Matthias Hartmann

Matthias Hartmann
Matthias Hartmann und Gattin Alexandra Liedtke (2010)
Hartmann mit dem Spezialpreis des Nestroy 2010 und Johann Adam Oest auf der Feststiege des Burgtheaters

Matthias Hartmann (* 27. Juni 1963 in Osnabrück) ist ein deutscher Theaterregisseur und Intendant, seit 2009 leitet er das Burgtheater in Wien.

Leben

Seine Karriere als Theaterregisseur begann Hartmann als Hospitant am Schillertheater Berlin, danach arbeitete er als freier Regisseur an den Häusern in Kiel, Mainz und Wiesbaden. Seine erste eigenverantwortliche Inszenierung erarbeitete Hartmann 1989 mit Tagträume am Stadttheater in Kiel. 1990 wurde er künstlerischer Leiter und Hausregisseur am Niedersächsischen Staatstheater in Hannover. Seine Inszenierung von Emilia Galotti von Gotthold Ephraim Lessing aus dieser Zeit wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit dem Sommer 1993 arbeitete Hartmann als freier Regisseur, der unter anderem am Staatsschauspiel in München und am Burgtheater in Wien engagiert wurde. Die zweite Einladung zum Berliner Theatertreffen erhielt er für seine Inszenierung von Der Kuss des Vergessens von Botho Strauß am Zürcher Schauspielhaus.

Vom Sommer 2000 bis zum Sommer 2005 war Hartmann Intendant des Schauspielhaus Bochum. Er übernahm das Haus von Leander Haußmann, wobei das Traditionstheater an der Königsallee zu alter Größe zurückkehrte. In Bochum brachte Hartmann unter anderem Uraufführungen von Botho Strauß und Peter Turrini auf. Für Medienwirbel sorgten auch die zwei Arbeiten mit dem Entertainer Harald Schmidt. So spielte Schmidt vor vollem Haus in Samuel Becketts Warten auf Godot die Rolle des Lucky. Unter Hartmann brach das Schauspielhaus den bisherigen Rekord an verkauften Abonnements, der noch von Claus Peymann aufgestellt worden war.

Seit der Spielzeit 2005/06 war Hartmann Intendant des Schauspielhauses Zürich. Er übernahm das Haus von Andreas Spillmann, der als Interimsintendant die künstlerische und kaufmännische Direktion in der Spielzeit 2004/05 innehatte. Ursprünglich hätte der Theater- und Opernregisseur Christoph Marthaler diese Saison als seine fünfte und letzte als Intendant des Zürcher Schauspielhauses leiten sollen, worauf dieser jedoch verzichtete.

Am 13. Juni 2006 gab der damalige österreichische Kunst-Staatssekretär Franz Morak bekannt, dass Hartmann ab 2009 als Nachfolger Klaus Bachlers das Wiener Burgtheater leiten soll, wobei er sich gegen namhafte Konkurrenz wie Andrea Breth, Ulrich Khuon, Elisabeth Schweeger, Frank Baumbauer und Martin Kušej durchsetzte.

In einem ersten Interview für das österreichische Nachrichtenmagazin News wandte er sich gegen das didaktische Theater der Achtundsechziger-Generation und gab die Grundzüge seines Konzepts bekannt: „Das Burgtheater ist ein Ort mit Erotik und Strahlkraft, an dem sich die besten Schauspieler und die besten Regisseure versammeln, ein Ort für alle Menschen, die Lust am Theater haben. Dort muss alles stattfinden. Es ist vollkommen falsch, ihm mit Gewalt ein Konzept verpassen zu wollen. Es muss sich sternförmig auf alle Möglichkeiten des theatralischen Erzählens ausbreiten. Es braucht die großen Klassiker, und es muss ein Uraufführungstheater sein, mit Stückaufträgen an die großen österreichischen Dramatiker und mit der Entdeckung neuer. Es darf vor Konventionalität so wenig Angst haben wie vor dem Experiment.“

Im September 2008 gab Hartmann bekannt, seine Direktion am Burgtheater am 4. September 2009 mit einer von ihm selbst inszenierten Produktion von Goethes Faust eröffnen zu wollen. Tobias Moretti wird in der Rolle des Faust, Gert Voss als Mephisto und Katharina Lorenz als Gretchen zu sehen sein. Das Ensemble bleibt weitgehend unverändert. Neu sind Martin Wuttke und Dörte Lyssewski. Eine Rückkehr von Regisseur Martin Kušej scheint unter Hartmann unwahrscheinlich.[1] Dafür debütiert der gefeierte lettische Regisseur Alvis Hermanis am Haus.

Sechs Premieren innerhalb einer Woche hat Hartmann zum Auftakt im September 2009 angesetzt. Nach den beiden Teilen von Faust folgen die Uraufführung Der goldene Drache in der Regie des Autors Roland Schimmelpfennig, Adam Geist von Dea Loher, die Avantgardegruppe Nature Theater of Oklahoma mit Life and Times und der deutschen Fassung des schrägen Musicals Shockheaded Peter. Danach zeigt Hartmann fünf eigene Arbeiten, die er aus seinen Wirkungsstätten Zürich und Bochum mitbringt: Amphitryon, Warten auf Godot, Immanuel Kant von Thomas Bernhard, 1979 von Christian Kracht und Jon Fosses Todesvariationen.

Andrea Breth („Quai West" von Koltès) und Luc Bondy (Uraufführung von Peter Handkes Bearbeitung der „Helena" des Euripides) inszenieren wieder in Wien, Thomas Vinterberg bringt die Fortsetzung von Das Fest namens Das Begräbnis heraus. Weitere Uraufführungen steuern Yasmina Reza, Franzobel, René Pollesch, Joachim Meyerhoff und Sibylle Berg bei. Mit Christoph Schlingensief war man im Gespräch über ein neues Projekt. Die Needcompany ist zu Gast. Und dann gibt es noch zwei neue diskursive Formate, Das Reflektorium mit Stefan Zweifel und der Rede-Zyklus Kakanien: Ideengeber Peter Turrini macht den Beginn.

Von den fünf Frauen mit denen Hartmanns Team startete (Karin Bergmann, seiner Stellvertreterin, Silvia Stantejsky, die kaufmännische Chefin, die Dramaturginnen Barbara Sommer und Amely Haag sowie seine Schwester Annette Raffalt, die sich um Die junge Burg kümmert)[2] sind nur noch drei geblieben.

Hartmann hat auch schon Opern inszeniert: 2003 Bedřich Smetanas Die verkaufte Braut (Dirigent Peter Schneider), 2006 Eugen d’Alberts Tiefland und 2008 Bizets „Carmen" (Dirigent beide Male:Franz Welser-Möst) am Opernhaus Zürich sowie 2005 Richard Strauss' Elektra (Dirigent Christoph von Dohnányi) an der Pariser Oper. Im Oktober 2009 inszenierte er an der Wiener Staatsoper Schostakowitschs Lady MacBeth von Mzensk.[3] Shakespeares Was ihr wollt wurde im Dezember 2010 von Hartmann am Burgtheater inszeniert.[4]

Einzelnachweise

  1. Oberösterreichs Neue vom 29. Dezember 2008
  2. Der Burgtheater-Direktor, ein Entertainer. In: derstandard.at, 22. April 2009, abgerufen am 26. November 2010.
  3. Metzmacher triumphiert mit Abgesang auf Stalin. In: welt.de, 27. Oktober 2009, abgerufen am 26. November 2010.
  4. FAZ vom 24. Dezember 2010, Seite 35: Die Spaßbagage von Illyrien

Weblinks

 Commons: Matthias Hartmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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