- Mobile Jugendarbeit
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Mobile Jugendarbeit ist ein anwaltschaftliches (parteiisches), lebenswelt- und adressatenorientiertes Arbeitsfeld der Jugendhilfe, das unterschiedliche Handlungsansätze und -prinzipien der Sozialarbeit in einem sozialpädagogischen Handlungskonzept vereint; nämlich: aufsuchende Jugendarbeit (Streetwork), Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit.
Geschichte und Wurzeln
Die Entstehung von Street Work und Mobiler Jugendarbeit geht zurück auf das Jahr 1967, als dieses professionelle Konzept deutscher Sozialarbeit und Sozialpädagogik erstmals in Stuttgart-Freiberg von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart praktisch umgesetzt wurde. Walther Specht war in Deutschland der erste ausgebildete Sozialarbeiter, der mit dieser Aufgabe betraut wurde.
In Ostdeutschland wurde das Konzept „Mobile Jugendarbeit“ nach der Wende mit dem AGAG-Programm (Das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt), nach massiven Ausschreitungen von rechtsorientierten Jugendlichen, eingeführt, und auch dort konnte es sich durchsetzen.
Zentrale theoretische Bausteine des Grundkonzeptes Mobiler Jugendarbeit sind die Lebensweltorientierte Soziale Arbeit (Lebensweltorientierung) nach Hans Thiersch sowie die Gemeinwesenarbeit[1]. Diese werden ergänzt mit theoretischen Ausarbeitungen von Franz Josef Krafeld zur Akzeptierenden bzw. Gerechtigkeitsorientierten Jugendarbeit. Weitere theoretische Bausteine sind ebenso die Sozialraumorientierung sowie die verschiedenen Anneignungs- und Raumkonzepte.[2]
Anmerkungen zu Begrifflichkeiten
Die Begriffe Streetwork, Straßensozialarbeit, Aufsuchende Arbeit, Mobile Jugendarbeit werden in der Fachliteratur – selbst in Standardwerken – bislang sehr verschieden bzw. scheinbar beliebig verwandt (vgl. Krafeld 2004, S. 18). Die Bundesarbeitsgemeinschaft dieses Arbeitsfeldes führt diese Doppelbezeichnung „Streetwork/Mobile Jugendarbeit“ „wohl auch deshalb, um ganz pragmatisch unterschiedlichen Verständnissen gerecht zu werden und nicht dem Feld eine begriffliche Eindeutigkeit überzustülpen“ (ebd.). Dies würde dem „Facettenreichtum“ des Arbeitsansatzes auch kaum gerecht werden. Es finden sich in den Standardwerken der Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork / Mobile Jugendarbeit e.V. daher auch keine deutlichen Definitionen oder Unterscheidungen zu den Begrifflichkeiten, da in der Praxis beides gefunden wird (vgl. ebd.).
Aus diesem Grund wird hier auch die Doppelbezeichnung „Mobile Jugendarbeit/ Streetwork“ verwandt.
Der Dachverband Mobile Jugendarbeit Stuttgart, „das bis heute unstrittige Zentrum Mobiler Jugendarbeit“ (ebd.), spricht ausdrücklich von Streetwork als eines von vier Handlungsfeldern. Walther Specht unterscheidet in seinen Publikationen zwischen einer „gemeinwesenorientierten Mobilen Jugendarbeit“ und einer „szene- oder zielgruppenorientierten Streetwork-Arbeit“ (vgl. ebd.). Im Punkt „Adressaten“ werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede weiter verdeutlicht.
Bei dem in Deutschland benutzten Begriff „Streetwork“ handelt es sich im Übrigen um eine nicht korrekte englische Schreibweise des echten amerikanischen Begriffs „Street Work“. Die zusammengesetzte Schreibweise „Streetwork“ hat sich allerdings und fälschlicherweise in Deutschland durchgesetzt.
Grundverständnis von Mobiler Jugendarbeit/Streetwork
Das im Grundgesetz garantierte Recht auf ein menschenwürdiges Dasein und das dort verankerte Sozialstaatsprinzip bilden die Grundlage für das berufliche Handeln im Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/Streetwork.
Das dem Arbeitsfeld zu Grunde liegende humanistische Menschenbild orientiert sich am ethischen Grundsatz der Gleichheit aller Menschen und den daraus resultierenden Menschenrechten. Ausgehend von der Tatsache, dass die Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen im gesamtgesellschaftlichen Kontext oft begrenzt sind, handeln die im Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/Streetwork Tätigen im Verständnis einer parteilichen Interessenvertretung für benachteiligte und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgegrenzte sowie sich selbst ausgrenzende (junge) Menschen.
Mobile Jugendarbeit/Streetwork ist sozialraum-, bedürfnis- und adressatenorientiert und hat damit eine ganzheitliche subjektorientierte Ausrichtung. Die Adressaten und ihre Situation werden im Zusammenhang mit ihren Bedürfnissen, sozialen Bezügen, Beziehungen, Verhaltensäußerungen, Interessen, Wünschen, Konstruktionen und Einstellungsmustern gesehen.
Im Mittelpunkt steht der/die Jugendliche in seinen/ ihren Lebenswelten und Sozialräumen. Lebensweltliche Arbeit kennt keine verwaltungstechnischen Grenzen. Sozialraum- und Lebensweltorientierung orientiert sich daran, herauszufinden, welche Lebenszusammenhänge für die (jungen) Menschen tatsächlich wichtig sind.
Mobile Jugendarbeit/Streetwork fördert die Stärken, Kompetenzen und Fähigkeiten ihrer Adressaten. Im Fokus steht die Selbstbefähigung dieser zur Konstruktion von Lösungen.
