Lüttwitz

Lüttwitz
Stammwappen derer von Lüttwitz

Lüttwitz ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Lüttwitz kamen ursprünglich aus dem Oberlausitzer Uradel. Zweige der Familie bestehen bis heute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Das Geschlecht erscheint mit seinem Stammvater Lutholdus de Luptycz (Luptitz) erstmals 1321 und 1338 urkundlich[1] im Gefolge Herzog Heinrichs I. von Schlesien. Luthold kam aus Herwigsdorf, welches seit 1319 zu Schlesien gehörte, und gehörte ursprünglich dem Oberlausitzer Adel an. Am 16. Februar 1396 tritt das Geschlecht mit Heinrich Loptitz, Substitut der Glogauer Vikare, und mit Hans Luptitz in einer Urkunde des Herzogs Conrad III. von Oels in Schlesien auf.[2] Die Familie teilte sich um 1400 in drei Stämme, von denen heute noch der Stamm Alt-Raudten und der Stamm Reuthau bestehen.

Der Name änderte sich im Laufe der Jahrhunderte von Luptitz über Löptitz, Lypticz, Luptwitz, Lüptwitz zu Lüttwitz; die letzte Form wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts fest.[3]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Zahlreiche Angehörige der Familie erlangten im Laufe der Zeit einflussreiche Staats-, Hof- und Militärämter, gelangten aber auch zu hohen geistlichen Würden. Hans von Lüttwitz auf Lentschen bei Sagan war 1498 Marschall von Herzog Johann. Nicol Lüttwitz zu Bischwitz starb 1539 als Abt des Klosters Unser Lieben Frauen zu Breslau und Barbara von Lüttwitz 1546 als Äbtissin des Klosters Trebnitz. Christoph von Lüttwitz war 1558 Generalsteuereinnehmer der schlesischen Fürsten und Stände und Melchior von Lüttwitz auf Laeswitz, Littwitz und Mitteldammer 1684 wohlauscher Landesältester und königlicher Hofrichter.[4]

Georg Wilhelm von Lüttwitz, kurbrandenburgischer Generalmajor, wurde 1696 Amtshauptmann zu Preußisch Holland. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Valentin Leonard von Lüttwitz aus dem Haus Reuthau und Heinersdorf Landesältester des Sprottauschen Kreises, Balthasar Friedrich von Lüttwitz Landesältester des Freystadtischen Kreises und Balthasar Siegmund von Lüttwitz auf Mitteldammer aus der milititzischen Linie wurde Landesdeputierter des Fürstentums Wohlau.

Hans Ernst Freiherr von Lüttwitz († 1837) war Regierungspräsident zu Reichenbach in Schlesien, Herr auf Gorkau und Naselwitz. Ferdinand Sigismund Freiherr von Lüttwitz († 1821) wurde königlich preußischer Rittmeister. Sein Nachkomme Rudolph Freiherr von Lüttwitz (* 1793) war Mitglied der Académie Nationale in Paris. Sein jüngerer Bruder Theodor Freiherr von Lüttwitz (* 1798), Herr auf Mittelsteine in der Grafschaft Glatz, heiratete 1826 Isabella Gräfin zu Lynar. Sie hinterließen neben drei Töchtern, drei Söhne, von denen zwei Offiziere in der Preußischen Armee wurden.[4]

Besitzungen

Die Familie besaß unter anderem die Häuser zu Reuthau, Heinersdorf und Colschwitz bei Glogau und Militzsch bei Wohlau. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts waren Angehörige in Schlesien zu Dockern, Lossen und Krumpach bei Trebnitz, Bartsch bei Steinau, Gorkau bei Zobten und Hartlieb bei Breslau, sowie mit den Herrschaften Simmenau bei Constadt und Mittelsteine bei Glatz besitzend. In Galizien waren die Herrschaften Lodygowitz und Wilkowitz bei Bila und in Westpreußen die Herrschaften Skuldzewo und Gniadowo im ehemaligen Landkreis Thorn im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie.[4]

