- Albert Norden
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Albert Norden (* 4. Dezember 1904 in Myslowitz, Landkreis Kattowitz; † 30. Mai 1982 in Berlin) war ein kommunistischer Politiker und Journalist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn des Rabbiners Joseph Norden geboren, absolvierte er, nachdem er 1920 das Gymnasium verlassen hatte, eine Tischlerlehre. Anschließend arbeitete er für verschiedene sozialistische und kommunistische Zeitungen, wie für die Rote Fahne, und gab zeitweise den Rundbrief der radikal-sozialistischen jüdischen Jugend heraus. Mehrfach wurde er in der Weimarer Republik aus politischen Gründen verhaftet. 1919 wurde Norden Mitglied der Freien Sozialistischen Jugend und 1921 der KPD. Er emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich und 1941 in die USA. In Paris arbeitete er 1933 mit am „Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror“. In New York sicherte er seinen Lebensunterhalt als Fabrikarbeiter. Er war Funktionär des Deutsch-Amerikanischen Kulturverbandes und arbeitete für die Exilzeitschriften German American und Freies Deutschland (Mexiko). 1944 war er Gründungsmitglied des Council for a Democratic Germany. Sein Vater starb 1943 im KZ Theresienstadt.
Von 1949 an war Norden drei Jahre Leiter der Presseabteilung im Informationsamt der DDR, von 1953 bis 1955 Professor für neuere Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität. Ab 1954 war Norden erster Sekretär des neu gegründeten „Ausschusses für Deutsche Einheit“ in der DDR.[1] Dieser Ausschuss war im Rang eines Staatssekretariats dem Ministerrat der DDR unterstellt. Von 1958 bis 1981 war er Mitglied des Politbüros des ZK der SED und Abgeordneter der Volkskammer. Von 1960 bis 1979 gehörte er dem Nationalen Verteidigungsrat der DDR an.
Im Politbüro war er für die Agitation verantwortlich und leitete die Kommission, die alle Maßnahmen und Vorgänge in der DDR zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und der Naziverbrechen koordinierte.
1965 veröffentlichte Norden ein weiteres Braunbuch. Es enthielt Namen von über 1800 Nazis und Kriegsverbrechern in westdeutschen Führungspositionen (in der 3. Auflage über 2300 Namen). Die im Braunbuch genannten Namen waren zwar zu über 99 % korrekt, jedoch war es vom Stil und Zweck her eindeutig Propaganda, die dazu diente, westdeutsche Politiker zu diskreditieren. Es ist umstritten, ob bei diesen Kampagnen (wie im Fall von Bundespräsident Heinrich Lübke) auch vom MfS gefälschte Dokumente eingesetzt worden sind.
Ab 1976 war Norden außerdem Mitglied des Staatsrates der DDR. Aus allen diesen Funktionen schied er 1981 wegen schwerer Krankheit aus. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde im Berliner Bezirk Lichtenberg beigesetzt.
Ehrungen
- 1951 Nationalpreis der DDR
- 1964 Vaterländischer Verdienstorden
- 1964 Held der Arbeit
- 1969 und 1981 Karl-Marx-Orden
- 1974 Stern der Völkerfreundschaft
- 1974 Sowjetischer Orden der Völkerfreundschaft
- 1979 Großer Stern der Völkerfreundschaft
Von 1984 bis 1992 war die jetzige Berliner Cecilienstraße nach ihm benannt. 1987 erhielt der VEB RFT Nachrichtenelektronik Leipzig den Beinamen „Albert Norden“. Die Deutsche Post der DDR gab ihm zu Ehren 1984 eine Sonderbriefmarke heraus.
Schriften (Auswahl)
- Krieg im Dunkeln : Orlows Verschwörung gegen die Sowjets im Auftrag der SPD. Berlin 1929
- Hans Behrend [Pseudonym], Die wahren Herren Deutschlands. Paris 1939
- Lehren deutscher Geschichte : zur politischen Rolle des Finanzkapitals und der Junker. Berlin 1947
- Der deutsche Journalist im Kampf um Frieden und Deutschlands Einheit. Berlin 1950
- Das Banner von 1813. Berlin 1952
- Um die Nation : Beiträge zu Deutschlands Lebensfrage. Berlin 1952
- So werden Kriege gemacht! – Über Hintergründe und Technik der Aggression. Berlin 1950
- Zwischen Berlin und Moskau – Zur Geschichte der deutsch-sowjetischen Beziehungen. Berlin 1954
- Die spanische Tragödie. Berlin 1956
- Ritter der Akropolis : Zur Verteidigung von Manolis Glezos. mit E. Rigas, Berlin 1959
- Deutsche Politik 1945 im Jahr der Befreiung und Entscheidung. Berlin 1960
- An das Gewissen der Welt. Berlin 1960
- Das spanische Drama. Berlin 1961
- Fälscher - Zur Geschichte der deutsch-sowjetischen Beziehungen. Berlin 1963
- Die Nation und wir – Ausgewählte Aufsätze und Reden, 1933–1964. Berlin 1964
- Multilaterale Atommacht – Torpedo gegen Deutschlands Wiedervereinigung. Berlin 1964
- Braucht man zum Leben Politik? Berlin 1966
- Wohin steuert die Bundesrepublik? Berlin 1966
- Vom Chefagitator Hitlers zum Kanzlerkandidaten in Bonn : Rede von Professor Albert Norden auf der internationalen Pressekonferenz am 22. November 1966 in Berlin. Dresden 1966
- Zwei deutsche Staaten. Die nationale Politik der DDR. mit Friedrich Ebert und Hermann Matern, Wien 1967
- Graubuch. Berlin 1967
- Für eine neue Politik in Westdeutschland. Dresden 1970
- Um die Nation : Beiträge zu Deutschlands Lebensfrage. Regensburg 1971
- Was die Nationale Front ist und tun sollte. Berlin 1971
- Miteinander und füreinander. Berlin 1972
- Mitarbeit sozialistischer Staatsbürger christlichen Glaubens. mit Gerald Götting, Berlin 1973
- Fünf Jahrzehnte im Dienst seiner Klasse : ausgewählte Aufsätze und Reden, 1922–1974. Berlin 1974
- Herrscher ohne Krone. Frankfurt/Main 1974
- Wie der Maoismus gegen den Frieden in Europa kämpft. Berlin 1975
- Der Mensch im Mittelpunkt : ausgewählte Aufsätze und Reden 1971–1979. Berlin 1979
- Ereignisse und Erlebtes. Berlin 1981
Literatur
- Michael Lemke: Kampagnen gegen Bonn. Die Systemkrise der DDR und die West-Propaganda der SED 1960–1963. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Stuttgart 41.1993, ISSN 0042-5702, S. 151–174.
- Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-Enbergs: Norden, Albert. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
Weblinks
Commons: Albert Norden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Albert Norden im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ H.D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie, Institut für Sozialforschung in Hamburg: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 4, Berlin 1987, S. 165.
Kategorien:- KPD-Mitglied
- Bewegung Freies Deutschland
- Mitglied des ZK der SED
- Politiker (DDR)
- Mitglied des Staatsrates der DDR
- Abgeordneter der Volkskammer
- Nationalpreisträger (DDR)
- Träger des Karl-Marx-Ordens
- Träger des Sterns der Völkerfreundschaft
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens
- Deutscher Journalist
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Geboren 1904
- Gestorben 1982
- Mann
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