Ober-Eschbach

Ober-Eschbach
Ober-Eschbach
Wappen von Ober-Eschbach
Koordinaten: 50° 13′ N, 8° 39′ O50.2141944444448.6493888888889133Koordinaten: 50° 12′ 51″ N, 8° 38′ 58″ O
Höhe: 133–158 m ü. NN
Fläche: 10,56 km²
Einwohner: 6.500
Postleitzahl: 61352
Vorwahl: 06172

Ober-Eschbach ist ein Stadtteil von Bad Homburg vor der Höhe im Hochtaunuskreis in Hessen. Er liegt im Osten Bad Homburgs und wird vom Eschbach durchflossen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Dorf erscheint als eigenständiger Ort zum ersten Mal urkundlich im Jahre 1219 mit der Erwähnung der Pfarrei in „superiori askebach“[1]. Die Siedlung ist jedoch wesentlich älter; wegen des fast quadratischen Grundrisses des Ober-Eschbacher Ortskerns und seiner Maße bestehen Vermutungen, dass sich dort einst eine römische Befestigungsanlage befunden hat. Ebenso gibt es weitere römische Funde in der Ober-Eschbacher Gemarkung, beispielsweise die „Römische Villa“. Nähere Erkenntnisse über diesen eventuell römischen Ursprung Ober-Eschbachs sind jedoch (noch) nicht gewonnen worden.

Die insgesamt 35 Erwähnungen von Aschebach im Lorscher Codex mit Bezug zum 8. und 9. Jahrhundert sind weder Ober- noch Nieder-Eschbach (oder gegebenenfalls sogar einem anderen Ort, z.B. Eschborn) eindeutig zuzuordnen; eine entsprechende Unterscheidung nimmt der Codex nicht vor.

Es ist davon auszugehen, dass die Mönche, die im 12. Jahrhundert die Abschriften der im Kloster Lorsch vorliegenden Urkunden vornahmen, die Ortsnamen Aschebach bzw. Aschebrunne in den Codex übernahmen, ohne die Lokalitäten zu überprüfen. Da „-bach“ und „-brunne“ (mundartlich zu born gewandelt) jedoch im Alt- wie im Mittelhochdeutschen auch die Bedeutung von „fließendem Wasser“ (von der Quelle her) haben können, ist eine genaue Unterscheidung von Eschbach und Eschborn für das frühe Mittelalter nur schwer möglich. Ein Beispiel für die sich daraus ergebende Problematik ist die Schenkung des oder der Erschenswind (es ist aus den Angaben im Lorscher Codex nicht zu entnehmen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt) einer Hofreite mit der „Kirche des Heiligen Lambert“ am 18. September 774 an das Kloster Lorsch. Die Annahme, damit sei die Alte Kirche (das heutige Alte Rathaus) im Stadtkern von Ober-Eschbach gemeint, ist als unzutreffend einzustufen: diese Kirche war dem Heiligen Petrus geweiht. Eine Kirche des Heiligen Lambert gibt es hingegen in Eschborn. Ein Wechsel des Patroziniums der Kirche in Ober-Eschbach zu unbekannter Zeit ist unwahrscheinlich, weil archäologische Untersuchungen in den Jahren 1996/97 ergeben haben, dass ihr Vorgängerbau dem 9. oder 10. Jahrhundert als Entstehungszeitraum zuzuweisen ist, es sich also auch aus diesem Grund nicht um das in der Erschenswind-Schenkung erwähnte Gotteshaus handeln kann[2].

1255 fällt das Dorf an die Herren von Falkenstein. 1269 wird Gottfried von Eppstein als Eigner des Oberhofs genannt. Im Jahr 1416 gelangt Ober-Eschbach an das Erzbistum Mainz. 1419 wird der Ort Lehen der Herren von Eppstein. 1487 wird Ober-Eschbach als homburgische Enklave zusammen mit Homburg an Graf Philipp von Hanau verkauft. 1527 fällt der Ort wieder in Eppstein-Königsteiner Besitz zurück, 1535 wiederum durch Erbschaft an die Grafen von Stolberg-Königstein. 1548 wird die Reformation nach lutherischem Bekenntnis erwähnt, um 1550 Ludwig Münster als erster lutherischer Pfarrer. 1578 verpfändete Graf Christoph von Stolberg-Königstein Ober-Eschbach zusammen mit anderen Dörfern an den Grafen von Hanau, löste das Pfand aber nicht wieder ein. 1595 wurden Ober- und Nieder-Eschbach zusammen mit Steinbach und Holzhausen v.d.H. endgültig an Hanau abgetreten und dem Amt Rodheim zugeschlagen.