Mobile Jugendarbeit/Streetwork unterstützt die Förderung der Chancengerechtigkeit für Jungen und junge Männer, Mädchen und junge Frauen. Das heißt u.a., das Berücksichtigen von unterschiedlichen Lebenssituationen und Rollenverhalten und den daraus resultierende Kommunikations- & Umgangsformen. Geschlechtsspezifische Benachteiligungen werden thematisiert, Vorbildfunktionen werden übernommen. Die Arbeit in gemischtgeschlechtlichen Teams ist daher von besonderer Bedeutung.
Das Credo Mobiler Jugendarbeit/Streetwork könnte folgendermaßen formuliert werden: „Sie wirke als Korrektiv für ungünstig verlaufende Lebensentwürfe“, wobei integraler Bestandteil des Selbstverständnisses eine prozesshafte Analyse subjektiver Bedürfnisse und objektiver Bedarfe darstellt. Mobile Jugendarbeit/Streetwork verlangt eine interkulturelle Orientierung (Interkulturelle Kompetenz). Dies meint, das Bemühen, die Deutungsmuster und Handlungsweisen der Adressaten vor dem Hintergrund ihrer kulturellen Prägung zu verstehen, und die Fähigkeit, ihnen gegenüber angemessen zu handeln und entsprechend mit ihnen zu kommunizieren.
Mobile Jugendarbeit/Streetwork ist Bildung im Sinne von sozialem Lernen. Bildung ist ein umfassender Prozess der Entwicklung und Entfaltung derjenigen Fähigkeiten, die Menschen in die Lage versetzen, zu lernen, Leistungspotentiale zu entwickeln, zu handeln, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten. Junge Menschen in diesem Sinne informell und nonformal zu begleiten ist auch im Arbeitsfeld der Mobilen Jugendarbeit/Streetwork ein Basisbestandteil der Arbeit.
Mobile Jugendarbeit/Streetwork hat ein demokratisches Grundverständnis und vermittelt dieses an die (jungen) Menschen weiter. Dies geschieht z. B. durch Beteiligung, welche ein durchgängiges Prinzip ist. Nur dadurch wird Integration und Aneignung möglich. Die Menschen im Gemeinwesen und die demokratische Strukturen sollen in diesem Sinne gefördert werden. Dies meint einerseits, das Recht zur Mitbestimmung und Mitgestaltung des Lebensraumes wahrzunehmen und andererseits die Teilhabe an demokratischen Prozessen zu gewährleisten.
Im Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/Streetwork ist die Gesundheitsförderung eine grundsätzliche Querschnittsaufgabe. Hierbei geht es um eine Förderung des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens der Adressaten. Über diese Querschnittsaufgabe hinaus, entwickelt Mobile Jugendarbeit/ Streetwork im Bedarfsfall spezielle Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention (z. B. Alkohol-/ Drogenkonsum, Prostitution, Gewalt).
Gesetzliche Grundlagen & Fachstandards
Die Globalziele von Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork leiten sich aus § 1 Abs. 3 in Verbindung mit § 9 Abs. 2 und 3 SGB VIII ab und finden ihre Konkretisierung in den §§ 11 und 13 SGB VIII.
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork umfasst sowohl Leistungen der Jugendarbeit als auch der Jugendsozialarbeit. Sie ist damit die Schnittstelle zwischen § 11 und § 13 SGB VIII.
Sie ist ein lebenswelt- und adressatenorientiertes Angebot der Jugendarbeit nach § 11 mit dem Schwerpunkt präventiver, alltagsorientierter Beratung (§ 11 Abs. 3 Nr. 6 SGB VIII) in Verbindung mit Angeboten, die sich auf Entwicklungsaufgaben und -probleme beziehen, die junge Menschen in Familie, Schule und Arbeitswelt zu bewältigen haben.
Ferner ist Mobile Jugendarbeit/ Streetwork eine Form der Jugendsozialarbeit gemäß § 13 SGB VIII zur sozialen Integration junger Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind.
Fachstandards und Orientierungshilfen
Ihre Spezifizierung finden diese o.g. gesetzlichen Grundlagen in Fachstandards zur Mobilen Jugendarbeit/ Streetwork, welche von der Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/ Mobile Jugendarbeit e.V. sowie seitens diverser Landesarbeitsgemeinschaften/ Landesarbeitskreise erarbeitet wurden (siehe unter Quellen & Literatur).
Adressaten
Die Adressaten von Mobiler Jugendarbeit/Streetwork leiten sich aus den genannten gesetzlichen Grundlagen ab.
Die Adressaten nach § 13 SGB VIII/KJHG werden von Struck[3] beschrieben als:
- junge Menschen, die auch bei günstiger Lage auf dem Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt wegen individueller und/oder sozialer Schwierigkeiten, häufig einhergehend mit unzureichender schulischer Ausbildung, nach wie vor keine Ausbildungs- und Arbeitsstellen finden
- junge Menschen aus Familien ausländischer Arbeitnehmer sowie junge Aus- und Übersiedler aus Osteuropa und Asylbewerber
- junge Menschen, deren Familien in sozialen Brennpunkten räumlich konzentriert leben und deren Sozialisationschancen reduziert sind
- junge Menschen, die in finanziellen, persönlichen und sozialen Schwierigkeiten leben und Probleme bei der Wohnraumbeschaffung und -erhaltung haben und
- Mädchen und junge Frauen, die erheblich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind und spezieller Förderung bedürfen.
