  • Heinrich Drimmel: Gott erhalte. Biographie einer Epoche. Amalthea 1976, ISBN 3-85002-072-X
  • Oscar Criste: Benedek, Ludwig von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 351–354.
  • Oskar RegeleBenedek, Ludwig von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 42 f.
  • Benedek, Ludwig von, in Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich. 1. Band, Wien 1856, S. 265 online

Einzelnachweise

  1. a b Stephan Vajda: Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs. Ueberreuter, Wien 1980, S. 523.
  2. † FZM. Ludwig Ritter v. Bendek. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 5985/1881), 27. April 1881, S. 2, Mitte unten. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp

Weblinks

 Commons: Ludwig von Benedek – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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