- Magnus von Levetzow
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Magnus Otto Bridges von Levetzow (* 8. Januar 1871 in Flensburg; † 13. März 1939 in Berlin) war ein deutscher Marineoffizier, zuletzt Konteradmiral sowie Politiker (NSDAP) und Polizeibeamter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kaiserreich
Levetzow war der Sohn eines dänischen Kammerjunkers und preußischen Hardesvogts. Bis 1880 wurde er in Gravenstein in Schleswig von Privatlehrern unterrichtet. Von 1880 bis 1885 besuchte er Gymnasien in Roskilde und Kopenhagen, danach von 1885 bis 1889 das Johanneum in Hamburg.
1889 trat von Levetzow in das Kadettenkorps der Kaiserlichen Marine ein. 1893 legte er die Seeoffiziersprüfung ab. In den folgenden sechs Jahren wurde er als Bordoffizier in heimischen und überseeischen Gewässern (vor Ostafrika) eingesetzt. Von 1899 bis 1901 war Levetzow Adjutant der Matrosendivision Wilhelmshaven. Von 1900 bis 1902 wurde er an der Marineakademie fortgebildet. Anschließend wurde er als Admiralstabsoffizier (Stabschef) der Kreuzerdivision auf der ostamerikanischen Station eingesetzt. Von 1903 bis 1906 war von Levetzow beim Admiralstab in Berlin und Admiralstabsoffizier beim Stab der Herbstübungsflotte. Während dieser Zeit beteiligte er sich an der Planung der Blockade verschiedener venezuelanischer Häfen durch die Seestreitkräfte europäischen Mächte im Jahr 1903. Von 1906 bis 1918 war von Levetzow ohne Unterbrechungen der Hochseeflotte als Geschwadernavigationsoffizier zugeteilt. In diesen Jahren war er als Offizier auf der SMS Wittelsbach bzw. der SMS Scharnhorst und SMS Braunschweig. 1907 heiratete er. Von 1909 bis 1912 war Levetzow 1. Admiralstabsoffizier des Kommandos der Hochseeflotte. Von 1912 bis 1913 war er Kommandant des Kleinen Kreuzers SMS Stralsund. Im Januar 1913 dann wurde von Levetzow zum Kapitän zur See befördert und zum Kommandanten des Schlachtkreuzers SMS Moltke bestellt, den er bis 1916 befehligte.
Während der ersten zwei Jahre des Ersten Weltkrieges befehligte von Levetzow die Moltke. Im November und Dezember beteiligte er sich an den deutschen Angriffen auf Yarmouth und Hartlepool. Im Januar 1915 nahm er am Gefecht auf der Doggerbank teil und 1916 an der Skagerrakschlacht.
1916 wurde von Levetzow zum Chef der Operationsabteilung beim Stab der Hochseestreitkräfte berufen. 1917 übernahm er die Leitung des Stabes des Flottenkommandos zur Eroberung der Baltischen Inseln. Im selben Jahr wurde ihm für seine Rolle bei der Planung der Operation Albion, der amphibischen Landung auf den Baltischen Inseln, der Orden Pour le Mérite verliehen. 1918 fungierte er zeitweise als Führer des 2. Kreuzeraufklärungsgruppe der Hochseeflotte. Im August 1918 wurde von Levetzow zum Chef des Stabes der zu dieser Zeit neugebildeten Seekriegsleitung (der Zusammenfassung der früheren dreigliedrigen Marineleitung) unter Reinhard Scheer im Großen Hauptquartier ernannt. Im Oktober 1918 hatte er in dieser Funktion maßgeblichen Anteil an der Entscheidung der Seekriegsleitung, der deutschen Hochseeflotte den Befehl zu erteilen, die britische Grand Fleet anzugreifen, der zum Auslöser der norddeutschen Matrosenmeutereien wurde, die ihrerseits den Auslöser der Novemberrevolution bildeten.[1]
Weimarer Republik
Im Januar 1920 übernahm von Levetzow, nun im Rang eines Konteradmirals, das Kommando über die Marinestation Ostsee in Kiel. Gleichzeitig wurde er zum Kommandanten der Stadt Kiel ernannt. Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches vom März 1920 unterstützte er die Putschisten. Noch nach dem Rückzug von Kapp ließ Levetzow zunächst noch weiterputschen, und erteilte den Soldaten folgenden Befehl:
- Für uns Soldaten kommt es darauf an, in einheitlicher Front in Verein mit Sicherheitspolizei, Einwohnerwehr und technischer Nothilfe den von den Kommunisten angekündigten Kampf mit aller Aufopferung zum Heile des Vaterlandes zu bestehen.[2]
Nach dem Scheitern des Putsches wurde er in Lütjenburg festgenommen, kurze Zeit in Haft gehalten und anschließend aus der Reichsmarine entlassen.
Von 1924 bis 1926 war Levetzow als Mitarbeiter in den Luftverkehrsgesellschaften der Firma Junkers beschäftigt. Zur gleichen Zeit wurde er von dem im Exil lebenden ehemaligen deutschen Kaiser Wilhelm II. als sein Verbindungsmann im Deutschen Reich rekrutiert, für dessen Restitution als Monarch von Levetzow sich engagierte.