Linien und Standeserhebungen

Stamm Alt-Raudten

Dieser Stamm erscheint bereits 1409 urkundlich auf Alt-Raudten. Heinrich Sigmund von Lüttwitz (* 1696; † 1746), auf Kriechen, Kaiserlicher Generalmajor, bediente sich seit etwa 1730 des Freiherrentitels. Seine Enkel, die Brüder Rudolf Freiherr von Lüttwitz, auf Simmenau, und Theodor Freiherr von Lüttwitz, auf Mittelsteine in Schlesien, bekamen am 14. Dezember 1845 in Charlottenburg vom König von Preußen eine schriftliche Anerkennung des erblichen preußischen Freiherrenstandes.[3]

Stamm Reuthau

Balthasar Friedrich von Lüttwitz, auf Schönborn usw., erhielt am 6. November 1741 in Breslau den erblichen preußischen Freiherrenstand. Seine Neffen Hans Wolff von Lüttwitz, auf Wallwitz usw., Repräsentant der Niederschlesischen Landschaft in Breslau, und Hartlieb von Lüttwitz, königlich preußischer Hofrat und Regierungsrat, erhielten am 20. Februar 1788 in Berlin die königliche Erlaubnis zur Führung des erblichen preußischen Freiherrentitels.[3]

Frankenberg-Lüttwitz

Durch königlich preußische Bestätigung vom 29. September 1816 erhielt Heinrich Ernst Boguslaw von Lüttwitz, königlich preußischer Major der Gardes du Corps, als Erb- und Majoratsherr auf Bielwiese bei Steinau die Erlaubnis, unter Vereinigung des von Frankenbergischen Wappens mit dem seinigen, den Namen von Frankenberg-Lüttwitz anzunehmen.[5]

Lüttwitz-Kerstan

Stammvater dieser von einer Lüttwitz-Tochter abstammenden Linie ist Eduard Kerstan, auf Ober-, Mittel- und Nieder-Töschwitz bei Alt-Raudten in Schlesien. Er hatte vor 1827 Auguste von Lüttwitz (* 1790; † 1855), aus dem Hause Schönau bei Glogau, geheiratet. Deren Sohn Arthur Kerstan, auf Krischütz im Kreis Wohlau, königlich preußischer Hauptmann a. D., war seit 1. April 1868 Adoptivsohn der Auguste von Johnston, geborene von Lüttwitz (* 1794; † 1875), auf Talbendorf. Er erhielt vom König den erblichen preußischen Adelsstand als von Lüttwitz-Kerstan am 26. Januar 1870 in Berlin.[3]

Wappen

Stammwappen

Das Stammwappen zeigt in Silber drei mit den Sachsen nach innen gewendete schwarze Adlerflügel, der oberste quer gelegt, die beiden anderen gegeneinander aufrecht gekehrt. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwei nebeneinander gestellte silberne Kammräder vor drei (schwarz-silbern-schwarz) Straußenfedern.[3]

Freiherrliche Wappen

Das freiherrliche Wappen nach den Diplomen von 1741 und 1788 zeigt den Stammwappenschild, darüber zwei Helme, beide mit der gleichen Helmzier wie der Stammwappenhelm; Schildhalter sind zwei königlich gekrönte, golden bewehrte schwarze Adler.[3]

Wappen Lüttwitz-Kerstan

Das Wappen Lüttwitz-Kerstan von 1870 ist gleich dem Stammwappen Lüttwitz, nur sind die Kammräder der Helmzier golden.[3]

Personen

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Codex Lus. 247 u. 273
  2. Alfred Freiherr von Krane: Wappen- und Handbuch des in Schlesien (einschließlich der Oberlausitz) landgesessen Adels. Görlitz 1901/04, S. 71.
  3. a b c d e f g Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VIII, Band 113 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1997, S. 111-113
  4. a b c Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 6, Seite 49-52
  5. Website Familie von Frankenberg: Genealogie in Kurzform

Literatur

Weblinks


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