In Deutschland können gegenwärtig zwei "Typen" von Mobiler Jugendarbeit unterschieden werden:
- Ansätze, die sich an Grundsätzen von Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit orientieren (können) und lokalspezifisch stark mitgetragen und verwurzelt sind.
- Ansätze, die stadtteilübergreifende, regionale oder city-zentrierte Dimensionen und Bedeutungen besitzen.
Beim ersten Ansatz liegt der Schwerpunkt auf der Verhinderung oder Rückgängigmachung von Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsprozessen aus einem noch einigermaßen intakten und mobilisierbaren Familien-, peer group-(Peergroup), Nachbarschafts- und Wohnviertelmilieu.
Der zweite Ansatz ist wesentlich facettenreicher, spezialisierter und soll durch die Benennung bestimmter Zielgruppen und problematischer Lebenslagen etwas näher gekennzeichnet werden:
- Straßenkinder, Ausreißerkinder aus Familien, Heimen, fremden Städten und Ländern;
- obdach- und arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene;
- drogenkonsumierende Jugendliche;
- city-zentrierte Street Gangs, Cliquen, Punks, Skinheads und andere sogenannte "Hardliner" sowie
- Fußballfans/Hooligans (ISMo/ Internationale Gesellschaft für Mobile Jugendarbeit e.V.)
Franz Josef Krafeld unterscheidet in seinen Publikationen zwischen verschiedene Formen aufsuchender Jugendarbeit, welche dann jeweils unterschiedliche Adressaten „ansprechen“[4].
problemorientierter Typus jugendkulturell orientierter Typus Gemeinwesen-orientierter Typus hinausreichender oder mobiler Typus Adressaten sind Menschen mit gleichen Problemlagen: Drogenabhängige, Prostituierte, Obdachlose … Adressaten sind auffällige, meist „anstoßerregende“ Cliquen und Szenen Adressaten sind soziale Brennpunkte oder Problemgebiete mit besonderer Konzentration auf dort lebende Kinder und Jugendliche Adressaten sind Jugendliche, die ergänzend zu jugendhaus-bezogener Arbeit oder in deren Vorfeld erreicht werden sollen geschichtlich der älteste Ansatz; 1927 Chicago (Banden-kriege) steht in Deutschland seit Ende der 80er Jahre im Mittelpunkt; Ursprung in der Rockerarbeit in den 60er und 70er Jahren bzw. Chicago (s.l.) Entstand in der Blütezeit der Gemeinwesenorien-tierung in den frühen 70er Jahren, erlebte dann ein „Schatten-dasein“ und wurde Mitte der 90er Jahre „wiederbelebt“ Entstand Ende der 80er/ Anfang der 90er Jahre in den USA (Outreach) Adressaten haben in der Regel (i. d. R.) gleiche Problemlagen; Einzelfallarbeit hat besondere Bedeutung Adressaten haben i.d.R. unterschiedliche Problemlagen!; Einzelfallarbeit nach Vertrauensaufbau; aktivitätsbezogene Angebote Lebenswelten und –bedingungen verbessern; Kinder & Jugendliche beteiligen Angebotserweiterung von bestehenden Jugendeinrichtungen Welcher Ansatz vor Ort praktiziert wird, regelt die Bedarfsbestimmung und Zielsetzung innerhalb der Sozialraum- & Lebensweltanalyse in Abstimmung mit der örtlichen Jugendhilfeplanung.
Aufträge und Ziele
Die Aufträge und Ziele lassen sich auch aus den genannten gesetzlichen Grundlagen ableiten.
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork als dauerhaftes, belastbares und verlässliches Kontaktangebot in der Lebenswelt junger Menschen hat zum Ziel, die Teilhabe an der Gesellschaft zu fördern sowie ggf. soziale Benachteiligungen abzubauen.
Mobile Jugendarbeit verfolgt somit das Ziel, die Lebenssituation der jungen Menschen nachhaltig zu verbessern und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. „Ansatzpunkte sind dabei die:
- Lebenssituation jeder/jedes Einzelnen - mit dem Ziel, individuelle Ressourcen zu erschließen, Handlungsspielräume zu erweitern, die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbewusstsein zu fördern und bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen
- spezifischen Situation von Cliquen und Gleichaltrigengruppen - mit dem Ziel, gruppenbezogene Lernprozesse solidarischen Handelns und gegenseitiger Unterstützung auszulösen und zu begleiten
- strukturellen Lebensbedingungen - mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen, die die jungen Menschen vorfinden, zu verbessern“[5].
Grundsätzlich geht es dabei um das Erschließen, Erhalten und Zurückgewinnen von Räumen. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork setzt dabei auf einen erweiterten Raumbegriff. „Räume“ sind z. B.:
- Handlungsspielräume und Entfaltungsspielräume jeder/jedes Einzelnen
- öffentliche/ materielle Räume (Plätze, Institutionen, Einrichtungen, Spielplätze etc.)
- metaphorische Räume (Soziale Netzwerke, Beziehungsräume, virtuelle Räume)
Handlungsleitende Arbeitsprinzipien
Um Adressaten und Ziele zu erreichen, gelten in Mobiler Jugendarbeit/Streetwork innerhalb aller Handlungsbereiche die folgenden Arbeitsprinzipien[6]:
Wertschätzung, Respekt und Akzeptanz als Basis für die Beziehungsgestaltung
Um eine gelingende Arbeitsbeziehung aufzubauen erfordert der Umgang mit den Adressaten eine wertschätzende und respektvolle Haltung. Den Adressaten gegenüber bedarf es einer offenen, akzeptierenden Arbeitsweise, die ihre eigenen Lebensweisen, Vorstellungen, Strategien und Konstruktionen respektiert. Erst auf dieser Basis ist eine Kooperation zur Erreichung der angestrebten Ziele möglich.
