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Prometheus (altgr. Προμηθεύς, Gen. Προμηθέως (Promethéôs); dt. der Vorausdenkende) ist in der griechischen Mythologie der Freund und Kulturstifter der Menschheit. Oft wird er auch als Schöpfer der Menschen und Tiere bezeichnet, so beispielsweise bei Platon. Es lassen sich bei ihm, dem Feuerbringer und Lehrmeister der Menschen, vor allem Gemeinsamkeiten mit Hephaistos, aber auch mit Apollon und Athene entdecken. Von seinen Beinamen sind neben Pyrphoros („Feuerbringer”), unter anderem Iapetionides („Sohn des Iapetos”) und Desmotes ("Gefesselter") bekannt.
In Athen befand sich ein ihm geweihter Altar, der während der ihm zu Ehren abgehaltenen Festlichkeiten, der Promethea, mit Fackeln geschmückt wurde. Zudem existierte in Athen ein weiteres Heiligtum, in dem er und der Gott Hephaistos gemeinsam verehrt wurden.
Die Gestalt des Prometheus fand in der Kulturgeschichte vielfältige Rezeption, so z.B. bei Goethe.
Inhaltsverzeichnis
Genealogie
In der griechischen Mythologie ist Prometheus ein Titan und der Sohn des Titanen Iapetos und der Klymene (nach Hesiod) oder er ist der Sohn Gaias.
In der Abstammung nach Hesiod ist er ferner der Bruder des Atlas, des Menoitios und des Epimetheus - vgl. die Theogonie (Verse 507-616). Ein Sohn von Prometheus mit Pronoia („Vorsorge”) ist Deukalion.
Prometheus ist zwar nicht göttlicher, jedoch titanischer Herkunft, wobei er allerdings laut Aischylos den Olympiern in der Titanomachie zum Sieg verhilft und dennoch die von Zeus errichtete Oligarchie als anmaßende Gewaltherrschaft ansieht, der er, da er von Themis (die Aischylos mit Gaia gleichsetzt) die Zukunft und das Schicksal aller Dinge erfahren hat, auch den Untergang prophezeit. Dieser Untergang im Gigantenkampf wird allerdings durch Herakles behindert.
Prometheus-Mythos
Prometheus wollte die Menschen aus der Erde erwecken. Also ging er auf die Erde und formte sie aus Ton. Da sie noch leblos waren, gab er ihnen von verschiedenen Tieren je eine Eigenschaft (z.B. vom Hund die Klugheit, vom Pferd den Fleiß usw.). Athene, unter den Göttern seine Freundin, gab ihnen den Verstand und die Vernunft. Da lebten die Menschen, und Prometheus war ihr Lehrmeister.
Die Götter wurden auf die Menschen aufmerksam und verlangten von ihnen Opfer und Anbetung. Da verfiel Prometheus zu ihren Gunsten auf eine List: Er schlachtete im Namen der Menschen einen Stier und machte daraus zwei Haufen, einen größeren aus den Knochen und einen kleineren aus dem Fleisch. Dann umhüllte er beide mit Stierhaut, um den Inhalt zu verbergen. Schließlich forderte er Zeus auf, einen der Haufen zu wählen. Dieser wählte den größeren, obwohl er als Göttervater naturgemäß den Betrug durchschaute, den Menschen aber anscheinend Verderben bringen wollte (Hesiod, Theogonie, V. 550-552). Seitdem werden bei Tieropfern nur die Knochen und ungenießbaren Teile verbrannt, das Fleisch aber für den menschlichen Verzehr abgezweigt. Als der Betrug offensichtlich wurde, sagte er voller Zorn, dass Prometheus dafür büßen müsse.
Als erste Strafe versagte Zeus den Sterblichen das Feuer. Um das Feuer für die Menschen wiederzuerlangen, hob Prometheus einen langen Stängel des Riesenfenchels in den Himmel, um ihn am vorüberrollenden funkensprühenden Sonnenwagen des Helios zu entzünden. Mit dieser lodernden Fackel eilte er zur Erde zurück und setzte einen Holzstoß in Flammen.
