Nationaler Verteidigungsrat der DDR

Nationaler Verteidigungsrat der DDR
FIAV 010010.svg FIAV historical.svg Flagge des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates
Mitglieder des NVR von 1983 bis 1989.
Bild aus dem Bunker 17/5001.

Der Nationale Verteidigungsrat der DDR (NVR) wurde 1960 als oberstes staatliches Organ zu Fragen der Landesverteidigung und Mobilmachungsplanung aus führenden Vertretern der SED und der bewaffneten Organe der DDR gebildet.

Er war nach der Verfassung der DDR von 1968 das uneingeschränkte Führungsorgan des Staates für den Verteidigungsfall mit legislativen und exekutiven Befugnissen.

Der Vorgänger des NVR, die Sicherheitskommission beim Politbüro der SED, trat am 6. Juli 1954 zum ersten Mal zusammen. 1960 erfolgte die Umwandlung der Sicherheitskommission beim Politbüro der SED in den NVR, der seit dem 12. September 1960 in der Verfassung der DDR verankert war. Der NVR festigte den politischen Führungsanspruch Walter Ulbrichts innerparteilich weiter. Er bestand aus dem Vorsitzenden (Walter Ulbricht, später Erich Honecker) und mindestens 12 Mitgliedern, die während des Bestehens des NVR immer auch Mitglieder des ZK der SED und meist auch Mitglieder im Politbüro waren. Nachgeordnete Organe des NVR waren die Bezirks- und Kreiseinsatzleitungen, deren Vorsitzende wiederum die 1. Sekretäre der SED-Bezirks- bzw. Kreisleitungen waren. 1989 hatte der NVR folgende Mitglieder

