Franz Welser-Möst

Franz Welser-Möst
Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra, September 2008

Franz Welser-Möst (eigentlich: Franz Leopold Maria Möst, * 16. August 1960 in Linz, Oberösterreich) ist ein österreichischer Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Welser-Möst besuchte das Linzer Musikgymnasium. Dort wurde Balduin Sulzer auf sein Talent aufmerksam und wurde zu seinem wichtigsten Lehrer und Förderer. Welser-Möst studierte Komposition und Geige. Verletzungen durch einen schweren Autounfall 1978 beendeten jedoch seine Karriere als Geiger. Er widmete sich fortan ganz dem Dirigieren.

Franz Welser-Möst leitete bis 1985 das Österreichische Jugendorchester. Erste Verpflichtungen als Dirigent führten ihn nach Winterthur und Lausanne in die Schweiz sowie nach Norrköping in Schweden. 1986 erregte er bei einem Konzert des London Philharmonic Orchestra internationales Aufsehen und leitete in Folge dieses Orchester von 1990 bis 1996, allerdings unter breiter Opposition der lokalen Presse und mit unerfreulichem Ende. Von 1995 bis 2002 war er Musikdirektor des Opernhauses Zürich, wo er von September 2005 bis Sommer 2008 auch als Generalmusikdirektor verpflichtet war. Seit 2002 ist er Chefdirigent des Cleveland Orchestra. Sein Vertrag läuft dort bis vorerst 2018.

Darüber hinaus gastierte Franz Welser-Möst an der Wiener Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, beim Glyndebourne Festival und 2004 erstmals bei den Salzburger Festspielen, wo er 2008 am Pult des Cleveland Orchestra mit Antonín Dvořáks Rusalka einen durchschlagenden Erfolg feierte. Zuvor hatten die Wiener Philharmoniker gegen die Einladung eines amerikanischen Orchesters für eine Oper aus dem altösterreichischen Raum Protest eingelegt.

Am 6. Juni 2007 wurde er von der österreichischen Kulturministerin Claudia Schmied zum Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper ab 2010 bestellt. Er soll das Haus mit dem Franzosen Dominique Meyer leiten. Welser-Möst dirigierte im Herbst 2010 die erste Premiere der neuen Ära, sie galt Hindemiths Oper Cardillac. Außerdem übernimmt er drei weitere Premieren in dieser Spielzeit: Figaro und Don Giovanni von Mozart sowie Katja Kabanowa als Beginn eines auf mehrere Jahre angelegten Janáček-Zyklus. Im März 2010 war Welser-Möst wesentlich am Zustandekommen des Orchesterkollektivvertrags der Wiener Staatsoper beteiligt: In der Nacht vor der Spielplanpressekonferenz erwirkte er bei der Republik mit einer Rücktrittsdrohung die seit Jahren versprochene Erhöhung der Orchesterbezüge.

Zu Neujahr 2011 dirigierte Welser-Möst zum ersten Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.[1][2]

Sonstiges

Das alte Casino Dommayer – heute befindet sich an dieser Stelle das Parkhotel Schönbrunn.
  • Welser-Mösts Urgroßmutter Aloisia Wild war eine geborene Dommayer aus der Familie, von der das Casino Dommayer in der Wiener Hietzinger Hauptstraße stammte, das das Vorgängerlokal des heute bekannten Café Dommayer war. Im Dommayer hatten die Komponisten Johann Strauss Vater, Joseph Lanner und Johann Strauss Sohn viele ihrer Uraufführungen.[3]
  • Aloisia Dommayers Mutter (Welser-Mösts Ururgroßmutter) war Katharina Scherzer, die Tochter des Wirten und Betreibers des damals bekannten Tanzlokals Zum Sperl[3] in der Wiener Leopoldstadt. (Dem Lokal widmete Johann Strauß Vater den Sperls Festwalzer, die Sperl-Polka und den Sperl-Galopp.[4] Von Joseph Lanner stammt der „LandlerWillkommen zum Sperl.[5])
  • Welser-Mösts Großmutter väterlicherseits war aus der Familie Wild, die am Neuen Markt in der Wiener Inneren Stadt den berühmt gewordenenen Delikatessenhandel Gebrüder Wild betrieben.[3]

Auszeichnungen

Literatur

  • Franz Welser-Möst: Kadenzen. Notizen und Gespräche. Aufgezeichnet von Wilhelm Sinkovicz. Wien u.a., Styria 2007, ISBN 978-3-222-13217-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Wruss: Kulturszene: „Wir atmen die gleiche Luft und sprechen die gleiche Sprache“. Oberösterreichische Nachrichten, 31. Dezember 2010. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  2. Neujahrskonzert mit stehenden Ovationen. wien.orf.at, 1. Jänner 2011. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  3. a b c Ludwig Heinrich: Der Walzerkönig und die Uroma: Welser-Möst im OÖN-Interview. Oberösterreichische Nachrichten, 28. Dezember 2010. Abgerufen am 1. Jänner 2011.
  4. Siehe Zum Sperl, Abschnitt „Sonstiges“.
  5. Josef Lanner: „Willkommen zum Sperl“.. Eintrag auf Klassika. Die deutschsprachigen Klassikseiten. Abgerufen am 2. Jänner 2011.
  6. Porträt in Klassik.com

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