Als Zeus den Raub sah und erkannte, dass er den Menschen das Feuer nicht mehr nehmen konnte, sann er auf Rache: Er befahl seinem Sohn Hephaistos, das Trugbild einer schönen Jungfrau zu gestalten. Athene schmückte sie mit einem Gewand aus Blumen, Hermes verlieh ihr eine bezaubernde Sprache, Aphrodite schenkte ihr holdseligen Liebreiz. Man nannte sie Pandora, die Allbeschenkte. Zeus aber reichte ihr eine Büchse, in die jeder der Göttlichen eine unheilbringende Gabe eingeschlossen hatte. Zeus stieg mit Pandora zur Erde hinab und überreichte sie als Geschenk an Prometheus’ Bruder Epimetheus („der Nachherbedenkende”), der sie entgegen einer früheren Warnung Prometheus' auch annahm. Da hob Pandora den Deckel, und alle Übel schwebten hinaus, und nur die Hoffnung blieb in der Büchse zurück, als sie diese schnell wieder schloss. Seit dieser Stunde rasen bei Tag und Nacht Fieberkrankheiten, Leiden und plötzlicher Tod über den Erdkreis.
Nicht nur die Menschen sollten bestraft werden, sondern auch Prometheus selbst. Zeus ließ ihn fangen und in die schlimmste Einöde des Kaukasus schleppen, wo er ihn an einen Felsen über einem Abgrund fesseln ließ. Ohne Speis, Trank und Schlaf musste Prometheus dort ausharren, und jeden Tag kam der Adler Ethon und fraß von Prometheus' Leber, die sich zu dessen Qual immer wieder erneuerte, da er ein Unsterblicher war. Vergeblich flehte Prometheus um Gnade. Wind und Wolken, die Sonne und die Flüsse machte er zu Zeugen seiner Pein. Doch Zeus blieb unerbittlich. Und so sollte seine Qual viele Jahrhunderte dauern, bis der Held Herakles, von Mitleid erfüllt, ihn erlöste. Aber selbst da musste er fortan einen Ring mit einem Stein aus dem Kaukasus tragen, damit sich Zeus rühmen konnte, er sei immer noch daran gefesselt.
Prometheus in der Geistesgeschichte
Aischylos
Von der Prometheus-Trilogie des Aischylos ist lediglich Der gefesselte Prometheus erhalten.
Platon
Prometheus wird bei Platon mehrmals thematisiert, besonders erwähnenswert ist aber die Stelle im Protagoras: (Epimetheus soll den Lebewesen Eigenschaften zuordnen. Epimetheus übernimmt diese Aufgabe und lässt sich dann von seinem Bruder, Prometheus, kontrollieren. Zuerst wird er einmal gelobt: Epimetheus hat den Tieren gerecht verteilt Eigenschaften gegeben: Die Schnellen sind klein, die Wehrlosen haben zahlreichen Nachwuchs, ein ausgewogenes Verhältnis aller Arten ist gewährleistet.
Doch dann entdeckt Prometheus ein kleines, nacktes Wesen: den Menschen. Er ist leer ausgegangen, denn keine Eigenschaft ist mehr übrig geblieben. So sieht sich Prometheus gezwungen, für den Menschen das Feuer und die Weisheit der Athene, die Kunstfertigkeit des Hephaistos und andere zum Überleben wichtige Fähigkeiten zu stehlen, wie das Weben.
Doch damit ist das Problem nicht gelöst: Die Menschen, die sich aus Schutz vor den Tieren in Städten („Poleis”) zusammenschließen, töten einander, weil sie Scham und Mitgefühl, die staatsbürgerliche Kunst – so Platon – nicht haben.
Um diese Gattung nicht zu verlieren, sieht sich Zeus gezwungen, später Hermes mit eben diesen Fähigkeiten auf die Erde zu schicken und sie, im Gegensatz zu den anderen Fähigkeiten, gerecht unter allen zu verteilen. Platon: „Ja, du [Hermes] sollst in meinem Namen das Gesetz geben, dass, wer nicht imstande sei sich Scham und Recht zu eigen zu machen, dem Tod verfallen sei; denn er ist ein Geschwür am Leibe des Staates.” (Quelle: s.o. (Hrsg.: Otto Apelt))
Interessant ist die Unterscheidung zwischen Fähigkeiten, die zum Leben und gegen die Natur nötig sind, und jenen, die zum gemeinschaftlichen Zusammenleben notwendig sind.