Beteiligung ist ein durchgängiges Arbeitsprinzip
Nur durch Beteiligung wird Integration und Aneignung möglich. Die Orientierung an den Bedürfnissen und Themen der Adressaten von Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork sowie der anderen Menschen im Sozialraum ist das oberste Prinzip in der gesamten Arbeit. Durch Dialog, Aneignung und Partizipation lernen (junge) Menschen demokratische Strukturen kennen. Sie entdecken Ressourcen, lernen diese zu nutzen, entwickeln Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und stärken dabei ihr Selbstbewusstsein.
Menschen sind die Experten ihrer Lebenswelt
Die Menschen werden als Experten ihrer Lebenswelt gesehen. Im Vordergrund stehen die Ziele und Lösungswege der Adressaten. Priorität hat hier das, was für die Adressaten Priorität hat. Die Kernfrage ist hier: „Was wollen Sie verändern?“ anstatt „sich als Profi“ Gedanken zu machen, was die Menschen wohl „brauchen“ bzw. was wohl „gut für sie wäre“?
Adressatenübergreifendes Handeln
Die Aktivitäten werden „um den Bedarf/um ein Thema herum“ organisiert. Dies betrifft in der Regel nicht nur die eigentlichen Adressaten sondern auch mehrere s.g. Adressaten/Zielgruppen im Sozialraum (siehe dazu oben „Adressaten“).
Förderung der Selbstorganisation und Selbstheilungskräfte
Im Vordergrund steht die „Aktivierung“. Das bedeutet, dass die Menschen ermutigt werden, ihre Themen selbst anzupacken, bzw. sie sozusagen selbst „in die Hand zu nehmen“. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork unterstützt dies durch öffentliche Diskurse, Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit u.a. Es geht hierbei um eine „begleitende“ Funktion, anstatt einer „Leitungs-„ bzw. „Vorreiterfunktion“. Somit handelt Mobile Jugendarbeit/ Streetwork mehr mit den Menschen, anstatt für sie. Dadurch werden Kompetenz- & Lernerfahrungen und wirkliche „Hilfe zur Selbsthilfe“ erst möglich.
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork sollte immer die vorhandenen Potentiale der Menschen/ des Sozialraums - z. B. persönliche, soziale, materielle und infrastrukturelle Ressourcen - aufspüren nutzen, aktivieren und fördern.
Verbesserung der materiellen Situation und der infrastrukturellen Bedingungen
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork kann einen Beitrag zur aktiven Entwicklung des Sozialraums (Stadtentwicklung) leisten, indem sie sich „einmischt“ und „Lobbyarbeit“ für die Menschen im Sozialraum betreibt. Dabei gilt es, Bedarfe und Themen der Menschen an die entsprechenden Stellen transportieren, Ressourcen zu bündeln und in den Stadtteil zu lenken, Kooperationspartner zu gewinnen sowie projektbezogene Ideen umzusetzen.
Verbesserung der immateriellen Faktoren
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork unterstützt die Entwicklung des sozialen und kulturellen Lebens bzw. das s.g. „unsichtbare Gemeinwesen“. Darunter fallen Dinge wie Soziales Klima, bürgerschaftliches Engagement, Alltagskontakte, Demokratieverständnis, Akzeptanz anderer Lebensentwürfe u.s.w.
Ressortübergreifendes Handeln
Die gemeinwesenorientierte Arbeit bezieht sich u.a. auf die Bereiche Wohnen, Gesundheit, Arbeit, Freizeit, Stadt- bzw. Sozialraumentwicklung, Bildung und Kultur. Um die Lebenssituation der Menschen im Sozialraum zu verbessern, werden bereichsübergreifende Kooperationen gesucht und gefördert. Damit ist Mobile Jugendarbeit / Streetwork auch als Schnittstelle „aus dem sozialen Sektor heraus“ zu verstehen. Sie ist somit ein Bestandteil kommunalpolitischer Strategie.
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork schafft und stärkt soziale Netzwerke der Menschen und Professionellen (Runde Tische, Stadtteilkonferenzen, Arbeitskreise u.a.). Vernetzung ist dabei nicht als Ziel sondern das Mittel zu betrachten, um in einer Kooperation mit Anderen Lösungen zu entwickeln. Es geht hier nicht um das „darüber reden“ sondern im Fokus steht ein Ergebnis. Es soll quasi für die Menschen „etwas herauskommen“.
Aufsuchende Arbeit & Niederschwelligkeit
Mobile Jugendarbeit/Streetwork ist ein niederschwelliges Angebot. Die Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen bewegen sich im Rahmen ihres Handlungsauftrages in den Lebenswelten der Adressaten. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork unterscheidet sich damit grundsätzlich von anderen Angeboten der Jugend- & Sozialarbeit.
Die Adressaten entscheiden selbst, ob und wie lange sie das Kontaktangebot zu den Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen annehmen und inwieweit sie Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Davon unbenommen unterbreitet Mobile Jugendarbeit/ Streetwork wiederkehrende Kontaktangebote.
Vertraulichkeit & Verschwiegenheit
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork arbeitet vertraulich. Die Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen haben eine berufliche Schweigepflicht, jedoch i.d.R. kein Zeugnisverweigerungsrecht. Ohne das Mandat der Adressaten werden keine personenbezogenen Daten erhoben und keine personengebundenen Akten geführt. Die Ausnahme bildet hier die Informations- und Dokumentationspflicht laut § 8a SGB VIII bei Kindeswohlgefährdung.
