- Martinskirche (Kaiserslautern)
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Die Martinskirche ist eine ehemalige Franziskanerkirche und heutige katholische Pfarrkirche in der Innenstadt von Kaiserslautern. Der Bau hat eine sehr wechselhafte Geschichte.
Die Pfarrkirche St. Martin am St.-Martins-Platz prägt in ihrer klaren Architektur das Stadtbild. Der schlichte Sandsteinquaderbau, der in den Verlauf der Klosterstraße eingebunden ist, entspricht in einem sehr einfach gehaltenen gotischen Stil der franziskanischen Baukonzeption. Er hat daher auch keinen Turm, sondern trägt auf seinem Walmdach nur einen Dachreiter.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahre 1284 erfolgte die Genehmigung für den Bau eines Franziskanerklosters in Kaiserslautern durch König Rudolf von Habsburg. Die Klosteranlage wurde 1290 direkt an der Stadtmauer errichtet. Etwa 10 Jahre später wurde sie um ein Gotteshaus im gotischen Stil nach Art der Bettelordenskirchen erweitert, die heutige Martinskirche. Auf dem Gelände war, bedingt auch durch den Verlauf der Lauter und den angrenzenden Stadtwoog (heutiger Stiftsplatz), nur wenig Platz für eine Kirche. Darum hat die Kirche nur ein Seitenschiff. Der etwas abgeknickte Chorraum ist dadurch begründet, dass die Hauptverkehrsstraße von Osten durch das angrenzende Gautor führte und diese Straße nicht verengt werden durfte. Im 15. Jahrhundert wurden im Nordosten der Kirche mehrere Seitenkapellen angebaut.
Nach der Auflösung des Klosters 1538 wurde die Kirche profaniert. Die Stadt erhielt die Verfügungsrechte über die Gebäude. In der Reformation, die 1554-1556 in Kaiserslautern eingeführt wurde, trat die Stadt zum Calvinismus über. 1634 wurde nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen wieder ein Franziskanerkonvent eingerichtet. 1628 trat die Stadt zum Katholizismus über. 1629 baute man das Treppentürmchen an der Ostseite.
1652 wurde das Kloster erneut aufgehoben, danach machte man die Kirche zum städtischen Zeughaus. Dazu wurde – wie man noch heute anhand der zugemauerten Fenster und Türen an der Front zur Klosterstraße erkennt – das Langhaus in zwei Stockwerke geteilt und die Chorfenster im unteren Teil zugemauert. Nach 1666 diente die Kirche dem Herzog von Simmern als Reithalle.
1688 gaben die französischen Besatzungstruppen die Kirche an die Franziskaner zurück. Ab 1706 wurde die Kirche modernisiert, sie erhielt einen barocken Dachreiter und eine Stuckdecke. In dieser Zeit wurden alle Kirchengebäude der Stadt neu verteilt und die benachbarte Stiftskirche an die Reformierten übertragen. Das Patrozinium des heiligen Martin lag zuvor bei der Stiftskirche und wurde 1802 offiziell auf die Martinskirche übertragen.
Nach der Französischen Revolution wurde das Kloster erneut aufgelöst, seit 1803 ist die Martinskirche katholische Pfarrkirche. Die Klostergebäude wurden 1817 abgerissen, Spuren vom Kreuzgangdach sind an der Südseite der Kirche noch zu sehen. Zwischen 1825 und 1845 gab es immer wieder Berichte über Schäden durch Risse. Das Gewölbe begann sich von den Außenmauern zu lösen. Als Ursache wurde der unsachgemäße Abriss der Klostergebäude ausgemacht, außerdem war der Dachreiter zu schwer. Damals wurden Zugstangen im Chorraum eingefügt. 1856 musste der bei einem Brand zerstörte Dachreiter ersetzt werden. 1936 wurde die Kirche umfassend saniert. 1967 wurde das Dach neu gedeckt und der Dachreiter standfester eingefügt. Als die statischen Probleme in den kommenden Jahren jedoch immer größer wurden und sich die Mauern um bis zu 24 cm verschoben, mussten die gesamten Fundamente, die sich im Lauf der Jahrhunderte gesenkt hatten, in den 70er Jahren abschnittsweise erneuert werden. Das Mauerwerk wurde durch Zementleim, der über dünne Schläuche eingepresst wurde, stabilisiert.