1928 erhielt er für seine Bemühungen, die nationalen Gruppen zu koordinieren, eine monatliche Zuwendung von 2.000 Reichsmark (heutige Kaufkraft ca. 15.000 €).[3] 1929/1930 beteiligte von Levetzow sich an der Organisierung des Volksbegehrens gegen den Young-Plan. Zur selben Zeit plante er den ehemaligen Reichskanzler Wilhelm Cuno als Kandidaten für das Amt des Reichspräsidenten, dessen Wiederwahl 1932 anstand, aufzubauen, eine Initiative für die er unter anderem auch Hitler kurzzeitig gewinnen konnte.
1931 trat von Levetzow in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein, zu der er seit 1928 in engem Kontakt stand. Im Januar 1931 und im Mai 1932 vermittelte er zwei Reisen Hermann Görings zum ehemaligen Kaiser nach Doorn, im Herbst 1932 eine Begegnung Hitlers mit Prinzessin Hermine, der Gattin des Kaisers, in Berlin. Im Vorfeld der Reichspräsidentenwahlen von 1932 sprach von Levetzow sich für Hitler als Kandidaten für dieses Amt aus. Zur selben Zeit begannen er und der Kaiser sich immer weiter voneinander zu entfremden. Im Dezember 1932 wandte der Kaiser sich von Levetzow ab.
Bei der Reichstagswahl Juli 1932 zog von Levetzow auf Reichswahlvorschlag der NSDAP in den Reichstag ein, dem er bis zum November 1933 angehörte.
Nationalsozialismus
Am 15. Februar 1933, noch ehe die Nationalsozialisten im Zuge der Machtergreifung den vollständigen Zugriff auf die Verwaltung erlangten, wurde Levetzow am 15. Februar 1933 zum Polizeipräsidenten von Berlin ernannt, der die wilden Schutzhaftlager des Frühjahres 1933 mitverantwortete.[4] In dieser Funktion war er maßgeblich an der Gleichschaltung der Berliner Polizei und am Aufbau der Gestapo beteiligt. Schon im Januar 1934 fehlte ihm aber der Einfluss, die nationalsozialistisch gesteuerte Störung einer monarchistischen Feier zu verhindern.[5] Im Juli 1935 wurde Levetzow vom Posten des Polizeipräsidenten aufgrund der sogenannten Kurfürstendamm-Krawalle wieder entfernt und durch den Führer der Berliner SA-Gruppe Wolf-Heinrich Graf von Helldorf ersetzt, auch um propagandistisch für die Auslandspresse ein Durchgreifen der Staatsführung darzustellen und diese von den Krawallen zu distanzieren.[6] In den letzten Jahren seines Lebens war Levetzow mit der Leitung der Berliner Werke der Firma Weser-Flugzeugbau betraut.
Levetzow starb 1939 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin. Sein Nachlass wird unter der Kennnummer „N 239“ im Bundesarchiv aufbewahrt.
Auszeichnungen
- Bayerischer Militärverdienstorden III. Klasse mit Krone und Schwertern [7]
- Ehrenkreuz des Ordens der Württembergischen Krone [8]
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse [7]
- Friedrich-August-Kreuz II. und I. Klasse [7]
- Hanseatenkreuz Hamburg [7]
- Komtur des Franz-Joseph-Ordens [8]
- Kronenorden II. Klasse mit Schwertern [7]
- Pour le Mérite [7]am 31. Oktober 1917
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz [8]
- Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens mit Krone und Schwertern [7]
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern [7]
- Roter Adlerorden III. Klasse mit Schleife [8]
Siehe auch
Schriften
- Die Seeschlacht an der Doggerbank, 1927.
- Skagerrak. Der Ruhmestag der Deutschen Flotte 1935.
Literatur
- Gerhard Granier: Magnus von Levetzow. Monarchist und Wegbereiter Hitlers, Boppard am Rhein 1982.
- Gerhard Granier: Levetzow, Magnus von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, S. 391 f.
- Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs Band 2: H-O, ISBN 3-7648-2516-2, S.334-336
Weblinks
- Literatur von und über Magnus von Levetzow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Magnus von Levetzow in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Web Arnim von Manikowsky und Gerhard E. Gründler, Deutsche Admirale putschen nicht?, in Stern 12/1970, zur Beteiligung Levetzows am Kapp-Putsch
Einzelnachweise
- ↑ Max Hirschberg/ Reinhard Weber: Jude und Demokrat. Erinnerungen eines Münchener Rechtsanwalts, 1998, S. 257.
- ↑ Bundesarchiv - Militärarchiv: Berlin, 17. Mai 1920 Anlage 1, unterzeichnet: Reichswehrgruppenkommando 1 la Nr. Handschriftlich: Funker, gemäß Klaus Kuhl, Erbitterte Kämpfe im März 1920, Kiel 1980
- ↑ Willi Jasper: Der Bruder, Heinrich Mann. Eine Biographie, 1992, S. 236.
- ↑ Klaus Drobisch / Günther Wieland: System der NS-Konzentrationslager 1933-1939 1993 Berlin S.43.
- ↑ Stefan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus 2004 Frankfurt a. M. S.512.
- ↑ Goebbels Tagebücher - Sämtliche Fragmente, Band 2, S. 494 (19. Juli 1935), ISBN 3-598-21917-2.
- ↑ a b c d e f g h Marine-Kabinett/ Mittler & Sohn Verlag: Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr 1918, Berlin 1918, S.10.
- ↑ a b c d Marinekabinett/Mittler & Sohn (Hrsg.): Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine, Berlin 1914, S. 115.
Kategorien:- Militärperson (Kaiserliche Marine)
- Träger des Roten Adlerordens 3. Klasse
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- Träger des Hausordens von Hohenzollern
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