Parteilichkeit
Die Mitarbeiter im Arbeitsfeld orientieren sich an den Problemen, welche die Adressaten haben. Im Vordergrund stehen somit die Personen und nicht deren Verhalten. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork nimmt eine kritische Parteilichkeit im Sinne einer Interessenvertretung ihrer Adressaten ein. Das bedeutet nicht, dass die Ansichten und Überzeugungen der Adressaten durch die Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen geteilt werden müssen!
Transparenz
Die Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen verhalten sich den Adressaten gegenüber offen, ehrlich und authentisch. Sie machen ihnen deutlich, welche Absichten, Möglichkeiten und Grenzen das Handeln der Sozialarbeiter/ Sozialpädagogen hat.
Fachpolitische Abgrenzung
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork grenzt sich klar gegen sicherheits- und ordnungspolitische Instrumentalisierung ab. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork ist ein auf Vertrauen aufbauendes Angebot der Sozialarbeit und muss als solches für die Adressaten auch deutlich erkennbar sein und bleiben. Eine Zusammenarbeit mit Polizei- und Ordnungsbehörden im Sinne von „Runden Tischen“ und „Kriminalpräventiver Räte“ ist jedoch unter den entsprechenden Datenschutzbestimmungen möglich und auch gesetzlich (§ 81 SGB VIII) vorgesehen.
Die Anpassung an die “Lebensrhythmen“ der verschiedenen Adressaten erfordert in hohem Maße Flexibilität hinsichtlich der Veränderung der Thematiken, Problemlagen, Methoden, Angebote und Arbeitszeiten.
Kontinuität, Verbindlichkeit & Erreichbarkeit Mobile Jugendarbeit/ Streetwork braucht eine intensive Phase des Kontakt- & Beziehungsaufbaus und eine Aufrechterhaltung des Kontaktangebotes über längere Zeiträume. Langfristige Prozesse kommen meist nur über ein entsprechendes Vertrauensverhältnis voran. Dies verlangt Kontinuität im Sinne einer regelmäßigen “Szenepräsenz“ sowie die kontinuierliche Erreichbarkeit (Telefon, Kontaktzeiten).
Handlungsfelder und Leistungen
Wie schon oben im Selbstverständnis beschrieben vereint Mobile Jugendarbeit/ Streetwork unterschiedliche Handlungsfelder & -prinzipien von sozialer Arbeit – nämlich
innerhalb eines sozialpädagogischen Gesamtkonzeptes.
Ebenso sind Aktivitäten bezüglich der Qualitätssicherung erforderlich.
Die hier genannten Tätigkeitsfelder und Methoden müssen auf Basis einer Sozialraum- & Lebensweltanalyse konzipiert werden.
Unterschiede in der Arbeit sind zum Beispiel zwischen städtischem und ländlichem Raum zu finden. Ebenso sind Spezialisierungen in der Arbeit mit verschiedenen Szenen und Zielgruppen notwendig.
Die Arbeitsfelder und –prinzipien Gemeinwesenarbeit/Sozialraumorientierung und Aufsuchende Arbeit sind grundlegend für den Handlungsansatz von Mobiler Jugendarbeit.
Die im Folgenden beschriebenen Inhalte der Leistungen und Tätigkeitsfelder[7] sind nicht als abschließende Aufzählung zu betrachten.
Streetwork/ Aufsuchende Tätigkeiten
- Stadtteil- und gruppenbezogene aufsuchende Jugendsozialarbeit
- Szenepräsenz
- Arbeit im natürlichen Lebensraum der Jugendlichen/Lebensraum mit allen damit in Verbindung stehenden Problemen, wie fehlender sozialer Strukturen, Jugend- und Freizeiteinrichtungen
- Miterleben und Kennenlernen der Lebenswelten
- Erfassung und Einbeziehung des sozialen Umfeldes der Jugendlichen
Aus Streetwork entwickeln sich Anknüpfungspunkte für Gemeinwesenarbeit, Einzelfallhilfe und Gruppenarbeit.
sozialraum- bzw. lebensweltbezogene Tätigkeiten (Gemeinwesenarbeit)
- Netzwerk- und Gremienarbeit (Ausschüsse, Jugendstammtische, Trägerkonferenzen)
- Zusammenarbeit (Kooperation, Vernetzung, Ressourcenerschließung) mit den kommunalen Ämtern, Institutionen, Einrichtungen und freien Trägern vor Ort und gemeinsame Planung von Aktionen und Veranstaltungen im Gemeinwesen/Erfahrungsaustausch
- Einbeziehung der der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die aktive Gestaltung ihres Umfeldes
- Lobbyarbeit für die Adressaten (MJA/Streetwork versteht sich als Sprachrohr der jungen Menschen)
- Öffentlichkeitsarbeit; Zusammenarbeit mit den regionalen und überregionalen Medien (Presse, TV, Radio)
- Darstellung und Vertretung des Arbeitsfeldes und der Einrichtung/ des Projektes in der Öffentlichkeit (z. B. Flyer, Internet, Broschüren)
- siehe auch handlungsleitende Arbeitsprinzipien
individuelle, einzelfallbezogene Tätigkeiten (Einzelfallhilfe)
- individuelle Jugendberatung unter dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“
- Hilfe zur Lebensbewältigung bieten
- Alltagsbewältigung bzw. Unterstützung bei Problemen in den verschiedensten Bereichen (z. B. Schule, Arbeit, Finanzen, Familie, Sucht, Ämter, Polizei und Justiz)
- Biographie-Begleitung
- Ressourcenaktivierung und –erschließung
- möglich sind hierbei Formen von der Kriseninterventionen bis hin zu längerfristigen Begleitungs- oder Beratungsphasen auch in Form eines Case Managements
Gruppen-, cliquen- & szenebezogene Tätigkeiten (Gruppenarbeit)
- Ziel ist es, die strukturellen, sozialen und emotionalen Ressourcen von Gleichaltrigengruppen oder Cliquen, ihre Synergieeffekte und Konflikte für ihre selbstbestimmten und selbstgesteuerten Entwicklungsprozesse zu begleiten und zu unterstützen.