Ehemalige Evangelisch-Reformierte Kirche. Turm und Schiff frühgotisch. Turmhelm und Chor barock. 1823 profaniert. Bis 1972 Bürgermeisteramt („Altes Rathaus“)
Ehemalige Evangelisch-lutherische Pfarrkirche „Zur Himmelspforte“, seit 1823 Gotteshaus der unierten Gemeinde

1596 wurde in der Grafschaft Hanau-Münzenberg das reformierte Bekenntnis eingeführt („zweite Reformation“). Im gleichen Jahr wurde erstmals eine Schule in Ober-Eschbach erwähnt. 1630 wurde das Pfarrhaus zerstört; die Gemeinde wurde dann von Nieder-Eschbach aus verwaltet. Nachdem 1642 die reformierte Linie des Hanau-Münzenberger Grafenhauses ausstarb, bildeten sich in vielen hanauischen Orten lutherische Gemeinden, die aber zahlenmäßig geringer und wirtschaftlich schwächer blieben als die reformierten. Ab 1642 fanden in Ober-Eschbach auch lutherische Gottesdienste statt, zunächst im Saal des Oberhofs, ab 1644 „auf der Pforte“, dem damaligen Rathaus. 1693 wurde eine lutherische Schule erwähnt, 1700 eine reformierte. 1716 wurde das lutherische Pfarrhaus erbaut, 1720 wieder ein lutherischer Pfarrer angestellt, 1728–1731 die lutherische Kirche erbaut. Sie erhielt Ausstattungsstücke aus anderen Kirchen der Grafschaft Hanau, unter anderem eine Kanzel aus der Johanneskirche in Hanau.[3] 1736 fiel die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch Ober-Eschbach an Hessen-Kassel. 1767 erhielt die reformierte Kirche einen Zwiebelturm, 1787 ihren Rundchor. 1810 kam das Amt Rodheim mit Ober-Eschbach zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt. 1823 wurden die beiden Glaubensrichtungen lutherisch und reformiert vereinigt; erster unierter Pfarrer wurde der letzte reformierte Pfarrer Johann Philipp Gruber. Man einigte sich auf die bisher lutherische Kirche „Zur Himmelspforte“ als gemeinsames Gotteshaus und profanierte die reformierte Kirche. Diese wurde ab 1824 unter anderem als Rathaus genutzt.

1941 wurde die Freiwillige Feuerwehr von Ober-Eschbach gegründet. 1945 und 1946 zogen Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Ober-Eschbach. 1950 wurde mit der Ausweisung von neuen Baugebieten begonnen. 1953 fand die 1200-Jahre-Feier mit Festumzug statt, die, wie die neueren Erkenntnisse zeigen, zwar keine historisch nachprüfbare Grundlage hatte, aber ein gelungenes Fest war. 1957 wurde die neue Schule eingeweiht und 2005 wegen des starken Zuzugs als Grundschule mit einem Neubau erweitert.

Entwicklung seit der Eingemeindung

Ober-Eschbach ist seit 1972 durch den freiwilligen Grenzänderungsvertrag zu einem von fünf Stadtteilen von Bad Homburg vor der Höhe geworden. Während das Dorf bis dahin nur wenig überörtliches Gewerbe aufwies, setzte danach eine rasante Entwicklung in der Wohnbebauung und vor allem der hochwertigen Gewerbeansiedlung ein. Die verkehrsgünstige Lage und die Attraktivität des Namens Bad Homburg v.d. Höhe trugen dazu bei.

1984 wurden die ersten Anfänge des auf alten Streuobstwiesen ausgewiesenen Gewerbegebietes Am Atzelnest mit der Einweihung der deutschen Vertriebszentrale von Hewlett-Packard getan. Später folgten Du Pont de Nemours, Norsk Data und weitere Firmen aus den Sektoren Hightech, Ausbildung und Dienstleistungen. 1987 wurde im westlichen Neubaugebiet An der Leimenkaut (bebaut 1982/1986) das evangelische Gemeindezentrum eingeweiht. Im Jahr 1995 wird schließlich die neue katholische Filialkirche St. Elisabeth mit dazugehörigem Gemeindezentrum feierlich eingeweiht; sie steht in direkter Nachbarschaft zum evangelischen Gemeindezentrum. Im gleichen Jahr öffnete auch der Kindergarten im östlichen neuen Wohngebiet Hessengärten (gebaut 1979/82) seine Pforten. 1994 wurde die Außenstelle der Stadtverwaltung im „Alten Rathaus“ geschlossen, die Stadt bietet die bürgernahen Leistungen nur noch zentral an. Ab 1995 wurde ein weiteres Gewerbegebiet Am Massenheimer Weg eröffnet, dort haben sich unter anderem ein Lebensmittelgroßhändler, ein Malerbedarfshandel, eine Möbelspedition und ein Reifenhändler angesiedelt. Im November 2007 schließlich eröffnete am Südring einer der größten BMW/Mini-Vertragshändler des Rhein-Main-Gebiets.

