Marie-Elisabeth Lüders

Marie-Elisabeth Lüders
Marie Elisabeth Lüders (1949)

Marie-Elisabeth Lüders, oft genannt auch Else Lüders[1] (* 25. Juni 1878 in Berlin; † 23. März 1966 ebenda) war eine deutsche Politikerin (DDP, später FDP) und Frauenrechtlerin.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Marie Elisabeth Lüders kam als Nachfahrin des Agrarreformers Philipp Ernst Lüders und als Tochter eines hohen preußischen Regierungsbeamten zur Welt. Nach einer entsprechenden Ausbildung unterrichtete sie zunächst an einem Mädchenpensionat. Von 1902 bis 1906 arbeitete sie der Zentrale für private Fürsorge. Auf der Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvereine im Oktober 1908 in Breslau trat sie paternalistischen Ansichten über die Bezahlung von Dienstmädchen entgegegen und verfocht die Dienstbotenvereine auf gewerkschaftlicher Basis[3] Als eine der ersten Frauen studierte sie ab 1909 Staatswissenschaften in Berlin und promovierte über die Aus- und Fortbildung von Frauen in gewerblichen Berufen bereits 1912. Sie war damit die erste Frau, die an einer deutschen Universität die Doktorwürde erlangte. Anschließend übernahm sie verschiedene Positionen in der Sozialverwaltung und in der sozialen Selbsthilfe, unter anderen als Wohnungspflegerin. 1916 wurde sie zur Leiterin der Frauenarbeitszentrale im Kriegsministerium berufen. In den 1920er Jahren gehörte sie als einzige Frau dem Normenausschuss beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an. 1926 gründete sie mit Agnes von Zahn-Harnack und Margarete von Wrangell den Deutschen Akademikerinnenbund, dessen Vorsitzende sie von 1930 an war. Nachdem der Verband sich 1933 aufgelöst hatte, um der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, beteiligte sich Lüders 1949 an der Wiedergründung. Von 1949 bis 1955 gehörte sie als erste Frau überhaupt dem Hauptdeputationsausschuss des Deutschen Juristentages an.

Marie Elisabeth Lüders wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem in einem Ehrengrab des Berliner Senats bestattet.

Partei

Lüders war Gründungsmitglied der DDP. Als sich ihre Partei mit dem Jungdeutschen Orden zur Deutschen Staatspartei zusammenschloss, distanzierte sie sich und verzichtete auf eine erneute Parlamentskandidatur. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste sie alle Ämter aufgeben, war aber nicht gezwungen, ins Exil zu gehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie zunächst in der LDPD aktiv, wechselte dann aber nach Westberlin und trat der FDP bei.

Abgeordnete

In der Weimarer Republik saß sie 1919/20 in der Weimarer Nationalversammlung und anschließend bis 1930 im Reichstag, wo sie sich vor allem für soziale Fragen engagierte.

Von 1953 bis 1961 gehörte Lüders dem Deutschen Bundestag an. Sowohl 1953 als auch 1957 fungierte sie, obwohl nur zweitälteste Abgeordnete, als Alterspräsidentin des Parlaments, da Bundeskanzler Konrad Adenauer auf dieses Privileg verzichtete. Im Bundestag sorgte sie für eine gesetzliche Regelung, die die Rechtsstellung deutscher Frauen sichert, die mit Ausländern verheiratet sind (sog. "Lex-Lüders").

Marie Elisabeth Lüders (Deutsche Briefmarke, 1997, Serie Frauen der deutschen Geschichte)
Briefmarke 1969 aus dem Block 50 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland

Ehrungen

Am 25. Juni 1958 wurde Lüders die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen. Nach ihr sind das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Bundestages, sowie eine Straße und eine Oberschule in Berlin benannt. Lüders wurde 1969 und 1997 auf deutschen Briefmarken abgebildet.

Veröffentlichungen

  • Das unbekannte Heer. Frauen kämpfen für Deutschland 1914–1918. Mit einem Geleitwort des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht Generaloberst von Blomberg. Mittler & Sohn, Berlin, 1936
  • Als Abgeordnete in Bonn. In: Politische Studien. Jahrgang 1963, Heft 152, Seiten 692–701
  • Fürchte dich nicht. Memoiren. 1964.

Literatur

  • Heide-Marie Lauterer: Lebenswege, politisches Selbstverständnis und Handeln von Parlamentarierinnen in Deutschland 1918–1953. Heidelberg 2001.

Einzelnachweise

  1. Braune A. Konsequent den unbequemen Weg gegangen. Adele Schreiber (1872-1957). Politikerin, Frauenrechtlerin, Journalistin. Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2003.
  2. Biografie auf der Website des LeMO.
  3. Sozialistische Monatshefte 01 1909 S. 61 [1]

Weblinks


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