- Befähigung der jungen Menschen zur Gestaltung von eigenen Lebensräumen
- Organisieren von Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen mit den Jugendlichen unter sozialpädagogischen Gesichtspunkten
- bedarfsgerechte Durchführung von Diskussionen und Foren zu politischen und jugendrelevanten Themen
- Vorbereitung und Durchführung von sport- und erlebnisorientierten Angeboten und diverse Projekten
- Gruppenberatung / positives Eingreifen in Gruppenbewegungen/ Gewaltprävention und -intervention
- Projekt- & Bildungsarbeit
- Entwicklung sozialer Kompetenzen
Qualitätssicherung
- regelmäßige Teamberatungen und Teamklausuren
- inhaltliche und finanzielle Konzeptionen für Freizeitprojekte und Veranstaltungen (Planungs- und Auswertungstätigkeiten)
- Analysetätigkeiten, Dokumentation, Evaluation, Statistiken, Berichte und Zuarbeiten
- regelmäßige Evaluation und Fortschreibung der Konzeption in Abstimmung mit dem Träger der öffentlichen Jugendhilfe
- Teilnahme an externen und internen Seminaren und Lehrgängen, Selbststudium
- Teilnahme an der Praxisberatung und Supervision, Kollegiale Beratung, Fallbesprechung
- interdisziplinäre Vernetzung und Fachaustausch mit anderen Fachkräften
- Vernetzung mit Landesverbänden
Rahmenbedingungen für Mobile Jugendarbeit/ Streetwork
Um effektiv und effizient arbeiten zu können, braucht Mobile Jugendarbeit/ Streetwork passende Rahmenbedingungen. Unter Rahmenbedingungen sind alle Voraussetzungen und Umstände zu verstehen, deren Vorhandensein oder Bereitstellung in der planerischen Verantwortung des Trägers der öffentlichen Jugendhilfe und des Projektträgers fallen.
- Personelle Rahmenbedingungen (bezüglich: Anzahl, Kompetenzen)
- Strukturelle Rahmenbedingungen (bezüglich: Arbeitsverhältnis, Konzeptionelle Arbeit, Gesamtstruktur, Sozialraum- & Lebensweltanalyse…)
- Materiell-technische Rahmenbedingungen (bezüglich: Ausstattung
Diese werden in zahlreichen Fachlichen Standards (z. B. Fachstandards der Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/ Mobile Jugendarbeit (BAG), Fachstandards der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg, Fachstandards der Landesarbeitsgemeinschaft Streetwork/ Mobile Jugendarbeit Bayern e.V.) beschrieben.
Wirkung von Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork
Mittels dieser genannten Handlungsfelder und Tätigkeiten leistet Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Beiträge zur/ zum:
- „Persönlichkeitsbildung und Lebensbewältigung
- Einzelfall- und gruppenbezogenen Netzwerkarbeit
- Unterstützung beim Übergang zwischen Schule und Beruf
- besser gelingenden und demokratischen Zusammenleben in Städten und Gemeinden
- lokalen Verbesserung der Infrastruktur
- demokratischen, informellen und nonformalen Bildung
- Integration und Partizipation" (vgl. (Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg 2005, Tossmann et. al. 2007).
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork trägt dazu bei, das System Jugendhilfe rechtzeitig und bedarfsgerecht für die Adressaten zu öffnen. Sie kann damit einen Anteil an flexiblen und passgenauen Hilfen tragen, die den Lebensweltbezug der jungen Menschen erhalten und somit intensive, ressourcenorientierte und effektive Unterstützung ermöglichen, um gegebenenfalls langjährige so genannte Jugendhilfekarrieren zu vermeiden.
Über konkrete Zielsetzungen, welche auf eine Sozialraumanalyse aufbauen, und eine Qualitätssicherung und -entwicklung innerhalb der regionalen Konzeptionen wird die Wirkung des Arbeitsansatzes spezifischer herausgearbeitet.
Stumpp et al. (2009) untersuchten die Wirkungseffekte Mobiler Jugendarbeit in Stuttgart. Folgende Ergebnisse konnten in dieser Studie aufgezeigt werden:
- Mobile Jugendarbeit/Streetwork hat messbare, nachhaltige und positive Auswirkungen auf die Biographien der jungen Menschen (z.B. Selbstvertrauen und Persönlichkeit)
- Mobile Jugendarbeit/Streetwork hat messbare Effekte in der aktuellen Biographie (z.B. Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt)
- Mobile Jugendarbeit/Streetwork ist für die jungen Menschen sinnvoll, nützlich und gut! Die Ehemaligen geben der MJA eine Traumnote. Der Notendurchschnitt liegt bei 1,4
Als Wirkungsfaktoren wurden folgende Aspekte festgestellt:
- eindeutiges Differenzierungsmerkmal im Vergleich zu anderen Formen der Jugendhilfe ist die Gewährleistung einer lebensweltorientierten und sozialräumlich verfügbaren integrativen Allround-Unterstützung der Jugendlichen (und vermittelt z.T. auch für deren Eltern).