Neuzeit
- Auch ein hochberühmtes Jugendgedicht Goethes ist Prometheus gewidmet: Er beschreibt darin den Trotz des schöpferischen Genies Prometheus gegen Zeus. (Siehe die literarische Epoche des „Sturm und Drangs”.)
- Mary Shelley verfasste 1818 den Roman Frankenstein mit dem Untertitel „Der moderne Prometheus”.
- Karl Marx bezeichnete Prometheus in seiner Dissertation 1841 als „den vornehmsten Heiligen und Märtyrer im philosophischen Kalender”, eine Illustration des gefesselten Prometheus erscheint in der Werkausgabe auch als Allegorie auf das Verbot der Rheinischen Zeitung. Dagegen erscheint der entfesselte Prometheus auf dem Titelblatt der Erstausgabe von Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) von Friedrich Nietzsche. Karl Kerényi betonte indessen die Ähnlichkeit und den gleichzeitigen Gegensatz zum christlichen Mythos der Passion Christi. In André Gides Erzählung Der schlechtgefesselte Prometheus (Le Promethée mal enchaîné) tritt die Figur im zeitgenössischen Paris in surrealem Zusammenhang auf.
- Der schwedische Dichter Viktor Rydberg (1828-1895) lässt Prometheus in seinem Ideengedicht Prometeus och Ahasverus (Prometheus und Ahasverus) als Vertreter des „westlichen” Prinzips des idealistischen Kampfes gegen Ungerechtigkeit und für eine bessere Zukunft mit Ahasveros, dem Vertreter des „orientalischen” Prinzips der Schicksalsergebenheit, streiten.
- Der deutsche Philosoph Hans Blumenberg (1920–1996) hat in Arbeit am Mythos (1979) den Prometheus-Mythos und dessen spätere Umarbeitungen als Paradigma der menschlichen Selbstbehauptung gegen den „Absolutismus der Wirklichkeit” gedeutet.
- „Die Befreiung des Prometheus” ist ein Text des Theaterstückes „Zement” von Heiner Müller. Hier wird der Text der Sage auf zwei Seiten in grotesker Form dargestellt. Beachtenswert ist dazu auch die gleichnamige Vertonung von Heiner Goebbels, die zuerst 1985 als Hörspiel fürs Radio, später auch auf der Bühne aufgeführt wurde (1991 französisch, 1993 deutsch). Das Hörspiel wurde zudem zunächst auf einer MC und später im Rahmen einer Dreifach-CD mit dem Titel „Hörstücke - nach Texten von Heiner Müller” von ECM herausgebracht. [1]
- Die deutsche Experimental/Noise/... Band Einstürzende Neubauten verarbeitet den Prometheus Mythos in ihrem Lied „Zerstörte Zelle” (und der früheren Version „Adler kommt später”) auf dem Album „Fünf auf der nach oben offenen Richterskala”.
- Die Deutsche Mittelalterrockband Saltatio Mortis hat in ihrem neuesten Album „Aus der Asche” die Sage um Prometheus zu einem Lied verarbeitet.
- Im Song "Feuer Ouvertüre/Prometheus Entfesselt" der Gruppe Therion wird die Geschichte des Prometheus dargestellt.
- Die Black Metal Band Emperor hat mit ihrem Album „Prometheus - The Discipline of Fire and Demise” ein Konzeptalbum erschaffen, welches sich ausschließlich mit Prometheus befasst
- Der medizinische Buchverlag Thieme hat einen dreibändigen Anatomie-Atlas nach Prometheus benannt.
Siehe auch
Auch Albert Camus hat sich in seinem Essai "Prometheus in der Hölle" (Prométhée aux enfers; 1946, erschienen in L'été [Folio Nr.16, éditions gallimard; 1959] mit dem Mythos befasst.
Literatur
- Thorwald Dethlefsen: Prometheus, Schuld und Sünde im menschlichen Dasein. Hermetische Truhe München 1986, Cassette
- Johann Wolfgang von Goethe : „Prometheus”
Einzelnachweise
- ↑ Unter anderem laut: Heiner Goebbels eigener Web-Site: http://www.heinergoebbels.com/ und der Deutschen bibliothek: http://www.die-deutsche-bibliothek.de/
Weblinks
- Prometheus bei Mythentor.de
- Prometheus - seine Geschichte in Bildern
- Prometheus, Tondichtung. Jean-Pierre Nouvel, Komponist [1]
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