In den Jahren 2003/2006 erhielt der Ober-Eschbacher Friedhof eine repräsentative Ummauerung aus grobem Naturstein, die optisch an die zum Teil noch vorhandene spätmittelalterliche Ringmauer im Ortskern anknüpft. Eine weitere Ortsbildverbesserung ist durch die im Frühjahr 2008 umgestaltete Ortseinfahrt am Gewerbegebiet Leimenkaut entstanden: ein begrünter neuer Straßenkreisel bietet besseren Verkehrsfluss.

Eschbach (künstliche Bachführung)

Wappen

Das (nichtamtliche) Wappen von Ober-Eschbach ist erst neueren Datums. Erst im Jahr 1989 wurde das Wappen durch den Heraldiker Heinz Ritt erstellt. Das Wappen ist durch einen Wellenbalken, der den Eschbach repräsentiert quer geteilt. Die Petrusschlüssel im oberen Bereich verweisen auf die Kirche, das älteste Gebäude des Ortes, der Eschenzweig auf den Baum Esche, der dem Eschbach den Namen gab. Die Farben Rot und Gold waren die Farben der Grafen von Hanau, die früheren Ortsherren[4].

Infrastruktur

Ober-Eschbach liegt im östlichen Teil der Stadt Bad Homburg zwischen den Bundesautobahnen 5 und 661 und grenzt im Westen an den Stadtteil Gonzenheim, im Norden an den Stadtteil Ober-Erlenbach, im Osten an den Frankfurter Stadtteil Nieder-Eschbach und im Süden an Bommersheim, einen Stadtteil von Oberursel (Taunus).

Bahnübergang U2 in Ober-Eschbach

Die Frankfurter Stadtbahnlinie U2 hat in Ober-Eschbach einen Haltepunkt und verbindet den Stadtteil mit der Stadtmitte Frankfurts, nicht jedoch mit dem Zentrum von Bad Homburg. Von 1910 bis 1971 fuhren statt der Stadtbahn die elektrischen Züge der Frankfurter Lokalbahn AG, diese allerdings noch bis zum Homburger Marktplatz. Heute übernehmen die Stadtbuslinien 1 und 11 sowie 2 und 12 die Verbindung mit der Innenstadt von Bad Homburg.

Eine Ortsumgehung besteht seit 1988 (Südring), erweitert 1995 um den Ostring bis zur Unterführung der Bundesautobahn 5 nach Ober-Erlenbach. 1993 hatte man bereits die Ostumgehung von Ober-Eschbach bis zur Abfahrt Leimenkaut freigegeben, 2003 folgte dann die Verlängerung der K 766 (neu) bis Friedrichsdorf. Der nun kaum noch belastete Ortskern hat somit viel von seinem Charme zurückgewonnen.

Im Süden des Stadtteils liegt das Bad Homburger Kreuz der Bundesautobahnen 5 und 661, Ober-Eschbach besitzt jedoch keinen direkten Autobahnanschluss. Die südlichen Ortsteile sind durch den Bau von Schallschutzanlagen längs der Bundesautobahn 5 nahezu schallfrei geworden.

Archäologischer Garten

Archäologische Ausgrabungsstätte „Römische Villa“

An der Lorscher Straße befindet sich der Archäologische Garten. Es handelt sich um die Ruinen eines römischen Gutshofes, die freigelegt und Teil einer Freifläche sind. 1991 wurden die Mauerreste bei der Errichtung eines Neubaugebietes entdeckt. Die Überreste des Haupthauses der Villa rustica wurden saniert und 1995 als archäologischer Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Reste der dazugehörigen Scheunen, Getreidespeicher, Stallungen und Sklavenwohnungen wurden nach Abschluss der Ausgrabungen nicht erhalten und mussten dem Neubaugebiet Platz machen.[5]

Persönlichkeiten

Hat in Ober-Eschbach gewirkt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Friedrich Boehmer, Friedrich Lau: Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt. Joseph Baer & Co, Frankfurt am Main 1901–1905 (Zwei Bände), darin Urkunde Nr. 45 vom 14. Juli 1219
  2. Rüdiger Kurth, Neue Aspekte zur Ober-Eschbacher Geschichte, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zur Bad Homburg vor der Höhe 51 (2002), S.132-134
  3. Caroline Grottker: Lutherische Kirchen in der Grafschaft Hanau-Münzenberg unter Graf Johann Reinhard III. (1712-1736) [unveröffentlichte Magisterarbeit am Fachbereich Philologie und Kunstwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main]. Frankfurt 1984, S. 61–66 (63).
  4. Taunus Zeitung vom 17. Juli 2009, S. 17 "Ober-Eschbach für unterwegs"
  5. “Relikte im Untergrund“; FAZ vom 29. März 2011, Seite 49

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