- die persönliche Vertrauensbeziehung zu den Mitarbeitern als relevante „andere“ Erwachsene ist ein zentraler Faktor für die Inanspruchnahme der Hilfe.
- Mobile Jugendarbeit ist niedrigschwellig, direkt vor Ort, jederzeit für Jugendliche wie auch Eltern und andere Akteure im Sozialraum ansprechbar.
- Zudem stellt die MJA ein ausdifferenziertes, professionelles Spektrum von Angeboten und Hilfen zur Verfügung: von der Unterstützung bei individuellen Problemen über Arbeit mit Cliquen bis hin zur Netzwerkarbeit mit verschiedensten Institutionen, von der persönlichen Beratung bis hin zu freizeit- und abenteuerpädagogischen Aktivitäten, die im Leben der Jugendlichen sehr oft „etwas ganz Besonderes“ bedeuteten.
Wittmann und Kampermann (2008) führten eine empirische Evaluationsstudie der Angebote von Mobiler Jugendarbeit an 19 Standorten in der Innenstadt und in Teilorten von Stuttgart durch, welche folgende Ergebnisse zeigte:
Die Mobile Jugendarbeit wird aufgrund des Alter, der sozialen Schichtung, Bildung und der illegalen Aktivität ihrer Zielgruppenbeschreibung gerecht und erreicht mit ihren Angeboten sozial benachteiligte und gefährdete Jugendliche.
- Die Mobile Jugendarbeit baut also tragfähige Beziehungen sowohl unter den Jugendlichen als auch zwischen den Adressaten/innen und den Mitarbeiter/innen auf und aus:
- Es besteht eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Mitarbeitern/innen und den Adressaten.
- Die befragten Jugendlichen sehen in ihrer Gruppe eine Unterstützungsfunktion.
- Mobile Jugendarbeit ist der zweitwichtigste Präventionsfaktor aus Sicht der jungen Menschen.
- Die Mobile Jugendarbeit setzt im Rahmen von Clubarbeit an bestehenden Gruppenstrukturen an und baut diese aus.
- Der ‚Vorher-während Vergleich’ zeigte, dass nach Meinung der befragten Jugendlichen ihre illegale Aktivität tendenziell eher abgenommen oder abgelöst wurde, als dass sie gleich blieb oder zunahm. Unter Vorbehalt kann also festgehalten werden, dass sich das delinquente Verhalten der befragten Adressaten tendenziell reduzierte oder gar abgelöst wurde. Dies wurde von den befragten Jugendlichen unter anderem auf die Mobile Jugendarbeit zurückgeführt. Auch in präventiver Hinsicht scheint die MJA für das Verhalten der befragten Jugendlichen, nach deren Einschätzung, von Bedeutung zu sein.
Diese genannten Wirkungen von Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork können jedoch nur erreicht werden, wenn seitens aller Beteiligten die Fachstandards eingehalten werden.Quellen & Literaturtipps
- Becker, Gerd; Simon, Titus (Hrsg.) (1995): Handbuch aufsuchende Jugend- und Sozialarbeit: theoretische Grundlagen, Arbeitsfelder, Praxishilfen. Weinheim, München, Juventa
- Deinet, Ulrich (Hrsg.) (2005): Sozialräumliche Jugendarbeit. Grundlagen, Methoden und Praxiskonzepte, VS Verlag
- Dölker, Frank (2006): Russisch – deutsch – deutschrussisch. Kulturelle Identität als Grundlage subjektorientierter und partizipativer Streetwork-Projekte. In: Deutsche Jugend, 9/2006, S 383 -389
- Dölker, Frank (2005): Streetwork im Wandel. In: Sozial Extra, 4/2005, S.40-44
- Dölker, Frank / Poulsen, Irmhild (2003): Streetwork und Internationale Jugendarbeit. Erfahrungen mit der Partizipation von Migrantenjugendlichen. In: Deutsche Jugend, 10/2003, S 423 -431
- Gangway e.V. (2000): Fachliche Standards des Gangway e.V., Download: http://www.gangway.de
- Gillich, Stefan (2004): Sozialraumorientierung – Ein Thema für die Wohnungslosenhilfe, in Gillich (2004), a.aO.