Inneneinrichtung
Die Kirche ist eine zweischiffige Hallenkirche mit überhöhtem Hauptschiff, an das sich nördlich ein schmales, durch spitzbogige Scheidbögen abgetrenntes Seitenschiff anschließt. Die hohen Spitzbogenfenster sind mit einfachem Maßwerk geschmückt. Das Langhaus hat eine barocke Stuckdecke. Der Chor mit 5/8-Schluss schließt mit einem Kreuzrippengewölbe. Der Schlussstein trägt ein Relief des siegreichen Osterlamms.
Die Achse des Chors weicht auffällig von der Achse des Langhauses ab. Man könnte dies als Anspielung auf die Passionsgeschichte deuten (vgl. Johannes 19, 30: „… er neigte das Haupt und verschied“), wahrscheinlich war hier aber auf örtliche Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. Die Kirche verlief nämlich unmittelbar an der Stadtmauer. An der Nordseite des Chors sind Spuren eines ehemaligen Kapellenanbaus zu sehen, zwischen Langhaus und Chor befindet sich ein runder Treppenturm. An der Südseite sind noch Spuren des Kreuzgangs der ehemaligen Klosteranlage zu erkennen, von der nur ein tonnengewölbter Keller erhalten ist. – Im Pfarrgarten befinden sich noch Grabsteine (16. bis 18. Jahrhundert) des ehemaligen, westlich der Kirche gelegenen Friedhofs, vor der Westfassade steht ein lebensgroßes Standbild des Hl. Nepomuk, das ursprünglich auf der ehemaligen Lauterbrücke aufgestellt war.
Die originale Inneneinrichtung ist verloren gegangen. Die Kirche zeigt sich heute innen recht schlicht. Bemerkenswert sind das Taufbecken (Sandstein, 1516), die barocke Stuckdecke (Vanitassymbole, Darstellungen des Jüngsten Gerichts und der Hl. Dreifaltigkeit) sowie eine monumentale Kreuzigungsgruppe und die Kreuzwegstationen (beide 19. Jahrhundert). Die figürlichen Glasfenster stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert.
1879 wurde an der Westseite eine halbhohe Empore gebaut, auf der 1906 die Orgel der Firma Walker untergebracht wurde, wodurch jedoch das Westfenster im Seitenschiff vollständig verdeckt und die Kirche sehr dunkel wurde.
1936 erfolgte eine Renovierung, bei der eine dunkelbraune Holzvertäfelung bis auf Augenhöhe eingebaut wurde, um Schäden am Putz zu verdecken. Der Aufbau des Hochaltars wurde damals teilweise entfernt und ein buntes Martinsfenster über dem Hochaltar eingebaut. Es wurde von Prof. Caspar aus München gefertigt.
Dieses Fenster musste 1978 in das erste Fenster des Seitenschiffs umgesetzt werden, weil die Chorfenster bei der Renovierung auf ihre ursprüngliche Länge vergrößert wurden, damit die gotischen Proportionen, die im 16. Jahrhundert durch die Nutzung als Zeughaus verloren gingen, wiederhergestellt wurden.