Mitglieder

Name Lebte Von Bis ZK der SED Politbüro Dienstränge, Funktion während ihrer NVR-Mitgliedschaft
Hans Albrecht 1919– 1972 1989 1954 Kandidat, 1963 Mitglied Nein 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED im Bezirk Suhl
Alois Bräutigam 1916–2007 1963 1972 1958-1989 Mitglied Nein 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED im Bezirk Erfurt
Horst Brünner 1929–2008 1986 1989 1976 Kandidat, 1986-1989 Mitglied Nein Seit 1987 Generaloberst, Stellvertretender Minister für Nationale Verteidigung
und Chef der Politischen Hauptverwaltung (PHV) der Nationalen Volksarmee (NVA)
Friedrich Dickel 1913–1993 1963 1989 1967-1989 Mitglied Nein Seit 1984 Armeegeneral, Minister des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei
Werner Eberlein 1919–2002 1984 1989 1981-1989 Mitglied 1986-1989 Mitglied 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED im Bezirk Magdeburg
Werner Felfe 1928–1988 1976 1988 1954 Kandidat, 1963-1988 Mitglied 1973 Kandidat, 1976-1988 Mitglied 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED im Bezirk Halle, seit 1981 ZK-Sekretär für Landwirtschaft
Otto Grotewohl 1894–1964 1960 1964 1949-1964 Mitglied 1949-1964 Mitglied Vorsitzender des Ministerrates, ab 1960 krankheitsbedingt faktisches Ausscheiden aus allen Funktionen
Kurt Hager 1912–1998 1979 1989 1950 Kandidat, 1954-1989 Mitglied 1958 Kandidat, 1963-1989 Mitglied ZK-Sekretär für Wissenschaft und Kultur
Wolfgang Herger 1935– 1986 1989 1976-1989 Mitglied 1989 Mitglied für einen Monat Abteilungsleiter für Sicherheitsfragen im ZK der SED
Heinz Hoffmann 1910–1985 1960 1985 1952-1985 Mitglied 1973-1985 Mitglied 1960 Minister für Nationale Verteidigung, seit 1961 Armeegeneral
Erich Honecker 1912–1994 1960 1989 1949-1989 Mitglied 1950 Kandidat, 1958-1989 Mitglied Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Nationaler Verteidigungsrat der DDR (NVR),
seit 1971 Erster Sekretär bzw. seit 1976 Generalsekretär des ZK der SED, seit 1976 Vorsitzender des Staatsrates
Heinz Keßler 1920– 1967 1989 1950-1989 Mitglied 1986-1989 Mitglied Ab 1985 Minister für Nationale Verteidigung
Günther Kleiber 1931– 1988 1989 1967-1989 Mitglied 1967 Kandidat, 1984-1989 Mitglied 1. Stellv. Vorsitzender des Ministerrates der DDR, Ständiger Vertreter der DDR beim RGW
Egon Krenz 1937– 1985 1989 1973-1989 Mitglied 1983-1989 Mitglied ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen
Werner Krolikowski 1928– 1973 1989 1963-1989 Mitglied 1971-1989 Mitglied 1. Stellv. Vorsitzender des Ministerrates, seit 1988 ZK-Sekretär für Landwirtschaft
Bruno Leuschner 1910–1965 1960 1965 1950-1965 Mitglied 1953 Kandidat, 1958-1965 Mitglied Vorsitzender der Staatlichen Plankommission
Karl Maron 1903–1975 1960 1963 1954-1963 Mitglied Nein Minister des Innern, seit 1962 Generaloberst, 1963 Rücktritt
Hermann Matern 1893–1971 1960 1971 1950-1971 Mitglied 1950-1971 Mitglied Vorsitzender der Zentralen Parteikontrollkommission
Erich Mielke 1907–2000 1960 1989 1950-1989 Mitglied 1971 Kandidat, 1976-1989 Mitglied Minister für Staatssicherheit, seit 1980 Armeegeneral
Günter Mittag 1926–1994 1979 1989 1958 Kandidat, 1962-1989 Mitglied 1963 Kandidat, 1966-1989 Mitglied ZK-Sekretär für Wirtschaft
Alfred Neumann 1909–2001 1960 1989 1954-1989 Mitglied 1954 Kandidat, 1958–1989 Mitglied ZK-Sekretär für Organisation, seit 1968 1. Stellv. Vorsitzender des Ministerrates
Albert Norden 1904–1982 1960 1979 1955-1981 Mitglied 1958-1981 Mitglied ZK-Sekretär für Propaganda
Alois Pisnik 1911–2004 1960 1979 1950-1989 Mitglied 1958-1963 Kandidat 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED Magdeburg
Sigfrid Riedel 1918– 1960 1963 Nein Nein Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee (NVA), Generalleutnant
Horst Sindermann 1915–1990 1972 1989 1958 Kandidat, 1963-1989 Mitglied 1967-1989 1973–1976 Vorsitzender des Ministerrates, seit 1976 Präsident der Volkskammer
Willi Stoph 1914–1999 1960 1989 1950-1989 Mitglied 1953-1989 Armeegeneral, bis Juli 1960 Minister für Nationale Verteidigung,
1964-1973 Vorsitzender des Ministerrates, 1973-1976 Vorsitzender des Staatsrates, seit 1976 erneut Vorsitzender des Ministerrates
Fritz Streletz 1926– 1971 1989 1981-1989 Mitglied Nein Seit 1971 Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates,
seit 1979 Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee (NVA), Generaloberst
Kurt Tiedke 1924– 1979 1984 1963 Kandidat, 1967-1989 Mitglied Nein 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED Magdeburg
Walter Ulbricht 1893–1973 1960 1973 1949-1973 Mitglied 1949–1973 Mitglied Erster Sekretär des ZK der SED und Vorsitzender des NVR bis 1971, Vorsitzender des Staatsrates bis 1973
Waldemar Verner 1914–1982 1960 1979 1954 Kandidat, 1963 Mitglied Nein Admiral, Chef der Politischen Hauptverwaltung (PHV) der Nationalen Volksarmee (NVA)

Nach 1990 wurden die Mitglieder des NVR wegen ihrer politischen Verantwortung für das Grenzsicherungsregime (Schießbefehl und Mauertote) juristisch belangt.

Für die Mitglieder des NVR wurde in Prenden bei Wandlitz ein Bunker erbaut, dies war die größte Bunkeranlage der DDR, siehe: Bunker Komplex 5000.

Literatur

Weblinks


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