- Gillich, Stefan (Hrsg.) (2005): Ausgegrenzt & Abgeschoben. Streetwork als Chance, Triga Verlag
- Gillich, Stefan (Hrsg.) (2006): Professionelles Handeln auf der Straße. Praxisbuch Streetwork und Mobile Jugendarbeit, Gelnhausen, Triga Verlag
- Gillich, Stefan (Hrsg.) (2007): Streetwork konkret. Standards und Qualitätsentwicklung, Triga Verlag
- Hinte, Wolfgang; Lüttringhaus, Maria; Oelschlägel, Dieter (2001): Grundlagen und Standards der Gemeinwesenarbeit. Ein Reader für Studium, Lehre und Praxis, Münster, Votum
- Jugendwohlfahrt Oberösterreich: Qualitätshandbuch Streetwork Oberösterreich www.jugendwohlfahrt-ooe.at/
- Klose, Andreas (2006): Und sie werden immer jünger – Zielgruppen Mobiler Jugendarbeit – oder warum es wichtig ist zu wissen, was man tut, Referat zur sächsischen Fachtagung „mja zielt…“ – Zielgruppen Mobiler Jugendarbeit, Dokumentation unter: http://www.mja-sachsen.de/mja-sachsen/treffen2006/dokumentation_mja_zielt.pdf
- Klose, A. /. Steffan W. (Hrsg.): Mobile Jugendarbeit und Streetwork in Europa. Münster 1997
- Keppeler, Siegfried: Grundsätzliche Überlegungen zu Streetwork in der Jugendarbeit und Jugendhilfe. In: Steffan (Hg), Straßensozialarbeit. Eine Methode für heiße Praxisfelder. Weinheim und Basel, 1989, 16-30
- Benda, Michael/Keppeler, Siegfried/ Roth, Klaus: Jugendhilfeplanung in der Praxis, Luchterhand 1997
- Keppeler, Siegfried: Jugendliche Suchtkranke und ihre Versorgung - Eine Herausforderung für die Drogen- und Jugendhilfe? Dokumentation. 1997 (www.fachportalpaedagogik.de)
- Keppeler, Siegfried/Specht, Walther: Art. Mobile Jugendarbeit. In: Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hg.): Handbuch der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Neuwied/Kriftel 2005 (3. Auflage)
- Küchler, Tom; Wolfer, Dieter (2007): Im Fokus: Mobile Jugendarbeit. Streetworker warnen vor weiteren Einschnitten. Ein Bericht aus dem Bundesland Sachsen, Sozialmagazin. Zeitschrift für Soziale Arbeit, 32. Jahrgang, Heft 3, März, 2007
- Krafeld, Franz Josef (2004): Grundlagen und Methoden aufsuchender Jugendarbeit. Eine Einführung. Vs Verlag. Juni 2004
- Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit Baden-Württemberg (Hrsg.): Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit, Neuwied 1997
- Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg, Fachstandards Download: www.lag-mobil.de
- Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg (2005): Was leistet Mobile Jugendarbeit? Ein Portrait Mobiler Jugendarbeit in Baden-Württemberg, Download: www.lag-mobil.de
- Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. (1997), Fachstandards Mobile Jugendarbeit/ Straßensozialarbeit, Download: www.mja-sachsen.de
- Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. (2006): Einsteigerpaket. Orientierungshilfen für Mobile Jugendarbeit/ Streetwork, Bestellung unter: www.mja-sachsen.de
- Landesjugendamt Sachsen: Orientierungshilfe zur Mobilen Jugendarbeit in Sachsen, verabschiedet vom Landesjugendhilfeausschuss am 14. Juni 2000
- Miltner, W. (1982). Street Work im Arbeiterviertel. Eine Praxisstudie zur Jugenberatung. Darmstadt: Luchterhand.
- Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V. (Hrsg.) (2003): In der Rolle der „omnipotenten Alleskönner“? Reflexionen zu Geschichte und Gegenwart Mobiler Jugendarbeit in Leipzig, Chemnitz, Rabenstück Verlag
- Specht Walther: Jugendkriminalität und mobile Jugendarbeit - Ein Stadtteilbezogenes Konzept von Streetwork. Neuwied 1979.
- Specht Walther (Hrsg.): Die gefährliche Straße - Jugendkonflikte und Stadtteilarbeit. Bielefeld 1987.
- Steffan, Werner: Straßensozialarbeit. Weinheim 1989
- Stotz, Peter: Was ist Mobile Jugendarbeit, SMIP-Infopool: [1]
- Stumpp, Gabriele; Üstünsöz-Beurer, Dörthe; Walter, Sibylle; Beulich, Florian & Bolay, Eberhard (2009): Wirkungseffekte Mobiler Jugendarbeit in Stuttgart (WIMO). Eine empirische Studie, Universität Tübingen/ Stumpp, Gabriele; Üstünsöz-Beurer, Dörthe (2009): Wirkungseffekte Mobiler Jugendarbeit in Stuttgart (WIMO). Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse (siehe unten); Download: http://www.lag-mobil.de/cms/uploads/materialpool/querschnitt/Mobile%20Jugendarbeit%20Stuttgart-%20Wirkungsstudie%20Kurzfassung-Endf.pdf.pdf (01/2010)
- SMIP – Streetwork/ Mobile Jugendarbeit Infoportal: [2]
- Tiersch, Hans (2005): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, 6. Auflage, Weinheim
- Tossmann, Peter; Tensil, Marc-Dennan; Jonas, Benjamin (2007): Evaluation der Streetwork und der mobilen Jugendarbeit in Berlin –Ergebnisbericht, delphi, Berlin, Download: http://www.jfsb.de/ger/downloads/Streetworkstudie.delphi.Juni07.pdf (01/2010)
- Wittmann, Miriam & Kampermann, Katrin (2008): Mobile Jugendarbeit: Konzept und Verwirklichung. Eine Analyse am Beispiel der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart, mit besonderem Blick auf die Sicht der Adressatinnen und Adressaten, TOBIAS-lib, Universitätsbibliothek Tübingen, Institut für Kriminologie der Universität Tübingen, Download: http://w210.ub.uni-tuebingen.de/volltexte/2008/3667/ (01/2010)
Einzelnachweise
- ↑ z. B. Hinte, Oelschlägel, Lüttringhaus 2001
- ↑ Einen guten Überblick über diese Themen findet man u.a. bei Ulrich Deinet
- ↑ in Wiesner u.a., SGB VIII/KJHG, 2. Aufl. München 2000, § 13 RdNr. 4
- ↑ Krafeld 2004, S. 24 ff; siehe Tabelle
- ↑ Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg 2005
- ↑ vgl. Fachstandards der Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Baden-Württemberg; Handlungsleitende Prinzipien der sozialräumlichen Arbeit nach Hinte, Lüttringhaus & Oelschlägel
- ↑ Quelle: diverse Fachstandards sowie Qualitätshandbuch Streetwork Oberösterreich
Weblinks
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