Bei dieser Renovierung wurde auch die den Raum erdrückende Orgelempore entfernt und die neu gefasste Orgel in die Nordostecke des Seitenschiffs verlagert. Die Stuckdecke wurde behutsam restauriert und eine neue Altarinsel am Schnittpunkt von Chor und Hauptschiff eingerichtet. Der Chorraum dient seitdem als Werktagskirche und hat einen eigenen Zugang über die Sakristei. Die Kreuzesgruppe aus dem früheren Hochaltar und der gotische Taufstein wurden im Chorraum belassen. Die Figuren des Hl. Martin und des Hl. Norbert vom alten Hochaltar wurden in das Seitenschiff übertragen. Bildhauer Josef Henger aus Regensburg gestaltete Tabernakel, Ambo und Altar aus hellem Sandstein und Bronze.
Das Marienfenster in der Ostwand des Seitenschiffs stammt noch von einem unbekannten Künstler des 19. Jahrhunderts und wurde zwischen 1976 und 1978 restauriert.
(Walcker-)Orgel
Die Orgel wurde in den Jahren 1978 - 1979 von der Orgelbaufirma Paul Zimnol (Kaiserslautern) nach einem Dispositionsentwurf von Ludwig Doerr (Freiburg) erbaut. Das Instrument hat 42 Register (3026 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal. 27 Register stammen aus dem Vorgängerinstrument aus dem Jahre 1906, das von der Orgelbaufirma Walcker (Ludwigsburg) erbaut worden war.[1] Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[2]
I Hauptwerk C– 1. Prinzipal 8′ 2. Holzflöte 8′ W 3. Gamba 8′ W 4. Gedackt 8′ W 5. Oktave 4′ W 6. Rohrflöte 4′ W 7. Quinte 22/3′ W 8. Oktave 2′ W 9. Cornett V 8′ W 10. Mixtur maj. IV-V 2′ 11. Mixtur min. II-III 1′ 12. Fagott 16′ 13. Trompete 8′ 14. Clairon 4′ II Schwellwerk C– 15. Bourdon 16′ W 16. Soloflöte 8′ W 17. Violine 8′ W 18. Vox coelestis II 8′ W 19. Gedackt 8′ W 20. Fugara 4′ W 21. Blockflöte 4′ W 22. Nasat 22/3′ 23. Prinzipal 2′ 24. Terz 13/5′ 25. Scharf IV 1′ W 26. Oboe 8 ́ W Tremulant III Positiv C– 27. Gedacktflöte 8′ W 28. Prinzipal 4′ 29. Traversflöte 4′ W 30. Flautino 2′ W 31. Spitzquinte 11/3′ 32. Sifflöte 1′ W 33. Zimbel III 1/2′ 34. Vox humana 8′ Tremulant Pedalwerk C– 35. Prinzipalbass 16′ W 36. Subbass 16′ W 37. Oktavbass 8′ 38. Bassgedackt 8′ W 39. Choralbass 4′ W 40. Mixtur IV 22/3′ W 41. Posaune 16′ 42. Trompete 8′ W - Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P; II/I jeweils als Sub- und als Superoktavkoppel
- Nebenregister: Glockenspiele im Hauptwerk (G-g1) und im Schwellwerk (g0-g2)
- Spielhilfen: Tutti, 16-fache Setzeranlage, Registercrescendo
- W = Register aus der Vorgängerorgel von Walcker, 1906
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Kirchenmusik St. Martin
- ↑ Zur Disposition
Weblinks
Commons: Martinskirche (Kaiserslautern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien49.4458888888897.7725277777778Koordinaten: 49° 26′ 45″ N, 7° 46′ 21″ OKulturdenkmäler in KaiserslauternApostelkirche | Bunter Block | Burg Beilstein | Burg Hohenecken | Central-Kino | Fackelbrunnen | Fruchthalle | Humbergturm | Jüdischer Friedhof | Kaiserpfalz | Kammgarnspinnerei | Marienkirche | Martinskirche | Röhmschule | Rundbau | Siedlung Bahnheim | St.-Martins-Platz | Stiftskirche | Union-Theater | Villa Jaenisch | Villa Kröckel | Wadgasserhof | Waschmühltalbrücke | Wohnanlage Fischerstraße | Zum Spinnrädl
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